[Meinung] Nachbesserung ist Pflicht

Die UTB und ihre E-Books… Erste Kritik las ich ja bereits in den Diskussionen zur “Landesbibliothek als Copyshop” von Herrn Ulmer (02.04.-26.04.2009). Hier folgen einige Dinge, die mir während meines zweistündigen Tests nicht gefallen haben. Ich habe während des Tests mir einfach die Dinge notiert, über die ich gestolpert bin oder deren Lösung ich erst nach einigem Herumprobieren gefunden habe. Das Angebot ist unter einigen Aspekten sicherlich als gut zu bewerten, aber immer wieder gibt es Punkte, die das Positive in den Hintergrund treten lassen.

1. Persönliche Daten
Wenn Sie das Testangebot der UTB Online-Bibliothek aufrufen, werden Sie als erstes gebeten, sich anzumelden. Wenn Sie dieser Bitte folgen, erhalten Sie folgendes Anmeldeformular.

Anmeldeformular UTB E-Books
Screenshot des Anmeldeformulars der UTB Online-Bibliothek

Wozu die hier erhobenen Daten benötigt werden oder wie mit diesen Daten umgegangen wird, wird in der Anmeldung nicht weiter geklärt (erst nach Abmeldung kann man diese Informationen einsehen). Die zum Teil ziemlich persönlichen Daten werden mit einigen Zusatzfunktionen wie “Lesezeichen, Notizen oder Kopieren” bezahlt und dem Dankeschön, eines 10.000 Zeichen zählenden Kopierkontingents. Wer ein wenig rechnen kann, wird rasch merken, dass diese Großzügigkeit ungefähr 5-6 Seiten ausmacht und zwar nicht pro Buch sondern gesamt. Für alles andere wird der Student, der seine privaten Daten preisgegeben hat, zur Kasse gebeten oder er muss alles abschreiben.

Das “Geschenk” ist irreführend und kann unerfahrene Nutzer dazu verleiten, sich anzumelden, um etwas “kostenlos” zu erhalten. Sofern die mit der Anmeldung verbundenen datenschutzrechtlichen Bedenken nicht ausgeräumt werden können, sollte man dies ganz offen auch als ein Problem benennen. Datenschutzbestimmungen, die auf der Seite von UTB stehen, müssen nicht zwangsweise für das Angebot von UTB auf der Juni-Plattform gelten.

Wozu benötigt der Verlag die Matrikel-Nummer? Welche Rolle spielt das Geschlecht, wenn es darum geht, ein E-Book zu lesen und daraus im Rahmen des Urheberrechts zu zitieren? Ich sehe auch nicht ein, dass ich meine Umlaute, die in Namen und Adresse vorkommen, auflösen muss, nur weil der Verlag diese nicht ordnungsgemäß darstellen kann. No way. Also raus aus der Anmeldung. Vielleicht kann man das Angebot ja so auch ganz gut nutzen. Leider fehlen mir dann die Möglichkeiten, Lesezeichen zu setzen und Notizen zu machen. Steht die Frage Zettelwirtschaft? Nun, ich kann da ja beispielsweise auch auf Citavi ausweichen und dort Gedanken mit den entsprechenden Zitaten verknüpfen. Umständlich, aber machbar.

2. Navigation
UTB Online-Bibliothek

Möchten Sie die Bücher fein säuberlich nach Fachbereichen sortieren, klicken Sie bitten nicht auf den Link “Fachbereich”, denn es öffnet sich nur eine leere Tabelle. Gehen Sie dazu auf den kleinen Pfeil davor, denn nur so bekommen Sie die einzelnen Fachbereiche mit den entsprechenden Buchzahlen aufgelistet. Zum Öffnen des entsprechenden Buches klicken Sie bitte doppelt auf den Titel. Überhaupt, Sie müssen sehr viel Doppelklicken, um dahin zu gelangen, wo Sie hinmöchten. Sie haben etwas gesucht: Doppelklick um an die entsprechende Stelle zu springen. Dies ist im Internet unüblich. Hier geht man eigentlich davon aus, dass ein Klick genügt.

