Bibliothekartag 2012

Eindrücke vom Festabend des Bibliothekartages 2012

Bibliothekartag 2012

Bibliothekartag 2012, Quelle: Bibliothekartag2012.de

Vermutich geht es heute wieder ein wenig drunter und drüber in meinem Blogbeitrag, aber noch sind die Eindrücke frisch und unsortiert.

Schola Cantorosa hat uns mit typischen “Hamburg”-Liedern auf dem heutigen Festabend begrüßt. Der Männerchor hätte gefühlt ein wenig länger singen können. Danach wurden die Gäste des Bibliothekartages von Dr. Klaus-Rainer Brintzinger (Vorsitzender des Vereins der Bibliothekare) begrüßt. Er erinnerte sich an alte Berichte zu Themen, die bereits auf “historischen” Bibliothekartagen diskutiert worden sind, so denn ob eine Annäherung an die angloamerikanischen Regeln möglich und vor allem wünschenswert wären (lautes Schmunzeln im Publikum) oder das Thema Urheberrecht.

Der Rohstoff WissenRohstoff Wissen??? Können nicht höchsten Informationen Rohstoff sein, wenn man das so sehen will?, der Bibliotheken wichtig macht, Bibliothekare, die für ihre Nutzer arbeiten… Baustellen, unreflektierte Aussagen, die ergänzt wurden, durch Bibliothek als Ort und Bildungsvermittler… Ein wichtiges Fazit in diesem Vortrag war seine Erkenntnis: Das Ende der Gutenberg-Galaxis ist nicht sichtbar. Bibliotheken sehen sich mit neuen Aufgaben konfrontiert und Metadaten werden beschwört, die wiedrum neue Aufgaben verursachen werden (Semantic Web) und welche weit über Bibliotheken hinausreichen werden.

Brintzinger sprach dann von Bibliothekaren als Kulturvermittler. Daher bekennen sie sich als Kulturschützer zum Urheberrecht. Da die Kulturschaffenden Verbreitung wollen, müssen sie aber auch Distributionskanäle schaffen, welche letztendlich Bibliotheken als Vermittler nicht ausschließen dürfen.

Für wissenschaftliche Bereiche dürfen rechtliche Restriktionen keinen wissenschaftlichen Austausch verhindern, der elementar für Wissenschaftler ist und der über Bibliotheken letztendlich vermittelt wird. Daher bedarf es eines Wissenschaftsurhberrechts und dies ist auch ein Grund, warum Bibliotheken Open Access befürworten.

Die von Brintzinger angebrachten Punkte sollten nachdenklich stimmen und in vielen Diskussionen münden, aber es muss auch endlich ein Vorankommen in diesen Bereichen geben und eine kritische Auseinandersetzung damit. Kann dies ein großer Bibliothekartag mit 4500 Teilnehmern (gewähr)leisten?

Dem Grußwort der zweiten Bürgermeisterin der Freien und Hansestadt Hamburg Dr. Dorothee Stapelfeldt folgte Flippie van der Walt aus Südafrika, der als ausländischer Gastredner und Bibliothekar aus Kapstadt (http://www.capetown.gov.za/library) sprach.

Die nächste Einlage von Schola Cantorosa “Ich wäre so gerne ein Showgirl” ließ die Zuhörer/-schauer schmunzeln und war eine schöne Einlage zwischen den Reden.

Roger Willemsen

Roger Willemsen, Quelle: Bibliothekartag2012.de

Roger Willemsen hielt ohne Luft zu holen und die Redegeschwindigkeit seiner vorgegebenen Zeit angepasst den Festvortrag. Da er viel zu erzählen hatte, war das Redetempo entsprechend hoch. Ich versuche mal, die mir wichtigsten Eckpunkte seiner Rede zusammenzuraffen. Ich hoffe, der Sinn wird dadurch nicht entstellt.
Er bezeichnete sich als Parasit der Bibliotheken, der die schwitzigen Zellophaneinbände inhaliert habe. Es wurde gelacht, zumal er uns als Verschwörer und Sektierer sieht (ähnlich den Urchristen, die sich mit Geheimzeichen zu verständigen wussten).

Alle Beteiligten in der Urheberrechtsauseinandersetzung befänden sich derzeit in die Defensive gedrängt. Diese Position würde nicht die besten Argumente hervorbringen. Das müssten wir ändern. Wir müssten (uns) klarmachen, dass wir nicht mit materieller Ware handeln, sondern dass unsere Ware die Ergebnisse einer Rezeption unserer verwalteten Informationen durch unsere Nutzer sei. Zudem wäre Emotionalität etwas, was in der Welt der Bibliotheken eine Rolle spielt, in Form von Litratur.

Bibliotheken können hier in dieser Form Werte stiften, indem sie mit ihrer Literatur anstecken zum Träumen, Nachdenken und schließlich auch zum Kommunizieren. Der Besuch von Bibliotheken hilft, Einsamkeit zu überbrücken oder Dinge verständlich zu machen oder Sprachlosen zurück zur Sprache zu verhelfen. Bibliotheken schaffen Räume zur Kommunikation und sind damit eben auch essentiell.

Bibliotheken und Literatur bauen Brücken und helfen, Widersprüche aufzudecken und letztendlich Individuen zu begründen. Individuen sind mündig, verantwortungsbewusst, emanzipiert, (selbst-)denkend. Diese Art von Wissenden wiederum können Dinge ändern und zum Besseren wenden.

Es war ein flammendes Plädoyer für das Herz, meinten meine beiden Sitznachbarinnen (@maiple und @tirukes) einstimmig zu diesem gelungenen Beitrag.

Schola Cantorosa intonierte dann Max Raabes “Kein Schwein ruft mich an”. Beendet wurde die Veranstaltung mit dem “Auszug der Sängerknaben” aus dem Saal mit dem Song “Agent zu sein”.

Anschließend fand das Get Together und Eröffnung der Firmenausstellung statt, wo die junge Hamburger Band Flo Fernandez für die musikalische Unterhaltung sorgte.