Retter für die Staats- und Stadtbibliothek?

Vier Monate ist es her, dass wir über die Gefährdung der renommierten Staats- und Stadtbibliothek hier im Blog geschrieben haben. Aus Geldmangel sollte die Bibliothek geschlossen, die Sammlung zerteilt und wertvollste Teile davon an den Freistaat Bayern zurückgegeben werden. Diese Idee hat man nach den zahlreichen Protesten und Beiträgen in Zeitungen, in Blogs und auf Webseiten nun verworfen, aber gerettet ist die Bibliothek noch lange nicht. Zumindest gehen nun Politiker und Experten von Stadt und Freistaat den Problemfall gemeinsam angehen und wollen ihn bis Ende 2011 lösen.

Aufgabe der Arbeitsgruppe ist es, konkrete Vorschläge für die Zukunft und Finanzierung der Stabi zu machen. Sie tagte letzte Woche erstmals im Wissenschaftsministerium in München und es gab bereits zwei Aufgaben. Einerseits soll sie für die Staatsbibliothek mit der Universitätsbibliothek der Stadt einen Kooperationsvertrag vorbereiten. Durch gemeinsame Projekten, z.B. im Bereich Digitalisierung oder einer abgestimmten Anschaffungpolitik sollen Synergien erzielt und Kosten gespart werden.

Kosten sind auch der Kernbereich der zweiten Aufgabe. Es sollen die Kosten ermittelt werden, welche der Stabi in ihrer Funktion als staatliche Bibliothek entstehen. Das Wissenschaftsministerium erwartet erste Ergebnisse bis Mai, um dann bis Jahresende gemeinsame Empfehlungen vorlegen zu können.

Auch ein erster Schritt, um den laufenden Betrieb der Not leidenden Augsburger Bibliothek finanziell zu unterstützen, ist bereits getan worden. Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) beantragte im Doppelhaushalt den Zuschuss des Freistaates für die Stabi von jährlich 18 900 Euro auf 55 800 Euro ab 2012 zu erhöhen. Entschieden wird darüber durch den Landtag voraussichtlich im März. Der sehr minimale Beitrag des Freistaates war ein zentraler Streitpunkt aus Sicht der Stadt, der mit zum Schließungsgedanken geführt hat. Die Kostenaufteilung bei der Sanierung ist jedoch die nächste Hürde, welche bisher noch nicht durch die Arbeitsgruppe thematisiert wurde.

Für die Unterstützer der Stabi sind jedoch die ersten Ergebnisse der Arbeitsgruppe zufriedenstellend.

„Die Verlagerung der Stabi aus dem Gebäude an der Schaezlerstraße ist nicht mehr Thema der Diskussion“, freut sich Helmut Zäh von der Initiative Staats- und Stadtbibliothek. Kulturreferent Peter Grab und Finanzreferent Hermann Weber hätten diese Pläne nicht mehr angesprochen. Stattdessen könne die Stadt nun von der Kompetenz deutscher Bibliotheken-Fachleute profitieren, die in der Arbeitsgruppe versammelt sei.

Quelle:
Knab, Eva-Maria: Bibliotheken-Retter treten auf den Plan, Augsburger Allgemeine3.2.2011

Ein Imagefilm von “Room to Read” aus Indien

Social progress can be measured by the social position of the female sex.
Karl Marx

Im Juli 2010 berichtete ich bereits über Room to Read in Nepal. Zu diesem Zeitpunkt wurde deren zehntausendste Bibliothek eröffnet.  Es sind insbesondere die Lese- und Schreibfähigkeit von Mädchen und jungen Frauen, die gefördert werden.

Sir Ken Robinson beschreibt in seinem Buch “In meinem Element” die beispielhafte Erfolgsstory von Room to Read. John Wood, der Gründer, verdiente jahrlang ein Vermögen als Marketingmanager bei Microsoft. Robinsion erläutert, wie es dazu kam, dass Wood eines Tages seinen “alten” Job an den Nagel hängte:

“Während einer Reise in den Himmalaja kam er in eine Schule in ein ärmliches Dorf. In der Schule wurden 450 Schüler unterrichtet, aber es gab nur 20 Bücher – und keines davon war ein Kinderbuch. Als Wood den Direktor fragte, wie die Schule mit so wenigen Büchern über die Runden käme, bat der Direktor ihm um Hilfe. Wood fing an für diese und dann auch für andere Schulen Bücher zu sammeln und Geld zu beschaffen. Er tat das abends und am Wochenende und neben seinem enorm anspruchsvollen Tagesjob. Schließlich kündigte er bei Microsoft und folgste seiner wahren Berufung – er gründete Room to Read,  eine gemeinnützige Organisation mit dem Ziel, die Alphabetisierung in armen Ländern voranzubringen.”

