Was wünschen sich die Nutzerinnen und Nutzer von einem Neubau der Zentral- und Landesbibliothek Berlin?

Am Tempelhofer Feld ist ein Neubau der Zentral- und Landesbibliothek Berlin geplant. Doch ist das wirklich der richtige Standort? Wie lange wird es noch dauern, bis endlich mit den Bauarbeiten begonnen wird. Mehr hierzu findet sich auf der folgenden Webseite: www.zlb.de/ueber_uns/neubauprojekt

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Aus aktuellem Anlass: Zum Internationalen Tag der Sinti und Roma

In communities across Europe and around the world, Romani people have contributed in ways large and small to culture, music, and the arts.  This is also an occasion to commemorate the history of brave resistance against Nazi persecution. Protecting and promoting the rights of Romani people everywhere is a personal commitment of mine.  Far too often and in too many places, Roma continue to experience racial profiling, violence, segregation, and other forms of discrimination.  Individuals, organizations, and governments must establish the political, legal, and social landscape to encourage and value diversity.  I call upon European leaders to redouble their efforts to ensure that Romani people are not discriminated against in access to education, healthcare, housing and employment opportunities.” Hillary Clinton

Am 8. April 1971 versammelten sich mehrere Roma-Vertreter/innen zum Welt-Roma-Kongress in London, auf  den eine Vielzahl von politischen Forderungen zurückzuführen ist. Nach dem ebengenannten Kongress fand 1976 in Indien das Weltroma-Festival statt. Dabei handelt es sich um einen wichtigen symbolischen Akt, da  im Jahr 1000 nach Christus Angehörige der Roma aus Nordwestindien vertrieben bzw. versklavt worden sind. Durch Sprachvergleiche des Romanes (der Sprache der Roma) ist trotz dieser großen Zeitspanne die historische Herkunft aus Nordwestindien gesichert, obwohl Roma eine weitestgehend mündliche Überlieferungstradition pflegen.Dieser Tag ist zugleich Gedanktag der Porrajmos, dem nationalsozialistischen Genozid an Sinti und Roma. Am Internationalen Tag der Sinti und Roma streuen Roma in ganz Europa Blumen in Flüsse, Seen und Meere, um symbolisch die Verbundenheit mit Roma in allen Teilen der Welt zum Ausdruck zu bringen.

Jaisalmer Ayo! Gateway of the Gypsies from Melitta Tchaicovsky on Vimeo.

An dieser Stelle will ich keine historischen Rundumschläge und keine großen Ausführungen über die Geschichte der Romavölker vornehmen, da ohnehin ein Blogeintrag zu kurz wäre. Außerdem kann ich nicht ausführlicher auf Abschiebungen durch die Bundesregierung von Roma nach Ex-Jugoslawien eingehen. Tatsache ist, dass diese von Amnesty International und vielen anderen Menschrechtsorganisationen angeprangert wurden/werden. Ich will nur auf das Buch “Europa erfindet die Zigeuner” von Klaus-Michael Bogdal verweisen, das 2011 im Suhrkamp Verlag erschien. Bogdal weist in dieser spannend und anschaulich erzählten Geschichte nach, wie die Europäer zum verachteten Volk am unteren Ende der Gesellschaftsskala stets die größtmögliche Distanz suchten. Keine der unterschiedlichen Gesellschafts- und Machtordnungen, in denen sie lebten, ließ und läßt eine endgültige Ankunft in Europa zu. Ohne einen schützenden Ort sind sie seit ihrer Einwanderung vor 600 Jahren ständigen Verfolgungen und Ausgrenzungen ausgesetzt: in den Imaginationen der Kunst und in der politischen Realität.

Auch Günter Grass ist ein engagierten Fürsprecher, der mit seiner ‘Stiftung zugunsten des Romavolkes’, mit Auftritten vor dem Europarat und der Europäischen Investitionsbank Partei für diese größte Minderheit Europas ergreift. Ebenso mahnte der im letzten Jahr verstorbene Otto von Habsburg in seinem Buch “Unsere Welt ist klein geworden. Die Globalisierung der Politik” die mangelnde Anerkennung und Integration der Sinti und Roma an und verwies darauf, dass es sich um Bürger Europas handelt.

