Hat es sich ausgeklingelt beim Bücherwecker? – Bibliotheken sind gefordert

Im Jahr 2010 berichtete Katharina Lachman hier im Blog über den Bücherwecker.

Der Erinnerungsdienst für Bibliotheksnutzer, deren eigene Bibliothek keine Erinnerungsmails über den drohenden Ablauf von Leihfristen versendet oder die mehrere Bibliotheken im Auge behalten müssen, droht nach 17 Jahren seinen Dienst einzustellen.

Sven Stefani schreibt:

Aufgrund verschiedener persönlicher Einflüsse konnte ich das Engagement für den Bücherwecker nicht auf dem Level halten, wie es sinnvoll wäre. In den letzten Jahren habe ich lediglich noch Fehler korrigiert. Es wäre eine Überarbeitung des kompletten Systems vonnöten gewesen, um neue Webtechnologien zu nutzen. Zumindest wäre eine Anpassung an aktuelle Betriebssoftware notwendig geworden.

Leider schafft Herr Stefani es nicht mehr, aus zeitlichen und und auch ein kleinwenig finanziellen Gründen, das Angebot aktuell und somit funktionsfähig zu halten. Fehlermeldungen häufen sich. Einige Bibliotheken können nicht mehr abgefragt werden. Die Arbeit wird zu viel.

Es sieht derzeit danach aus, dass ich den Bücherwecker in einigen Monaten abschalten werde. Wann das sein wird oder ob es eine andere Lösung geben wird, werde ich zu gegebener Zeit mitteilen.

Um den Fehlermeldungen her zu werden, löscht er nicht mehr erreichbare Bibliotheken und Accounts der Nutzer, die dann keine Bibliothek mehr beobachten können.

Ein bisschen Hoffnung gibt es noch:

Falls es Bibliotheken gibt, die den Bücherwecker so toll finden, dass sie sich eine Beteiligung an den Kosten einer Neuentwicklung oder der Anpassung an die aktuelle PHP-Version vorstellen können, dürfen sie sich gerne an mich wenden. Derzeit werden die Bibliotheken über die jeweilige Webseite des OPACs ausgewertet. Das ist recht fehleranfällig, wenn sich an der Seiten etwas ändert. Auch wenn das im Bibliothekswesen nicht so häufig passiert. Bessere Möglichkeiten der Abfrage, welche Medien ein Nutzer entliehen hat, bietet die PAIA-Schnittstelle, die aber bislang kaum von Bibliotheken angeboten wird. Der Bücherwecker sollte zukünftig diese Schnittstelle abfragen können. Bei der Implementation auf Seiten der Bibliotheken könnte ich ebenfalls behilflich sein.

Mit dem Bücherwecker geht nicht ein zusätzlicher Dienst verloren, sondern die Möglichkeit, gezielt über eine Stelle alle Leihfristenden zu erfahren, wenn unsere Nutzer viele verschiedene Bibliotheken besuchen. Schnell kann da eine stattliche Zahl zusammen kommen: Unibibliothek, Hochschulbibliothek, Öffentliche Stadtbibliothek, Spezialbibliothek XY … Es ist ein netter Service, der Bibliotheksnutzern einen Mehrwert bringt.

Ich habe den Bücherwecker während meiner Arbeit jederzeit gerne empfohlen. Leider bin ich des Programmierens etc. nicht mächtig, möchte daher aber auf das drohende Ende des Bücherweckers aufmerksam machen und fragen: Ist die Bibliotheksmenschcommunity ähnlich wie bei OpenBiblioJobs in der Lage, hier fachlich und ggf. programmiertechnisch zu unterstützen?

Recherche im Karlsruher Virtuellen Katalog

Informationsbroker Michael Klems erklärt die Suche mit dem Karlsruher Virtuellen Katalog. Ein wenig lustig fand ich die Bemerkung: “Tja, jetzt sind da teilweise auch ältere Literaturquellen dabei, die elektronisch gar nicht mehr verfügbar sind.” Sicherlich meint Herr Klems hier, dass diese noch gar nicht elektronisch verfügbar sind. Ansonsten kurz und knackig einmal die Suche im KVK:

Wer sich in die Welt des Inforbrokers ein wenig weiter vertiefen will, kann dies auf der Website von Michael Klems tun: Infobroker.de

This is what a librarian looks like

Der Anfang zum Buch “This is what a librarian looks like” findet sich 2014 auf der Seite slate.com. Dort veröffentlichte der Fotograf Kyle Cassidy erstmals Bilder von Bibliothekaren_innen. Es ging ihm darum, die Vielfalt der Menschen zu zeigen die in Bibliotheken arbeiten.