Nach der Kündigung Woods bei Microsoft erfuhren viele ehemalige Kollegen, dass er auf einem Eselsrücken Bücher auslieferte und hielten ihn für komplett verrückt. Room to Read hatte nicht nur Wood zu einem anderen Menschen verändert, sondern viele Abertausende Menschen mehr, die nun mehr Chancen im Leben haben. Gäbe es mehr Menschen vom Schlage eines John Wood, würde die Alphabetisierung in Entwicklungs- und Schwellenländern eines Tages schneller abgeschlossen sein. Im nun folgenden Video wird die Situation in Indien näher erläutert und es wird dabei besonders die Rolle der jungen Schülerinnen betont, deren Eltern überzeugt werden konnten ihre Töchter länger zur Schule gehen zu lassen.

“Wir wissen, wie man Geld dazu bringt, sich nicht mehr zu langweilen. Geld auf der Bank zu haben, ist kein Spaß. Spaß ist es, damit eine Schule zu gründen.” John Wood

Lachen BibliothekarInnen? – Persönliche Eindrücke & unbeantwortete Fragen

Das Image hat besonders bei Dienstleistungen eine Orientierungsfunktion. Das Image entsteht aus der Ganzheit aller –richtigen und / oder falschen Vorstellungen über ein Produkt / eine Dienstleistung und / oder ein Unternehmen / eine Institution.”

