Frei zugängliche Kinderbücher in ukrainischer Sprache (Aktualisiert: 15.05.2022)

Der Krieg in der Ukraine verursacht viel Leid. Kinder, die die Situation am wenigsten verstehen können, sind oft besonders betroffen. Eingeschlossen in dunklen Kellern, Bunkern, oft mit fremden Leuten in Notunterkünften oder gestrandet in einem fremden Land, ohne Papa und oft genug auch Mama, dessen Sprache sie nicht verstehen, leiden sie besonders. Kinderbücher können hier Hilfe leisten, durch Anschauen, durch Vorlesen in der eigenen Sprache.

Um so schöner ist es, dass zahlreiche Verlage Kinderbücher in ukrainischer Sprache kostenfrei zum Download anbieten.

Hier zahlreiche Hinweise auf entsprechende Angebote.

Kinderbücher | дитячі книжки






  • Новий: Електронна бібліотека НБУ для дітей, Національна бібліотека України для дітей – Вам будуть доступні оцифровані справжні шедеври дитячої літератури з другої половини XIX століття до першої половини XX століття. – Digitalisate historischer Kinderbücher der Ukrainischen Nationalbibliothek für Kinder






  • У Kubo є кілька україномовних казок, які можна читати вільно (унизу сторінки) (але вимагає одноразової безкоштовної реєстрації)
  • Kubo hat einige ukrainisch-sprachige Märchen, die frei gelesen werden können (am Ende der Seite) (Bedarf aber einer einmaligen, kostenlosen Registrierung)

  • Knigo Go, завантажуйте безкоштовні книги або читайте онлайн українською (без реєстрації та програми)
  • Knigo Go, kostenlose Bücher herunterladen oder online lesen in ukrainischer Sprache (ohne Registrierung und App)











  • Bilingual Picturebooks, Buchpiraten (kostenlose, zweisprachige Bilderbücher deutsch-ukrainisch) (Oberfläche englisch, russisch) (Buch auswählen, Sprachen auswählen, Format festlegen, herunterladen, ggf. ausdrucken)







  • Новий: Der Rossberg-Verlag stellt 2 deutsch-unkrainische Kinderbücher kostenlos zur Verfügung. Das Angebot wurde durch Spenden finanziert.
    • Ласкаво просимо, любі діти – Vera Starker, Matthias Schneider, Herzlich willkommen, liebe Kinder! Rossberg Kids, 978-3-948612-15-3 (2022) (PDF) (Illustr.: Joanna Wilkans
    • Привіт тобіб маленьке Зайченя! – Vera Starker, Matthias Schneider, Hallo, du kleiner Hase! Rossberg Kids, 978-3-948612-16-0 (2022) (PDF) (Illustr.: Karolina Zolubak)

Die Bücher gibt es ab dem 16.05. in den Fernverkehrszügen der Deutschen Bahn. Außerdem werden die Bücher in den Ankunftszentren von Berlin verteilt.

Hören und Sehen | Слухайте і подивіться




  • Казковому Світі von Storytel – Kostenfreie Hörbücher für Kinder – Ми підготували для Вас цілу скарбницю казок українською мовою.


  • «Абук» СЛУХАЙ УКРАЇНСЬКОЮ – 75 професійно озвучених казок, повістей і збірок віршів – 75 professionell vertonte Märchen, Kurzgeschichten und Gedichte (Play Store | App Store)

  • «Суспільне: казки» – Слухайте найкращі казки народів світу українською мовою – Мовник «Суспільне»- Märchen aus aller Welt