Die Anlehnung an eine reale Bibliothek mittels der Begriffe Fachbereich und Regalname wirkt meiner Meinung nach recht hilflos. Klare und einheitliche Benennungen als Fach oder Thema wären angebrachter. Wichtiger als das Einstelldatum wäre die Angabe der Auflage. Auch sind die angegebenen Seitenzahlen, z.B. eine 3 kb große Datei mit 0 Seiten, eher verwirrend.

Zur Suche im Volltext gelangt man erst, wenn man ein Buch geöffnet hat. Dann ist plötzlich eine “Suche über alle Bücher in der Bibliothek” möglich. Das muss man wissen. Die acht Seiten Hilfe, die einem in der Online-Bibliothek zur Verfügung stehen, weisen nicht darauf hin. Die Suche, die man auf der Startseite der Online-Bibliothek findet, durchsucht nur einige wenige Felder und nicht den Volltext.

3. Lesbarkeit
Die Qualität der Schrift ist je nach Größe des Dokuments sehr unterschiedlich. Es ist mir jedoch bei mehreren Büchern, verschiedenen Skalierungen der Größe und Vollbildmodus nicht gelungen, eine gut lesbare Seite komplett auf meinen 17”-Bildschirm zu bekommen, ohne dass die Schrift flimmerte oder unleserlich wurde. Erst in sehr großer Skalierung wirkte die Schrift sauber, gut kontrastiert und lesbar, aber meistens waren dann nur sehr wenige Zeilen komplett zu lesen und das ständige Scrollen macht das Lesen eines zusammenhängenden Textes nicht einfacher.

Bernd-Christoph Kämper schrieb im Kommentar 21 dazu:

Das Erscheinungsbild der Typographie, durch das sich gute Verlagsprodukte ja eigentlich auszeichnen sollten, wird durch diese Präsentationsform völlig ruiniert und ist im Ergebnis von miesester Qualität: durch Scan- bzw. Kompressions-Artefakte beschnittene oder gestauchte Zeilen und unscharfe Buchstaben auf krisseligem, schmutzigem Uintergrund [sic!] sind typisch und machen das Lesen zur Qual.

Wenn das E-Book-Qualität sein soll, sehe ich das Experiment für mich als gescheitert an.

4. Vervielfältigung
Einzelne Seiten und Kapitel der Bücher lassen sich nicht digital speichern. Schwierig ist auch die fehlende Möglichkeit zu nennen, entsprechende Seiten auszudrucken. Wie bereits eingangs erwähnt, können 10.000 Zeichen kopiert und ausgedruckt werden, allerdings ist dies Augenwischerei, da dieses Kontingent mehr als schnell ausgeschöpft sein wird.
Herr Ulmer schreibt dazu in Kommentar 23:

Den Ausdruck habe ich befürwortet. Ich konnte mich aber im Kreis der Gesellschafter der UTB nicht durchsetzen. Warum? Weil die Angst sehr groß ist, dass man durch die Digitalisierung und Bereitstellung von E-Books die Existenzgrundlage von Verlagen gefährdet.

Halbherzig Angebote bringen die Verlage nicht weiter. Ein E-Book kostet mindestens genauso viel Zeit es zu lesen wie ein gedrucktes Buch – nun gut, in der hier vorhandenen Auflösung und Qualität wahrscheinlich etwas länger. Zeit hat man nur einmal, auch als Student, der ja als Zielgruppe angesprochen wird. Und Zeit ist etwas, das gerade im Rahmen des sehr verschulten Bachelor-Studiums mit dem sehr vielen Stoff nicht vorhanden ist.
Der Gedanke, dass man den Studenten so zumindest die Zeit erspart, Texte einzuscannen, ist mir allerdings bei der ersten Betrachtung nicht gekommen, sondern erst in der fachlichen Auseinandersetzung mit Kollegen. So kann man dies sicher als einen kleinen Pluspunkt für das Angebot verbuchen. Die eingescannten Beiträge seitens der Studenten dürften eine ähnliche Qualität aufweisen wie die von UTB. Sicherlich entstehen Studenten Kosten für Papierkopien bzw. Ausdrucke der Eigenscans eines Buches. Allerdings kann es je nach Finanzierung des Angebots zu einer Dreifachbelastung der Studierenden kommen (Anteil der Studiengebühren, Kosten für das Kopierrecht an UTB und eigene Druckkosten).

