Bibliotheken stehen hinter der Ukraine III

Ukraine-Flagge mit Friedenstaube

Es ist ruhiger geworden um den Ukraine-Krieg, aber er ist immer noch ein Thema, bei dem Bibliotheken als Teil der ukrainischen Identität ausgelöscht, beschädigt und zerstört werden. Eine ungeahnte Solidarität weltweit und eine unglaubliche Kraftanstrengung der Kolleg*innen in der Ukraine zeichnen die Situation der Bibliotheken aus.

Die erste Liste Bibliotheken stehen hinter der Ukraine ist mit über 1000 Links gefüllt und somit komplett unübersichtlich geworden. Auch die zweite Liste beinhaltet 710 Links und ist somit auch an der Grenze angekommen. Dennoch möchte ich weiterhin einen gewissen Anlaufpunkt bieten, daher fange ich jetzt diese zweite Liste an.

Hier werden weiterhin Links zum Thema Bibliotheken, Archive, Museen und Ukraine auftauchen, Hilfreiches, Nachdenkliches, Interessantes.

Links: 69, neu 69

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Bibliotheken stehen hinter der Ukraine II (Aktualisiert am 25.06.2022)

Ukraine-Flagge mit Friedenstaube auf dunkelblauem Hintergrund
Ukraine-Flagge mit Friedenstaube

Der immer noch unfassbare Ukraine-Krieg hält an und noch immer ist die Aufmerksamkeit in Bibliotheken, Archiven und Kultureinrichtungen hoch.

Die erste Liste Bibliotheken stehen hinter der Ukraine ist mit über 1000 Links gefüllt und somit komplett unübersichtlich geworden. Um weiterhin einen gewissen Anlaufpunkt zu bieten, fange ich jetzt diese zweite Liste an.

Hier werden weiterhin Links zum Thema Bibliotheken, Archive, Museen und Ukraine auftauchen, Hilfreiches, Nachdenkliches, Interessantes.

Links: 710, neu 54

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Empfehlungen für das Lernen von Deutsch als Fremdsprache für Geflüchtete (Aktualisiert: 14.04.2022)

Ergänzt um Schulbücher, Schulangebote

Tastaturunterstützung

Mulitlingual Keybord Ukrainian Cyrillic-Latin conversionTastatur Ukrainian Cyrillic

Wörterbücher (auch Apps)

Щиро вітаємо Вас в Німеччині! – Willkommen in Deutschland!

Українсько-німецький словник | Sprachförderung für Geflüchtete aus der Ukraine, пропозиція від Тюрінгської асоціації освіти дорослих e.V. | Ein Angebot des Thüringer Volkshochschulverbands e.V.

Für Kinder, die noch nicht lesen können, z.B. 1. Klasse in der Schule

  1. Bedürfnisfächer – kostenlos herunterzuladen und zu basteln von Mrs. Rupäd
  2. Bücher für Leseanfänger auf Ukrainisch – zu finden auf der Global Digital Library
  3. Freiarbeitsmaterial für die Grundschule (Bild – Deutsch), Wunderwelten

Schulmaterialien

Adamenko, Svitlana: UKRAINISCHE SCHULBÜCHER FÜR DEUTSCH ALS FREMDSPRACHE / НІМЕЦЬКА ЯК ІНОЗЕМНА – Ukrainisch lernen in Göttingen – Українська мова в Гетингені


Електронні версії підручників, інститут модернізації змісту освіти

  1. Lehrbücher 1-4 Klasse, Ukraine Deutsch | Шкільні підручники для вивчення німецької мови для 1-4 класів (Dropbox) (undatiert)
  2. Ukraine: Kostenloses Kartenmaterial von Diercke Weltatlas (Westermann)
  3. Ukrainische Schulbücher (Schwedisches Angebot) (Googleübersetzung)
  4. Alles für Erwachsene – im Kurs oder für Selbstlernende – kostenloses DaZ-Material zum Download, Klett-Verlag
  5. Sprachensteckbrief Ukrainisch, Schule-mehrsprachig.at (Unterrichtsmaterial)
  6. Deutsch als Zweitsprache – WirLernenOnline.de
  7. Deutsch und Englisch als Fremdsprache Klassen 1 bis 11, Überblick bereitgestellt durch Eduthek (PDF) (undatiert)
  8. Shkola.in.ua – Ukrainische Schulbücher 1. bis 11. Klasse als PDF (Googleübersetzung)
  9. Optima School Центр освіти «ОПТІМА» – Дистанційна загальноосвітня школа (1-11 класи) – Ukrainische Fernschule
  10. lib.imzo.gov.ua – Електронна бібліотека ІМЗО – “Allukrainische Online-Schule”
  11. Unterrichtsmaterialien für ukrainische Kinder, Kanton Bern (undatiert)
  12. Українські навчальні матеріали, Noordhoff

Weitere Linksammlungen für Materialien und Hilfestellungen

Frei zugängliche Kinderbücher in ukrainischer Sprache (Aktualisiert: 15.05.2022)

Der Krieg in der Ukraine verursacht viel Leid. Kinder, die die Situation am wenigsten verstehen können, sind oft besonders betroffen. Eingeschlossen in dunklen Kellern, Bunkern, oft mit fremden Leuten in Notunterkünften oder gestrandet in einem fremden Land, ohne Papa und oft genug auch Mama, dessen Sprache sie nicht verstehen, leiden sie besonders. Kinderbücher können hier Hilfe leisten, durch Anschauen, durch Vorlesen in der eigenen Sprache.

