Retter für die Staats- und Stadtbibliothek?

Vier Monate ist es her, dass wir über die Gefährdung der renommierten Staats- und Stadtbibliothek hier im Blog geschrieben haben. Aus Geldmangel sollte die Bibliothek geschlossen, die Sammlung zerteilt und wertvollste Teile davon an den Freistaat Bayern zurückgegeben werden. Diese Idee hat man nach den zahlreichen Protesten und Beiträgen in Zeitungen, in Blogs und auf Webseiten nun verworfen, aber gerettet ist die Bibliothek noch lange nicht. Zumindest gehen nun Politiker und Experten von Stadt und Freistaat den Problemfall gemeinsam angehen und wollen ihn bis Ende 2011 lösen.

Aufgabe der Arbeitsgruppe ist es, konkrete Vorschläge für die Zukunft und Finanzierung der Stabi zu machen. Sie tagte letzte Woche erstmals im Wissenschaftsministerium in München und es gab bereits zwei Aufgaben. Einerseits soll sie für die Staatsbibliothek mit der Universitätsbibliothek der Stadt einen Kooperationsvertrag vorbereiten. Durch gemeinsame Projekten, z.B. im Bereich Digitalisierung oder einer abgestimmten Anschaffungpolitik sollen Synergien erzielt und Kosten gespart werden.

Kosten sind auch der Kernbereich der zweiten Aufgabe. Es sollen die Kosten ermittelt werden, welche der Stabi in ihrer Funktion als staatliche Bibliothek entstehen. Das Wissenschaftsministerium erwartet erste Ergebnisse bis Mai, um dann bis Jahresende gemeinsame Empfehlungen vorlegen zu können.

Auch ein erster Schritt, um den laufenden Betrieb der Not leidenden Augsburger Bibliothek finanziell zu unterstützen, ist bereits getan worden. Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) beantragte im Doppelhaushalt den Zuschuss des Freistaates für die Stabi von jährlich 18 900 Euro auf 55 800 Euro ab 2012 zu erhöhen. Entschieden wird darüber durch den Landtag voraussichtlich im März. Der sehr minimale Beitrag des Freistaates war ein zentraler Streitpunkt aus Sicht der Stadt, der mit zum Schließungsgedanken geführt hat. Die Kostenaufteilung bei der Sanierung ist jedoch die nächste Hürde, welche bisher noch nicht durch die Arbeitsgruppe thematisiert wurde.

Für die Unterstützer der Stabi sind jedoch die ersten Ergebnisse der Arbeitsgruppe zufriedenstellend.

„Die Verlagerung der Stabi aus dem Gebäude an der Schaezlerstraße ist nicht mehr Thema der Diskussion“, freut sich Helmut Zäh von der Initiative Staats- und Stadtbibliothek. Kulturreferent Peter Grab und Finanzreferent Hermann Weber hätten diese Pläne nicht mehr angesprochen. Stattdessen könne die Stadt nun von der Kompetenz deutscher Bibliotheken-Fachleute profitieren, die in der Arbeitsgruppe versammelt sei.

Quelle:
Knab, Eva-Maria: Bibliotheken-Retter treten auf den Plan, Augsburger Allgemeine3.2.2011

Bibliotheken in Sachsen-Anhalt benötigen eine bessere Internetpräsenz

Thomas Leimbach, Präsident des Landesverwaltungsamtes, sieht die Bibliotheken vor einem schwierigen Anpassungprozess. Er erachtet es als notwendig, dass in den nächsten 10 – 15 Jahren die Bibliotheken ihr “bislang traditionell verhaftetes Erscheinungsbild erheblich wandeln” müssen. Aus seiner Sicht zu erwarten seien daher eine weitere Konzentration der Einrichtungen, bei der finanzielle, räumliche und technische Ressourcen zu bündeln seien. Nur auf diese Weise könne die Qualität der Bibliotheken gehalten und ihre Akzeptanz bei den Lesern gesteigert werden. Notwendig sei es, dass sie sich mehr und mehr an die Lebenswelt ihrer Nutzer anpassen und sich dabei zu modernen Dienstleistern entwickeln.