  1. Kinoguru.be bietet herunterladbare kostenlose animierte Filme an.
  2. Івано-Франківська центральна міська дитяча бібліотека – Дивись і слухай
  3. Megogo – Cartoons, Filme und Hörbücher auf ukrainisch
  4. Жили-були – Österreichische Kinderbuchautoren und Opernsänger haben dieses Hörgeschichten eingelesen (auch über verschiedene Plattformen abrufbar)
  5. Жили-були – Read for Peace – Märchen für Kinder – Podcasts (ukrainisch, russisch)
  6. COSMO ukrayinskoyu – WDR
  7. Sendung mit der Maus – Де сонечко сховало свої крильця? Як працює сенсорний екран? Хто наклав кротику на голову? Тут ти знайдеш відповіді українською на цікаві запитання. А також можеш подивитися пригоди мишеняти, слоненяти та качки.
  8. Читання зі Старим Левом – Видавництво Старого Лева, Youtube
  9. Аудіоказки з малюнками українською мовою – Казка.укр, Youtube
  10. RDC dla Ukrainy. Posłuchaj ukraińskich bajek narodowych w interpretacji wybitnych ukraińskich artystów, Polsky Radio RDC (07.03.2022)
  11. Willkommen – MDR-Angebote in ukrainischer Sprache – Ласкаво просимо – Українці в Центральній Німеччині, MDR

Ukrainian TV kostenlos über Zattoo gestreamt

Lernmaterialien


  • Wydawnictwo Dwie Siostry, Матеріали українською – kostenlose Unterrichtsmaterialien des polnischen Verlages


Mehr Lernmaterialien finden Sie hier | Більше навчальних матеріалів можна знайти тут: Empfehlungen für das Lernen von Deutsch als Fremdsprache für Geflüchtete

Lesestoff für Erwachsene

  1. Тарас Шевченко Біографія – Werk des Nationaldichters Taras Schewtschenko – (auf engl.)
  2. УкрЛіб – Digitale Bibliothek der Ukrainischen Literatur – (Googleübersetzung) + Audiokanal (Youtube)
  3. GEL[:B]LAU – DEUTSCH-UKRAINISCHES MAGAZINGEL[:B]LAU – ПЛАТФОРМА ДЛЯ САМОРОЗВИТКУ – erste deutsch-ukrainische Zeitschrift in Europa
  4. ОНЛАЙН БІБЛІОТЕКУ “СВІТЛО НА СХОДІ” – Online Bibliothek “Licht im Osten” – Religiös ausgerichtete Bücher, Zeitschriften, Audio-Bücher und -Zeitschriften in verschiedenen Sprachen zum kostenfreien Download (viel russisch, aber auch ukrainisch) – Релігійні книги, журнали, аудіокниги та журнали різними мовами для безкоштовного скачування – Das Licht im Osten Das Evangelium für die Völker- Russlands, Osteuropas und Zentralasiens
  5. література українською – JavaLibre
  6. Безкоштовні книги – KniGoGo
  7. Українська поезія – Lyrikline
  8. це вільна онлайн-бібліотека україномовної літератури – Чтиво – kostenlose Online-Bibliothek ukrainischsprachiger Literatur (Googleübersetzung)
  9. Електронна бібліотека української літератури – University of Toronto
  10. Слава Україні!, Open Books

Sprach- und Leseförderung für Kinder von Geflüchteten (Neu: Ukraine), Akademie für Leseförderung Niedersachsen (Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek)

Weitere Listen mit frei zugänglichen / kostengünstigen Kinderbüchern


Vorlesetipps

  1. Le­se­start in vie­len Spra­chen – Інформація для батьків – Український / Ukrainisch

Ein Musikbandaufritt in der LA Public Library, der viral ging

Anlässlich des „Asian Pacific Islander Heritage Month“ trat die Jugendband The Linda Lindas in der LA Los Angeles Public Library auf. Deren Auftritt ging nicht nur viral, sondern sorgte nun letztendlich dafür, dass die Gruppe einen Plattenvertrag bekam. Es war insbesondere der Song „Racist, Sexist Boy“ (Minute 33:47), der für Anklang und Aufmerksamkeit sorgte. Eine Übersicht der Songs findet sich auf der Setlist auf dem YouTube-Kanal der LA Public Library.

Die Bandmitglieder sind noch sehr jung, Mila ist 10 Jahre alt, ihre Schwester Lucia 14, Eloise 13 und deren Freund Bela ist 16 Jahre alt. Der Musikstil wird als Garage Punk beschrieben. Viele der genannten Bandmitglieder, sind noch gar nicht in der High School. Offensichtlich traf aber insbesondere die Thematisierung des anti-asiatischen Rassismus einen gesellschaftlichen Nerv und die Aufmerksamkeit in den gesamten Vereinigten Staaten. Doch wie ist dieser definiert?