Prof. Dr. U. Georgy nach Manfred Bruhn

“Do librarians laugh?” So lautete der Titel eine Vortrags von Justyna Jasiewicz-Hall anläßlich des 15. BOBCATSSS-Symposiums 2007 in Prag.  Was dann folgte waren Best Practice Beispiele aus den Medien, redundante und allseits bekannte Aufzählungen von Gründen, wieso und weshalb  es mit dem Image schlechtsteht und die  Bibliotheksarbeit nicht ausreichend anerkannt wird. Ihre Beispiele stammten meist aus dem anglo-amerikanischen Sprachraum und ebenso verhielt es sich mit ihren angegebenen Webseiten.  Ihr ging es damals darum zu zeigen, wie BibliothekarInnen im Alltag wahrgenommen werden und was woanders (z.B. in den USA) besser laufe.  Auf Anfrage an Frau Engelkenmeier ob es denn deutschsprachige Filme gibt, in denen BibliothekarInnen (klischeehaft oder nicht) vorkommen, fiel die Antwort nicht gerade positiv aus, denn es gibt kaum welche.  Als ich in letzter Zeit selbst auf YouTube und anderswo danach suchte, fand ich kaum etwas: keinen Bibliothekssketch mit Dieter Krebs & Iris Berben bzw Beatrice Richter (Beispiel Sketchup: “Beatrice Richter und Diether Krebs spielen Menschen allen Alters, aller Berufssparten und abstruseste Charaktere”; Für fast alle Berufssparten muss hinzugefügt werden, denn der Beruf BibliothekarIn schien ihnen damals nicht sketchwürdig genug zu sein und scheint es vielen bis heute nicht.) oder BibliothekarInnen, die bei “Verstehen Sie Spaß?” hereingelegt wurden oder nie ein Scherz oder eine Anspielung auf Bibliotheken/BibliothekarInnen durch die zahlreichen deutschsprachigen Comedians und Kabarettisten, kaum Bibliotheksfilmchen oder Ausschnitte aus Serien oder Filmen. Es ist als ob in der Pop- und Fernsehkultur Deutschlands (und auch anderswo) BibliothekarInnen nichtexistent sind und keinen Platz haben. Wie kann hier mehr Intersse erwachsen? Es gibt Vince Ebert für Naturwissenschaftsinteressierte und “Piano” Paul für Mathematikbegeisterte und solche, die es werden wollen. Bei genauerem Nachdenken gäbe es noch für andere unbeliebte Fächer und Berufe den ein oder anderen Multiplikator wie die eben genannten von mir. Doch wer vermittelt Menschen, die sonst nicht in eine Bibliothek gehen würden, das trockene Bibliothekseinmaleins und begeistert sie in herzerfrischender Weise für einen lohnenswerten Besuch in einer Bibliothek in ihrer Nähe? Manchmal hat es den Anschein, dass ja die Ausleihzahlen immer stetig steigen und mehr “Menschen mit Migrationshintergrund” die Bibliothek besuchen als solche ohne M.h.  und das dem Image zumindest in den einschlägigen Fachzeitschriften nur gut tut. Ich glaube an diese Selbstbeweihräucherungen nicht und  bei genauerem Hinsehen ist es vermutlich ähnlich wie in den Niederlanden. Über Rotterdam berichtete ich im letzten Jahr, dass dort die Stadtbibliothek die rückläufige Zahl an Medienausleihen in den Besuchsflyern explizit erwähnt und hinzufügt, dass die Kundenorientierung nun oberste Priorität einnimmt (weniger die Anschaffung von Medien und deren exakte Einarbeitung), anstatt diese Zahlen und Statistiken aufzuhübschen oder gar zu verleugnen. Eigentlich hätte ich mir eine breitere Debatte darüber gewunschen, was wir – Deutschland (nationale Verbände,  aber auch EUCLID und andere) und Polen und viele andere europäische Länder tun könnten, um diese von Justyna Jasiewicz-Hall genannten Best Practice Beispiele von heute auf morgen umzusetzen und nicht (wie immer) nur neidisch oder in beidenswerter Manier “über den großen Teich” zu blicken, sondern selbst in der Lage wären europäische Best Practice Beispiele zu entwickeln. Hierbei geht es doch nicht nur um ein verbessertes Image, sondern auch um mehr Aufmerksamkeit im Popkulturbereich und somit in plurimedialen Diskursen überhaupt vorzukommen, was sicherlich dem Berufsstand stärken könnte und langfristig eine bessere Lobby in der Gesellschaft und bei den Unterhaltsträgern zur Folge hätte. Denn wem nützt es denn, wenn nur Arte, 3Sat und Deutschlandradio Kultur über Bibliotheken berichten und nicht mehr private Fernsehsender und Sender, die von einer Mehrheit der arbeitenden und weniger bibliotheksaffinen Bevölkerung gesehen werden? Würde eine Analyse vorgenommen werden, ob in anderen Ländern diese Trennschärfe zwischen der “höheren” Bibliothekskultur im Bildungsfernsehen (Arte, 3Sat usw.) ebenso vorgenommen wird, könnte ich mir gut vorstellen, dass im anglo-amerikanischen Raum diese starke Trennung zwischen bildungsbürgerlichen Bibliotheksinteressierten und den weniger bibliotheksaffinen Bürgern nicht existiert, wie sie in der Fernseh- und Medienlandschaft hierzulande vorkommt. Es gibt eben eine große Mehrheit, die sich eher der “seichteren” und einfacheren Unterhaltung widmet. Durchaus interessant wäre es bibliothekarische Themen im Radio (nicht im klass. Kulturradio, sondern Unterhaltungsradio) und im Privatfernsehen populär zu vermitteln, um auch solche potentiellen Nutzergruppen besser zu erreichen. Wenn die Bibliothek bei vielen Nicht-NutzerInnen kaum  mehr auf deren cognitive map vorkommt, wie kann dann das mit alten Klischees angereicherte Image verbessert werden?

Das Angebot der UB ist vermutlich besser als das von Google, trotzdem bin ich meistens mit Google schneller.“

Antwort eine Studenten anläßlich einer Imageanalyse einer Universitätsbibliothek als Basis zur Kundenbindung von Prof. Dr. UrsulaGeorgy & U. Engelkenmeier aus dem Jahr 2005

