Aufbauarbeit in Äthiopien

In Äthiopien baut Professor Herbert Eichele als Gründungspräsident ein Modell-Universität nach deutschem Vorbild auf, welche zum Maßstab für Universitäten in diesem sehr armen Land werden soll. Eichele war fast 34 Jahre lang Rektor der Ohm-Hochschule Nürnberg und hilft nun beim Aufbau einer Universität in Adama.

Beim Aufbau der Hochschule in Äthiopien ist er auf Spenden angewiesen, so dass sein Heimaturlaub ein Arbeitsurlaub war, in dessen Ergebnis Spenden wie z.B. drei Zahnarztstühle und zwei Paletten mit Netzwerkgeräten darauf warten, über Dubai in Land seiner Hochschule eingeflogen zu werden, ohne dass für den Aufbau der Netzwerkinfrastruktur zu viel Geld ausgegeben werden müsste, das ohnehin knapp ist.

Eichele hat schon viel geschafft, so wuchs die Zahl der Studierenden von ca. 6.500 auf mehr als 20.000 an. Viele neue Gebäude wurden auf dem Campus in Adama errichtet, u.a. für die 18.000 Wohnheimplätze für die Studierenden. Es gibt auch einen zweiten Standort für Medizin und Landwirtschaft. Derzeit wird nun eine große Bibliothek neu errichtet, die noch in diesem Jahr eingeweiht werden soll. Bereits fünf Bibliotheksgebäude gibt es auf dem riesigen Campus in Adama, die für eine gute Literaturversorgung der Studierenden und Promovierenden sorgt. Mit Öffnungszeiten von 22 Stunden von Montag bis Samstag wird so für einen guten Zugang an inzwischen 6 Standorten gesorgt.

Promotionen sind nun auch in Äthiopien möglich, auch wenn die Betreuer teilweise aus dem Ausland kämen. Um promovieren zu können, müssen in diesem Entwicklungsland passende Testlabore aufgebaut werden, die danach weiterhin zur Verfügung ständen. So fließt eine Menge Know-how dauerhaft nach Adama, denn es nütze wenig, wenn Studierende dann zurückkommen und die gewohnte Technik nicht im Heimatland vorfinden. So wichtig ein Austausch auch ist, so wichtig ist auch eine Anpassung der Infrastrukturen vor Ort.

Der ehemalige Nürnberger Rektor hat auch andere Hochschullehrer aus Deutschland für die Aufbauarbeit in Äthiopien begeistert, die als erfahrene Langzeitmitmacher in ihrem Fachgebiet Führungsaufgaben übernehmen, um so zum Erfolg der Universität beitragen. Er hat bereits viel erreicht, aber Eicheles Vertrag endet nächstes Jahr, aber er hat von der äthiopischen Regierung bereits ein Angebot für einen weiteren Fünfjahresvertrag, der aber nicht ganz seinen Vorstellungen entspricht. Bis Ende des Jahres wird er sich entscheiden. Eichele ist in fünf Jahren 66 Jahre alt und es fällt ihm auch nicht so einfach in einem fremden Kulturland zu leben. Andererseits gibt es derzeit im afrikanischen Land etwa 190.000 Studierende, doch in fünf Jahren sollen es nach Wunsch der Regierung 470.000 sein. Dazu sollen 10 neue Universitäten nach Eicheles Modell aufgebaut werden, aber woher sollen Dozenten und eine passende Finanzierung kommen? Durch die Wirtschaftskrise sei das Entwicklungsland bereits jetzt hart getroffen. Außerdem gehe es ihm beim Aufbau der Universität eher um Qualität und nicht um Quantität, auch wenn man in Adama gezeigt hätte, dass man mit wenig viel machen könnte.

Quelle:
Kaiser, Markus: Nürnberger Wissen leistet Aufbauarbeit in Afrika, Nürnberger Zeitung