Ein wichtiger Punkt sei dabei, dass sie online noch sichtbarer würden. Inzwischen seiden die Menschen an die Informationsbeschaffung über das Internet gewöhnt, an die Vorteile wie eine 24-Stunden-Verfügbarkeit. Dies sollte durch Downloadmöglichkeiten von Medien erreicht werden. Aktuelle Zielsetzung für dieses Jahr sei es, bis zum Jahresende 2011 etwa 20 000 Zeitschriften, Fachbücher, Musikalien, Filme und Belletristik Bibliotheksnutzern zur Verfügung zu stellen. Ein weiteres wichtiges Kriterium aus Leimbachs Sicht sind auch die Öffnungszeiten, die sich noch stärker an den Bedürfnissen der Nutzer orientieren müssten, damit es weiterhin heißt: «Bibliotheken sind Kulturdienstleister ersten Ranges.»

Derzeit wird in Sachsen-Anhalt in 265 von 379 Gemeinden eine öffentliche Bibliothek unterhalten (laut Landesverwaltungsamt). Neben 84 hauptamtlich geleiteten Einrichtungen stehen 181 nebenamtlich betreute öffentliche Bibliotheken den Sachsen-Anhaltinern zur Verfügung. Das Land unterstützt diese Bibliotheken 2011 mit rund 380 000 Euro beim Kauf von Medien, dem Aufbau von Bibliotheksverbünden und Netzwerken zur Leseförderung.

Die Linken reagierten daraufhin kritisch und sprachen Leimbach jegliche Sachkenntnis ab, hätten die Bibliotheken sich doch in den vergangenen Jahren deutlich modernisiert. Dies zeige sich auch in den gestiegenen Nutzungszahlen, wie Stefan Gebhardt, Kulturpolitischer Sprecher, verdeutlichte. Er hob hervor, dass der Landtag von Sachsen-Anhalt mit der Verabschiedung eines Bibliotheksgesetzes im Jahr 2010 diese Leistungen der Einrichtungen gewürdigt und diese im Gesetz als unverzichtbare Bildungseinrichtungen definiert hätte.

Es wäre allerdings falsch, diesen Modernisierungsprozess als ausreichend betrachten. Leimbach hat in keinster Weise die Leistungen der Bibliotheken geschmälert, sondern darauf hingewiesen, dass weitere Anstrengungen notwendig sind.

“Erwähnenswert ist außerdem, dass der Bibliotheksverbund Mansfelder Land, also die Bibliotheken im Direktwahlkreis von Herrn Leimbach, im Jahr 2008 mit dem Innovationspreis für neuartige Bibliotheksstrukturen ausgezeichnet wurden. Wenn Herr Leimbach nun den Bibliotheken ein „traditionell verhaftetes Erscheinungsbild“ attestiert, zeugt dies schlicht von Unkenntnis seinerseits.”

Und wenn Gebhardt glaubt, eine Schwalbe mache bereits den Sommer aus, dann irrt er sich. Die Aussage Leimbachs zeugt ganz und gar nicht von Unkenntnis, sondern meiner Meinung nach eher von Kenntnis über die Zustände in vielen kleinen, nichtstädtischen öffentlichen Bibliotheken, die zum Teil die letzten Kultureinrichtungen in kleinen Gemeinden sind, deren Nutzung nicht ständig Geld kostet.

Leimbach äußerte sich zu den von Gebhardt genannten Angaben deutlich. So kann er belegen, dass die Nutzungszahlen in den letzten Jahren gesunken und nicht gestiegen sind. Die Bibliotheksdichte sei vergleichbar mit der in der gesamten Bundesrepublik, aber seit 2004 bis 2009 ist die Zahl der Bibliotheksbesucher von 2,8 auf 2,2 Millionen gesunken, was einen Rückgang von rund 22 % bedeute.