1. Ähnlich wie der Beruf des Grundschullehrers, des Politikers, des Bäckers, des Fleischers, des Pflegers, des Landwirts oder des Journalisten, zählt der des Bibliothekars nicht gerade zu den beliebtesten Berufen in Deutschland.  Die Feuerwehr und insbesondere das Handwerk im Allgemeinen (“Die Wirtschaftsmacht von nebenan“) starteten in den letzten Jahren zahlreiche Imagekampagnen, um mehr junge Menschen zu gewinnen. In bestimmten Bundesländern ist da durchaus schon ein Mangel an jungen und motivierten Männern, aber an noch mehr Frauen zu verzeichnen. Eine derartige Imagekampagne, die für den Beruf des Bibliothekars bzw. der Bibliothekarin wirbt, ist mir  aus dem deutschsprachigen Raum bis dato nicht bekannt, obwohl es wahrscheinlich zu viele BibliothekarInnen gibt, die derzeit ein regelmäßiges Auskommen suchen im Verhältnis zum Angebot an Stellen. Dringend von nöten wäre ein Aufbrechen von Bibliotheken als klassischer Frauenbereich. Hierfür wäre eine Imagekampagne durchaus hilfreich. Diesen Tatsachen trug  Susanne Korb in ähnlicher Form 2009 in ihrer Dissertation Rechnung: “Nach unseren Ergebnissen werden Bibliotheken noch so lange ein Frauenbereich bleiben, solange sich an Bezahlung und Aufstiegschancen nichts ändert. Eine wichtige Voraussetzung für die positive Entwicklung der Rolle der Frau in Bibliotheken und Informationseinrichtungen ist, dass Frauen zukünftig mit den Neuen Medien und den technischen Entwicklungen offensiver umgehen und dass alte Strukturen aufgebrochen werden.“ Weiterlesen

[Kurz] Über die Privatisierung einer Stadtteilbibliothek in einem Vorort (Nacka) von Stockholm

Gestern berichtete die Süddeutsche Zeitung in ihrer Rubrik “Nachrichten aus Stockholm” über die wohlhabenden Einwohner der Gemeinde Nacka, deren Bibliothek privatisiert werden solle.  Der Wortlaut der Nachricht begann wie folgt: “Es ist Weihnachten und ganz Schweden ist mit Einkäufen beschäftigt.” Ganz Schweden? Im Stockholhmer Vorort Nacka wird laut über die Privatisierung der dortigen Gemeindebibliothek nachgedacht, da diese bald private Firmen übernehmen sollen. Dies führte in vielen Zeitungen zu heftigen Reaktionen. Der Journalist Jonas Thente empörte sich in der Zeitung “Dagens Nyheter“:

“Die Privatisierungseiferer sollen ihre kleinen schmutzigen Finger von unseren Büchereien lassen.”

Der Kulturausschuss der Gemeine Nacka sieht das alles nicht so dramatisch und versicherte, dass es keinesfalls um einen Verkauf der Bibliothek ginge, sie solle eben von privaten Unternehmen betrieben werden.

Quelle:
SZ, 24.12. 2010, Feuilleton, S. 17

[Zitat] Unkommentiert – 24.10.2007

Nur etwa 15 Prozent der Schulen verfügen über eine eigene Bibliothek, und selbst diese Bibliotheken erfüllen nur selten bibliothekarische Mindeststandards. In den Universitätsbibliotheken fehlen oft die notwendigen Mittel für ausreichende Neuanschaffungen. So müssen Zeitschriftenabonnements abbestellt werden oder Forschungsreihen können nicht weiter bezogen werden. Das entwertet oft den Bestand. Trotz des wichtigen Beitrags der Bibliotheken für die Bildung und das selbstständige Lernen, fehlt in Deutschland – im Gegensatz zu den erfolgreichen PISA-Ländern – die strategische Verankerung der Bibliotheken als Teil unserer Bildungsinfrastruktur. Durchgängige bildungspolitische Zielsetzungen gemeinsam mit dem Bibliothekswesen sind heute weder auf Länderebene noch in der Politik des Bundes in ausreichendem Maße anzutreffen. Meine Meinung ist: Bibliotheken gehören deshalb in Deutschland auf die politische Tagesordnung. […] In den vergangenen Jahren mussten auch die Bibliotheken, Archive und Museen Sparbeiträge leisten. Die Finanzausstattung vieler Institute liegt heute unter dem Notwendigen, die Personaldecke ist dünn geworden. Viele können ihre Aufgaben der Bewahrung und Erschließung nicht mehr in erforderlichem Umfang erfüllen. Hier hoffe ich auf eine Kurskorrektur.

