Eine Zweigbibliothek für Wohnungslose während der COVID-19 Pandemie

Christian Schmidt machte im vergangenen Jahr mit seiner deutschsprachigen Veröffentlichung “Obdachlose Menschen als Bibliotheksbesucher: Aktuelle Herausforderungen im Spiegel der Agenda 2030 der Vereinten Nationen” deutlich, weshalb Bibliotheken für Wohnungslose bzw. “Obdachlose” essenziell sind.

Während der Ausgangsbeschränkungen bzw. -sperren aufgrund COVID-19 Pandemie waren alle Bibliotheken geschlossen. Alle Bibliotheken?

Nein, Ryan Dowd (Buchauter von “The Librarian’s Guide to Homelessness“), hat dank der Initiative von Bibliothekar*innen der Aurora Public Library erreicht, dass in seiner Notunterkunft eine Zweigstelle eröffnet wurde. Um den Menschen während des Tages eine Beschäftigung zu geben, werden in der Notunterkunft Filme gezeigt. Im folgenden Video sind Mitarbeiterinnen der Aurora Public Library zu sehen, die Medienspenden vorbeibringen und den Bewohner*innen Freude bereiten. Danke Aurora Public Library! 🙂

Es ist wie eine Zweigbibliothek geworden, auch wenn es in Zeiten von Corona keinen Lesesaal oder Ähnliches in der Notunterkunft gibt.

Gibt es hierzulande ebenso Bibliotheken oder ehrenamtliche Initiativen, die während der Ausgangsbeschränkungen obdachlose Menschen mit Literatur und anderen Medien versorgten?

Dowd übernachtet als Mitarbeiter selbst in der Notunterkunft, in der er stellvertretender Leiter ist. Damit schützt er auch seine eigene Ehefrau, die den Krebs besiegte und Risikopatientin ist. In seinem täglichen YouTube-Tagebuch schildert er, wie seine Einrichtung (Hesed House) den obdachlosen Menschen in Aurora hilft während der Pandemie sicher und gesund zu bleiben. Er baute ein altes Lagerhaus zu einer zweiten Notschlafstelle für Risikopatienten um, indem er Zelte aufstellen ließ und Waschgelegenheiten, die keine Betätigung eines Wasserhahns erforderten. Zu den Zelten zählen Schlafsäcke und Decken.