5. Fazit
Klaus Graf schrieb im Kommentar 55:

Man kann sich nur angewidert abwenden, wenn man die Benutzungsbedingen der UTB-Ebooks anschaut: Die Bibliotheken sollen zahlen und zwar nicht wenig, und anschließend noch die Studenten, um Seiten ausdrücken zu dürfen.

Angewidert bin ich nun nicht, aber die erste Sichtung des UTB-Angebotes zusammen mit anderen Interessierten machte uns eines klar: Der Leser als Nutzer dieser E-Books ist nicht willkommen. Mit dieser Art „Friss oder stirb“-Einstellung bekommt man hoffentlich nicht einen Kunden.


Dessen ist man sich bei dem eigenen E-Book-Angebot nicht mehr bewusst. Sprechend ist auch, dass man über das Angebot auf den Seiten des Verlages keinen Hinweis findet. Verantwortlich für die Konzeption und Umsetzung des Internetauftritts der der UTB Online-Bibliothek ist die Agentur JUNI.COM GmbH & Co. KG. Man hätte meinen mögen, diese Firma hätte einige Ahnung von Usability und der Gestaltung eines nachvollziehbaren und selbsterklärenden Portals.

Die stolze Zahl von 364 Werken + 1 Hilfe verteilt sich dabei auf 28 Regale. Das macht im Durchschnitt 13,5 Bücher (z.T. nur einzelne Kapitel) pro Fach. Das Angebot wirkt daher zu wild und zu unspezifisch, dazu außerdem von einer unzureichenden Qualität und Nutzerfreundlichkeit. Fächer mit 0 Büchern sollten wenistens ausgeblendet werden, um ein Mehr an Übersichtlichkeit zu erreichen. Weniger in die “Sicherheit” investiert und mehr in die Qualität der elektronischen Texte, lässt immer noch die Frage offen, ob man die UTB Online-Bibliothek mit ihren Werken elektronisch benötigt. Meine Antwort: Es ist nicht unverzichtbar, da hauptsächlich einführende Literatur in den virtuellen Regalen zu finden ist, die man wohl immer noch am besten in gedruckter Form bearbeiten kann. Stichprobenartige Recherchen ergaben, dass viele der Titel häufig auch in der aktuelleren Ausgabe bereits gedruckt in Bibliotheken vorhanden sind. Sicherlich vorteilhaft ist, dass mehrere Leute gleichzeitig auf das Angebot innerhalb des Universitätsnetztes zugreifen können.

Ausschlaggebend dafür, ob sich dieses Angbot des UTB-Verlages durchsetzt, wird die Preisgestaltung sein. Sofern dies bezahlbar erscheint, sollte doch um eine Nachbesserung des Angebotes nachgefragt werden. Hier ist eine Zusammenarbeit der Bibliotheken sicher mehr als sinnvoll. Es muss nachgebessert werden in allererster Linie beim Kostenmodell. Pay-per-copy-Modelle sind abzulehnen, da je nach Finanzierung des Grundangebotes (z.B. aus Studiengebühren), die Studenten mehrfach bezahlen müssen. Das Angebot öffnet Bezahlinhalten Tür und Tor. Wollen Bibliotheken denn als Vertriebspartner für Verlage auftreten? Ich sehe hier eine sehr kritische Entwicklung, zumal ja UTB gleich doppelt abkassiert (Pauschalpreis und “Verbrauchspreis”).

Die Last mit der Anleitung

Eine Anleitung liefert jedes neugekaufte Gerät gratis mit, doch verständlich sind die wenigsten. Was dazu führt, dass der Konsument irgendwann verzweifelt vor dem Gerät steht und das einzige richtige tut: die schlecht Übersetzte Anleitung in die Ecke knallen und auf das berühmte Pinzip learning by doining hoffen oder jemanden anrufen, der was von der Sache versteht.
Woran wir in dieser Situation aber nicht denken ist, wie witzig diese Anleitungen aber manchmal auch daher kommen. Mit dieser Komik hat sich Jürgen H. Hahn auseinandergesetzt, ein schönes Buch zusammengestellt und das ganze veröffentlicht.

