Ode an das Buch von Pablo Neruda

Ode an das Buch von Pablo Neruda

Buch,
herrliches
Buch,
du winziger Wald,
Blatt
an Blatt,
nach Urstoff
duftet
dein Papier,
morgendlich bist du
und nächtlich,
kornhaft
und ozeanisch,
Bärenjäger
füllten deine uralten Seiten,
offenes Feuer
am Mississippi,
Kanus
auf den Inseln,
später
Wege
und Wege,
Entdeckungen,
Völker
im Aufruhr,
wie ein blutender
verwundeter Fisch
zuckend im Schlamm: Rimbaud,
und die Schönheit
der Brüderlichkeit,
Stein um Stein
erhebt sich das Menschenschloss,
Schmerzen weben
die Standfestigkeit,

solidarische Taten

geheimes

Buch

von Tasche

zu Tasche,

heimliche Leuchte,

blutroter Stern.

 

Wir, die wandernden

Dichter,

erforschen

die Welt,

an jeder Tür,

empfing uns das Leben,

wir nehmen teil

am irdischen Kampf.

Und was war unser Sieg?

Ein Buch

ein Buch, menschlicher

Berührungen voll,

wimmelnd von Hemden,

ein Buch

ohne Verlassenheit, mit Menschen,

und Werkzeug,

ein Buch

ist der Sieg.

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BOOK POWER
by Gwendolyn Brooks

BOOKS FEED AND CURE AND
CHORTLE AND COLLIDE

In all this willful world
of thud and thump and thunder
man’s relevance to books
continues to declare.

Books are meat and medicine
and flame and flight and flower,
steel, stitch, and cloud and clout,
and drumbeats in the air.

[Adventskalender] 23.12.2019 – Christian Morgenstern

Christian Otto Josef Wolfgang Morgenstern (* 6. Mai 1871 in München; † 31. März 1914 in Untermais, Tirol, Österreich-Ungarn), großteils gemeinfrei seit

Das Weihnachtsbäumlein

Christian Morgenstern, 1910 via Wikimedia Commons


Es war einmal ein Tännelein,
mit braunen Kuchenherzlein
und Glitzergold und Äpflein fein
und vielen bunten Kerzlein:

Das war am Weihnachtsfest so grün,
als fing es eben an zu blühn.

Doch nach nicht gar zu langer Zeit,
da stand’s im Garten unten,
und seine ganze Herrlichkeit
war, ach, dahingeschwunden.
Die grünen Nadeln war’n verdorrt,
die Herzlein und die Kerzlein fort.

Bis eines Tags der Gärtner kam,
den fror zu Haus im Dunkeln,
und es in seinen Ofen nahm –
hei! tat’s da sprühn und funkeln!
Und flammte heim- und himmelwärts
in hundert Flämmlein an Gottes Herz.

Quelle:

Morgenstern, Christian: Gedichte – Verse – Sprüche, Eurobuch || Eurobooks, 1998, S. 348

[Adventskalender] 21.12.2019 – Otto Roquette

Otto Roquette (* 19. April 1824 in Krotoschin bei Posen; † 18. März 1896 in Darmstadt) gemeinfrei seit 1967.

Deutsche Weihnacht

Ueber dem Schnee in der heiligen Nacht
Funkelt das Sternengeleite.
Fern in Frankreich auf einsamer Wacht
Schaut der Soldat in die Weite.

Weit, so weit ist der Sternenraum,
Weit, wie die Lieb’ ohne Schranken!
Heimathlichter am Tannenbaum
Geh’n ihm durch die Gedanken.

Mutteraugen und Jugendlust,
Kinderlachen und Singen –
Leuchtend geht’s ihm auf in der Brust,
Will ihm das Auge bezwingen.

Kalt und eisig schneidet der Wind,
Horch! Was schwirrt durch die Bäume?
Weg von der Stirn, vom Auge geschwind
Streicht er die fremden Träume.

»Dank dir, du fränkischer Winterhauch,
Der mir pfeift um die Ohren!
Hier wird in heiliger Weihnacht auch
Neu uns die Liebe geboren.«

»Treue Brüder von Süd und Nord
Steh’n auf dem Posten wir Alle.
Deutschland hoch! sei mein Jubelwort,
Ob ich heut, ob ich morgen falle!«

Lautlos schimmert die heilige Nacht,
Still ist’s droben und nieden.
Schütze dich Gott, du treue Wacht,
Bring’ uns den Sieg und den Frieden!

Quelle:

Roquette, Otto: Deutsche Weihnacht, In: Gedichte.- 3. veränderte und vermehrte Auflage; J.G. Cotta, 1880.- S. 135-136.
Digitalisat Google Books

 

[Adventskalender] 19.12.2019 – Wilhelm Hey

Kein Adventskalender ohne Schneemann!!! 😉

Johann Wilhelm Hey (* 26. März 1789 in Leina; † 19. Mai 1854 in Ichtershausen) gemeinfrei seit 1925.