Die Definition der Autorin Thi Minh Huyen Nguyen lautet so:

Anti-Asiatischer Rassismus ist die systematische Diskriminierung von asiatisch-diasporischen, asiatisch-deutschen, asiatisch gelesenen Menschen. Von den westlich geprägten Industrieländern gab es bisher vor allem zwei stark geprägte Narrative: eines, bei der Menschen mit Asienbezug vorsätzlich als sogenannte „Gelbe Gefahr“ bezeichnet wurden (Yellow Peril) und eines, welches Menschen mit Asienbezug dem Bild des sogenannten Model Minority Myth entsprachen. Für die weiße Mehrheitsgesellschaft sind asiatisch-diasporische Menschen – je nach Bedarf – also entweder diejenigen, die die Pest mitbringen und als “gelbe Gefahr” zu verstehen sind oder Musterschüler*innen und Vorzeigemigrant*innen.”

Nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland bzw. Europa gab es seit der Corona-Pandemie einen rasanten Anstieg von Rassismus gegen Asiat*innen. Auch wenn es keine „bekannten“ tödlichen Anschläge wie in den USA hierzulande gab, ist das Thema hier in der asiatischen und B(I)POC Community von Instagram und anderswo durchaus ein Thema. Das I setzte ich hier in Klammer, da es in Deutschland keine „Ureinwohner*innen“ im eigentlichen Sinne gibt wie in den USA. In der Geschichte Deutschlands nach 1945 ist der anti-asiatische Rassismus kaum ein Thema. Dabei gab es zum Beispiel 1980 den Anschlag auf Vietnamesen in Hamburg. Dieser war fast völlig in Vergessenheit geraten. Die Autorinnen und Podcasterinnen Minh Thu Tran und Vanessa Vu wurden vor wenigen Tagen mit dem “Civis Top Award” und 15.000 € ausgezeichnet. Die Podcastfolge lautete “Rice and Shine/Hamburg 1980: Als der rechte Terror wieder aufflammte“. Damals gab es einen Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft in Hamburg, bei dem im August 1980 zwei junge Männer aus Vietnam starben. Außerdem gewann dieser Beitrag den Podcast Publikumspreis. Einem aktuellen Forschungsprojekt der Berliner Humboldt-Universität, der Freien Universität Berlin und des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung zufolge, erfuhr jede zweite asiatisch gelesene Person Rassismus. Das Forschungsthema anti-asiatischer Rassismus ist recht neu hierzulande. Vergangene Untersuchungen gibt es kaum. Würde man in einer öffentlichen oder wissenschaftlichen Bibliothek im deutschsprachigen Raum danach suchen, wäre die Anzahl an Treffern bezüglich dieser Literatur/Thematik nicht all zu groß. Über einen asiatisch gelesenen Freund/Studienkollegen und dessen Partnerin, die mir damals von mehreren ihrerer Erfahrungen in Berlin berichteten, wurde ich erstmals auf diese Thematik aufmerksam. Seit der Corona-Pandemie stieg die Anzahl an Anfragen gegenüber der Antidiskriminierungsstelle des Bundes rasant an, diese verdoppelten sich im Vergleich zum Vorjahr 2019 (3.600 auf 6.000). Dabei war es jede vierte Anfrage, welche Diskriminierungen in Verbindung mit dem Coronavirus als Beschwerdegrund zum Anlass nahm. Diese richteten sich insbesondere gegen asiatisch gelesene Menschen. Die alleinige strafrechtliche Verfolgung von Hate-Speech und Gewalt löst das Rassismusproblem nicht. Es gibt meines Erachtens immer noch zu wenig Begegnung, Dialog und Kontakt mit unterschiedlichen Menschen unterschiedlicher Herkunft, sei es privat oder beruflich. Insgesamt, so scheint es, stieg seit der Corona-Pandemie nicht nur der Antisemitismus, der Klassismus, sondern neben dem gegen Menschen, die als B(I)PoC gelesen werden, vor allem gegen asiatisch gelesene Menschen. Die Frage, welche sich bezogen auf die Bibliotheksarbeit zu dieser Thematik stellt: Erreicht die bibliothekarische Einrichtung mit Veranstaltungen zum Beispiel im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus die Menschen ausreichend, welche dieses “Rassismusproblem” haben? Gibt es andere Zugänge/Wege? Wenn ja, welche? Was ist wirklich sinnvoll/wirksam und welche unkonventionellen Ansätze wären denkbar?