Auszug aus “Ein Freudentag für die Kulturnation” von Altbundespräsident Horst Köhler anläßlich der Wiedereröffnung der Anna Amalia Bibliothek in Weimar


Klamme Kommunen – Bibliotheken bedroht

Die versprochenen Steuersenkungsgeschenke der Berliner Regierung müssen Hohn in den Ohren der kommunalen Verwaltungsträger sein, denen zunehmend durch die Krise auch das letzte bißchen Geld verloren geht.

Die Menschen müssen mancherorts mit kühleren Bäder-Temperaturen vorlieb nehmen, ihre Bücher im Bücherbus statt in Bibliotheken ausleihen und in Seitenstraßen ohne Beleuchtung auskommen, ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Kulturförderung ist ein Punkt, an dem sich Kommunen ein großes Einsparpotential versprechen. Stuttgart beispielsweise will die Mediathek im Treffpunkt Rotebühlplatz, einer Präsenzbibliothek zum Thema Neue Medien, und die Rathausbücherei schließen. In der Stadt will man allein bei den Stuttgarter Philharmonikern 40.000 Euro einsparen, um zum Schluss auf 1,2 Millionen Euro Ersparnis zu kommen.

Ludwigsburg plant, eine Zweigstelle der Bibliothek zu schließen. Ersatzweise soll hier eine neue Haltestelle des Bücherbusses eröffnet werden. 30.000 Euro pro Jahr sind die gewünschte Sparsumme.

Die Schließung von Bibliotheken ist verhältnismäßig einfach. Leider hört man in Zeiten, in denen es den Kommunen besser geht, selten im gleichen Maße davon, dass Bibliotheken wieder- oder neueröffnet werden. Manchmal wäre es für alle besser, die Zähne zusammenzubeißen und die Bibliothek auch in schweren Zeiten zu er- bzw. offen zu halten. Der Service von Bibliotheken ist wichtig für die eigenen Bürger, die man so in Zeiten knapper Haushaltskassen zusätzlich entlasten kann. Ein wenig mehr Werbung und Bewußtsein für die eigene Bücherei könnte doch so eine gute Eigenwerbung für die Bibliothekare und die Kommunalpolitiker sein.

Quelle:
Klamme Kommunen – Bürger werden zur Kasse gebeten via Stimme.de – dpa-Meldung

Das Projekt Deutsche Digitale Bibliothek

Der Startschuss zur Deutschen Digitalen Bibliothek ist gegeben. Online soll die Bibliothek 2011 gehen, bleibt die Frage, ob Deutschland so ein Projekt an finanziell wirklich stemmen kann. Börsenblatt-Redakteur Michael Roesler-Graichen hat sich da so seine Gedanken gemacht und ich mir jetzt auch.

Zum Zeitpunkt:
In der Politik sind endlich alle auf Linie gebracht und befürworten den Ausschluss Deutschlands vom größten Digitalisierungsprojekt bisheriger Zeiten. Dass die Buchbranche die Atempause durch das neue Google Book Settlement begrüßt, ist ein Schlag ins Gesicht ihrer wissenschaftlich ausgerichteten Kunden. Das ist ein anderes Thema, denn zumindest glaubt man jetzt, erstmal Atem holen zu können. Die Deutsche Digitale Bibliothek im Rahmen der europäischen Antwort auf Google Books – sprich der Europeana – wird viel Kraft, Ausdauer und rechtliche sowie finanzielle Unterstützung benötigen. Sogleich erklingt das Lied: Wer soll das bezahlen, wer …

Politische Struktur
Wir alle bedauern inzwischen anscheinend die föderale Struktur in Bezug auf Bildung und Kultur. Bis Bund, Länder und Kommunen sich geeinigt haben, können Jahre ins Land gezogen sein und aus ehemals guten Ideen sind nur noch Minimalkonsense geworden, die an sich nur noch scheitern können. Keiner der Beteiligten wird bei den zu erwartenden Kosten zugunsten eines Allgemeininteresses, das von Fachleuten formuliert worden ist, von seinen Wünschen und Vorstellungen zurücktreten.

