Warum Bibliotheken von Bedeutung sind

When the facts change, the only right thing to do as a public-serving institution is to take a look with fresh eyes and see if there is a way to improve the plans and to stay on budget.” Anthony W. Marx

Die folgende Kurzdokumentation von Julie Dressner und Jesse Hicks porträtiert die Bibliotheksarbeit in den einzelnen Stadtteilen von New York. Die Wertschätzung der Bibliothekszweigstellen durch die Nutzer und Nutzerinnen ist sehr hoch. Der neue Bürgermeister Bill de Blasio will die Stadtteilbibliotheken weiter stärken und es ist angedacht die Öffnungszeiten weiter auszuweiten – auch an Sonntagen. Vor wenigen Tagen wurden im New York Magazine Antworten veröffentlicht, warum die Renovierungspläne der New York Public Library gescheitert sind.

[Infografik] Die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Bildung

[Zitat] Unkommentiert – 1957

“Im Vergleich zu anderen Institutional-Formen der Volksbildung eignet der Volksbücherei gewissermaßen eine Autarkie-Stellung: Mittel und Methode ihres Tuns können nicht von anderen Institutionen übernommen werden – die Bücherei hebt sich in ihrer Sonderung aus der Reihe der anderen Formen heraus, deren Wirkmittel Vortrag und Gespräch sind. Es kann also nicht in gleicher Art eine Konkurrenz zwischen Volksbücherei oder Volkshochschule geben wie zwischen dieser und anderen Formen ortsgebundener Bildungswerke oder zwischen “Akademie” und Schulungs-Heim, die in vieler Hinsicht gleiches erstreben. – Aber diese Autarkie-Stellung enthebt die Volksbücherei als Bildungsinstution nicht ihrer eigenen Problematik; es braucht  nur an die Frage erinnert werden, die mit den Begriffen “Freihand” und “Theke” angerührt ist. […] Die Frage, ob allein die Freihand-Bücherei der demokratischen Bildungshaltung gerecht werden könne, muß also noch durchaus offen betrachtet werden.” Franz Pöggeler, 1957 in “Einführung in die Andragogik : Grundfragen der Erwachsenenbildung”

Die Bibliothek in Chetham

Chetham’s Library from gareth taylor on Vimeo.

Ein Plädoyer für mehr Inklusion statt Integration in Bibliotheken

Wurden zum heutigen Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung Veranstaltungen in öffentlichen Bibliotheken durchgeführt? Was würde eigentlich eine echte Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention für öffentliche Bibliotheken bedeuten? Meist wird der Inkusionsbegriff in Bezug auf die Verwirklichung der inklusiven Schule verwendet. Wenn sich Bibliotheken als Bildungseinrichtungen definieren, müsste nicht diesbezüglich auch der Inklusionsgedanke und dessen Umsetzung eine größere Rolle spielen?

Außer der Personalpolitik im öffentlichen Dienst, die Menschen mit Behinderung fördert und der Forderung nach Barrierefreiheit, aber auch Bestände mit Büchern in leichter Sprache, sind mir bislang kaum Initiativen bekannt, die Inklusionsaspekten Rechnung tragen. Die Leiterin der Bücherei (“Treffpunkt Leichte Sprache“) für Leichte Sprache der Lebenshilfe Main-Taunus-Kreis, Annette Flegel, nennt auf der Webseite Aktion Mensch Vorschläge, wie Bibliotheken noch attraktiver für Lesefreunde mit Lernbehinderung werden können:

“Mit einigen der Besucher, die auch Prüfer für Leichte Sprache sind, würde sie gerne ein Buch übersetzen, das die Zielgruppe interessiert. “Vielleicht würden wir sogar selbst eines schreiben!”, sagt Annette Flegel. Und das wäre ja fast noch besser als Lesen!”

Inzwischen gibt es in Berlin, Erlangen, Ingolstadt und Trier, aber sicher auch in anderen kommunalen Bibliotheken in Deutschland Buchbestände in Leichter Sprache. Eine Vorreiterrolle nahm mit Sicherheit die Bibliothek des Deutschen Instituts für Menschenrechte in Berlin ein. Die Büchereizentrale Schleswig-Holstein bietet auf ihrer Webseite den Flyer Bibliotheken und Inklusion zum Download an. Darin wird begründet, weshalb Öffentlichen Büchereien einen Beitrag zur Inklusion leisten.