Dem Landesverwaltungsamtschef konnte schlichtweg nicht entgehen, dass sich die öffentlichen Bibliotheken in einem Modernisierungsprozess befinden, da er diesen mit der im Amt angesiedelten Fachstelle für öffentliche Bibliotheken wesentlich mit beeinflusste. Dabei handele es sich um “einen Prozess, der noch lange nicht abgeschlossen ist, die Orientierung an der Lebenswirklichkeit potentieller Bibliotheksnutzer ist dabei unerlässlich, wenn man sich den großen Herausforderungen der Realität stellen will”, betont Leimbach.

„Und die Realität heißt eben neben der klassischen Ausleihmöglichkeit weiteren Service durch online – Angebote und – Ausleihen zu bieten. Das Buch als klassisches Medium einer Bibliothek wird weiterhin Hauptbestandteil und Kerngeschäft bleiben, dennoch müssen mehr flanierende Angebote die Bibliotheken attraktiver machen und Lust an Genuss von Kultur – in welcher Form auch immer – steigern.“, so Leimbach weiter.

Auch auf das positive Beispiel Gebhardts ging er ein, das er unbenommen als solches Beispiel bezeichnen könne, dennoch sei es auch an dieser Stelle notwendig, Weiterentwicklungen voranzutreiben, da man sonst den Einrichtungen einen “Bärendienst” erwiese.

Lustig ist, wenn von Faktenkenntnis ungetrübt und nur zurückschauend die Opposition Kritik übt, die sich im Nachhinein in keinster Weise konstruktiv für die betroffenenen Einrichtungen erweist.

Quellen:
Bibliotheken sollen ins Internet, Mitteldeutsche Zeitung, 02.01.2011
Bibliotheken: Kritik an Leimbach, HalleForum.de, 04.01.2011
Bibliotheken: Leimbach weist Kritik zurück, HalleForum.de, 05.01.2011

Nun doch: Neue Medien für die Duisburger Bibliothek

Die Stadtbibliothek Duisburg war dieses Jahr lange Zeit auf Buchpatenschaften angewiesen, denn der Etat der Bibliothek war sehr gering. 2008 betrug das Budget 900.000 Euro, 2009 noch über 500.000 Euro und dieses Jahr stand der Bibliothek bis vor Kurzem ganze 0 Euro zur Verfügung.

Das hatte für die Bibliothek verheerende Auswirkungen. Es gab kaum aktuelle Bücher, CDs oder DVDs aus den Bestsellerlisten, welche eine einen Chart-Zuschlag von 1-2 Euro kosten. Da diese nicht ausgeliehen werden können, bedeutete dies mit einem sinkenden Interesse an der Nutzung der Bibliothek, d.h. weniger ausgestellten Bibliotheksausweisen, Mindereinnahmen von 90.000 Euro.

Jetzt kann die Bibliothek durchatmen, denn die Bezirksregierung Düsseldorf hat nun doch wenigstens 321.000 Euro für den Medienerwerb zur Verfügung gestellt. Die Bibliothek hatte im Vorgriff auf das bitter benötigte Geld eine Wunschlisste verfasst, die nun an das neue Budget angepasst werden muss, bevor die Aufträge an die Buchhandlungen gehen können und deren Rechnungen über die Stadtkasse abgerechnet werden können.

Buchpatenschaften waren lange Zeit die einzige Hilfe für den Bestand der Bibliothek.

Dass die Stadtbibliothek in diesem Jahr nicht gänzlich zum Sachwalter von Altpapier wurde, verdankt sie dem Projekt „Buchpate“ der Stiftung Bibliothek, das rund 20.000 € ins Haus spülte. (Bibliotheksdirektor Jan-Pieter) Barbian: „Ich freue mich riesig über das hohe Engagement, das nach wie vor anhält.“

Die Einsparungen betreffen besonders den Bildungsbereich und sind daher ein falscher Weg, denn Bildungsinvestitionen ist eine Zukunftsinvestition in die Kinder und somit auch in die des Landes. Auch heute wird Wissen nicht nur am PC gelernt, sondern immer noch aus Büchern bezogen. Bibliotheken helfen, die Liebe zum Buch zu entdecken und auch den richtigen Umgang mit diesem Medium zu lernen.

