Ein Video zur Leseförderung in der ersten Flughafenbibliothek der Welt

Dörte und ich berichteten ja bereits eifrig über die erste Flughafenbibliothek der Welt am Amsterdamer Schiphol Airport, welche im Oktober 2010 eröffnet wurde. Die Bibliothek trägt der Tatsache Rechnung, dass sie sich an einem Ort der Internationalität und Mehrsprachigkeit befindet. Zudem berücksichtigt sie, wie das folgende Video deutlich macht, dass neben Erwachsenen auch Kinder diesen Ort gerne aufsuchen und frühzeitig ans Lesen herangeführt werden. Das Vorlesen aus “analogen” Büchern für Kinder sollte laut einer Studie (am 28.12.2011 auf der Facebookfanseite von mir gepostet) weiterhin gefördert werden und keinesfalls darf das Printbuch durch ein elektronisches “Vorlesegerät” ersetzt werden. Das sogenannte “dialogische Lesen” komme beim traditionellen Buch nach wie vor stärker zum Ausdruck.

Laut einer 2006 durchgeführten Studie der Temple University ist die Kommunikationsbereitschaft der Eltern beim Vorlesen aus traditionellen Printbüchern höher. Statt sich mit den Kindern über den Inhalt der Bücher zu unterhalten, fanden die Forscher heraus, dass Eltern bei iPADs oder anderen elektronischen Lesegeräten die Inter-aktion eher unterbinden:

They were trying to control their children’s behavior” to get them to move through the story chronologically, she explained.[…] Readers with an e-reader were focused on the device, not the story. Children whose parents talk to them about what they’re reading gain reading skills faster, but children reading with parents from digital rather than physical books aren’t getting as much of that kind of interaction.”

Die Assistenzprofessorin dieser Studie, Mollie F. Collins appelierte an Eltern sich dieser Tatsache bewußt zu werden, dass das Vorlesen aus E-Books bestimmte Konsequenzen haben kann, dass Eltern dadurch ihre Interaktion mit dem Kind einschränken.

“We shouldn’t use e-books to replace traditional books, and we shouldn’t expect them to do something that they don’t. They’re not substitutes for a human being.”

Wäre eine Flughafenbibliothek nicht auch eine nötige Anschaffung für den sich im Entstehen befindlichen Berliner Großflughafen Berlin-Brandenburg? Auf der größte Flughafen-Baustelle Europas dürfte doch sicherlich noch Platz für eine solche Einrichtung sein. 🙂

Aus aktuellem Anlass: Die Anton-Saefkow-Bibliothek in Berlin-Lichtenberg erhält heute den Preis als Bibliothek des Jahres 2011

Die Nachricht, dass die Anton-Saefkow-Bibliothek in Berlin-Lichtenberg Bibliothek des Jahres 2011 ist, war ja schon länger bekannt. Zum heutigen “Tag der Bibliotheken” wird am Abend im sächsisches Großenhain die Karl-Preusker-Medaille an Bundespräsident a. D. Horst Köhler verliehen, mit dessen Nominierung doch auch einige auch aus der Bibliothekswelt ihre Verwunderung, ihr Unverständnis und ihre Skepsis offen zeigten. Zum Start der bundesweiten Bibliothekswoche (24.-31.10.) wird der Preis von 30.000 Euro vom Deutschen Bibliotheksverband e.V. und der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius zum zwölften Mal vergeben. Es war vor allem das ganzheitliche Konzept, was letztendlich die Jury von der Anton-Saefkow-Bibliothek überzeugte hatte. Wie Nikolaus Bernau bereits am 14.06. in der Berliner Zeitung im Artikel “Mehr Migranten an die Ausleihe” erwähnte, befindet sich die Anton-Saefkow-Bibliothek inmitten eines typischen DDR-Plattenbauviertels in Lichtenberg. Welches Signal kann aber durch die Verleihung an andere Bibliotheken ausgehen? Es reicht heutzutage nicht architektonisch modern und bildungsbürgerlich aufzutreten, sondern auch die sozialen Unterscheide im Stadtteil aufzugreifen und die unterschiedlichen EinwohnerInnen, welche bespeilsweise aus der ehemaligen Sowjetunion und Vietnam stammen, “mitzunehmen” und ihnen einen adäquaten Service zur Verfügung stellen:

So vermittelt eine russischsprachige Bibliothekarin nicht nur Bibliotheksangebote, sondern hilft auch beim Umgang mit Ämtern und Bewerbungen. Bibliothekseinführungen für Teilnehmer von Integrationskursen, Bürgernähe durch Angebote als Bürgerinformationszentrum, Sprechstunden des Gesundheitsamts und der Verbraucherzentrale sind weitere Beispiele für die Leistungen des Bibliotheksteams.”

