Ein Bibliothekssketch aus der “At Last The 1948 Show”

Einer der Vorläufershows von Monty Python’s Flying Circus hieß die “At Last the 1948 Show” und stammt aus den Jahren 1967 bis 1968.  Im Sketch geht es um einen flüchtigen Räuber, der in einer öffentlichen Bibliothek Unterschlupf findet. Herbeieilende Polizisten versuchen bei strikter Einhaltung der Bibliotheksvorschriften den Dieb dingfest zu machen. Bitte leise sein! Pscht! 🙂

Google lässt seine Bibliothek erforschen

Google hatte mit Google Books 2004 ein Projekt angestoßen, dass gar nicht durchdacht war. Ziel war es einfach, alles Wissen der Welt online sichtbar zu machen und dazu zählen auch Bücher. Doch was anfangen mit diesem Projekt? Wie dieses optimal gestalten und allen zugänglich machen? Urheberrechte? Anfangen und machen hieß erstmal. Das Google Books settlement diente dazu, unter anderem die Copyright-Fragen zu klären. Auch sonst verlässt man sich da bei Google in aller Ruhe auf Gerichtsentscheidungen. Doch wie kann man die Bücher den Nutzern besser zugänglich machen? Um den Nutzen seiner rasch wachsenden Online-Bibliothek besser erfassen zu können, gibt Google dieses und nächstes Jahr je eine halbe Million Dollar aus.

Finanziert werden damit zwölf Projekte unter verschiedenen Fragestellungen und außerdem weden Tausender der online zugänglichen Bücher geprüft.

Google is hoping the research will validate its long-held belief that making electronic copies of old books will bring greater enlightenment to the world.

Damit will man auch den Vorwurf entkräften, Google, welches das Copyright mit Füßen tritt, würde Bücher nur digitalisieren, um den eigenen Profit zu steigern.

Zu den Gewinnern von Googles “Digital Humanities Awards” gehört auch ein Projekt der George Mason University, welches durch tiefere Analysen des Vokabulars zeitgenössischer Bücher ein genaueres Porträt des Viktorianischen Zeitalters zeichnen möchte. Das Projekt am Magdalen College Oxford erstellt einen Index übersetzter europäischer Literatur des Zeitraums von 1701-1917 (Bibliotheca Academica Traslationum), um die Änderungen der Übermittlung von Wissen innerhalb dieser Periode zu untersuchen. Andere Forscher der University of California, Los Angeles und der University of Washington erforschen Werkzeuge und Techniken zur automatisierten Bibliotheksanalyse. Für Google forschen derzeit 23 Gelehrte an 15 Universitäten.

Der Enthusiasmus von Google beim Buchscannen wurde inzwischen durch verschiedene änhängige Gerichtsverfahren bezüglich Urheberrechtsverletzungen etwas gestoppt. Dennoch sind derzeit über 12 Millionen Bücher eingescannt, wobei nicht alle online gestellt wurden. Betroffen sind vor allem copyrightgeschützte Bücher out of Print. Hier wartet Google auf eine Entscheidung bezüglich des Google Settlement, um so die Rechte für den digitalen Vertrieb von Büchern Out of Print zu erhalten. Viele lehnen dies ab, z.B. das U.S. Department of Justice, Verbraucherschützer und Google-Konkurrenten, die befürchten, dass dem Giganten so zu viel Macht auf dem digitalen Buchmarkt eingeräumt wird.

Quellen:

Orwant, Jon: Our commitment to the digital humanities, Official Google Research Blog
Google puts $1m into academic research projects for digitised books, Guardian.co.uk PDA digitalcontentblog
Liedtke, Michael: Google finances projects to test digital library, Associated Press
Google prüft Online-Bibliothek, nachrichten.at

Anmerkungen zur neuen Zentralbibliothek von Helsinki (geplante Eröffnung: 2017)

Letzte Woche berichtete ActuaLitté über die Entwicklungspläne einer neuen Zentralbibliothek  in Helsinki (in der Nähe des Hauptbahnhofs), denen bis spätestens Ende des Jahres noch endgültig von politischer Seite zugestimmt werden muss. Pünktlich zum 100. Jahrestag der Unabhängigkeit Finnlands, im Jahre 2017, soll ein neues Gebäude der Zentralbibliothek in Helsinki in der Bucht von Töölö eröffnet werden. Die Kosten werden auf 100 Millionen Euro geschätzt. Ähnlich wie die Stadtbibliotheken in Birmingham und Manchester (geplante Eröffnung: 2013), wird auch hier im Vorfeld auf der Webseite seit 9. Juni für den Neubau geworben, obwohl es bis zur Fertigstellung noch sieben Jahre dauern wird. Es ist ein Gemeinschaftsprojekt zwischen der Regierung, der Stadt Helsinki und anderen sich in der Metropolregion befindenden Städte um Helsinki. Ferner will man täglich 5.000 Besucher täglich und 1,5 Millionen jährlich erreichen. Dafür sollen 25.000 m² zur Verfügung stehen. Davon sollen 12.000 m² für die Bibliothek reserviert werden, 8.000 m² für eine Vielzahl von Veranstaltungen und anderen (kulturellen) Programmen und 5.000 m² für kommerzielle Aktivitäten.