Quelle:
Duisburger Bibliothek darf doch neue Medien kaufen, Der Westen

Online-Bibliographie zur Schließungsdiskussion der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg [Stand: 22.10.2010, 12:21 Uhr]

Rettet die Augsburger Staats- und Stadtbibliothek!

[Update] Da in die Rangeleien um die  Augsburger Staats- und Stadtbibliothek Ruhe hineingekommen zu sein scheint, wird hiermit die aktive Ergänzung der Bibliographie beendet. Über weitere Hinweise auf Texte und Links bin ich jedoch dankbar. Diese werden ggf.  eingearbeitet. [/Update]

20.10.2010

Zur Sammlung der “Stabi”:

Am Rande:

  • Hörmann, Michael: Grüne rechnen mit Gribl und Grab ab, Augsburger Allgmeine [Update]

    Staats- und Stadtbibliothek Die Stadtregierung musste auf öffentlichen Druck zurückrudern. Dabei sei die angedachte Zerschlagung der Einrichtung ein falsches Signal gewesen, „weil man so etwas nicht in einem Hinterzimmer ausgekartelt [sic!]“.

19.10.2010

Am Rande:

18.10.2010

17.10.2010

Zusatzinformationen:

16.10.2010

15.10.2010

Am Rande:

14.10.2010

Am Rande

13.10.2010

12.10.2010

11.10.2010

Am Rande:

10.10.2010

09.10.2010

[Update] am 14.10.2010, 19:19 Uhr
[Update] am 15.10.2010, 22:12Uhr
[Update] am 16.10.2010, 18:30 Uhr
[Update] am 18.10.2010, 22:18 Uhr
[Update] am 19.10.2010, 20:04 Uhr
[Update] am 20.10.2010, 23:02 Uhr
[Update] am 21.10.2010, 18:34 Uhr
[Update] am 22.10.2010, 12:21 Uhr – letztes Update der Bibliographie

[Kurz] Rettet die Augsburger Staats-und Stadtbibliothek

Ich berichtete gestern zur Augsburger Staats- und Stadtbibliothek und den Diskussionen, rund um eine mögliche Schließung und Sammlungsauflösung.
13 AkademikerInnen machen sich besonders stark für eine Rettung und haben dazu eine Website erstellt: Rettet die Augsburger Staats- und Stadtbibliothek!

Diese Website ist aus dem gemeinsamen Wunsch entstanden, aktiv gegen die Pläne der Stadtregierung zur Zerschlagung der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg vorzugehen. Inhalte und Gestaltung wurden von Dr. Barbara und Matias Rajkay mit der Hilfe und den Anregungen von zahlreichen Kolleginnen und Kollegen aus dem kulturellen und wissenschaftlichen Umfeld gestaltet.

Wer helfen möchte, dieses Desaster zu verhindern, kann dies aktiv tun. Auf der Website wurden verschiedene Hilfemöglichkeiten zusammengestellt.

Fällt die Staats- und Stadtbibliothek Augsburg dem Sparzwang zum Opfer?

Augsburg leistet sich einen Luxus, neben einer Stadtbücherei auch noch eine Staats- und Stadtbibliothek zu finanzieren. So hat die Stadtbücherei zwar gerade im Juni letzten Jahres ein premiertes neues Gebäude bezogen, aber Geld für neue Medien blieb da nicht über.

Die Staats- und Stadtbibliothek, die 1537 im Zuge der Reformation als Stadtbibliothek der Freien und Reichsstadt Augsburg entstand, kostet heute die Stadt eine Million Euro pro Jahr. Der Freistaat Bayern beteiligt sich mit 18.900 Euro. Die Stadt fordert eine fünfzigprozentige Beteiligung des Landes, aber bislang scheiterten die Verhandlungen mit der Bayerischen Staatsregierung.