In welcher Form bieten Bibliotheken, Archive und Mediatheken einen Service für Roma und Sinti – aber auch für Bürger an, die fernab aller bekannten Klischees und Medienberichte ausgewogenere Informationen erhalten wollen? Die Hauptbücherei Wien am Urban Loritz Platz zählt vermutlich zu den wenigen öffentlichen Bibliotheken, welche einige Bücher in der Romanisprache im deutschsprachigen Raum anbietet. Viele Städte im Ruhrgebiet wie etwa Duisburg, aber auch anderswo in Berlin oder Ingolstadt verzeichnen einen Bevölkerungszuwachs durch Roma. Manche Städte ignorieren das, mit dem Verweis darauf, dass das illegale Campieren bald aufhört, da gewisse Baumassnahmen auf einem Gelände ohnehin bald beginnen und die Roma ohnehin ja nur betteln wollen. Die meisten sind EU-Bürger und wollen ein besseres Leben leben als in ihren Herkunftsländern. Rückführungen durch die französische Regierung wurden von der EU-Kommissarin Viviane Redding angeprangert. Die meisten der abgeschobenen Roma gingen danach wieder nach Frankreich zurück oder in ein anderes EU-Land. Wie kann in öffentlichen Bibliotheken ein ausgewogneres Bild über die Kultur, die Lebensweise und die Traditionen von Roma, aber von Sinti entstehen, die in Deutschland schon seit dem Mittelalter leben und die größte Roma-Gruppe stellen? Wie können Bibliotheken ihre Medien auf den Prüfstand stellen und ermitteln, ob sie nicht doch zu sehr die alten Stereotype und Klischees bedienen? In der Stadt, in der ich lebe, gibt es demnächst einen Kulturverein der Sinti. Die Menschen sind durchaus interessiert über ihr Leben, ihre Traditionen und ihre Kultur zu erzählen, die nicht so ganz den gängigen Klischees aus den Medien entsprechen. Bislang gibt es Aktionen der “Menschenbibliothek” in den Niederlanden und anderswo, bei der sich Neugierige auch Sinti und Roma “ausleihen” können. Dennoch gäbe es auch ein Riesenpotential an Storytellingprogramme und an Ideen auf andere Art und Weise die Kultur, Lebensweisen und Sprache an interessierte Menschen zu vermitteln.

Im folgenden Video kommt Romani Rose zu Wort, der über die Bedeutung des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg spricht.

Germany: Documentation and Culture Centre for Roma and Sinti from Jake Bowers on Vimeo.

In Europa gibt es das “Roma Routes project“, das der EU-Bevölkerung  und auch den Volksgruppen selbst die Kultur, die Geschichte und Lebensweise von Romagruppen näher bringt. Das Projekt verfolgt folgende Ziele:

“1. Build a network of heritage organisations across Europe with interests in Roma cultural heritageDevelop a transnational network of Roma to create opportunities for understanding and exchange of ideas and knowledge of diversity and commonality of Roma cultural heritage at grass roots level

2. Provide a platform for promotion of Roma cultural heritage through a website related to activities, celebrations, festivals, and collections of heritage

3. Act as a seedbed of activities which will develop across Europe

4. Act as a catalyst for further transnational cooperation between Roma and heritage organisations and between Roma communities

5. Promote a non-confrontational means of communication between Roma and non-Roma communities

6. Lay groundwork for an application to the Council of Europe for  Roma Route of Culture and Heritage”

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Bibliothek der Verbotenen Bücher (Postdam) und der Verbrannten Bücher (Augsburg)

Die nach ihrem finanziellen Unterstützer benannte Norbert-Fiebelkorn-Stiftung trägt einen Verein, der sich mit dem Aufbau einer Bibliothek beschäftigt. In dieser Bibliothek sollen Bücher stehen, die während der Zeit des Faschismus verboten waren. Ergänzt werden sollen diese durch Biographien von Antifaschisten. Seit Ende April kann man die “Brandenburger Bibliothek der im Faschismus verbotenen Bücher” in der Hessestr. 19 in einem ehemaligen Maler-Lager und Konsum-Laden finden.