Bereits 2008 schrieb die Leiterin der Zentralbibliothek, Frau Maija Berndtson, in der Zeitschrift Scandinavian Public Library Quaterly einen Artikel über die Hintergründe, welche zur Idee eines Neubaus beitrugen. Hintergrund ihres Artikels, war ein Bericht, der durch den Bürgermeister Helsinkis in Auftrag gegeben wurde und von Mikko Leisti umgesetzt wurde und folgende Fragen thematisierte:

Was bedeutet die Bibliothek für uns und in welche Richtung soll sie sich entwickeln? Wie können wir so gut wie möglich von der Zukunft profitieren und einen Nutzen daraus für die Bibliothek ziehen?

Ein Vorgeschmack bietet das untenstehende Animationsvideo, das einen Baum als Metapher für die Bibliothek verwendet. Alle an der Entwicklung  der Zentralbibliothek Helsinki  interessierten Menschen, können ihre Ideen und Anregungen zur neuen Bibliothek auf der folgenden Webseite mitteilen: www.lib.hel.fi/en-GB/keskustakirjasto

Mikko Leisti beschrieb die zukünftigen Entwicklungen folgendermaßen: Weiterlesen

Bibliothek des Jahres 2009 der Niederlande: das Library Concept Center in Delft

Am 18. Dezember 2009 wurde dem innovativen  Library Concept Center in Delft der Titel De Beste Bibliotheek van Nederland 2009 verliehen. Im Rahmen einer Preisverleihung, die in Utrecht stattfand,  hielt Frank Huysmans die Laudatio.

Besonders spannend und attraktiv empfand ich im Rahmen meines Besuchs Anfang November 2009 den Jugend- (Dok jeugd), den Musik-  (Dok muziek) und Filmbereich (Dok film), sowie die Caféteria. Auf der Webseite Flickr finden sich seit Baubeginn 2005 fast 7.000 Fotos über die Aktivitäten der Bibliothek, die weit über normale  Leseveranstaltungen hinausgehen und die unterschiedlichsten Zielgruppen erreichen.  Darüber hinaus gibt es noch ein Kunstzentrum (Dok kunst), zu dem auch eine Arthothek gehört. Es finden regelmäßig Wechselausstellungen statt. Übrigens arbeiten dort Künstler und keine KunstbibliothekarInnen, die für die Ausleihe, Beratung, den Bestandsaufbau und die Konzeption von Ausstellungen zuständig sind. Außerdem  verfügt die Bibliothek neben dem zentralen Standort im Herzen von Delft noch über zwei weitere Einrichtungen: das DOK Tanthof und das DOK Vorhoof. Obwohl das Gebäude des DOK Library Concept Centers erst seit 2007 existiert, gewann es seitdem jährlich Preise.  Auf der niederländischen Version der Webseite heißt es Op naar de modernste bibliotheek ter wereld! – auf zur modernsten Bibliothek der Welt! Der Slogan der Bibliothek lautet de wereld te leen – im Sinne von “man kann sich dort die Welt ausleihen”. Einen Blick auf die Webseite kann ich nur empfehlen, denn sie bietet eine große Vielfalt an Informationen und Dienstleistungen, wie ich sie bisher selten fand. Im Folgenden werden die Bibliotheken tabellarisch angezeigt, welche die Plätz zwei bis zehn belegten:

1. Delft 8.3
2. Amsterdam 8.2
2. Stadskanaal 8.2
4. Lelystad 8.1
5. Heerhugowaard 8.0
6. Hoogeveen 7.9
6. Zeeuwse Servicebus 7.9
8. Middelburg 7.5
8. Zwolle-Zuid 7.5
10. Heerlen 7.4
11. Den Bosch
7.3
12. Doorn 7.2
13. Barneveld 7.1
14. Franeker 7.0

Die folgenden drei Bereiche wurden evaluiert: 1. das Gebäude und die Einrichtung, 2. das Angebot (digitale und “analoge” Bestände), 3. der Service und die Kundenorientierung. Ausgewiesene und qualifizierte Mystery-Shopper besuchten und begutachteten die nominierten Bibliotheken. Hierzu wurde anschließend ein fundierter Bericht verfasst. Bis ins Finale wurde je Provinz, eine Bibliothek ausgewählt. Insgesamt schafften es 14 Bibliotheken in die Endausscheidung.

Das DOK Library Concept Center ist keine Durchschnittsbibliothek – im Gegenteil. Laut Jaap Van De Geer und Erik Boekesteijn sind 80 % der Einwohner Delfts Mitglieder der Bibliothek , die somit die meistgenutzte öffentliche Einrichtung der Stadt ist. Was die Bibliothek weiterhin auszeichnet sind technologische Innovationen, die sicherlich auch durch Kooperation mit der ortsansäßigen Technische Universität entwickelt werden, auf welche ich in einem anderen Blogeintrag über Innovationen in den Bibliotheken der Niederlande eingehen werde.  Sie ist mit Sicherheit eine der modernsten und innovativsten Bibliotheken in Europa, ja vielleicht sogar weltweit. Im Jahre 2008 erhielt sie den Preis als die innovativste Bibliothek der Niederlande, den 2009 die Openbare Bibliotheek in Amsterdam erhielt. Weiterlesen

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