Die Bibliothek am Luisenbad in Berlin-Wedding

Im vergangenen Jahr beging die Bibliothek am Luisenbad eigentlich ihr 25-jähriges Jubiliäum. An dieser Stelle wird Wedding verwendet, das ja mittlerweile ein Teil des Bezirks-Mitte ist. Aufgrund der Corona Pandemie wurde dieser Jahrestag nicht feierlich begangen. Auszubildende der Stadtbibliothek Berlin-Mitte drehten einen Film über die Bibliothek. Im Rahmen der Veranstaltung „Das Fremde in uns und wir im Fremden – Wohnen im gemeinsamen Haus Integration und Partizipation“ im Jahr 2009 lernte ich diese Bibliothek selbst kennen. In dem Film geht es auch um die Geschichte dieses Gebäudes bis hin zur Gründung der Bibliothek vor 26 Jahren. Sie ist ein Geheimtipp, nicht nur für Bibliothekstouristen, sondern für Architekturfans und Bibliotheksfans gleichermaßen:

“Die Bibliothek zeichnet sich durch viele Angebote für die Leseförderung von Kindern aus, beherbergt die Schulbibliothekarische Kontaktstelle, die Bücherbusse der Stadtbibliothek, bietet Ausstellungen, ein Geocaching Spiel mit dem Quellengeist Luise, ein Escape Game und hat sich in den letzten Jahren, unterstützt durch einige Comicverlage, zu einem Hotspot für Bookrelease Parties der Comic Szene, entwickelt. “

Zitat unkommentiert

[Zitat] Unkommentiert – Entstehungsjahr unbekannt

“Erst in einem Umfeld, in dem Kinder Diversitätsbücher lesen, können andere Kulturen und Menschen als eine Selbstverständlichkeit angesehen werden.”

 

Ndey Bassine Jammeh-Siegel (Gründerin von Afrokids Germany)

Über die mangelnde Diversität in der Kinderbuchbranche

Im Blogbeitrag “Bücher gegen Rassismus für Kinder und Jugendliche” vom 22.07.2020 wurde kritisch bemerkt, dass die Stiftung Lesen in Ihre Liste mit Empfehlungen zum Thema “Liste für Bücher gegen Rassismus” keine Schwarzen Autor*innen aus dem deutschsprachigen Raum mit aufführte. Ein Artikel “Schwarze Kinder, weiße Perspektiven” von Frau Chantal-Fleur Sandjon dem migrationspolitischen Portal der Heinrich-Böll-Stiftung ging nun vor etwa einem Monat der Frage nach wie divers die Kinderbuchbranche ist. Meine Feststellung, dass es kaum eine Förderung von Autor*innen gibt, die zur Gruppe der People of Color zählen, bestätigt sich in dem Artikel. Selbst in einem Land wie Großbritannien, kam eine Studie 2019 zu dem Ergebnis, dass weniger als 2 % der veröffentlichten Kinderbuchautor*innen und -illustrator*innen selbst Brit*innen of Color waren. In Deutschland gibt hierzu keine Zahlen, aber der Prozentanteil wird sicherlich ähnlich niedrig sein. Der Artikel benennt neben brititischen Autor*innen unter anderem auch die deutsch-marokkanische Illustratorin Jasmina El Bouamraoui (EL BOUM), die für das das finnische Goethe-Institut in Helsinki Illustrationen für Kinderliteratur gestaltet. Eine weitere Autorin, die hierzulande bekannt sein müsste, ist Andrea Karimé. Laut der Autorin des Artikels ist Karimé mit einer Ablehnung und einem Unverständnis von Seiten der Verlage konfrontiert.