Der “Fritz Teppich Verein”, der den Namen des heute 92-jährigen Spanienkämpfers und Kommunisten trägt, hat von diesem ca. 600 Bücher in spanischer und portugiesischer Sprache als Schenkung erhalten. Dies ist noch zu wenig, um die Regale zu füllen, so dass der Vereinsvorsitzende Herbert Driebe für Spenden von Büchern zu diesem Thema offen und dankbar ist. Geld für Ankäuf in Antiquariaten fehlt und zur Zeit kommen leider nur wenige Spenden, so der Vereinsvorsitzende.

Er vermutet, dass nach der Wende und auch danach viel weggeschmissen wurde, »weil die Kinder damit nichts anfangen konnten«. Das sei sehr schade. Wer etwas besitzt, das in die Sammlung passen könnte, und es abgeben möchte, soll sich bei Driebe melden. Der 55-Jährige übernimmt auch komplette Bibliotheken und sucht sich das Passende heraus.

Die Bibliothek soll ab Herbst zu regulären Öffnungszeiten zugänglich sein. Ziel des Vereins ist es, möglichst viele der einst verbotenen Bücher zugänglich zu machen. Auch mit aktuelleren Werken zu dieser Zeit will man einen Beitrag im Kampf gegen Rechts leisten.

Durch Stiftung und Verein werden auch weitere Aktivitäten geplant, z.B. Projekte für Schulklassen, die Vorstellung unbekannter Autoren und Liedermacher sowie eine Lese-Filmreihe zu cineastischen Buchadaptionen. Zur Zeit finden bereits regelmäßig Lesungen statt.

Kontaktdaten für Ihre Spenden finden Sie im Beitrag von Maja Starke.

Eine ähnliche Sammlung befindet sich mit der Salzmann-Sammlung an der Unibibliothek in Augsburg. Die “Bibliothek der Verbrannten Bücher” besteht aus ca. 12.000 Bänden. Diese Erstausgaben von Werken, die während des Nationalsozialismus verbrannt worden waren, werden zur Zeit katalogisiert. 4.000 der 12.000 Bände werden wohl Dubletten sein.

Die neuen Räume für diese Sondersammlung in der Universitätsbibliothek Augsburg warten bereits auf die Bücher. Die Sammlung soll der Öffentlichkeit erstmals am 15. Juli im Rahmen des Tages der Offenen Tür präsentiert werden.

Zur Eröffnung (13.00-13.15 Uhr) der Sondersammlung werden ab 13.15-14.00 Uhr ausgewählte Texte deutscher “verbrannter” Schriftsteller durch ProfessorInnen der Universität gelesen und Herr Salzmann (14.00-14.30 Uhr) wird über seine Sammlung sprechen. Nach einer halbstündigen Pause werden SchauspielerInnen des Augsburger Theaters die Lesung aus weiteren Werken fortsetzen. Von 15.45-16.15 Uhr stellt sich Herr Salzman den Fragen der Besucher. (Siehe Programm “Schatzinsel des Wissens – 40 Jahre Universität Augsburg”, S. 74)

Quellen:
Fritsche, Andreas: Sammlung einst verbotener Bücher, Neues Deutschland, 26.05.2010
Starke, Maja: Bibliothek verbotener Bücher : Stiftung sucht Buchspender, plant Lesungen und Aktivitäten für Schüler, Märkische Allgemeine

Die Bibliothek der Verbrannten Bücher ist angekommen

Die Bibliothek der verbrannten Bücher ist da!

Nur wenige Wochen nach Abschluss des Kaufvertrags zur Salzmann-Sammlung sind die 12.000 Bände erstmal vollständig ins Magazin der Universitätsbibliothek Augsburg eingelagert worden. Ein paar Kostbarkeiten liegen jetzt im Büro des UBA-Direktors Ulrich Hohoff.