Und weil nicht nur ich finde, dass es Zeit wurde, dass sich mal jemand dieses Alltagsproblems annimmt, hat man dem Autoren und seinem Buch bei Spiegelonline einen Artikel gewidmet, inklusive einer Bilderstrecke .

Das wahre Müllproblem in der Informationsgesellschaft

Der Sicherheitsexperte Bruce Schneier:engl: warnt auf der RSA-Konferenz 2008 in London:engl: davor, dass es viele private Informationen gibt, die digital vorliegen und eine Nachvollziehbarkeit unseres Lebens ermöglichen. Privateste Dinge werden in elektronischer Form bearbeitet, seien es SMS, Handygespräche, Navigation mit modernen Navigationsgeräten, elektronische Patientenakten, Banktransaktionen oder die Teilenahme in Social Networks, etc. Kameras sind überall und sie alle produzieren DATEN.

“Daten sind ein natürliches Nebenprodukt der Informationsgesellschaft.” Und er warnt: “In einer Informationsgesellschaft besitzen und kontrollieren wir die meisten dieser Daten aber nicht mehr.”

Ein weiteres Problem ist Schneiers Meinung nach die Miniaturisierung und die Verknüpfung mit persönlichen Daten. Heute noch wahrnehmbare Überwachung verschwindet somit mehr und mehr in den Hintergrund, andererseits lassen sich Bilder auch immer besser zuordnen. Bessere Speicherkapazitäten und bessere Rechenleistungen ermöglichen es, immer mehr Daten zu erfassen und zu bearbeiten. Es entstehen ungeheure Mengen verknüpfbarer Daten.

“Data is the pollution problem of the information age; it’s time to start thinking about how to deal with it.”1

Christiane Rütten schlussfolgert:

Folglich sollten wir unsere Datenspuren auch wie ein Müllproblem behandeln. Wenn niemand aufräumt, bleibe der Müll halt liegen.

Für Archäologen der digitalen Zeit ist das sicherlich eine willkommene Fundgrube, aber jeder, der Schlimmes will, kann sich aus den hinterlassenen Datenartefakten seine Wahrheit zaubern…

Quelle:
Rütten, Christiane Bruce Schneier: “Daten sind das Müllproblem der Informationsgesellschaft” via heise online

  1. Schneier, Bruce: Abstract:engl: []
Zitat unkommentiert

[Zitat] Kommentiert – 2008

Eines der schwierigsten Probleme bei der Suche nach Fachinformation liegt in der Bewältigung der Informationsflut, die vor allem durch das Internet entstanden ist.

Quelle: Gorski, Martin, Informationskompetenz im Spannungsfeld zwischen Schule und Universität – Beobachtungen zum Informations- und Suchverhalten in der gymnasialen Oberstufe und im Studium, In: Bibliotheksdienst, 42 (2008) 7, S. 740

Gorski bezieht sich dabei auf Boekhorst, P. te, Kays, M., Poll, R.: Nutzeranalyse des Systems der überregionalen Literatur- und Informationsversorgung – Teil I: Informationsverhalten und Informationsbedarf der Wissenschaft, Münster 2003. (in der Schnelle nicht beschaffbar, da nicht online 😉 )