Der bauliche Zustand des Gebäudes ist besorgniserregend. Die Bibliothek, die 2012 475 Jahre alt wird, ist ihrem Gebäude von 1892 eigentlich entwachsen. Große Probleme macht die Statik. So mussten bereits 50.000 Bände ausgelagert werden, aber das ist keien dauerhafte Lösung. Der Bestand der Bibliothek wächst weiter. Der Ausbau des Dachgeschosses ist dringend notwendig. Auch eine benötigte Sanierung des Gebäudes würde 4,3 Millionen Euro kosten. Der Freistaat würde sich zur Zeit mit zwölf Prozent Zuschuss beteiligen, aber die Stadt kann den Rest nicht stemmen und somit wurde dieses Projekt komplett aus dem Etat gestrichen.

Eine Aufteilung der Bestände und ein Verkauf des Gebäudes würden der Stadtregierung, die sowieso sparen muss, etliche Probleme ersparen, so z.B. 4,3 Millionen Euro Sanierungskosten. Der städtische Besitz und das Stadtarchiv könnten 2013 neben das Textilmuseum ziehen, der staatliche Teil der Bücher und Schriften ließe sich in München und an der Uni Augsburg unterbringen, so die Idee der Verwaltung.

Der Leiter der Bibliothek Helmut Gier, der 2012 in den Ruhestand geht, hält die Aufteilung der Bücher und Schriften für unlösbar. So müssten die Besitzer von rund 500.000 Bänden ausfindig gemacht werden – z.T. nicht mehr möglich. Schwerer wiegt auch, dass man mit der Aufteilung auf den wertvollsten Teild der Sammlung verzichten müsste, da der Großteil der mittelalterlichen Handschriften, die beispielsweise aus dem Benediktinerkloster St. Ulrich und Afra stammen, dem Staat gehören.

Dies ist ein Grund, warum sich Unmut gegten die Pläne der Stadtregierung regt. Ein zweiter Grund wäre der Schaden für den “Ruf der Kulturgeschichts- und Buchstadt Augsburg”. Die SPD-Fraktion setzt sich daher in einem Antrag für den Erhalt der Einrichtung und eine Gebäudesanierung ein. Eine Abstimmung erlgt dazu in der nächsten Sitzung des Kulturausschusses am 18.10.2010. Die Grünen sehen hingegen Probleme für das Stadtarchiv. Würde dieses Bestände der Staats- und Stadtbibliothek übernehmen, so würde der Platz in dem neuen Gebäude nicht mehr ausreichen, es müsste neu geplant werden und damit bestände die Gefahr, dass sich der Umzug des Archivs verzögern würde.

Die Stadt leistet sich zwar einen Luxus mit zwei Stadtbibliotheken, aber beide Bibliotheken sind historisch gewachsen und stehen auch für die Geschichte der Stadt. Kann man knapp 475 Jahre Geschichte einfach so wegwischen?

Quelle:
Prestle, Nicole: Wird Augsburger Staats- und Stadtbibliothek zerschlagen?, Augsburger Allgemeine

Buchpatenschaft als Hilfe für die Bibliothek

In seinem Beitrag “Tipps für Krisenzeiten: Wie der Einzelne seine Bibliothek auf lokaler Ebene unterstützen kann” zeigte Wolfgang verschiedene Möglichkeiten auf, wie man seiner Bibliothek wirkungsvoll helfen kann. Anfangs dachte ich, na gut, in den USA funktioniert das sicherlich. Der Beitrag zum Buchpatenaufruf aus Duisburg machte deutlich, dass dies in Deutschland auch sehr notwendig inzwischen ist.

Offiziell hat der Rat beschlossen, dass die Stadtbibliothek über einen Anschaffungsetat von 900 000 Euro verfügt; 25 000 Medien könnten davon erworben werden.
Im letzten Jahr durfte sie 500 000 Euro ausgeben, 2010 noch keinen Cent.

In Augsburg war für den Neubau der Stadtbibliothek genug Geld da, für neue Bücher jedoch nicht. Die Attraktivität einer Bibliothek hängt jedoch nicht unbedingt maßgeblich von einer schönen Leseumgebung ab, die wichtig ist, aber nicht so wichtig wie ein attraktiver, aktueller Bestand, der das stärkste Zugpferd für Leser ist.