An dieser Stelle möchte ich ein Plädoyer aussprechen, dass Berlins Stadtteilbibliotheken mehr gefördert werden sollen, anstatt zu glauben, dass mit weniger Mitteln immer gute Qualität erreicht werden kann. Im Artikel “Viel mehr als Bücher” von Marijke Engel schreibt die Autorin ein “riesiges Budget brauche man nicht, um gute Arbeit zu leisten”. Das mag ja richtig sein, aber Nikolaus Bernau schrieb Mitte Juni in “Mehr Migranten an die Ausleihe“, dass laut der Bezirkspolitikerin Katrin Framke (Die Linke) Lichtenberg so viel Geld für Bibliotheken ausgebe wie kein anderer Bezirk Berlins. Falls diese Aussage tatsächlich zutreffen sollte und nicht Wahlkampfrhetorik war, verwundert es einem dann schon, dass ein so finanziell klammer Bezirk wie Lichtenberg-Hohenschönhausen das meiste Geld (rund 95.000 € jährlich) für Bibliotheken ausgibt im Vergleich zu allen anderen Stadtbezirken Berlins.

An dieser Stelle sei lobend Elvira Ullmann erwähnt, ohne deren Arbeit die Bibliothek vermutlich diesen Preis nicht erhalten hätte. Herzlichen Glückwunsch und danke für Ihre vorbildliche Arbeit:

Die in Kasachstan geborene Bibliothekarin hangelt sich seit Jahren von einem befristeten Vertrag zum nächsten, aber ohne ihre Arbeit hätte es den mit 30.000 Euro dotierten Preis für die Bibliothek sicher nicht gegeben. Sie sorgt für den 3.000 Medien umfassenden russischsprachigen Bestand, der in ganz Berlin gefragt ist, der aber gerade für die vielen Russland-Deutschen in Lichtenberg ein Schatz ist. Mit ihren Sprachkenntnissen steht sie auch jenen zur Verfügung, die vorne beim Bürgeramt Schwierigkeiten mit den Formularen haben. Elvira Ullmann verfügt über einen Etat von rund 2.000 Euro pro Jahr, für den sie Bücher, CDs, DVDs und Zeitschriften kaufen kann. Sie weiß um die Vorlieben ihrer Klientel, „und ich informiere mich ständig über Neuerscheinungen“, sagt Ullmann.”

Bernau stellte mit seinem Artikel “Mehr Migranten an die Ausleihe” keinessfalls fest, dass es mehr Menschen mit Zuwanderungshintergrund an der Ausleihe arbeiten sollen, sondern, dass es in Berlin generell im Vergleich zum prozentualen Anteil von Migranten an der Stadtbevölkerung viel zu wenig BibliothekarInnen mit Zuwanderungshintergrund gibt. Welche Antworten liefern zukünftig die sich im Entstehen befindliche Koalition aus CDU-SPD, die Ausbildungseinrichtungen und Hochschulen (in Berlin-Brandenburg), welche BibliothekarInnen ausbilden? In der Mittelpunktbibliothek in der  Adalberstr. in Berlin-Kreuzberg konnte dieses Jahr ein Fachangestellter für Medien und Information, der türkischer Herkunft ist, nach seiner Ausbildungnicht übernommen werden, weil der Bezirk kein Geld übrig hatte. An dieser Stelle zitiere ich nochmals Bernau für sein engagiertes Plädoyer für mehr Förderung und mehr Wertschätzung von Bibliotheken, Mehrsprachigkeit und MitarbeiterInnen mit Zuwanderungshintergrund:

So klagen Bibliothekare schon seit Jahren, dass der Anteil von fremdsprachigen Medien weit unterhalb des prozentualen Anteils der eingewanderten Bevölkerung liegt. Auch überwiegen englische, französische und spanische Bücher und Medien bei Weitem diejenigen in polnischer, türkischer, arabischer, russischer oder vietnamesischer Sprache. Und nur ein minimaler Bruchteil der Berliner Bibliothekare hat einen, wie es so unschön heißt, “migrantischen Hintergrund” mit Kenntnis solcher Sprachen. Doch die ist wichtig, wenn etwa Mütter endlich einen Deutsch-Kurs belegen wollen, aber das Buch dazu nicht finden. Die Informationsmaterialien der meisten Bibliotheken gibt es nur in deutscher Sprache. Die Wähler hören zwar gerne Reden über die hundertfach belegte Bedeutung der Bibliotheken für die Integration von Minderheiten. Aber wenn es zum Spruch kommt, plädieren sie eher für eine neue Straße. Ist das in Lichtenberg anders? Kaum. “