Hey, Wilhelm: Schneemann, In: Fünzig Fabeln Für Kinder, via Wikimedia Commons, Bild von Otto Speckter (* 9. November 1807 in Hamburg; † 29. April 1871 ebenda)

Schneemann

(Entstehungsdatum: 1833)

 

Seht den Mann, o große Not!
wie er mit dem Stocke droht
gestern schon und heute noch!
Aber niemals schlägt er doch.
Schneemann, bist ein armer Wicht,
hast den Stock und wehrst dich nicht.

Freilich ists ein gar armer Mann,
der nicht schlagen noch laufen kann;
schleierweiß ist sein Gesicht.
Liebe Sonne, scheine nur nicht,
sonst wird er gar wie Butter weich
und zerfließt zu Wasser gleich.

Quelle:

Hey, Wilhelm: Fünfzig Fabeln für Kinder / [Wilhelm Hey.] In Bildern gezeichnet von Otto Speckter. Braunschweig [u.a.] 1920. Westermann.
Digitalisat: Publikationsserver der TU-Braunschweig

[Adventskalender] 18.12.2019 – Paula Dehmel

Paula Dehmel (* 31. Dezember 1862 in Berlin als Paula Oppenheimer; † 9. Juli 1918 in Steglitz b. Berlin) gemeinfrei seit 1989.

Weihnachtschnee

Paula Dehmel via Wikimedia Commons


Ihr Kinder, sperrt die Näschen auf,
Es riecht nach Weihnachtstorten;
Knecht Ruprecht steht am Himmelsherd
Und bäckt die feinsten Sorten.

Ihr Kinder, sperrt die Augen auf,
Sonst nehmt den Operngucker:
Die große Himmelsbüchse, seht,
Tut Ruprecht ganz voll Zucker.

Er streut – die Kuchen sind schon voll –
Er streut – na, das wird munter:
Er schüttelt die Büchse und streut und streut
Den ganzen Zucker runter.

Ihr Kinder sperrt die Mäulchen auf,
Schnell! Zucker schneit es heute;
Fangt auf, holt Schüsseln – ihr glaubt es nicht?
– Ihr seid ungläubige Leute!

Quelle:

Dehmel, Paula: Das liebe Nest: Gesammelte Kindergedichte, Leipzig, E. A. Seemann, 1919. Vollständige Neuausgabe. Herausgegeben von Karl-Maria Guth. Berlin 2016. S. 53
Zugriff über Google Books

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[Adventskalender] 07.12.2019 – Ernst Moritz Arndt

Ernst Moritz Arndt (* 26. Dezember 1769 in Groß Schoritz; † 29. Januar 1860 in Bonn), gemeinfrei seit 1931.

Weihnachtsfreude


Steh auf! die Sonn’ ist aufgegangen,
Es scheint das Licht der Herrlichkeit –
O Seele, klinge dein Verlangen,
Hell kling herein die neue Zeit!
Laß heut die frohe Kunde schallen
Weit übern Erdenball ringsum!
Erklinge, singe, künde allen
Der Menschheit Evangelium.

Dies ist das Licht, dies ist der Morgen,
Der Vorwelt dünner Dämmerschein,
Oft leuchtend auf und oft verborgen,
Nun scheint er hell zur Welt herein,
Das Liebesrätsel ew’ger Güte,
Der Frommen Hort, der Weisen Lust –
Der Sehnsucht süße Rosenblüthe
Erblüht nun voll in jeder Brust.

Drum sollst du, frohe Liebe, klingen,
Daß alle Welt in Wonne sey,
Mit allen Himmelschören singen:
Ihr dunkle Menschen eilt herbei!
O eilet euch im Licht zu baden!
Der Glanz des Himmels strahlt herein,
Und jeder Jammer, jeder Schaden
Der Nacht soll weggeleuchtet seyn!

Kommt alle, die ihr lieft verloren
In freudenvoller Finsterniß!
Denn Jesus Christus ist geboren,
Es scheint das lichte Heil gewiß.
O Liebesglanz! o Lebensmorgen!
O wunderbarer Gottesschein!
Weg Sünden, Schmerzen, Zweifel, Sorgen!
Denn Jesus Christ will unser seyn.

Quelle:

Arndt, Ernst Moritz : Gedichte, Leipzig : Weidmann, 1850; – In: Digitale Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern, S. 257-258 (267-268)

Zitat unkommentiert

[Zitat] Unkommentiert – 1788-1860

 “The art of not reading is a very important one. It consists in not taking an interest in whatever may be engaging the attention of the general public at any particular time. When some political or ecclesiastical pamphlet, or novel, or poem is making a great commotion, you should remember that he who writes for fools always finds a large public. A precondition for reading good books is not reading bad ones: for life is short.”  Arthur Schopenhauer

 

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