Karimé kommt bezüglich der mangelnden Diversität in der Kinderbuchbranche zu folgendem Fazit:

“Das Interesse an Kinderbüchern mit Kindern of Color in der Hauptrolle unterliegt starken Wellenbewegungen. Nach Merkels ‚Wir schaffen das!‘ gab es plötzlich viele Bücher über Flucht, die meisten aber von weißen Autor*innen, die sich zuvor wenig mit der Thematik beschäftigt hatten, was den Büchern oft anzumerken ist. Auch jetzt ist die Entwicklung sehr ähnlich – Kinderbücher sollen diverser werden, die Menschen, die sie schreiben, aber nicht unbedingt. Von Forderungen, wie sie #ownvoices (1) stellt, sind wir in der deutschen Kinderbuchbranche noch weit entfernt.“

Die Verlegerin von Habte Books,  Fitsame Teferra, bemängelt zudem, dass es kaum billinguale Kinderbücher für unterpräsentierte Sprachen wie etwa Hausa oder Kiswahili gibt. Sie machte selbst die Erfahrung auf Ablehnung gestoßen zu sein bei deutschen Verlagen und gründete 2015 deshalb ihren eigenen Verlag mehrsprachiger Kinderbücher mit und in afrikanischen Sprachen. Die Professorin Maisha Auma forderte deshalb die Anerkennung die Barrieren, …

die “mit Marginalisierung aufgrund von Othering einhergehen, also mit der Platzierung im Verhältnis zur hergestellten Norm und dem Verdrängen an den Rand von Narrativen, Strukturen, Gesellschaften. Hierzu braucht es konkrete Verpflichtungen und einen konkreten Plan, wie diese Barrieren sukzessiv behoben werden können.“

Der Landesfachtag Schulbibliotheken 2020 in Schleswig Holstein findet am 21. November statt und befasst sich mit dem Thema “Interkulturelle Bibliotheksarbeit
in Schulbibliotheken”. Auf dieser Tagung wird unter anderem das Buch “The Hate U Give” der US-amerikanischen Schriftstellerin Angie Thomas vorgestellt, das  2018 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde. Dieses Buch macht ebenso deutlich, dass hierzulande kaum Literatur produziert wird, welche sich mit der europäischen, insbesondere der Schwarzen Perspektive  im deutschen Raum auseinandersetzt. Es wäre wünschenswert, wenn Autor*innen gefördert würden und Preise erhielten, welche hierzulande Kinderbücher aus der Sicht von People of Color in Europa respektive Deutschland schreiben.

 

 

Bücher gegen Rassismus für Kinder und Jugendliche

Die Stiftung Lesen stellte vor wenigen Tagen eine Liste für Bücher gegen Rassismus ins Netz. Dabei handelt es sich in aller erster Linie um Bücher für Kinder und Jugendliche. Frau Prof. Wiesenmüller von der HdM Stuttgart wies am 17. Juli auf Twitter völlig zurecht darauf hin, dass die Kritik des Mitherausgebers der FAZ, Herrn Jörg Kaube, völlig wirr und und abgehoben ist:

“Ausgrenzung, Diskriminierung und Intoleranz – das kennen mitunter (leider) schon die Jüngsten. Bereits ab dem Kita-Alter und später auch in der Schule machen Kinder und Jugendliche Erfahrungen mit Rassismus, weil sie aufgrund ihrer Hautfarbe, Herkunft oder Sprache ausgegrenzt und abgelehnt werden. Bücher können helfen, diese Probleme bewusst zu machen. Sie können uns miteinander ins Gespräch bringen, für das Thema sensibilisieren und bei der Suche nach Lösungsansätzen unterstützen. […] Die Möglichkeiten, die Bücher zur Auseinandersetzung mit Rassismus bieten, sind ebenso vielschichtig wie das Thema selbst. Mit unseren Empfehlungen möchten wir Erzieherinnen und Erzieher, Eltern und Lehrkräfte bei der Auswahl von Geschichten unterstützen. Christine Kranz