Auf einigen Folien der eingeschlagenen Drucke steht “sehr selten”. Ein Beispiel ist z.B. die englische Übersetzung von Anna Seghers’ „Das siebte Kreuz“ in einer Sonderausgabe der US-Army aus dem Jahr 1942. Hohoff erklärt im Gespräch mit der Augsburger Allgemeinen, dass der Roman, welcher von Verfolgung und Flucht eines Juden berichtete, die GIs als „geistiges Kampfmittel“ (Hohoff) auf ihrer Überfahrt nach Europa begleitete. Auch so manche einzigartige Ausgabe ist in der Sammlung zu finden, wie beispielsweise Stefan Heyms deutsche Übersetzung und Theaterbearbeitung des berühmten Jugendromans „Tom Sawyer“ als Typoskript samt tschechischem Premierenzettel von 1937.

Mehr als vierzig Jahre war der Immobilienkaufmann Salzmann zielstrebig auf der Suche nach der Literatur, deren Autoren im Dritten Reich verfemt wurden. Salzmann selbst hatte die Nazizeit miterlebt. Er wollte verhindern, dass bestimmte Autoren dieser Zeit vergessen werden, weil die Nazis mit der Zensur ihrer schwarzen Liste ihre Werke auslöschen wollten. Mag man glauben, dass eine solche Sammlung nicht nötig gewesen wäre, weil man sich nach dem Krieg in mehr als 60 Jahren diesen Autoren erinnerte und ihre Werke anschaffte. Dass dem nicht so war, zeigt dieser Vorfall:

So gab es von Max Mohr (1891-1937) in seiner Heimatstadt München in Bibliotheken gerade zwei Werke, als 1991 eine Ausstellung zu seinem 100. Geburtstag vorbereitet wurde.

Salzmann legte in seiner Sammelleidenschaft Wert auf Erstausgaben, die seit Hitlers Machtergreifung 1933 oft nur in Exilverlagen erscheinen konnten. Die Sammlung enthält jedoch nicht nur Bücher, sondern auch literarische Beiträge in Zeitschriften und Anthologien sowie Schallplatten mit Sprechaufnahmen.

Für den Fachreferenten des Fachs Germanistik ist dies eine Herausforderung. Gerhard Stumpf muss nun Regeln entwickeln, nach denen die Salzmann-Sammlung passend katalogisiert werden kann, da die Regensburger Verbundklassifikation dieser heterogenen Sammlung nicht gerecht wird.

Wahrscheinlich schert er [Gerhard Stumpf, A.d.V.] hier aus der Systematik der Bibliothek aus und folgt der strikten Zuordnung zum jeweiligen Autor. Und sei die Verbindung noch so frei assoziativ. So findet sich bei Bert Brecht auch ein Aufsatz seiner Mitarbeiterin Ruth Berlau von 1955 zur Frage „Willst du Schauspielerin werden?“ in Das Magazin aus der DDR.

Wie sieht die Zukunft der Bibliothek aus?
Ziel ist, die Sammlung bis 2010 vollständig nachweisen zu können, d.h. die Katalogisierung soll bis dahin abgeschlossen sein.

Zugänglich gemacht wird die Bibliothek der verbrannten Bücher in zwei besonderen Räumen der Teilbibliothek Geisteswissenschaften. Die Bücher sollen je nach Erhaltungszustand frei zugänglich aufgestellt sein. Hohoff möchte auch einen bibliothekarischen Arbeitsplatz organisieren, um die Sammlung Schulklassen und Erwachsenenbildung fachkundig präsentieren zu können.

„Wir wollen die Bücher in einer Form präsentieren, die für junge Leute interessant ist“, sagt er. Auch Ausstellungsvitrinen soll es geben, um zu Autoren-Jahrestagen empfindliche Stücke sichtbar zu machen.

Quelle:
Knoller, Alois: Verbrannte Bücher: Raritäten geben noch Rätsel auf via Augsburger Allgemeine

Verfemte Bücher auf dem Weg in die UB Augsburg

Ordnung muss sein. Aus der etwas chaotischen Sammlung von Georg Salzmann wird jetzt eine Bibliothek, Bücher, die fein säuberlich im Regal stehen werden. Ein Zuhause finden seine 12.000 Bände in der Teilbibliothek Geisteswissenschaften (TG) der Universitätsbibliothek Augsburg. Auszeichnen tut die umfassende Sammlung, dass nahezu alle Werke in der Erstausgabe vorliegen. Für 410.000 Euro wechstelte die umfassendste Privatsammlung der von Nationalssozialisten verfemten Bücher den Besitzer. Georg Salzmann, Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch und der Augsburger Uni-Vizepräsident Alois Loidl unterschrieben gestern endlich den Kaufvertrag.

