Ode an das Buch von Pablo Neruda

Ode an das Buch von Pablo Neruda

Buch,
herrliches
Buch,
du winziger Wald,
Blatt
an Blatt,
nach Urstoff
duftet
dein Papier,
morgendlich bist du
und nächtlich,
kornhaft
und ozeanisch,
Bärenjäger
füllten deine uralten Seiten,
offenes Feuer
am Mississippi,
Kanus
auf den Inseln,
später
Wege
und Wege,
Entdeckungen,
Völker
im Aufruhr,
wie ein blutender
verwundeter Fisch
zuckend im Schlamm: Rimbaud,
und die Schönheit
der Brüderlichkeit,
Stein um Stein
erhebt sich das Menschenschloss,
Schmerzen weben
die Standfestigkeit,

solidarische Taten

geheimes

Buch

von Tasche

zu Tasche,

heimliche Leuchte,

blutroter Stern.

 

Wir, die wandernden

Dichter,

erforschen

die Welt,

an jeder Tür,

empfing uns das Leben,

wir nehmen teil

am irdischen Kampf.

Und was war unser Sieg?

Ein Buch

ein Buch, menschlicher

Berührungen voll,

wimmelnd von Hemden,

ein Buch

ohne Verlassenheit, mit Menschen,

und Werkzeug,

ein Buch

ist der Sieg.

Es gedeiht und fällt

wie alle Früchte ab,

nicht nur Licht birgt es,

nicht Schatten nur,

es verlischt

und entblättert,

geht in den Straßen

verloren,

sinkt

auf die Erde nieder.

Dichtwerk

von morgen,

wiederum

auf deinen Seiten

sollst du

Schnee haben und Moos

auf dass ihre Spuren

einprägen

Schritte

und Augen:

Von neuem

beschreib uns die Welt,

die Quellen

im Dickicht,

den Hochwald,

die polaren

Planeten,

und auf

den Wegen,

den neuen Wegen

den Menschen, vorwärtseilend

in der Wildnis,

auf dem Wasser,

im Himmel,

in der nackten Meereseinsamkeit,

den Menschen,

der die letzten Geheimnisse

enthüllt,

den Menschen,

heimkehrend

mit einem Buch,

den Jäger nach der Rückkehr

mit einem Buch,

den pflügenden Bauern,

mit einem Buch.

Quelle: https://www.vsa-verlag.de/news_tipps/ode_an_das_buch/