Unser digitales Müllproblem langsam auf der politischen Tagesordnung

Dass wir ein digitales Müllproblem haben, machte Bruce Schneier bereits auf der RSA-Konferenz 2008 deutlich. Im Juli diesen Jahres stellten Informatiker der Universität des Saarlandes eine mögliche Lösung vor.

Noch sind die Entwicklungen in einem Anfangsstadium, aber dennoch kommen nun Forderungen seitens der Politik, dass Daten in sozialen Netzwerken mit einem Verfallsdatum versehen werden. Justizstaatsekretär Max Stadler bekräftigte, dass man aber seitens der Politik keine gesetzliche Regelung anstrebe. Er sähe in einer solchen Lösung einen ersten Schritt zu mehr Netzsicherheit, die vor allem Jugendlichen zu Gute käme. Am besten wäre, dass die Netzwerkbetreiber dies freiwillig anbieten würden. Der Justizstaatssekretär sieht die Gefahr, dass Daten miteinander verknüpft und so Bewegungsprofile von Bürgern erstellt werden könnten. Davor müssten besonders Jugendliche geschützt werden.

Vor Ablauf des Verfalldatums bekäme der Nutzer eine Erinnerungsmail und müsste dann ausdrücklich bestätigen, dass seine Daten weiter im Netz sichtbar sein sollen. Dass dies technisch machbar sei sähe Stadler beispielsweise bei Verfallsoptionen, die seitens der Betreiber von Online-Spielen angeboten werden.

Ein sicherlich auch wirksamer Schutz ist, wenn die Internetznutzer gut über die Regeln und Gefahren des Netzes aufgeklärt werden. Medienkompetenz ist ein wichtiger Faktor. Die geplante Stiftung Datenschutz soll aufklären und durch Sigel ähnlich wie die Stiftung Warentest gute Seiten von schlechten unterscheidbar machen. Für mehr Datenschutz und etwas Vermittlung von Medienkompetenz kann sie sicherlich eine wichtige Aufgabe übernehmen aber sie kann jedoch nicht alle Probleme lösen.

Quellen:
Verfallsdatum für Facebook-Inhalte, Futurezone.orf.at
Verfallsdatum für Inhalte auf Facebook gefordert, Winfuture.de
Justizstaatssekretär regt Verfallsfrist für Daten in sozialen Netzwerken an, heise online

4 Kommentare

  • Sehr interessanter Artikel, vielen Dank dafür. Ich habe mich erst kürzlich mit Freunden darüber unterhalten, dass das Internet zumüllt und v.a. auch die ersten digitalen Leichen beherbergt. Ausschlaggebend war unser Versuch, das Facebook-Profil eines verstorbenen Freundes zu löschen: was wirklich enorm kompliziert ist!

    • Dörte Böhner

      Das ist ein Thema, was leider nur langsam in das Bewusstsein der Verantwortlichen vorrückt. Meiner Meinung nach ist die Umsetzung auch komplizierter, als sich dass dieser Politiker momentant vorstellt. Dieses automatische Verfallsdatum hilft tatsächlich, die Kontrolle über seine Daten zu behalten, andererseits wer sehr aktiv ist, der regelmäßig viele Angebote nutzt, der wird recht schnell durch solche Erinnerungsmails zugespamt.

      Facebook und soziale Netzwerke sind noch ein gesondertes Problem, wenn es darum geht, Verstorbene daraus zu entfernen. Am besten ist, man setzt sich mit einem der Verantwortlichen der Community in Verbindung.

  • hm, da gabs doch auch mal Ansätze überhaupt bei Bildern im Netz? JPG-Dateien die mit einem Verfallsdatum versehen werden und dann irgendwann nicht mehr abrufbar sind … Denk aber auch das sowas in der Realität sehr schwer wird politisch korrekt umzusetzen (oder halt allein schon technisch gesehen).

    • Dörte Böhner

      Es ist technisch wohl möglich, über Metadaten in den JPEGs eine Löschfrist zu programmieren, aber in welchem Ausmaß dies heute eingesetzt wird, kann ich nicht beurteilen. Eine generelle Löschfrist wird jedoch in der geplanten Weise schwierig. Jeder, der sehr viel im Web unterwegs ist, wird an vielen unterschiedlichen Stellen relevante Informationen hinterlassen haben. Für Wissenschaftler wird das zunehmend Realität sein. Wenn es in Arbeit ausartet, diese dann immer wieder zu bestätigen – und in einigen Jahren kann sich vieles ansammeln – werden diese Informationen einfach verloren gehen.