 

"The Power of stories and books": Ein TEDx-Vortrag von Yohannes Gebregeorgis (Bibliothekar und Social Entrepreneur)

Im Alter von 19 Jahren erhielt Yohannes Gebregeorgis einen Roman mit dem Titel “Love Kitten” geschenkt, der sein Leben für immer veränderte. In der Folgezeit wurde er gezwungen sein Land Äthiopien zu verlassen und erhielt nach seiner Flucht über den Sudan, 1981 schließlich politisches Asyl in den USA. Er besuchte dort die Universität und erwarb 1985 seinen Abschluss in Bibliotheks- und Informationswissenschaften. Schließlich war er in der Kinder- und Jugendabteilung der San Francisco Public Library tätig. Dort fand er heraus, wie Literatur bereits in der Kindheit junge Menschen Einfluß nehmen kann und begeistern kann. Er hatte nun die Idee und das Ziel vor Augen Kinderliteratur jedem Kind in seinem Heimatland näherzubringen. 2002 kündigte er seinen Stelle als Bibliothekar und kehrte mit 15.000 Büchern nach Addis Abeba, in die Hauptstadt Äthiopiens zurück. Mit diesen Büchern im Gepäck eröffnete er 2003  die “Shola Children’s Library”, das   “Awassa Reading Center” und die erste mobile Eselsbibliothek Äthiopiens, welche den Kindern in abgelegenen Regionen abseits der  ländlichen Stadt Awassa Bücher brachte. Über Yohannes Gebregeorgis und seine Organisation “Ethiopia Reads“ habe ich im September letzten Jahres (”Leseförderung in Äthiopien durch Eselskutschen und neue Schulbibliotheken“) schon ausführlich berichtet. Diesmal kommt Gebregeorgis selbst zu Wort und erzählt über sein Leben und seine heutige Tätigkeit als Social Entrepreneur.

[Zitat] Unkommentiert – 2011

“[…] I heard some politician say recently that closing libraries is no big deal, since the kids now have the Internet to do their reading and school work. It’s not the same thing. As any teacher who recalls the time when students still went to libraries and read books could tell him, study and reflection come more naturally to someone bent over a book. Seeing others, too, absorbed in their reading, holding up or pressing down on different-looking books, some intimidating in their appearance, others inviting, makes one a participant in one of the oldest and most noble human activities. Yes, reading books is a slow, time-consuming, and often tedious process. In comparison, surfing the Internet is a quick, distracting activity in which one searches for a specific subject, finds it, and then reads about it—often by skipping a great deal of material and absorbing only pertinent fragments. Books require patience, sustained attention to what is on the page, and frequent rest periods for reverie, so that the meaning of what we are reading settles in and makes its full impact. How many book lovers among the young has the Internet produced? Far fewer, I suspect, than the millions libraries have turned out over the last hundred years. Their slow disappearance is a tragedy, not just for those impoverished towns and cities, but for everyone everywhere terrified at the thought of a country without libraries.”

Charles Simic (Auszug aus “A Country Without Libraries“, erschienen am 18.05.2011 in “The New York Review of Books”)

Ein Video zur Geschichte des gedruckten Buches

Long before there were iPads and Kindles changing communication as we know it, there were other disruptive technologies and breakout information delivery systems. Like the printing press. And the Guttenberg Bible. “

Das Wall Street Journal machte im letzten Jahr auf ein Video aufmerksam, das sich mit der Geschichte und der Weiterentwicklung des Buches befasst. Darin kommen natürlich auch Bibliotheken vor. Der Erzähler, Marshall Crook, spricht dabei sehr schnell, während er in etwa sechs Minuten von der Geschichte des gedruckten Buches erzählt.

Aus aktuellem Anlass: Ein Video zur "Library Ireland Week 2011"

“Smart people use smart libraries.”

www.libraryirelandweek.ie

Mit dem heutigen Tag beginnt die Bibliothekswoche 2011 in Irland. Das folgende Video gibt einen Vorgeschmack auf eine Woche, die sicherlich Freude macht und Spannung verspricht. In dieser Woche wird es hunderte von Veranstaltungen geben. Diese Bibliothekswoche wird vom irischen Bibliotheksverband gesponsert.  Das folgende Video wurde von etwa 10 verschiedenen Organisationen und Unternehmen gesponsert.

