Eine Zweigbibliothek für Wohnungslose während der COVID-19 Pandemie

Christian Schmidt machte im vergangenen Jahr mit seiner deutschsprachigen Veröffentlichung “Obdachlose Menschen als Bibliotheksbesucher: Aktuelle Herausforderungen im Spiegel der Agenda 2030 der Vereinten Nationen” deutlich, weshalb Bibliotheken für Wohnungslose bzw. “Obdachlose” essenziell sind.

Während der Ausgangsbeschränkungen bzw. -sperren aufgrund COVID-19 Pandemie waren alle Bibliotheken geschlossen. Alle Bibliotheken?

Nein, Ryan Dowd (Buchauter von “The Librarian’s Guide to Homelessness“), hat dank der Initiative von Bibliothekar*innen der Aurora Public Library erreicht, dass in seiner Notunterkunft eine Zweigstelle eröffnet wurde. Um den Menschen während des Tages eine Beschäftigung zu geben, werden in der Notunterkunft Filme gezeigt. Im folgenden Video sind Mitarbeiterinnen der Aurora Public Library zu sehen, die Medienspenden vorbeibringen und den Bewohner*innen Freude bereiten. Danke Aurora Public Library! 🙂

Es ist wie eine Zweigbibliothek geworden, auch wenn es in Zeiten von Corona keinen Lesesaal oder Ähnliches in der Notunterkunft gibt.

Gibt es hierzulande ebenso Bibliotheken oder ehrenamtliche Initiativen, die während der Ausgangsbeschränkungen obdachlose Menschen mit Literatur und anderen Medien versorgten?

Weiterlesen

Stimmen Sie beim Google Impact Challenge für “Bibliothèques Sans Frontières”

Schon mehrfach wurde hier im Blog die “Ideas Box” vorgestellt. Diesmal ist die von “Bibliothèques sans frontières” entwickelte Bibliothek im Rennen beim Impact Challenge von Google France.Im April diesen Jahres wurde der sogenannte Google Impact Challenge in Frankreich initiiert. Er richtet sich französische Non-Profit-Einrichtungen und Stiftungen, welche Ideen verwirklicht haben, um die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien zu fördern. Sie werden von Google.org Fördergelder erhalten. Es kam nach einer Vorauswahl dazu, dass 10 Finalisten in der Endausscheidung übrig blieben. Dazu zählt auch die Ideas Box. Die Gewinnereinrichtung wird eine Fördersumme von 500.000 € erhalten und weitere Unterstützung von der Firma Google, um ihr Projekt nachhaltig zu entwickeln. Unter dem folgenden Link befindet sich eine Auflistung der Einrichtungen, aber vor allem kann hier die Stimme für die Ideas Box bis zum 7. Oktober abgegeben werden: g.co/impactchallengefrance

So funktioniert die Ideas Box

Wolfgang hat schon mehrfach über die Ideas Box hier im Blog berichtet. Neulich war sie auch Thema bei log.netbib.de.

So funktioniert die Ideas Box:

[Zitat] Unkommentiert – Entstehungsjahr unbekannt

In hard times, libraries are more important than ever. Human beings need what books give them
better than any other medium. Since ancient nights around prehistoric campfires, we have needed
myth. And heroes. And moral tales. And information about the world beyond the nearest
mountains or oceans. Today, with books and movies more expensive than ever, and television entertainment in free fall to the lowest level of stupidity, free circulating books are an absolute necessity. They are quite simply another kind of food. For those without money, the road to the treasure house of the imagination begins at the public library.” Pete Hamill

Die Ideas Box für Flüchtlinge in Krisengebieten

We must all do our part to help repair the damage wrought by humanitarian crises of all kinds; Libraries can help restore an informed civil society once basic survival needs have been met. The New York Public Library serves countless immigrants who come here to escape, and celebrates this effort to see the needs met of those who remain elsewhere. Anthony W. Marx, President & CEO of the New York Public Library

Neben Loida Garcia-Farbo, dem Wall Street Journal, berichteten noch Bibliofrance (der wohl informativste Beitrag) über die Ideas Box. In der New York Public Library fand am 25. März 2014 eine Feier zur Vorstellung der Ideas Box statt. Seit 2012 kooperiert die Organisation “Libraries wihout borders” (Bibliotheken ohne Grenzen) mit der UN-Flüchtlingshilfsorganisation UNHCR. Der Erfinder der Ideas Box heißt Philippe Starck und sein Ziel war es Menschen, die von humanitären Krisen betroffen sind einen Zugang zu Informationen zu gewähren. Sind Bedürfnisse wie genügend Nahrung, Schutz, einer Gesundheitsversorgung und Kleidung, befriedigt, sollten ein Weg gefunden werden, um den sozialen Zusammenhalt zu formen. Hierzu zählt der Wiederaufbau einer Zivilgesellschaft, die Entwicklung von Resilienz bei den Flüchtlingen, damit die noch anstehenden Streß- und Ausnahmesituationen bewältigt werden können. Oftmals fehlen Menschen, die unter derartig schweren Lebensbedingungen leiden müssen, diese Fähigkeiten bzw. diese sind nicht ausreichend vorhanden.