Das Verständnis über den Inklusionsbegriff wird durch den Flyer deutlicher. Bei einem Vergleich mit den gängigen Definitionen des Inklusionsbegriffs, sind durchaus Unterschiede mit den Erläuterungen im Flyer festzustellen, da diese sehr allgemein gehalten sind. Wie würde denn eine inklusive Bibliotheksarbeit in der Praxis aussehen? Was sollten öffentliche Bibliotheken anbieten und wie sollten sich diese verändern, damit auch dort eine echte Inklusion verwirklicht werden kann? Gebe ich auf den Suchfunktionen der Webseiten des Deutschen Bibliotheksverbands, dem Bibliotheksportal und B2i den Begriff Inklusion ein, erhalte ich jeweils 34, 3 und 8 Treffer. Bei einer genauen Analyse der Qualität der Treffer, stelle ich fest, dass die Verwendung des Begriffs im Zusammenhang mit der Bibliotheksarbeit nur einmal vorkommt. Dabei wurde der Integrationsbegriff durch einen “/”  mit dem Inklusionsbegriff in einem Atemzug genannt. Dabei ging es aber “nur” um ein Förderprogramm der Robert-Bosch-Stiftung (“Actors of Urban Change”).  Was ist also aber genau unter Integration und Inklusion zu verstehen und weshalb werden diese Begriffe oftmals in ähnlichen/gleichen Zusammenhängen verwendet?

Inklusion bedeutet, dass kein Mensch ausgeschlossen, ausgegrenzt oder an den Rand gedrängt werden darf. Als Menschenrecht ist Inklusion unmittelbar verknüpft mit den Ansprüchen auf Freiheit, Gleichheit und Solidarität.  […] Inklusion  ist für alle Menschen wichtig, die nicht voll und gleichberechtigt an allen Bereichen der Gesellschaft teilhaben können, etwa aufgrund ihres Alters, ihrer sexuellen Orientierung, einer Behinderung, ihrer Hautfarbe, Herkunft oder ihrer Geschlechtsidentität. Und als Menschenrecht geht Inklusion alle Menschen an, nicht allein diejenigen, die ausgeschlossen sind. Denn Menscherechte bauen darauf auf, dass jeder Mensch den anderen als Gleichen respektiert und sich deshalb solidarisch für die Rechte der anderen einsetzt. Nur wenn alle mitmachen, kann Inklusion gelingen.”

Das folgende Video aus der Reihe “Explainity einfach erklärt” erläutert vor allem den Begriff Inklusion und macht aber auch deutlich, dass Integration eine andere Bedeutung aufweist und in vielen Publikationen als Vorstufe zur Inklusion betrachtet wird.

Im Grunde genommen geht es um die Verwirklichung von Chancengleichheit und die gleichberechtigte Anerkennung von Vielfalt im Bildungskontext.

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[Zitat] Unkommentiert – 1650

Wenn es keine Bücher gäbe, wären wir alle völlig roh und ungebildet, denn wir besäßen keinerlei Kenntnisse über das Vergangene, keine von göttlichen oder menschlichen Dingen. Selbst wenn wir irgendein Wissen hätten, so gliche es den Sagen, die durch die fließende Unbeständigkeit mündlicher Überlieferung tausendmal verändert wurden. Welch göttliches Geschenk sind also die Bücher für den Menschengeist! Kein größeres könnte man sich für ein Leben des Gedächtnisses und des Urteils wünschen. Sie nicht lieben heißt die Weisheit nicht lieben. Die Weisheit aber nicht lieben bedeutet, ein Dummkopf zu sein. Das ist eine Beleidigung für den göttlichen Schöpfer, welcher will, dass wir sein Abbild werden.”

Johann Amos Comenius (aus “Über den rechten Umgang mit Büchern, den Hauptwerkzeugen der Bildung”. 28. November 1650)

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