Und dies gelingt ihn mit dem nun erschienenen Bildband ganz hervorragend. Mehr als 200 Bilder von Bibliothekaren_innen aus allen Bibliotheksrichtungen hat er gesammelt. Zusammen mit Zitaten, was diese an ihrer Arbeit oder an Bibliotheken besonders schätzen und warum sie glauben dass Bibliotheken immer noch wichtig sind.

Dazwischen kommen auch immer wieder bekannte Menschen zu Wort, die ihre Geschichte erzählen wie ihnen Bibliotheken im Leben geholfen haben, unter anderem Neil Gaiman, Corey Doctorow und Amanda Palmer.

Ergänzt wird diese Sammlung durch Geschichten einzelner amerikanischer Bibliotheken. Teilweise kleine Bibliotheken die das Zentrum der Stadt sind, die die einzigen Einrichtungen mit Breitband-Internet sind und auch ansonsten einen großen Beitrag zum Leben in ihrer Stadt leisten.

Der Zusatz zum Buchtitel lautet daher auch so schön: “A celebration of libraries, communities, and access to information”.

Auch auf die Gefahr hin, pathetisch zu klingen, aber genau dies tut dieser Bildband. Man liest und schaut sich durch die Bilder und zurück bleibe ein positiv und aufbauendes Gefühl. Es ist schön zu lesen, wie sehr Bibliotheken in ihre Gemeinschaften eingebunden sind. Wie sehr sich Bibliothekare_innen engagieren oder was sie erreicht haben.

Auf jeden Fall sinnvoll investierte 19€ für ein Hardcover Buch.

Kyle Cassidy hat schon weitere Bildbände veröffentlicht:
Bewaffnetes Amerika: Waffenbesitzer und ihr Zuhause im Portät
War Paint: Tattoo Culture & the Armed Forces

Der nächste Bildband ist sicher auch wieder für ein breiteres Publikum interessant:
Where I write: Fantasy and Science Fiction authors

Unterbesetzt, unterbezahlt, unterbewertet

sagt eine wissenschaftliche Studie zum “Wandel der Arbeit in wissenschaftsunterstützenden Bereichen an Hochschulen”, (Study der Hans-Böckler-Stiftung Nr. 362.) von Andrä Wolter von der Berliner Humboldt-Universität (HU) und Ulf Banscherus von der Technischen Universität Berlin (TU).

Betroffen davon sind natürlich auch die Hochschulbibliotheken (6.4 Bibliotheken, S. 130-133). Neben mehr Studierenden, die in immer kürzerer Zeit ihr Studium absolvieren sollen, kommen auch durch die Digitalisierung immer komplexere Aufgaben auf Famis und Bibliothekare zu. Durch Wegfall standardisierter Vorgänge, z.B. Selbstverbuchung von Medien zur Ausleihe, kommen nur noch Problemfälle an die Theke, häufig verbunden mit unbefriedigenden Diskussionen und Entscheidungen, bspw. Mahnungen, Buchersatz etc. Auch neue Augaben müssen bewältigt werden, z.B. Publikationsberatung, Digitalisierung von Altbeständen, Schulung von Informationskompetenz usw. Dies alles jedoch wurde i.d.R. nicht durch zusätzliches Personal abgefangen, sondern durch eine Verdichtung von Aufgaben bei vorhandenem und z.T. geringerem Personalstamm.

Nicht zu unterschätzen für die Arbeitszufriedenheit und ein Sicherheitsgefühl der Beschäftigten ist:

“Der zunehmende Legitimationsdruck, die steigende Anzahl von Befristungen und der Einsatz von studentischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern führen schließlich zur Besorgnis bei einigen Bibliotheksbeschäftigten in Bezug auf ihre Anstellung.” (S. 133)

 

Quellen:
Banscherus, Ulf u.a.: Wandel der Arbeit in wissenschaftsunterstützenden Bereichen an Hochschulen, Study der Hans-Böckler-Stiftung Nr. 362.
Hochschulen: Mehr Arbeit, gleiches Geld, Böckler Impuls, Ausgabe 16/2017
Studie untersucht Situation des wissenschaftsunterstützenden Personals, CEWES des GESIS
Selle, Annette: Unterbesetzt, unterbezahlt, unterbewertet, Welt.de

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