“Was lange währt, wird endlich gut”, sagte Salzmann mit Tränen in den Augen. Zehn Jahre lang suchte der hochbetagte Mann nach einem würdigen Ort für seine Sammlung, die sich in seinem Lochhamer Einfamilienhaus bis unter die Decke stapelt. “Ich hatte gegen so viel Ignoranz und Desinteresse anzukämpfen, dass ich den Kram oft hinwerfen wollte”, rekapitulierte er und freute sich nun umso mehr, dass es nicht gelingen werde, “dieses Kulturgut aus dem Gedächtnis der Deutschen zu tilgen”.

In sechs Wochen beginnt die Reise der Bücher von Lochham nach Augsburg und wird dann neben den umfangreichen Sammlungen von Thomas Mann und Bertolt Brecht stehen. Viel Arbeit bedeutet das für die Unibibliothek, da Salzmanns Sammlung noch katalogisiert und inventarisiert werden muss. Ziel ist es, die Werke ab September über das Internet für Professoren und Studenten abrufbar zu machen.

Die Bücher sollen für etliche geplante Forschungsprojekte und kommentierte Neuauflagen zur Verfügung stehen. Schwerpunktmäßig soll die Sammlung für die Öffentlichkeit bereitgestellt werden – damit, wie Ulrich Hohoff, Chef der Universitätsbibliothek sagte, “die Barbarei der Bücherverbrennung nicht in Vergessenheit gerät”. Die TG, die außer Sonntags täglich bis 24 Uhr geöffnet ist, wird regelmäßig Ausstellungen zu diesen Büchern gestalten und 8000 Werke werden in einer Präsenzbibliothek ständig zugänglich sein.

Ausschlaggebend für den Zuschlag an die Universität Augsburg war das durchdachte Konzept, betonte Minister Heubisch. Neben Augsburg bezeugten in den vergangenen Jahren unter anderem auch München und Nürnberg, wo die NS-Dokumentationszentren stehen, Interesse an der Sammlung. Kostengründe ließen beide Städte die Sammlung ablehen. Aber auch sie werden künftig trotzdem von der Sammlung profitieren. Duplikate sollen ihnen als dauerhafte Leihgaben zur Verfügung stehen.

Für den Ankauf der Sammlung legten die Augsburger Universität, das Wissenschaftsministerium und private Sponsoren zusammen. Einen Zuschuss gab die Augsburger Papier-Dynastie Haindl. Die meisten privaten Mittel sammelte jedoch der Münchner Aktionskünstler Wolfram Kastner durch Buch-Patenschaften; auch er schien gestern erlöst von einer “Sisyphusaufgabe” zu sein.

Quelle:
Burtscheidt, Christine, Erstausgaben für Augsburg : Sammlung verfemter Bücher bereichert die Uni-Bibliothek via sueddeutsche.de

[Kurz] Salzmann-Sammlung – Deal perfekt

Es ist nun sicher, dass die 1312.000 Bücher umfassende Salzmann-Sammlung “Bibliothek der Verbrannten Bücher” in der Universitätsbibliothek Augsburg eine neue Heimat finden wird. Der Kaufvertrag ist unterschriftsreif und wird diesen Freitag von Bibliotheksleiter Dr. Ulrich Hohoff und Georg P. Salzmann im Wissenschaftsministerium geschlossen. Die Sammlung beinhaltet vorwiegend Erstausgaben von Autoren, die in der NS-Zeit verfemt oder verboten waren.

Salzmann, der über die Höhe der Kaufsumme schweigt, ist bereits mit seinen ursprünglichen Preisvorstellungen zurückgegangen. Er möchte, dass die Sammlung wie eine Art Gedenkstätte vor allem jungen Menschen zugänglich sein soll, was durch die Uni-Bibliothek besser gewährleistet wäre, da die Hemmschwelle für Interessenten niedriger sei als bei einem Privathaus.

Noch am Freitagnachmittag muss sich der Bücherfreund von einem Teil seiner Schätze trennen. „Es treibt mir schon den Schweiß auf die Stirn, wenn ich an die Arbeit denke“, räumt er ein.