Die “Ideas Box” erfüllt diese Aufgabe. Sie gibt Menschen, welche sich in schweren nahezu ausweglosen Situationen befinden Bedeutung und Lebenssinn zurück, indem sie einen Ort bildet, an dem gelesen, geschrieben und kommuniziert werden kann. Durch das Angebot an einem Zugang zum Internet, Büchern, Bildungsquellen, Theater und Filmen, ermächtigt die Ideas Box Einzelnen und Gruppen viele Schritte zur Wiederherstellung ins alltägliche Leben. Im folgenden Video kommen einzelen Flüchtlinge zu Wort, die ihre Lebenssituation beschreiben und ihr Bedürfnis an der Weltkultur im Internet und für die Alphabatisierung ihrer Kinder etwas beitragen zu wollen. Die in Paris beheimatete Organisation “Bibliothèques sans frontière” ist nach wie vor auf der Suche nach weiteren Sponsoren, die Tablets, Laptops und elektronische Generatoren finanzieren. Eine Box kostet 60.000 $. Die Entwicklungshilfemitarbeiter(-innen) bilden vor Ort Flüchtlinge in der Arbeit mit dem Projekt aus.

Münster: Notfallverbund von Bibliotheken und Archiven

Das Katastrophen Bibliotheken und Archiven passieren können, zeigten der Brand in der Anna Amalia-Bibliothek in Weimar und der Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln auf tragische Weise. Neun örtliche Archive und Bibliotheken1 haben sich zum Schutz ihrer Bücher und Archivmaterialien zu einem Notfallverbund zusammengeschlossen, um gemeinsam Vorsorgemaßnahmen und Pläne zu einer genseitigen Unterstützung im Katastrophenfall zu erarbeiten.

In den […] Einrichtungen befinden sich Unikate wie eine Ausfertigung des Westfälischen Friedensvertrages oder die Handschriften und Drucke der Santini-Sammlung, einer der weltweit wichtigsten Musik-Sammlungen.

Die Überlegungen zum Aufbau eines Notfallverbundes in Münster gab es schon vor einigen Jahren, aber die Kölner Katastrophe sorgte nun dafür, dass man ernsthaft mit der Vorbereitung der Kooperation beginnt. In der jetzt unterschriebenen Vereinbarung enthalten sind Regelungen für die gegenseitige Unterstützung in Havarie- und Katastrophenfällen und die Verpflichtung für alle Einrichtungen Notfallpläne nach einem einheitlichen Muster zu erstellen. Dafür müssen Strukturen und Abläufe erarbeitet und erprobt werden, damit im Unglücksfall schnell reagiert werden kann, um die Kulturgüter zu schützen.

Man hat jetzt einen ersten Schritt getan, aber die Notfallvorsorge ist eine Daueraufgabe, die es auch zukünftig notwendig macht, regelmäßig die Notfallpläne zu überprüfen, zu aktualisieren und zu verbessern. Bereits im Juni beteiligten sich die neun Einrichtungen an einer ersten gemeinsamen Notfallübung im Technischen Zentrum des Landesarchivs in Coerde. Dabei ging es um die Bergung von durchnässtem Archiv- und Bibliotheksgut.

Aber auch die baulichen Vorkehrungen gehören mit zur Notfallvorsorge. Mit ihnen muss der Schutz vor Feuer und Wasser gesichert werden, aber auch ein geeignetes Magazinklima fällt mit in diesen Aufgabenbereich. Auch Notfallübungen müssen immer wieder geübt und verinnerlicht werden. Übungen helfen gegen blinden Aktionismus, denn planmäßiges Vorgehen verhindert mit größerer Wahrscheinlichkeit Fehlentscheidungen und hohe Folgekosten.

Quellen:
Schutz der Kulturgüter: Archive und Bibliotheken in Münster gründen Notfallverbund, Westfalen heute
Neun Archive und Bibliotheken schützen gemeinsam ihr Kulturgut, Presse Service

  1. Bistumarchiv, Diözesanbibliothek, Hochschulbibliothek der Fachhochschule, Landesarchiv NRW, Archivamt für Westfalen des Landschaftsverbandes Wesfalen-Lippe (LWL), Stadtarchiv, Stadtbücherei, Universitätsarchiv, Universitäts- und Landesbibliothek []