Dass sich die Buchpatenschaft zu etablieren scheint, zeigt auch das Buchpatenmodell in der Stadt- und Kreisbibliothek “Hans Keilson” in Bad Freienwalde. Auch hier setzt man auf Buchpaten, um attraktive Bestände den Lesern anbieten zu können.

In Duisburg ist die Bibliothek nun vollständig auf Buchpatenschaften angewiesen und hat ein entsprechendes Anreizmodell geschaffen:

Ab 50 Euro werden Spendenquittungen ausgestellt. Die Buchpaten werden auf Wunsch mit ihrem Namen im Buch genannt und können als erste das Buch ausleihen.
Unternehmen können ab einem Buchkauf von 150 Euro ihr Logo in die gespendeten Bücher einpflegen lassen. Ab 200 Euro wird das Logo auch auf der Internetseite wiedergegeben. Und ab 1000 Euro wird die Werbung auf einem eigenen Buchpatenposter ermöglicht.

Es leidet durch die städtischen Sparmaßnahmen vor allem der Bildungsauftrag von Bibliotheken und damit auch wiederum besonders die Kinder aus sozial und finanziell schwachen Familien. Die Kampagne der Buchpatenschaft ist notwendig, um Bildung und Chancengleicheit zu schaffen. Die Buchpatenschaft hilft, hilfreiche Medien für Schüler zu gewährleisten und einen aktuellen Bestand bieten zu können. Gerade jetzt ist notwendig, dass sich viele Buchpaten finden, denn gerade in den Monaten von August bis Oktober werden die meisten Neuerscheinungen veröffentlicht und die Leser erwarten, diese in ihrer Bibliothek vorzufinden.

Duisburger, die ihre Stadtbibliothek unterstützen möchten, können in einer Auflistung die Buchhandlungen ausfindig machen, die sich an dem Projekt beteiligen und in denen die Listen mit den benötigten Büchern ausliegen.

Die Duisburger ist neben der Essener Bibliothek die zweite Stadtbibliothek in Deutschland, die über keinen Anschaffungsetat verfügt, aber der Trend, an dieser Stelle einzusparen ist eben auch in anderen Bibliotheken erkennbar. Dies ist ein Trend in die falsche Richtung seitens der Städte. Ich befürchte auch, dass wenn sich die Buchpatenschaften als besonders erfolgreich zeigen, könnte dies dazu führen, dass man in Bibliotheksetats weitere Einsparungspotentiale entdeckt. Die Buchpatenschaften sind eine gute Idee, sofern sie dazu führen, dass ergänzende Anschaffungen für Bibliotheken dadurch ermöglicht werden. Sie darf kein Instrument des regulären Bestandaufbaus werden.

Quellen:
Horstmeier, Anne: Paten spenden 803 Bücher, DerWesten.de
Snowley, John: Duisburg: Stadtbibliothek sucht Buchpaten, RP Online

[Zitat] Unkommentiert – 24.10.2007

Nur etwa 15 Prozent der Schulen verfügen über eine eigene Bibliothek, und selbst diese Bibliotheken erfüllen nur selten bibliothekarische Mindeststandards. In den Universitätsbibliotheken fehlen oft die notwendigen Mittel für ausreichende Neuanschaffungen. So müssen Zeitschriftenabonnements abbestellt werden oder Forschungsreihen können nicht weiter bezogen werden. Das entwertet oft den Bestand. Trotz des wichtigen Beitrags der Bibliotheken für die Bildung und das selbstständige Lernen, fehlt in Deutschland – im Gegensatz zu den erfolgreichen PISA-Ländern – die strategische Verankerung der Bibliotheken als Teil unserer Bildungsinfrastruktur. Durchgängige bildungspolitische Zielsetzungen gemeinsam mit dem Bibliothekswesen sind heute weder auf Länderebene noch in der Politik des Bundes in ausreichendem Maße anzutreffen. Meine Meinung ist: Bibliotheken gehören deshalb in Deutschland auf die politische Tagesordnung. […] In den vergangenen Jahren mussten auch die Bibliotheken, Archive und Museen Sparbeiträge leisten. Die Finanzausstattung vieler Institute liegt heute unter dem Notwendigen, die Personaldecke ist dünn geworden. Viele können ihre Aufgaben der Bewahrung und Erschließung nicht mehr in erforderlichem Umfang erfüllen. Hier hoffe ich auf eine Kurskorrektur.