Um so schöner ist es, dass zahlreiche Verlage Kinderbücher in ukrainischer Sprache kostenfrei zum Download anbieten.

Hier zahlreiche Hinweise auf entsprechende Angebote.

Kinderbücher | дитячі книжки






  • Новий: Електронна бібліотека НБУ для дітей, Національна бібліотека України для дітей – Вам будуть доступні оцифровані справжні шедеври дитячої літератури з другої половини XIX століття до першої половини XX століття. – Digitalisate historischer Kinderbücher der Ukrainischen Nationalbibliothek für Kinder






  • У Kubo є кілька україномовних казок, які можна читати вільно (унизу сторінки) (але вимагає одноразової безкоштовної реєстрації)
  • Kubo hat einige ukrainisch-sprachige Märchen, die frei gelesen werden können (am Ende der Seite) (Bedarf aber einer einmaligen, kostenlosen Registrierung)

  • Knigo Go, завантажуйте безкоштовні книги або читайте онлайн українською (без реєстрації та програми)
  • Knigo Go, kostenlose Bücher herunterladen oder online lesen in ukrainischer Sprache (ohne Registrierung und App)











  • Bilingual Picturebooks, Buchpiraten (kostenlose, zweisprachige Bilderbücher deutsch-ukrainisch) (Oberfläche englisch, russisch) (Buch auswählen, Sprachen auswählen, Format festlegen, herunterladen, ggf. ausdrucken)







  • Новий: Der Rossberg-Verlag stellt 2 deutsch-unkrainische Kinderbücher kostenlos zur Verfügung. Das Angebot wurde durch Spenden finanziert.
    • Ласкаво просимо, любі діти – Vera Starker, Matthias Schneider, Herzlich willkommen, liebe Kinder! Rossberg Kids, 978-3-948612-15-3 (2022) (PDF) (Illustr.: Joanna Wilkans
    • Привіт тобіб маленьке Зайченя! – Vera Starker, Matthias Schneider, Hallo, du kleiner Hase! Rossberg Kids, 978-3-948612-16-0 (2022) (PDF) (Illustr.: Karolina Zolubak)

Die Bücher gibt es ab dem 16.05. in den Fernverkehrszügen der Deutschen Bahn. Außerdem werden die Bücher in den Ankunftszentren von Berlin verteilt.

Hören und Sehen | Слухайте і подивіться




  • Казковому Світі von Storytel – Kostenfreie Hörbücher für Kinder – Ми підготували для Вас цілу скарбницю казок українською мовою.


  • «Абук» СЛУХАЙ УКРАЇНСЬКОЮ – 75 професійно озвучених казок, повістей і збірок віршів – 75 professionell vertonte Märchen, Kurzgeschichten und Gedichte (Play Store | App Store)

  • «Суспільне: казки» – Слухайте найкращі казки народів світу українською мовою – Мовник «Суспільне»- Märchen aus aller Welt


  1. Kinoguru.be bietet herunterladbare kostenlose animierte Filme an.
  2. Івано-Франківська центральна міська дитяча бібліотека – Дивись і слухай
  3. Megogo – Cartoons, Filme und Hörbücher auf ukrainisch
  4. Жили-були – Österreichische Kinderbuchautoren und Opernsänger haben dieses Hörgeschichten eingelesen (auch über verschiedene Plattformen abrufbar)
  5. Жили-були – Read for Peace – Märchen für Kinder – Podcasts (ukrainisch, russisch)
  6. COSMO ukrayinskoyu – WDR
  7. Sendung mit der Maus – Де сонечко сховало свої крильця? Як працює сенсорний екран? Хто наклав кротику на голову? Тут ти знайдеш відповіді українською на цікаві запитання. А також можеш подивитися пригоди мишеняти, слоненяти та качки.
  8. Читання зі Старим Левом – Видавництво Старого Лева, Youtube
  9. Аудіоказки з малюнками українською мовою – Казка.укр, Youtube
  10. RDC dla Ukrainy. Posłuchaj ukraińskich bajek narodowych w interpretacji wybitnych ukraińskich artystów, Polsky Radio RDC (07.03.2022)
  11. Willkommen – MDR-Angebote in ukrainischer Sprache – Ласкаво просимо – Українці в Центральній Німеччині, MDR

Ukrainian TV kostenlos über Zattoo gestreamt

Lernmaterialien


  • Wydawnictwo Dwie Siostry, Матеріали українською – kostenlose Unterrichtsmaterialien des polnischen Verlages


