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Bezahl, was du liest und keine Seite mehr

Beim Kauf von Büchern hieß es bis jetzt: “Bezahl erst – lies später”.Das Bezahlverfahren des Startup Totalboox klingt daher interessant für jeden, der öfter mal Bücher kauft, die er dann nicht zuende liest, weil sie nerven, schlecht übersetzt oder letztendlich doch uninteressant sind. Warum also nicht einfach nur das bezahlen, was man letzlich tatsächlich gelesen hat? Wenn ich eben nur 20 von vierhundert Seiten lese und dann das Buch weglege, muss ich auch nur 5% des Kaufpreises zahlen. Habe ich das Buch ausgelesen, dann ist der vollständige Kaufpreis fällig. Totalboox wirbt damit, dass man jezt sagen kann “Lies erst – zahl später”.

Wie funktioniert das System?
Man “stellt” sich das gewünschte Buch in sein Regal und zahlt erstmal gar nichts. Wenn ich dann anfange zu lesen, wird der Preis anhand der gelesenen Seiten abgerechnet. Gelöst wird die Bezahlung über ein Guthaben, das ich sozusagen langsam “ablesen” kann. Was passiert allerding, Wenn ich ein Buch mehrfach lesen möchte? Muss ich dann mehrfach für das Buch bezahlen? Zum Glück nicht, denn wenn man hundert Prozent gelesen und somit den vollen Kaufpreis bezahlt hat, gehört einem das Buch sozusagen.

Welche Vorteile und Nachteile verspricht dieses System dem Leser?

  • Ich bezahle nur das, was ich lese.
  • Die Einstiegshürde sinkt: Ich kann lesen, ohne gleich das komplette Buch kaufen zu müssen.
  • Da Risiko und Kosten gering sind, kann ich auch unbekannte Autoren entdecken und “ausprobieren”.
  • Leseproben entfallen, oder besser gesagt, mit jedem Lesefortschritt vervollständigt sich die Leseprobe zum kopletten Buch.
  • Ich kann das Buch weitergeben oder per Social Media weiterempfehlen und meine Freunde mit einem Totalboox-Account können ebenfalls sofort loslesen.
  • Ob ich allerdings möchte, dass alles mitprotokolliert wird, weiß ich nicht.
  • Unklar ist das Format der Bücher und ob ich ein Buch, das ich gekauft habe schließlich auch aus der App heraus auf ein anderes Lesegerät übertragen kann.
  • Negativ ist auch, dass ich immer mal wieder Online sein muss, um abzurechnen und dass letztlich auch mein Leseverhalten mitprotokolliert wird.

Wie sieht die Situation für den Autor/Verlag aus?

  • Der Autor/Verlag kann genau abrechnen. Totalboxx behauptet, er würde somit auch mehr verdienen.
  • Durch die geringen Hürden ist Totalboox auch ein hervorragendes Marketinginstrument, zumal neben den persönlichen Empfehlungen, der auswertbaren Lesegewohnheiten somit auch personalisierte Leseempfehlungen (Neueinnahmen) möglich sind.
  • Durch Statistik kann der Autor unter Umständen Rückschlüsse ziehen. Wenn viele Leser an einer Stelle das Buch abbrechen, stimmt vielleicht etwas mit dem Spannungsbogen nicht.
  • Noch kann ich mich nicht selber anmelden.
  • Die Social-Media-Anbindung erlaubt nicht nur eine Werbung durch den Nutzern, sondern bietet auch Autoren und Verlagen bessere Chancen zur Interaktion mit den Lesern.
  • Es gibt jedoch noch kein plattformübergreifendes Angebot, sondern momentan kann man die Bücher nur über Android-fähige Geräte lesen.

Noch ein paar Fragen
Ich schmule gerne beim lesen. Wenn ich mir den Schluss anzeigen lasse, habe ich dann den vollen Preis zu zahlen? Die App registriert allerdings nur die umgeblätterten Seiten, d.h. ich kann jederzeit überall starten. Jedoch wie sieht es dann aus, wenn ich zwischen den Seiten ständig hin und her wechsle, wie man dies beispielsweise bei wissenschaftlichen Texten häufig macht, um Dinge zu vergleichen? Muss ich dann mehr zahlen bis der Kaufpreis vollständig bezahlt ist?

Lesen kann man die Bücher von Totalboox über eine Android-App, die im Google-Play-Store erhältlich ist. Wie erfolgt die Abrechnung aber bei klassischen E-Book-Readern, die ich beim Lesen von E-Books bevorzuge? Da könnte ich ja das Buch runterladen, offline lesen und gleich wieder löschen. Erst danach erneut online gehen und dadurch nix bezahlen oder gibt es dann eine Cookie-Variate? Offensichtlich ist das aber im Angebot von Totalboox gar nicht vorgesehen. Ach ja, der Anbieter wirbt bei Autoren und Verlegern sogar damit, dass Raubkopien in dieser Umgebung nicht möglich seien. Das wage ich ein wenig zu bezweifeln.

Es wird abzuwarten sein, wie sich dieses Modell durchsetzt. Es hat auf den ersten Blick einige Vorteile, die gerade die Leute ansprechen wird, die sowieso gut vernetzt sind, viel online lesen und häufig Bücher nicht komplett brauchen. Verleger und Autoren können ihre Angebote besser auf den Kunden ausrichten Aber auch die Nachteile sind nicht unerheblich, wenn ich da einfach mal nur Stichworte wie Datenschutz und Plattformunabhängigkeit nennen darf. Ausgereift und bis ins letzte Detail durchdacht wirkt das Modell/Produkt auf mich noch nicht.

Quellen:
Total Boox (gesamte Homepage)
Albanese, Andrew: Total Boox Hopes to Change How We Buy E-books, Publisher Weekly
Matting, Matthias: Neues eBook-Preismodell: Zahlen nach Lesefortschritt, Selfpublisherbibel.de


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Verdienen ja, verdienen lassen – nein

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Zurück zu Bezahlinhalten

Die Zeitungen, die vom US-Medienkonzern Hearst herausgegeben werden, sollen demnächst wieder kostenpflichtig werden. Damit schwimmt Hearst gegen den Strom, denn in den letzten Jahren haben immer mehr US-Zeitungen möglichst viele Angebote kostenlos zugänglich gemacht. Damit wollte man mehr Nutzer und vor allem mehr Werbung anlocken, um so die Papierausgaben querzufinanzieren.
Durch die Wirtschaftskrise, zurückgehende Online-Werbeerlöse und stetig sinkende Auflagenrückgänge, sieht man bei Hearst:

“Eine unausweichliche Schlussfolgerung unserer Analyse ist, dass unsere Kostenstruktur erheblich von dem heutigen Umsatzpotential unserer Branche abweicht”, schrieb Swartz. Kürzer gesagt: Zeitungen kosten in den USA heute mehr, als sie einbringen.

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Die Frage ist allerdings, ob Menschen jetzt bereit sind für Nachrichten und Analysen Geld zu bezahlen, denn da sie es nicht gewesen sind, hatten sich auch diese beiden letzten großen US-Zeitungen von Bezahinhalten verabschiedet.

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Die Wirschaftskrise wird somit zur schwersten Medienkrise in den USA.

Quelle:
Hearst-Gruppe will Geld für Online-Angebote verlangen via Spiegel online