Schade ist, dass er dabei nicht bedenkt, dass an dieser Stelle das Internet weder die Ursache für die Informationsüberflutung ist noch der Auslöser. Im Gegenteil, ohne das Internet wäre die Flut der Information noch weniger zu beherrschen. Ein Problem, dass durch das Internet verstärkt wird und eine höhere Anforderung an Informationskompetenz stellt, ist die Tatsache, dass mehr und mehr Redundanzen durch verteilte Speicherung der Daten entsteht, die sich im Gegenteil zu gedruckten Materialien häufig nicht mehr der Ursprungsquelle zuordnen lassen. Ein verstärkendes Element sind hier die Open Access-Bewegung (natürlich mit starken Einschränkungen) und entsprechende “freie” Lizenzen. Dies ist ketzerisch gemeint, aber mit eine Ursache dafür, dass durch die Versionierung von Dateien, Artikeln, etc. nicht mehr nachvollziehbar ist, welches die letzte, gültige Version ist. Wer nur die Version Beta 3.0 findet, weil die Final Version als Post-Print dann doch einen etwas anderen Titel erhalten hat (vielleicht die einzige Änderung im Vergleich zu Beta 3.0), wird sich daher auf Beta 3.0 beziehen und freut sich, die Datei gefunden zu haben.
Was das Internet auch zur Informationsflut beiträgt nur einmal in Stichworten:

  • kostengünstige Publikationsplattform
  • kaum Peer-Review
  • mit Web 2.0 einfache Bedienbarkeit für die Publikation
  • “Plagiatismus” und wenig Kontrolle

Allerdings kann man das Internet nicht als den Grund für die Informationsflut bezeichnen. Steigende Spezialisierung in den einzelnen Fachgebieten erforderten zunehmen weitere Zeitschriftenjournale und Konkurrenzjournale. Hinzu kamen immer bessere, billigere und einfachere Druckkonditionen, die zu mehr gedrucktem Material führte. Bereits vor dem Internet war es für den einzelnen Wissenschaftler doch kaum noch möglich, alle relevanten Texte zu seinem kompletten Themengebiet zu kennen, übergreifende Informationen schon gar nicht. Der Kollaps, der dadurch drohte, wurde durch das Internet und seine sich immer mehr verbessernden Suchtools nur hinausgezögert.

Ein paar Fragen zur Bibliothek 2.0

Seit etwas mehr als einem Jahr gibt es neben dem Web 2.0 auch die Bibliothek 2.0. Hat diese Bewegung etwas geändert oder war es eine Blase, die langsam an heißer Luft verliert?

Ich bin kein Freund dieser Bezeichnungen X.0, weil wir keine neue Versionen aus dem Hut zaubern, sondern nur Verbesserungen schaffen können. Und da gehe ich mit vielen Ideen von Library und Web 2.0 konform. Social networking, begeistern von Nutzern durch Mitmachangebote, mehr Kommunikation für die, die mit der Technik umgehen können, Bibliothek nicht mehr nur im Haus sondern wirklich im Netz. Aber sind die Bibliotheken dort wirklich angekommen? Wo sind die kleinen Stadt- und Dorfbibliotheken? Wo sind die Schul- und Krankenhausbibliotheken mit ihren Nutzern? An welcher Stelle haben sie ihren Platz in der Bibliothek 2.0 gefunden?

Das demokratische Konzept einer Mitmachbibliothek ist nur oberflächlich, erreicht es doch nur Nutzer, die eben sowieso im Netz unterwegs sind, Kommunenmitglieder des Web 2.0, die überzeugte Anhänger dieser Technik sind. An welcher Stelle gibt es Bemühungen, die Bibliothek 2.0 aus dem Netz in die reale Welt zu tragen, anstatt die Welt in eine zweite oder dritte Realität wie Second Life zu stürzen?

Wenn Bibliothek 2.0 etwas geschafft hat, dann war es, Fragen zu wecken, Ideen und das Gespräch zu fördern. Von der neuen Version einer Bibliothek sind wir meiner Meinung nach noch weit entfernt, aber die Ziele werden formuliert, Konzepte entwickelt und erprobt. Die Bibliothek selbst darf darüber aber nicht zum Stolperstein für diejenigen werden, die eben nicht technikversiert sind, ob als Bibliothekar oder als Nutzer.

Ein paar andere Gedanken:
We Asked for 2.0 Libraries and We Got 2.0 Librarians:engl: The Other Librarian

Elite – HU-Studenten meinen: Muss nicht sein

Studenten der Humboldt-Universität haben sich auf der Vollversammlung vom 22.05. gegen eine Bewerbung der HU als Elite-Universität ausgesprochen. Sie sehen in der Bewerbung ein “Luftschloss”.

