Opfer ihres Medienkonsums

Ich bin gerade dabei meine Feeds aufzuräumen und stolpere da hin und wieder über interessante Artikel, die bereits älter sind, aber die an ihrer aktuellen Aussage nichts verloren haben.

Eine Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN) soll belegen, dass Medienkonsum von Jugendlichen deren schulische Leistungen beeinträchtigt. Dazu vergleicht die KFN seine Forschungsergebnisse mit der PISA-Studie und kommt zum Ergebniss, dass die PISA-Verlierer aufgrund ihrer Mediennutzung schlechtere Schulleistungen erbringen.

Das KFN sieht deutliche Parallelen zu den Ergebnissen der drei PISA-Studien, bei denen im Vergleich bestimmter Schülergruppen erhebliche Leistungsunterschiede festgestellt wurden. Schwächer abgeschnitten haben Schüler mit Migrationshintergrund im Vergleich zu deutschen, Schüler aus sozial schwachen Familien im Vergleich zu Kindern und Jugendlichen aus Mittelstandsfamilien und der Norden im Vergleich zum Süden.

Das Forschungsinstitut erklärt anhan ihrer Daten diese Unterschiede durch unterschiedlichen Medienkonsum innerhalb dieser Gruppen. Bereits als Viertklässler ständen in den Kinderzimmern der vier PISA-Verlierergruppen Fernseher, Spielkonsole und Computer.

Die Zahlen:

PISA-Verlierer PISA-Gewinner
Im Besitz von Spielekonsolen:
Jungen 38 % Mädchen 16 %
Mit Migrationshintergrund 44 % deutsche Kinder 22 %
Eltern, beide mit Hauptschulabschluss 43 % Eltern, mind. ein Elternteil ist Akademiker 11 %
Im Besitz von Fernsehegeräten im Kinderzimmer:
Norddeutschland 42 % Süddeutschland 27%
10-Jährige mit Migrationshintergrund 52 % 10-jährige deutsche Kinder 32 %
Elternhaus bildungsfern 57 % Elternhaus bildungsnah 16 %

In Folge dieser Ausstattungsunterschiede bei Mediengeräten würden die PISA-Verlierer schon als 10-Jährige und später als 15-Jährige einen weit höheren und auch inhaltlich problematischeren Medienkonsum aufweisen als ihre bei PISA besser abschneidenden Vergleichsgruppen.

Diese Zahlen gewann das KFN bei Querschnittsbefragungen von 5.500 Viertklässlern und 17.000 Neuntklässlern. Die Aussagen des KFN stützen sich außerdem auf eine seit 2005 laufende Panel-Untersuchung von 1.000 Berliner Kindern. Dort werden in einem Experiment die Auswirkungen unterschiedlicher Freizeitbeschäftigungen auf die Konzentrationsleistung untersucht. Das KFN kommt zum Schluss:

Je mehr Zeit Schülerinnen und Schüler mit Medienkonsum verbringen und je brutaler dessen Inhalte sind, desto schlechter fallen die Schulnoten aus.

Die Lösung des Problems sieht das KFN darin, dass die Eltern darüber aufgeklärt werden, wie negativ sich extensiver Medienkonsum auf die Schulleistungen ihrer Kinder auswirkt. Außerdem muß ihrer Meinung nach das Medienrecht angepasst und verstärkt die Computer- und Mediensucht untersucht und erforscht werden.
Nicht beantwortet wird vom KFN die Frage, ob der hohe Medienkonsum nicht auch eine Folge der sozialen Situation sein könnte. Die klare Botschaft des KFN lautet:

“Bildschirmgeräte gehören nicht ins Kinderzimmer.”

Nun, was auch nicht angesprochen wird, ist die Tatsache, dass Medienkonsum eine Erziehungssache ist. Wenn bereits Eltern nicht kompetent mit Medien umgehen, wie sollen es dann die Kinder schaffen? Ein richtiger Umgang mit Medien muss erlernt werden.

Quellen:
Studie: PISA-Verlierer durch zu viel Medienkonsum, golem.de vom 15.02.2008
Pfeiffer, Christian et al.: Die PISA-Verlierer – Opfer ihres Medienkonsums, KFN, 2007

Jeder Dritte ist ein Raubkopierer

Wiedereinmal ein wenig Statistik. Wie glaubwürdig sie ist, ist immer so eine Sache….
Nach einer neuen Studie wird jeder dritte Besitzer eines Breitbandanschlusses zum Räuber, denn er nutzt den Anschluss zum illegalen Herunterladen von urheberrechtlich geschützten Werken.

