3 Kommentare

  • outroupistache

    Das sehenswerte weil weitgehend jargonfreie Video ist nicht die “Strategie” der Bibliothek. Die Bibliotheks-“Strategie” wurde altmodisch schriftsprachlich und mit entwicklungspsychologischem Jargon ausformuliert:
    http://www.fingalcoco.ie/media/Fingal%20County%20Libraries%20Early%20Years%20Literacy%20Strategy%20English.pdf

    Man sollte ja meinen, das sei in dieser Form Aufgabe der Kindergärten oder Kindertagesstätten und die Bibliotheken fingen an, in fremden Territorien zu grasen. Dann wäre es letztlich doch nur wieder Bibliotheks-Macketing. Seit einigen Jahren beschleicht mich jedoch zunehmend das Gefühl, dass einige Kindergärten es nicht können oder wollen. Das hängt vielleicht damit zusammen, dass dort zunehmend “illiterates” Personal rekrutiert werden muss und möglicherweise auch mit den typischen Überforderungen des Humanressourcen-Managements in Frauenberufen. Das so genannte “Offene Konzept”, bei dem sich die Kinder ihre Aktivitäten selbst aussuchen können, was dazu führt, dass Kindergartenkinder weder im Elternhaus noch im Kindergarten selbst jemals ein Buch vor der Einschulung in die Hand bekommen, ist für pädagogisch verbrämte Ressourcen-Einsparung wunderbar geeignet.
    Das kann “uns” nicht egal sein. Uns bricht der Unterbau weg. Wer wäre denn da, der die Bildgungsabgase ohne Einbau einer opportunistischen Software misst? Mir fällt gerade niemand ein.

    • Wolfgang Kaiser

      Hallo, vielen Dank für Ihre wertvollen Anmerkungen. Inzwischen ist manchen Berufsfachschulen, die Kinderpflegerin ausbilden zunehmend egal, ob jemand einen qualifizierenden Mittelschulabschluss mitbringt oder eine Note 4 in Deutsch. Insofern gebe ich Ihnen, was das mit dem “illiteratem” Personal angeht, Recht. Was meinen Sie mit pportunistischer Software? Und was meinen Sie mit Unterbau?Ich habe das Video so benannt, wie es auf dem YouTube-Kanal benannt wurde, aber natürlich werde ich es mit dem Dokument “Early Years Literacy Strategy der Fingal County Libraries” verlinken. Herzliche Grüße, Wolfgang Kaiser

      • outroupistache

        Die opportunistische Software war eine Anspielung auf den Abgasskandal bei VW. Die interessierte Falschbeschreibung von Istzuständen im Gewand belastbarer Messdaten ist aber kein VW-Monopol. Sie ist nach meiner Beobachtung eine tragende Säule des Berichtwesens insgesamt und hat mit der opportunistischen Software in unserem Kopf zu tun. Das wird gerne als “ethisches Versagen” beurteilt und dieses Etikett führt zu einem Folgeproblem: Die treibenden Zwänge dieses Settings werden nicht benannt. Stattdessen wird eine selbstlose Heldengesellschaft herbeifantasiert.

        Der Unterbau sind Kinder, die an konzeptionelle Schriftsprache herangeführt werden und damit an begriffsgebundenes, schlussfolgerndes, vorausschauendes und dekontextualisiertes DENKEN in Bildungkulturen mit hoch-verdichteten und komplexen Informationen. Es ist ja schön, wenn Bibliotheken Literacy-Programme anbieten. Aber während eine Bibliothek 30 Eltern von Kindern pro Woche mit einer Veranstaltung erreicht, könnten Kindergärten 500 Kinder täglich erreichen, und zwar auch bei solchen Kindern, die es nötig haben und nicht bei den Bildungsbürgern, die sowieso in die Bibliothek kommen. Insofern hängt die Zukunft der Bibliotheken fundamental vom tatsächlichen Erfolg der Vorschulerziehung außerhalb der Bibliotheken ab. Wie Vorschulerziehung außerhalb der Bibliotheken umgesetzt wird, kann uns nicht egal sein.
        Grüße, Outrou