Finanzielle Struktur
Finanziell steht die DDB auch nicht auf sicheren Beinen. Zwar sind Infrastruktur und Betrieb gesichert, doch sind dies ja nicht die einzigen Kosten, die da auf alle zukommen. Wer finanziert die Digitalisierung, die Lösung von Archivierungsproblemen, den Zugang? Das gesamte Projekt muss zudem in Einzelprojekte zerstückelt werden, um förderwürdig durch die DFG zu werden. Sicherlich wird auch das ein oder andere Bundesland ein wenig durch Sonderprogramme zuschießen, aber die DDB ist ein langwieriges Projekt, das nachhaltig finanziert werden muss und das in Zukunft viele Mitarbeiter benötigen wird, die ihr Können (Langzeitarchivierung, Zugang, technische und fachliche Betreuung, Weiterentwicklung, etc.) beisteuern müssen. Sicherlich kann man hier auch andere Projekte gut verankern, z.B. Nestor, aber das muss dauerhaft passieren. Private Geldgeber sind sicherlich gut für Projektfinanzierungen, z.B. für die Massendigitalisierungen. Ob Google hier einsteigen wird, ist fraglich aus meiner Sicht, aber ob es besser wird mit den Abhängigkeiten, wenn Microsoft, Amazon oder andere vielleicht interessierte Großkonzerne einsteigen, ist wohl eher fraglich.

Struktur “Bibliothek”

Eine Chance ist die DDB für libreka! und die Verlage. Libreka! wäre als Volltextplattform der geeignete Partner, um über lieferbare Titel zu informieren, und die Verlage könn­ten ein Modell zur kommerziellen Nutzung digitaler Buchinhalte entwickeln, das dem Informationsbedürfnis der Öffentlichkeit dient.

In der DDB eine Chance für libreka! zu sehen, halte ich derzeit eher für fraglich. Die Volltextplattform muss eher als Vorbild dienen, wie man die ganze Sache möglichst nicht aufzieht. Außerdem ist es aus bibliothekarischer Sicht schwierig, die DDB in eine weitere Verkaufsplattform für Verlage zu verwandeln. Bibliotheken verkaufen nichts. Ihre Aufgabe ist es nach Gisela Ewerts und Walther Umstätters Definition „unter archivarischen, ökonomischen und synoptischen Gesichtspunkten publizierte Information für die Benutzer [zu] sammel[n], ordne[n] und verfügbar [zu] mach[en]“.1. Natürlich spricht nichts dagegen, Libreka! als ein weiteres Informationsmittel in die DDB zu integrieren, aber es muss hier deutlich werden, wo der Schwerpunkt der BIBLIOTHEK liegt.

Für Geschäftsmodelle könnten sich die Verlage ja ein Vorbild an PaperC nehmen, wo kostenlos online lesen auch von Zuhause aus möglich ist und der Druck aus diesen Büchern nur gegen Gebühr erlaubt ist. Doch würde bei PaperC auch niemand von einer Bibliothek sprechen. Ein Einzwängen der DDB in Leseterminals hingegen sollte am besten gleich vergessen werden, denn damit scheitert das Projekt. Um den Informationsbedürfnis der Gesellschaft Rechnung zu tragen, muss man auch die finanziellen Grenzen vieler Mitbürger beachten. Wer Geld verlangt für die Nutzung dieser Bibliothek, ohne soziale Härtefälle zu beachten, verschließt vielen die Tür zu Informationen.

Quelle:
Roesler-Graichen, Michael: Gretchenfrage Finanzierung, Börsenblatt.net

  1. Ewert, Gisela, Umstätter, Walther: Die Definition der Bibliothek, Bibliotheksdienst 33. Jg. (1999), H. 6, S. 966 []

Stiftung finanziert Restaurierung Klausener Handschriften

Die Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur, die in diesem Jahr vor allem die Bestandserhaltung von Handschriften fördert, unterstützt die alte Klosterbibliothek Klausen bei der Restaurierung wertvoller Manuskripte mit 8.500 Euro Fördergeldern.

Ministerpräsident Kurt Beck, Vorsitzender der Kulturstiftung und Kulturministerin Doris Ahnen erkennen damit auch die bisherige, größtenteils ehrenamtliche Arbeit für den Erhalt der wertvollen Bücher in der spätmittelalterlichen Klosterbibliothek aus dem 15. und 16. Jahrhundert an.