Auszug aus “Ein Freudentag für die Kulturnation” von Altbundespräsident Horst Köhler anläßlich der Wiedereröffnung der Anna Amalia Bibliothek in Weimar


Potsdamer Informationswissenschaftlern droht ein Platzproblem

Welchen Stellenwert die Informationswissenschaft in Deutschland hat, zeigt sich immer wieder in Deutschland. So wurde 2003 laut darüber nachgedacht, das Berliner Institut für Bibliothekswissenschaft (heute Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft) an der Humboldt-Universität Frühjahr 2004 zu schließen, das einzige Institut Deutschlands an dem auf universitären Niveau Bibliothekswissenschaft vermittelt wird.

Nun berichtet Dekan Professor Hobohm demotiviert über die Zukunft des Neubaus für seinen Fachbereich Informationswissenschaften und den Fachbereich Sozialwesen. Beide befinden sich noch nicht auf dem neuen Campus der Fachhochschule Potsdam (FHP). Jetzt wurde der Fachhochschule durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur (MWFK) des Landes Brandenburg mitgeteilt, dass der Neubau auf dem Campus aufgrund fehlender Finanzen trotz bestehender Genehmigung nicht begonnen wird.

Für die Informationswissenschaften bedeutet dies neben Lärm und Staub auch eine Raumnot, da wenn das Schloss und die historische Mitte ab 2012 realisiert werden, der einzigen Archivwissenschaft in Deutschland nach und nach Räume fehlen werden, da diese von außen her abgerissen werden müssen. Weitere Raumeinschränkungen entstehen durch die Nutzung von Teilflächen durch die Stadt- und Landesbibliothek, da eine entsprechende Zusage, die vor dem Hintergrund des bevorstehenden Neubaus getroffen wurde, nicht zurückgezogen werden kann.

Wie in diesem Chaos dann eine erfolgreiche Lehre möglich sein soll, ist fraglich. Hobohm hat in seinem Blogbeitrag zu diesem Thema mit einer ziemlichen Bitterkeit zu kämpfen:

Wäre ich nicht Beamter altdeutscher Mentalität, würde ich mich jetzt zu Bemerkungen hinreißen lassen, die meine Pension gefährden würden.

Deutlich macht er, wie kurzsichtig hier die Politik agiert.

Wieso bekommen Fachbereiche der alten Welt riesige Neubauten und die Wissenschaften, die die Probleme der neuen Welt bearbeiten könnten, werden vor den Kopf gestoßen? Für mich reiht sich das in eine Reihe mir nicht wirklich verständlicher politischer Entscheidungen der letzten Zeit: allen voran die ebenfalls sehr unvermittelte Beendigung der Förderung von FIZ Technik. Warum mache ich eigentlich noch Informationswissenschaft, wenn es keiner hören will. Richtig Herr Bredemeier!

Für die FHP ist die Entscheidung auch aus anderer Hinsicht nicht nachvollziehbar. Das Konzept für eine interdisziplinäre und fachübergreifende Zusammenarbeit wird erheblich gestört dadurch. Ziel des Interflex-Konzeptes war das Zusamenwachsen gestalterischer, ingenieurtechnischer, informationswissenschaftlicher und sozialer Studiengänge. Doch jetzt hängt die Hochschule in der Luft, weil man keinerlei Informationen über das weitere Vorgehen besitzt.

Alle Auszugspläne aus dem Gebäude am Alten Markt sind gestoppt. Statt dessen müssen dringend erforderliche Sanierungsmaßnahmen, die vor dem Hintergrund des Umzugs durchaus zum Unmut der Studierenden und Lehrenden zurückgestellt wurden, nun doch noch in Angriff genommen werden.