Vorstellung eines iPad-Pilotprojekts der Stadtbibliothek Houston für Kinder im Alter zwischen 2-6 Jahren

“You’re never too young to give an iPad a try”

Allan Turner am 28. 01. 2011 im Houston Chronicle

Vor etwa 10 Tagen startete die Stadtbibliothek Houston ein Pilotprojekt. Kinder im Alter zwischen 2 und 6 Jahren erhielten iPads, welche sie im Kinder- und Jugendbereich (ohne Internetverbindung) der Bibliothek für eine Stunde nutzen können. Der Verleih setzt voraus, dass die Kinder von einer mindestens 14-jährigen Person begleitet werden. Die iPads sind eine Ergänzung zu den Desktop-Computern gedacht, die sich in der Kinderabteilung der Bibliothek befinden. Sandy Farmer, die für diesen Bereich der Bibliothek verantwortlich ist, meinte hierzu Folgendes:

“An iPad is interactive. You touch it, you turn it and it does things. Kids understand this very well. here are tons of apps out there for young children — alphabet, colors, maps – some of them are really cool. … It’s an opportunity for kids to sit down and learn in a unique way.”

Sandy Farmer hat für dieses Projekt das Blog “Library iPads for Kids” eingerichtet, wo alle Fortschritte und Erfahrungen dokumentiert werden. Außerdem werden Apps vorgestellt und bewertet.

Falls dieses Pilotprojekt gut angenommen wird und erfolgreicht ist, wird die Bibliothek diesen Service auf andere Stadtteilbibliotheken im Herbst diesen Jahres und 2012 ausdehnen. Sara McNeil, eine Professorin für  Bildungsforschung der Universität Houston, nannte das iPad eine “ideale” Erfindung für Kinder und meinte hierzu:

“Even children as young as 12 months should be able to use the devices. Young children are very tactile creatures. If you look at an iPad, there are many connections that are symbiotic. It works entirely on touch. It starts almost instantly and responds almost instantly. […] Through the use of iPads, children, in essence, can teach themselves. There are so many applications that I think the Houston Public Library will be able to find and put on iPads. I think it will be a great aid to literacy and mathematical development — all kinds of things that will help these children.”

[Ein Nachtrag] Eine neue Welle der Unterhaltung: BOOK

Eine verspätete Meldung, die bereits rechtzeitig zur Frankfurter Buchmesse für Furore sorgte und von der spanischen Buch-Community leerestademoda.com vorgestellt wurde: BOOK

Die Macher charakterisierten das Produkt folgendermaßen:

“Book” is a revolutionary technological breakthrough, with no cables, no electric circuits and no batteries – with no need for any type of electrical connection. Compact and portable, “Book” can be used anywhere. Since it has no electric battery, it does not need recharging and can be used for as long as necessary even without any power source.

Vorstellung der Sony Reader der “Skokie Public Library” (Illinois, USA) durch eine Bibliothekarin

Eine Bibliothekarin der Stadtbibliothek in Skokie erklärt den ZuschauerInnen im folgenden Video , wie man  die von der Bibliothek bereitsgestelltens E-bookreader benutzt.

P.S: Eigentlich ist Skokie nur ein Dorf, aber in der Öffentlichkeit vermarktet es sich als das weltgrößte Dorf der Welt. Damit hat das Dorf nicht unrecht, denn 42 % der Einwohner sind nicht in den USA geboren.  Der Stadtbibliothek wurde 2008 mit vier anderen Bibliotheken und Museen die höchste nationale Auszeichnung zuteil, die Bibliotheken in den USA bekommen können: Die “National Medal for Museum and Library Service

Ein Blick auf die Facebookfanseite der Bibliothek, deren Twitteraccount und ihre Webseite mit vielen Dienstleistungsangeboten, will ich an dieser Stelle unbedingt empfehlen.

Was die Bibliothek ferner auszeichnet und wofür sie sicherlich den ebengenannten Preis erhielt, ist ihre vorbildliche Zielgruppenarbeit:

When visitors arrive at the library, they are greeted by large banners that say “library” in 14 different languages; inside, the multilingual signage continues, with “welcome” written on a number of walls. On the library’s Web home page and above the foreign-language book section (which contains almost 20,000 titles in 18 different languages), flags of many nations are on display. Additionally, there is a “recent immigrants” page on the library’s SkokieNet Web site—which has the distinction of being one of the first library-sponsored community Web sites in the country—with information on topics from becoming a citizen to getting a Social Security card. All of these steps have been taken to ensure that every person in Skokie feels comfortable spending time in his or her community library.”

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