BRaIn 6 ist online

Die studentische Zeitschrift ist jetzt in der Sechsten Ausgabe erschienen. Seit kurzem ist BRaIn auch im „Directory of Open Access Journals“ online verfügbar. Schwerpunktthema in dieser Ausgabe ist „Mit BRaIn on Tour“, über das Herr Büttner bereits im Vorwort informiert:

“Erklärtes Ziel war es, die Bibliotheken eines Landes sich „in Autopsie“ anzusehen und das Bibliothekswesen im Vergleich zu analysieren. Zielland für die erste Tour war Italien. Doch so einfach das klingt, so schwer war es umzusetzen. Natürlich sollten es bedeutende, wichtige Bibliotheken sein […] Lessons learned? Viel, vor allem, das es ausserordentlich wichtig ist über den Tellerrand von Deutschland hinauszusehen. Beindruckend war die Motivation der italienischen Bibliothekare, die trotz der Budgetkürzungen weiterhin mit Freude bei der Arbeit sind […].”

In der Spezialausgabe „Mit BRaIn on Tour“ berichtet Rebecca Krentz über “Bibliotheken in Italien” und untersucht dabei das Bibliothekswesen genauer, wobei sie eine Typologie vornimmt. Im zweiten Artikel berichtet Nicole Siegmann über die Bibliotheca Vaticana, deren Besuch Teil einer Rom-Exkursion  war. Der dritte Artikel wurde ebenfalls von Nicole Siegmann verfasst und handelt von der kunsthistorischen Bibliotheca Hertziana in Florenz. Weitere Artikel sollen an dieser Stelle nur kurz aufgelistet werden:

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Interkulturelle Bibliotheksarbeit mal anders: Bibliomigra – eine fahrende und mehrsprachige Bibliothek in Turin

„Toleranz sollte nur ein vorübergehender Zustand sein, er muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ Johann Wolfgang von Goethe

Der am 21.05. jährlich begangene UNESCO-Welttag der kulturellen Vielfalt für Dialog und Entwicklung bot Anlass mich eingehender mit dem Projekt  der Künstlergruppe Arteria mit dem Namen Bibliomigra zu beschäftigen. Der kreative Ideengeber von Bibliomigra heißt Davide Serra.

Doch zuerst sollen die politischen Voraussetzungen näher erläutert werden, welche diese Initiative erleichterten. Vor kurzem widmete sich der Courrier International in einer Übersetzung eines Artikels aus La Stampa der Stadt Turin. Seit Ende April 2010 hat sich mit Erringen der Mehrheit der Lega Nord bei den Regionalwahlen in Piemont, dessen Hauptstadt Turin ist, das politische Klima auch dort verändert. Francesco Jori zufolge, reicht es nicht aus den Wahlerfolg dieser Partei allein durch den von ihnen propagierten Rassismus und ihrer Intoleranz gegenüber EinwanderInnen und dem starken Populismus, sowie den antieuropäischen Ressentiments alleine zu begründen.

Turin ist aufgrund der politischen Machtverhältnisse im Stadtrat im Vergleich mit anderen italienischen Städten, gegenüber ZuwanderInnen viel freundlicher und integrativer und nähert sich dem Thema Migration anders als viele italienische Kommunen, die eigentlich eher durch Negativschlagzeilen in jüngster Zeit auf sich aufmerksam machten. Den Vereinten Nationen zufolge ist Turin ein Best Practice Modell für die Integration von Migranten. Die illegale und “unsichtbare” Einwanderung ist insbesondere in Turin in den letzten Jahren zu einem wachsenden Phänomen geworden. Im historischen Stadtteil, in Borgo Dora/Porta Palazzo, beträgt der Anteil der Migranten 50 %.  Kleine unabhängige Vereine und Gruppen, wie die Initiative von Arteria, nutzen die “Straße” als einen Ort der interkulturellen Kommunikation und Prozessen der aktiven Staatsbürgerschaft.  Bibliomigra, eine mehrsprachige fahrende Bibliothek, bietet – alleine durch seine Präsenz in verschiedenen Teilen der Stadt – Literatur unterschiedlichster Art an. Bei den beiden Fahrzeugen handelt es sich um zwei alte Apecars der Marke Piaggio, die so umfunktioniert wurden, wie auf dem Bild oben oder im Film unten zu sehen ist. Das Projekt läuft seit drei bis vier Jahren und MitarbeiterInnen von Arteria steuern vor allem Porta Palazzo an, der Platz für den größten Freiluftmarkt Europas bietet. Zweimal pro Woche in der Zeit von 18:30 Uhr und 21:30 Uhr kümmern sich die MitarbeiterInnen von Arteria vor allem um junge Migranten, die dort “abhängen”, wie es Antonella Aduso, die Vize-Präsidentin von Arteria, ausdrückte.

Aufgrund der Budgetkürzungen sind die beiden Fahrzeuge von Bibliomigra nur noch jeweils ein bis zweimal in der Woche unterwegs, statt wie früher drei bis viermal pro Woche.  Arteria ist die Nichtregierungsorganisation, welche diese kreativen Projekte durchführt. Ein weiteres vorbildliches Projekt nennt sich Una Finestra Sulla Piazza (‘A Window onto the Square’). Dabei handelt es sich um ein Netzwerk von soziokulturellen Akteuren, welche sich um unbegleitete Migrantenkinder  kümmern. Darüber hinaus macht diese strategische Wieder-Aneignung des öffentlichen Raumes die Flüchtlinge und marginalisierten Gruppen, deren sozialer und kultureller Status ansonsten versteckt und vernachlässigt würde, sichtbarer gegenüber der sogenannten Mehrheitskultur.  Hierbei wird mit jungen Menschen gearbeitet, indem mit ihnen Fußball, Basketball, Badminton, Volleyball, Jenga, Schach und vieles mehr gespielt wird. Außerdem werden Flyer in den Rathäusern der Bezirke  und bei örtlichen Nichtregierungsorganisationen verteilt, um die Menschen über die Projekte zu informieren und die Kontakte und Begegnungen herzustellen.

Im Moment gibt es zwei Bibliomigra-Fahrzeuge, wobei eines im 7. Bezirk unterwegs ist und von der Stiftung Compagnia di San Paolo finanziert wird, wie mir Antonella Aduso verriet Das zweite Fahrzeug, wird hauptsächlich im 3. Bezirk von Turin eingesetzt. Bibliomigra ist sowohl für ZuwanderInnen als auch für Italiener wichtig. Die angebotenen Bücher gibt es nicht nur in Fremdsprachen, sondern auch in italienischen Dialekten.  Weiterlesen