Mitarbeiter der UB werden die Bücher verpacken und transportieren.

Quelle:
Salzmann-Sammlung findet endlich eine Bleibe via merkur-online.de

UB Augsburg erwirbt die „Bibliothek der verbrannten Bücher“

Es steht nach etlichen Verhandlungen fest, dass die umfassende Büchersammlung von Georg P. Salzmann, an die Universitätsbibliothek Augsburg kommt.

Die als “Bibliothek der verbrannten Bücher” bekannte Sammlung könne schon bald allen Interessierten zugänglich gemacht werden, teilte Kunstminister Wolfgang Heubisch (FDP) am Donnerstag in München mit. Sie biete einen repräsentativen Überblick über die in der NS-Zeit geächtete deutschsprachige Belletristik und sei damit auch ein bedeutendes Zeitzeugnis.

Bisher scheiterten Versuche (Quelle von 2006), die Bibliothek unterzubringen an Geldmangel oder entsprechenden Forderungen von Herrn Salzmann.

Die Sammlung wurde von dem Münchner Georg Salzmann in mehr als 30 Jahren aufgebaut. Gesammelt werden jene Bücher als Erstausgabe, die den Bücherverbrennungen Mai 1933 durch die Nazis zum Opfer fielen. Auf den schwarzen Listen standen Werke jüdischer, marxistischer und pazifistisch deutschsprachiger Schriftsteller. Sie sollten aus dem Gedächtnis der Menschen gestrichen werden.

Die Bibliothek umfasst etwa 14 500 Bände. Etwa 80 Autoren sind in Salzmanns Archiv fast vollständig oder lückenlos dokumentiert, weitere 30 Autoren zumindest mit ihren wichtigsten Werken.

Die UB Augsburg punktete in der Vergabe mit ihrem Konzept mit Blick auf eine optimale Konservierung und Erschließung. Laut Dr. Ulrich Hohoff, Leiter der Universitätsbibliothek Augsburg, konnte die UB insbesondere mit Blick auf eine Nutzung für die politisch-historische Bildungsarbeit habe überzeugen. Die Bibliothek verspricht, die Sammlung umgehend zu bearbeiten, zügig aufzustellen und allen Interessierten zugänglich zu machen. Die Sammlung soll durch einen eigens dafür eingesetzten Mitarbeiter betreut werden. Neben dem Einsatz in Forschung und Lehre der Universität, wechselnden Ausstellungen, Bibliotheksführungen und Lesungen wird auch eine enge Zusammenarbeit mit Schulen und Bildungseinrichtungen, insbesondere dem Jüdischen Kulturmuseum Augsburg angestrebt. Auch mit einem eigenen Internetauftritt soll die Sammlung weithin sichtbar sein. Besonders die wissenschaftlich-bibliothekarische Aufarbeitung und die konservatorische Pflege des wertvollen Bestandes sei durch die Integration in die Universitätsbibliothek gewährleistet.

“Dies sind sehr gute Bedingungen, wie sie andere Standorte, die für die ‘Bibliothek der verbrannten Bücher’ im Gespräch waren, so umfassend nicht bieten können”, so Hohoff.

Die Finanzierung des Ankaufs wird zum erheblichen Teil durch die Universität Augsburg aber auch durch die Stadt Augsburg, private Spendengelder, die Landeszentrale für politische Bildung, die Bayerische Landesstiftung sowie das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst bestritten.

“Dass vor rund vier Wochen auch die Bayerische Landesstiftung 60.000 Euro zur Finanzierung der Augsburger Lösung zugesagt hat, sehen wir”, so Hohoff, “als zusätzliche Bestätigung unseres Konzepts.”

Quellen:
Ankauf der «Bibliothek der verbrannten Bücher» vor Abschluss via ad-hoc news
“Bibliothek der verbrannten Bücher” kommt nach Augsburg via derStandard.at
Uni Augsburg kauft Salzmann-Sammlung bei Süddeutsche Zeitung
Prem, Klaus P.: Auf gutem Weg nach Augsburg: die “Bibliothek der verbrannten Bücher” bei idw

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