Der Hochschule bleibt nur zu hoffen, dass diese Entscheidung nicht endgültig ist, denn noch gibt es Hoffnung. Die Fördermittel des Hochschulbauförderprogramms des Bundes sind bis 2013 zweckgebunden für den Hochschulbau zu verwenden. Sollte Brandenburg die 50%ige Kofinanzierung bis dahin sicherstellen können, ließe sich das Bauvorhaben finanziell realisieren. Ein Interesse an einer Realisierung hätte das Land ebenfalls. Der Altbau, in dem sich momentan die Informationswissenschaften der FHP befindet, steht der Entwicklung des Umfelds des Lantagsneubaus im Wege.

Es ist zu hoffen, dass der notwendige Neubau errichtet wird, um die vielversprechende engere Zusammenarbeit der unterschiedlichen Fachbereich der Hochschule nicht zu behindern. Damit wird die Zukunftsträchtigkeit dieses Studienganges verbessert und ermöglicht, dass Konzepte für den Umgang mit Informationsmaterialien, mit Informationen und die praktische, vorausschauende Arbeit erfolgreich vorangetrieben werden können.

Quellen:
Hobohm, Hans-Christoph: Informationswissenschaften bleiben im Abrißbau, LIS in Potsdam

MWFK streicht Hochschulneubau – Fachhochschule Potsdam kann Standort Alten Markt bis auf Weiteres nicht aufgeben, Presseerklärung der Fachhochschule Potsdam

Die erste Bibliothek von READ Global in Bhutan und was wir von diesem Land lernen könnten

Am 26.05. diesen Jahres wurde mithilfe der Organisation READ Global eine neue Bibliothek in einer ländlichen Region Bhutans eröffnet. Die Organisation kümmert sich vor allem um die Entwicklungshilfe in ländlichen Regionen Indiens und Nepals. Seit kurzem gibt es eine neue Abteilung für den Bhutan, die noch im Aufbau ist. 15 % des Budgets der Bibliothek stammt aus Mitteln der Kommune. Im untenstehenden Video werden Angaben zum zukünftigen Bestand der Bibliothek und zur Bedeutung der Einrichtung auf dem Lande gemacht. Der Ansatz der Organisation liegt vor allem in der Förderung von Bildung, von Wohlstand und der Unterstützung von Unternehmen. Er ist besonders nachhaltig. Beim Stichwort Bildung geht es darum die Bedürfnisse in den Dörfern zu befriedigen. Das sind in allererster Linie der Zugang zu Büchern, zu Computern, zu Lernmaterialien, zu Bewerbungstrainings, zur Gesundheitsfürsorge und dem Angebot an Workshops die Fähigkeiten und Strategien lehren, um Konflikte zu lösen. Der Wohlstand wird durch die Zusammenarbeit des Austauschs von Ideen und Beziehungen erreicht, welche Familien und Kindern ermöglicht in ihren Dörfern zu bleiben. Der Unternehmensaspekt beinhaltet die Zusammenarbeit mit lokalen Selbstständigen, welche sich um die Bedürfnisbefriedigung der dortigen Bevölkerung kümmern, Jobs zur Verfügung stellen und nachhaltige Erträge für das READ Center erwirtschaften.

Auf der Webseite der Deutschen Welle erschien am 09.06. ein Artikel, der auf eindrucksvolle Weise deutlich macht, wie dort Ausgaben für öffentliche Einrichtungen bewertet werden. Dadurch würden womöglich Bibliotheken und andere Einrichtungen der öffentlichen Daseinsfürsorge einen anderen Stellenwert erhalten und als essenziellerer Bestandteil betrachtet werden als beispielsweise hierzulande:

Jede öffentliche Investition, jede politische Gesetzesänderung muss sich daran messen lassen, ob sie tatsächlich dem Allgemeinwohl dient – und nicht einem imaginären übergeordnetem Ziel wie “Wachstum”. Um das herauszufinden, berief die Regierung eine Kommission, die am Forschungsinstitut Centre for Bhutan Studies in der Hauptstadt Thimphu nach der “Glücksformel” forscht.”

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