Nun ja, eine Studie mehr. Doch die Studie von Forschern aus Ovum fällt auf. Befragt wurde eine mehr als repräsentattive Gruppe von Personen, die über einen Breitbandanschluss und ein TV-Gerät verfügen. Untersucht wurde ihr Umgang mit Downloaden von Videos aus dem Internet.

Die Ergebnisse der Studie zeigten ein deutliches Bild, wonach ein Drittel der Breitbandkunden (die einen Fernseher besitzen), urheberrechtlich geschützte Filme aus dem Internet herunterladen.

Dass dies rechtswidrig ist, sollten inzwischen alle wissen. Einschränkend auf den Aussagewert der Studie wirkt sich aus, dass ein Verhalten in Bezug auf Musik und Software nicht untersucht wurden. Da ist davon auszugehen, dass die Zahl der Raubkopierer insgesamt höher liegt.
Diese hohe Prozentzahl relativiert sich. Nur vier Prozent gaben an, Videofilme regelmäßig herunterzuladen.

Ein anderes Ergebnis wird die Filmwirtschaft und alle anderen Rechteinhaber weniger erfreuen:

Besonders hervorstechend waren auch die ermittelten Werte bezüglich der moralischen Verwerflichkeit von Urheberrechtsverletzungen. Zwei Drittel der Befragten (darunter auch das eine Drittel, die nie illegal herunterladen), gaben an, dass sie es nicht als falsch im moralischen Sinne verstehen würden.

Muss man bei diesen Ergebnissen die Kampagnen der Content-Industrie als gescheitert ansehen? Immer mehr Zweifel werden auch gerichtlich begründet.

Quelle:
33 Prozent der Breitbandnutzer sind Raubkopierer via gulli.com

[Studie] Deutschland Digital Divide

Die Zahl von 58 Prozent, die laut BAT-Studie “hartnäckig online-abstinent” bleiben, ist erschreckend. In dieser Studie hat der Internetkritiker Opaschowski die “Offliner” genau untersucht. Danach sind Alte und Hauptschüler weiterhin von der Informationsgesellschaft ausgeschlossen.
Der Anteil privater Internetnutzer hat sich seit 1999 von 16 % auf 42 % im Jahr 2008 mehr als nur verdoppelt. Das darf nicht darüber hinweg täuschen, dass 58 % nie im Internet sind.

71 % der 14- bis 29-Jährigen surfen mindestens einmal in der Woche im Internet, wobei das bei 27 % allerdings Zeit zum Bücherlesen kostet.

Bei dieser repräsentativen Umfrage der BAT Stiftung für Zukunftsfragen (British American Tobacco) wurden 2.000 Menschen ab 14 Jahren nach ihren Mediengewohnheiten gefragt. Das Ergebnis der Studie wurde heute in Hamburg vorgelegt.

Die meisten Bundesbürger (58 Prozent) sind demnach weiterhin “nie” im Internet, bei der Generation der über 55-Jährigen sind es laut Studie sogar 83 Prozent. Horst W. Opaschowski, der wissenschaftliche Leiter der BAT-Stiftung: “Die elektronischen Datennetze liegen voll im Trend, aber privat liegen die meisten Bundesbürger lieber vor dem Fernseher auf der faulen Haut.”

Ein wenig zu erwarten war wohl, dass die Bildung bei der digitalen Spaltung – das Interesse an Informationen – eine entscheidende Rolle spielt, wobei die Bessergebildeten auch im Internet besser klarkommen, da der Umgang mit den neuen Informationstechnologien Bildung, Wissen und Können voraussetzt. Damit sind Einstiegshürden für viele Bürger einfach zu hoch. Hier müssen Bibliotheken sich engagieren, doch funktioniert das wohl nur mit guten Konzepten, die nicht nur im Rahmen des lebenslangen Lernens anzusiedeln sind. Ein Einstieg können hier die Unterhaltunsangebote des Netzes sein. Ich denke, wer sich in seinem Freizeitvergnügen hier mit Spass und Freude sicher zu bewegen lernt, kann vieles davon auch dann anwenden, wenn es um ernstere Dinge geht. Die Bahn beispielsweise ist ja nicht das einzige Unternehmen, dass verstärkt auf deen Interneteinsatz drängt.

Quelle
Die meisten Bundesbürger sind nie im Internet:x: via golem.de

[Studie] IT und Urheberrecht verträgt sich nicht?

Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V.Bitkom hat im Rahmen der Auseinandersetzung um Urheberabgaben auf Geräte eine Studie zum Kopierverhalten von Verbrauchern vorgelegt. Das interessante Fazit ist:

IT-Geräte mit Kopierfunktion werden
nur selten dazu verwendet, urheberrechtlich geschütztes Material zu vervielfältigen.

Bei der Studie beachtet wurden nur die Nutzung von PCs, Scannern, Druckern, Fax- und Multifunktionsgeräten sowie Kopierern. Danach werden nur 7,6% der privaten Computer für urheberrechtliche relevante Vervielfältigungshandlungen genutzt. (Nicht enthalten – und sicherlich interessanter – ist hier die Verwendung von Brennern. Vgl. Brennerstudie 2007, Folie 19f.)

Die VG Wort meldet sich mit einer entsprechenden Presseerklärung: “Urheberrechts-Abgaben: Landgericht Düsseldorf stellt Objektivität von Industrie-Studien schon 2006 in Frage”.
Darin heißt es:

Die Auswertung des identischen Datenmaterials der zitierten Studie durch die VG WORT kam zu dem Ergebnis, dass mindestens 39 Prozent der Druckvorgänge als urheberrechtlich relevant einzustufen sind.

Interessant wie sehr die Interessenvertretungen mit ihren Meinungen auseinander liegen können. Schön, es geht mal wieder um das Thema “Geld” und da sucht auch jeder nach seinem Quentchen Vorteil. 😉

Quellen:

  • Studie soll urheberrechtliche Nutzung von IT-Geräten widerlegen via heise.de
  • Gehring, Robert A.: Streit um Bitkom-Studie zum Kopierverhalten von Verbrauchern via golem.de
  • Bezahlen ja, Rechte nein auf gulli.com
  • Aktuelle Presseerklärung der VG Wort
  • Was ist 2008 noch erlaubt – BITCOM Leitfaden zu Kopien und Downloads auf win-news.de (28.12.2007)
  • Neue Regeln für’s Brennen und Downloads Bitkom.org
  • Informationskompetenz und Kommunikationselektronik

    Aktuelle Studienergebnisse zeigen, dass Kinder verdummen, wenn sie mit zu viel Kommunikationselektronik zugestopft werden.

    Claudia Wallner hat mit ihrer Diplomarbeit Jugend und Kommunikationselektronik eine qualitativ orientierte empirische Arbeit vorgelegt, die zum ersten Mal intensiver das Thema “Jugend und Kommunikationselektronik” bearbeitet und sich dabei auf die Motive der Eltern, ihre Kinder mit Kommunikationstechnik auszustatten, konzentriert: Die empirischen Ergebnisse sind aufs Erste überraschend. Aber sie passen doch ins Bild unserer ver-rückten Gesellschaft.

    Das Vermitteln von Medienkompetenz spielt keine Rolle im elterlichen Haushalt. Anschaffung und Besitz der Kinder zählen, was die damit tun, ist sekundär. “Haben” ist entscheidend, was Kinder mit ihren Sachen tun, bleibt weitgehend ihnen selbst überlassen.

    Quelle:
    Kollmann, Karl: Kinder und Kommunikationselektronik via telepolis

    Wales: Ausleihrückgang bei Büchern

    Zwei seperate Studien zeigen, das die Ausleihzahlen bei Büchern in dem Maße fallen, wie Studenten und Personal sich dem Computer zuwenden. Bibliotheken reagieren auf die neuen Bedürfnisse der Nutzer, die flexiblere Lernmethoden fordern.

    Die Zahl der ausgeliehenen Bücher an der Swansea University hat sich in den letzten fünf Jahren von einer Million Bücher auf 400.000 reduziert. Hingegen wurden zwischen August 2005 und Julie 2006 600.000 Volltexte elektronischer Zeitschriften heruntergeladen, was mit dem Rückgang bei den Büchern korrespondiert.

    Von 980 Studenten

    • besuchten 8% die Bibliothek mehrmals am Tag;
    • 25% nutzten das Universitätsnetzwerk mehrmals am Tag;
    • 13% gingen zumindest einmal am Tag in die Bibliothek;
    • 17% nutzten einmal am Tag die Bibliothek nur, um Zugang zum Netzwerk zu erhalten.

    Quellen:
    Carver, Blake: Borrowing University books falls as students turn to internet:engl: via LISNews.org
    Wightwick, Abbie: Borrowing uni books falls as students turn to internet:engl: auf icWales.co.uk

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