Er habe „mit der Studienrealität nichts zu tun“. Probleme, die es schon jetzt in Betreuung und Lehre gebe, würden durch die Pläne verschärft.

Die Studenten kritisierten erneut, dass der Eliteantrag der HU „langfristig zu einer Streichung vieler vermeintlich schwacher Fächer“ führe. Die HU erhielte durch den Elitetitel eine Förderung in Millionenhöhe und könne damit neue Institute und Professuren schaffen. Nach Ablauf der Förderphase von fünf Jahren sei aber stark damit zu rechnen, dass andere Fächer gestrichen werden, um die neuen Schwerpunkte erhalten zu können. Probleme, die es schon jetzt in Betreuung und Lehre gebe, würden durch diese noch Pläne verschärft.

[…] bei der Vollversammlung unterstützten nicht alle den Aufruf. „Seid ihr wirklich dagegen, dass die Humboldt-Uni Geld erhält und sich damit ihre finanzielle Misere ein wenig bessert?“, fragte ein Student – und erhielt Applaus von einem Teil des Publikums. Die Proteste würden der HU im Elitewettbewerb und damit letztlich auch ihren Studenten schaden.

Dennoch werden weitere Proteste gegen diesen Elite-Antrag geplant.

Bisherige Informationen und Planungen sind m.E. noch nicht ausreichend, um sich ein wirkliches Bild von den Auswirkungen der Elite-Teilnahme der HU zu machen. Klar ist, dass die HU diesen Antrag stellen muss und dass sie das Geld gut gebrauchen kann. Fraglich ist aber, in wieweit bestehende Studiengänge angepasst werden und wo zunehmende Abstriche gemacht werden müssen.

Quelle:
Tina Rohowski : „Geheimniskrämerei“ : Ein Teil der HU-Studenten wehrt sich gegen EliteTagesspiegel

Schaffen Tote noch neue Werke?

Nun, diese Frage scheint sich für die IFPI nicht zu stellen. Mehr denn je wird das Urheberrecht in ihren Händen zu einem Marktinstrument, mit dem man Monopole schaffen kann. Fünfundneunzig Jahre Schutzfrist heißen umgekehrt, immer schneller veraltendes Wissen wird immer länger geschützt und so mit immer länger zu totem “Wissenskapital”. Bereits jetzt sind verwaiste Werke ein großes Problem. Die schnelllebige Medienbranche ist gar nicht in der Lage, hundertprozentig lückenlos nachzuweisen, wer welche Rechte besitzt. Das liegt unter anderem an den vielen Verlagsankäufen, -zusammenlegungen und -teilungen. Hier schaut schon verlagsintern ja niemand wirklich mehr durch, wer welche Rechte danach noch besitzt. Und wenn es darum geht, die Erben von Rechten ausfindig zu machen, wird es ganz schwer. Wer weiß denn noch, was der Vater, Großvater, geschweige denn der Urgroßvater oder auch mütterlicherseits an Werken geschaffen worden ist und wer an diesen Werken auch noch irgendwelche Rechte besitzt? Für Bibliotheken und Forscher ist doch jetzt schon nicht mehr nachvollziehbar, wann ein Werk keine Rechte besitzt. 25 Jahre mehr Schutz bedeutet 25 Jahre mehr Probleme und nicht unbedingt 25 Jahre Mehreinnahmen durch die Verwerterindustrie. Hier mag es zwar einige wenige Ausnahmen geben – denken wir an Walt Disney und Micky Mouse, doch dann wird es schon schwieriger.

Was wir heutzutage in einer wissensbasiert lebenden Welt benötigen, ist ein klares, einfach verständliches Urheberrecht mit genauen Definitionen von Geltungsdauer und Umfang. Uninteressant meines Erachtens ist es da eher, die Verwerter noch weiter zu schützen, die durch ihre Monopolstellung genug Geld damit machen. Wissen und Informationen müssen nicht nur bezahlbar bleiben, sie müssen auch zugänglich erhalten werden.

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