In den Schwerpunkt der Restauration fallen von den 1748 Bibliotheksbüchern aus sechs Jahrhunderten diejenigen Bücher, Handschriften und Drucke, die viele persönliche Notizen, Aufzeichnungen und Predigtenentwürfe enthalten. Später sollen diese Schriften dann in wechselnden Ausstellungen Bibliotheksbesuchern im passenden Ambiente – 18 heiligen Figuren an den Wänden und über 500 Jahre alten Malereien – vorgestellt werden.

Die Bücher waren in Vergessenheit geraten, denn nachdem 1802 das Kloster aufgelöst wurde, wurde auch die Bibliothek geschlossen. Die kostbaren Werke staubten ein, litten unter Feuchtigkeit und Kälte und werden jetzt wieder hergerichtet.

Ein Teil der Werke konnte bereits Dank Buchpatenschaften aufwändig restauriert werden. Zu den außergewöhnlichsten Stücken zählen drei Inkunabeln, die zwischen 1456 und 1500 entstanden sein sollen.

Die Augustiner Chorherren, die das Kloster 1456 gegründet hatten, verbrachten früher vier Stunden täglich damit, Bücher abzuschreiben.

Der Freundeskreis der alten Klosterbibliothek in Klausen sucht derzeit noch weitere Buchpaten.

Quelle:
Stiftung unterstützt Restaurierung Klausener Handschriften aus der Eifel – Zeitung

Die Finanzkrise und die Kultur

Welche Folgen hat die Finanzkrise auf die Kultur? Mit dieser Frage hat sich gestern der Deutschlandfunk beschäftigt.
Von Panik möchte man jedoch noch nicht sprechen. Was vor allem daran liegt, dass private Geldgeber bei der Finanzierung von Kultureinrichtungen in Deutschland noch nicht so verbreitet sind wie z.B. in den USA. Außerdem sind die Haushalte und die Förderzusagen für dieses Jahr bereits verabschiedet, so dass man sich zumindest für dieses Jahr in Sicherheit wiegt.

Doch was ist im nächsten Jahr? Die Kommunen erwarten, durch steigende Arbeitslosenzahlen höhere Ausgaben, aber gleichzeitig werden sie weniger Geld einnehmen. Die Kultureinrichtungen werden also stärker als bis her für sich argumentieren und wahrscheinlich auch in Konkurrenz zueinander treten müssen. Eine Folge die abzusehen ist sind Schließungen von Einrichtungen, die sich in diesem Kampf nicht mit schlüssigen und zukunftsträchtigen Konzepten behaupten können.
In diesem Zusammenhang wird mal wieder die Frage aufgeworfen, ob es nicht nötig ist die Kultur endlich als Staatsziel im Grundgesetz zu verankern? Dass dies nicht das Allheilmittel sein kann, stellt im Artikel der Generalsekretär des Deutschen Kulturrats Olaf Zimmermann fest.

Wie sinnvoll ist aber eine Verankerung der Kultur im Grundgesetz? Wie allgemein wird diese Aussehen?
Unter dem Wort Kultur vereinigen sich eine Vielzahl verschiedener Einrichtungen mit unterschiedlichen Zielen. Wie will man diese alle in einem Gesetz unter einen Hut bringen? Gleichzeitig birgt es die Gefahr, dass identische Einrichtungen geschaffen werden, die dem Nutzer einen Einheitsbrei bieten und dabei daran gehindert werden auf die individuellen Bedürfnisse der Nutzer einzugehen. Ein Szenario das von keinem gewünscht sein kann.

Doch wie kann man die Krise überstehen?
Hier hilft es nur, wenn die Kultureinrichtungen die Schonzeit, die ihnen in diesem Jahr gegeben worden ist nutzen, um zukunftsträchtige Konzepte zu erstellen und diese so schnell wie möglich in die Praxis umsetzen.

Abgesang auf eine tolle Sache?

Vor etwas mehr als einem Jahrx: ist Zeno.org gestartet. Ralf Szymanski von Zeno.org schreibt in dem zum Portal gehörigem Blog:

Wie an anderer Stelle bereits erwähnt, geben die laufenden Einnahmen diese Mittel nicht her, alternative Ertragsmodelle finden kaum Akzeptanz und unsere eigenen Ressourcen sind nicht hinreichend, um eine sinnvolle Fortsetzung und Weiterentwicklung des Projektes zu gewährleisten bis es sich aus eigener Kraft refinanziert.

Das macht deutlich, dass Open Access nur so lange funktioniert, wie Open Access finanzierbar ist.

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