Der Liste würde ich noch folgende Bücher hinzufügen, die ebenso Rassismus thematisieren. Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit sind ebenso Teil von Rassismus. Diese drei Bücher kenne ich aus der Kindheit und Jugend eigener Familienmitglieder:

1.) Papa, was ist ein Fremder? (Gespräche mit meiner Tochter) von Tahar Ben Jelloun. Rowohlt Taschenbuch. ISBN: 978-3499211454. 112 Seiten

2.) Mama, was ist Auschwitz? von Annette Wieviorka. List Taschenbuch. ISBN: 978-3548600888. 92 Seiten

3.) Als Hitler das rosa Kaninchen stahl von Judith Kerr. Ravensburger Verlag GmbH. ISBN: 978-3473584291. 576 Seiten

Natürlich gibt es noch weitere Bücher, mir scheint aber, dass in Frankreich, Großbritannien und den USA mehr Literatur zu diesem Thema für diese Zielgruppe existiert. Die drei Beispiele von mir machen es deutlich, da die drei Autor*innen aus den eben genannten Ländern kommen. Warum ist das so? Falls meine Vermutung richtig ist, dann scheint das zumindest in der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur noch wenig thematisiert worden zu sein, vor allem im Hinblick auf Rassismus gegen Schwarze, Geflüchtete und aus Asien stammende Menschen. Ein Blick in die Leseliste der Stiftung Lesen genügt und es wird deutlich, dass von den acht Lesetipps, die auch Bücher für Jugendliche ab 14 Jahren enthalten, die Hälfte aus Übersetzungen englischsprachiger Werke besteht. Auch die Autorin des ersten Werkes, Lisbeth Kaiser, ist eine US-Amerikanerin. Die Thematik Rassismus, wie sie etwa Hans-Jürgen Massaquoi oder Theodor Michael Wonja erlebten, taucht in der Leseliste nicht auf. Gibt es zu wenig Kinder- und Jugendbücher von und über Afrodeutsche oder Afroösterreicher*innen und Afroschweizer*innen? Zumindest vermitteln das die Empfehlungen der Stiftung Lesen. Die beiden genannten afrodeutschen Autoren schrieben ja eher Autobiographien für Erwachsene.

Hätte die Literaturliste der Stiftung Lesen anders, diverser und vielfältiger ausgesehen, wenn interkulturelle Bibliothekar*innen, Community-Bibliotheken wie zum Beispiel die von Each one – Teach One e.V. und Audream aus Berlin mit einbezogen worden wären? Ich bin schon dieser Meinung und dass auch Bibliotheken, aber auch die Stiftung Lesung sich Beratung und Recherche leisten sollten, wenn es um bestimmte Thematiken geht. Die Liste der Stiftung Lesen erzählt viel zu wenig Geschichten über Rassismus in Deutschland. Entweder ist das eine Leerstelle im Bezug auf Kinder- und Jugendliteratur oder man hat explizit eher Bestseller/Klassiker ausgesucht, die zur Hälfte aus dem Ausland stammen und sich dort gut verkauften. Es wäre durchaus wünschenswert, wenn die Stiftung Lesen Ihre Liste mit Empfehlungen überarbeitet und zum Beispiel mehr Schwarze Autor*innen aus dem deutschsprachigen Raum fördert und solche, die andere Geschichten über Rassismus erzählen und über Rassismus aus eigener Erfahrung aufgrund deren biographischer Herkünfte schreiben.

Im Blogeintrag “Bücher und Leselisten gegen Rassismus?” vom 13.06.2020, den ich mit einem Fragezeichen versah, war ich zu Beginn des Artikels noch der Auffassung, dass die Wirkung von Leselisten, die durch Bibliotheken oder andere Einrichtungen zur Verfügung gestellt werden, eher wenig Wirkung erzielen wird. Am Ende sah ich dies etwas nüchterner und kam zu dem Entschluss, dass es zumindest einen Versuch wert ist. Dabei bezog ich mich nur auf Erwachsene. Deshalb werde ich demnächst versuchen eine eigene Leseliste für Erwachsene zu erstellen, welche mehr Sachbücher enthält.

Book Power (1969) von Gwendolyn Brooks

Gwendolyn Brooks (1917-2000) schrieb dieses Gedicht anlässlich der National Children’s Book Week im Jahre 1969. Sie und zwei andere zählen zu den einzigen drei afro-amerikanischen Schriftsteller*innen, die je den Pulitzer Preis gewinnen konnten:

BOOK POWER
by Gwendolyn Brooks

BOOKS FEED AND CURE AND
CHORTLE AND COLLIDE

In all this willful world
of thud and thump and thunder
man’s relevance to books
continues to declare.

Books are meat and medicine
and flame and flight and flower,
steel, stitch, and cloud and clout,
and drumbeats in the air.

[Adventskalender] 15.12.2019 – Paul Zech

Paul Zech (* 19. Februar 1881 in Briesen, Westpreußen; † 7. September 1946 in Buenos Aires) gemeinfrei seit 2017.

Die Wunderwirkung der Weihnacht

Bundesarchiv Bild 183-70823-0003, Niepars, Kindergartenkinder beim Spielen im Schnee

Niepars, Kindergartenkinder beim Spielen im Schnee Zentralbild Martin 13.2.1960 Gut untergebracht sind die Kinder der Genossenschaftsbäuerinnen der LPG Niepars im Kreis Stralsund. Unter Aufsicht geschulter Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen verleben sie ihren Tag bei fröhlichem Spiel., vom Bundesarchiv, Bild 183-70823-0003 / CC-BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons


Daß nach den verklungenen Ernteglocken
eines Herbstes, der uns hell frohlocken
und erstarken ließ mit Allgewalt,
nun das Trübe der Dezemberstunden
schmerzlich rühren will an alte Wunden,
macht uns stumm und wunderlich und alt.

Aber noch sind Kinder in den Zimmern,
denen ein erträumtes Freudeschimmern
Wangen rötet wie mit Lenz betaut.
Und sie brechen wie ein Maigewitter
in das Schwere unsres Bluts, das bitter
auf Verschlossenes der Landschaft schaut.

Tausend Dinge, die ihr Hirn durchtoben,
müssen wir entkernen und beloben
zu der aufgestaunten Münder Lust.
Und was uns umschiente wie mit Eisen,
fällt zersplittert, und wir reisen, reisen,
in verlorne Reiche unsrer Brust.

Wunder kommen, die uns weiß umflocken,
und ein Hall von Eislauf, Weihnachtsglocken
jubelt totgeglaubte Zeiten wach.
Und was wir, umblaut vom Pfeifenschwälen,
wie ein Märchen träumerisch erzählen,
danken kleine Hörer mit Gelach.

Und dann sind uns Abende beschieden,
wo der rotverklärte Lampenfrieden
einem Opfersinn entgegenreift.
Wo selbst Frauen mit schneeweißen Scheiteln
ernsthaft sich bemühn, nichts zu vereiteln,
was um Enkelstirnen wünschend schweift.

Ist der Tag dann plötzlich groß erschienen,
spiegelt sich ein Glück in allen Mienen
und durchbraust wie Orgelton den Raum.
Und die Jungen tanzen mit den Greisen,
nach dem Rhythmus frommer Weihnachtsweisen,
um den festlich aufgeputzten Baum.

Quelle:

Zech, Paul: Die Wunderwirkung der Weihnacht, In: Die Rheinlande: Vierteljahrsschrift des Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein, Jg. 23, 1913, Heft 12, S. 474; Digitalisat: Heidelberger historische Bestände – digital, Zitierlink: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/rheinlande1913/0496

Fahrende Bibliothek in Afghanistan ermöglicht Zugang zu Bildung

Die Kinder der afghanischen Hauptstadt Kabul wachsen im Krieg auf. Das beschränkt die Bildungsmöglichkeiten. Nur drei von zehn Erwachsenen können richtig lesen. Dem möchte die 27 Jahre alte Freshta Karim etwas entgegensetzen.

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