Mehr Lernmaterialien finden Sie hier | Більше навчальних матеріалів можна знайти тут: Empfehlungen für das Lernen von Deutsch als Fremdsprache für Geflüchtete

Lesestoff für Erwachsene

  1. Тарас Шевченко Біографія – Werk des Nationaldichters Taras Schewtschenko – (auf engl.)
  2. УкрЛіб – Digitale Bibliothek der Ukrainischen Literatur – (Googleübersetzung) + Audiokanal (Youtube)
  3. GEL[:B]LAU – DEUTSCH-UKRAINISCHES MAGAZINGEL[:B]LAU – ПЛАТФОРМА ДЛЯ САМОРОЗВИТКУ – erste deutsch-ukrainische Zeitschrift in Europa
  4. ОНЛАЙН БІБЛІОТЕКУ “СВІТЛО НА СХОДІ” – Online Bibliothek “Licht im Osten” – Religiös ausgerichtete Bücher, Zeitschriften, Audio-Bücher und -Zeitschriften in verschiedenen Sprachen zum kostenfreien Download (viel russisch, aber auch ukrainisch) – Релігійні книги, журнали, аудіокниги та журнали різними мовами для безкоштовного скачування – Das Licht im Osten Das Evangelium für die Völker- Russlands, Osteuropas und Zentralasiens
  5. література українською – JavaLibre
  6. Безкоштовні книги – KniGoGo
  7. Українська поезія – Lyrikline
  8. це вільна онлайн-бібліотека україномовної літератури – Чтиво – kostenlose Online-Bibliothek ukrainischsprachiger Literatur (Googleübersetzung)
  9. Електронна бібліотека української літератури – University of Toronto
  10. Слава Україні!, Open Books

Sprach- und Leseförderung für Kinder von Geflüchteten (Neu: Ukraine), Akademie für Leseförderung Niedersachsen (Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek)

Weitere Listen mit frei zugänglichen / kostengünstigen Kinderbüchern


Vorlesetipps

  1. Le­se­start in vie­len Spra­chen – Інформація для батьків – Український / Ukrainisch

Bibliotheken stehen hinter der Ukraine (Stand: 08.04.2022)

Flagge der Ukraine mit einer Friedenstaube (Flagge, Taube von Pixabay)
Flagge der Ukraine mit einer Friedenstaube (Flagge, Taube von Pixabay)

Es hat einen fassungslos gemacht, Ungläubigkeit bei jedem weiteren Beitrag rund um den Krieg und dennoch sind die Gedanken bei den Menschen, die einem ungerechtfertigten, mit Lügen und Bomben geführten Krieg gegenüber stehen. In dieser Zeit kommt es nicht nur auf Mitgefühl an, sondern auch mehr denn je auf gute Informationen.

Als Bibliothekarin ist meine Waffe eher die Information und auch das kann ich nur im Kleinen tun. Daher gibt es hier eine Linkliste mit Beiträgen, Appellen und ähnlichen, die aus der Bibliothekswelt kommen, um Mitgefühl zu zeigen, aber auch konkrete Hilfe anzubieten.

Links: 1020 – neue Beiträge siehe: Bibliotheken stehen hinter der Ukraine II

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Bibliotheken gegen Rassismus (Teil 2)

Irene Blanco verfasste am 8. Juni auf biblogtecarios ihre Beobachtungen, Meinungen und Erkenntnisse über den Kampf gegen Rassismus in der US-amerikanischen Bibliothekswelt. Die Überschrift lautete “Libraries Against Racism – #BibliotecasAntirracistas”. Sie begann zunächst damit auf ihren Blogbeitrag aus dem vergangenen Jahr auf Infobibliotecas hinzuweisen. Darin erzählte sie die Geschichte zweier  schwarzer Bibliothekar*innen aus New York City, Regina Andrews und Jean Blackwell Hutson, Menschenrechtsaktivisten, Intellektuelle und Pioniere. Diese Geschichten wurden in Form einer Ausstellung am Schomburg Center for Research in Black Culture vermittelt, was auch zur NYPL gehört. Blanco bringt zum Ausdruck, dass diese Geschichten (“Black Power en Bibliotecas) einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen, da diese Realitäten nun wiederkehren und nach wie vor andauern, das jetzt sogar inmitten einer weltweiten Pandemie.

Es wird deutlich, wie Rassismus das Leben so vieler Menschen beeinflusst. Blanco zeigte sich schockiert und überwältigt von diesen Tagen der Proteste nach dem brutalen rassistischen Mord an George Floyd, der diesmal als Videoaufzeichnung um die Welt ging. Dabei verwies sie auch auf den 40-jährigen Professor der Universität von Maryland, Rashawn Ray, dessen Geschichte in der Presse thematisiert wurde. Er wurde öfter von der Polizei verhaftet, als er seinen Geburtstag feierte: „Ich wurde während der Fahrt angehalten, ich saß im Park, ich ging mit Bus oder Bahn, ich ging, rannte, studierte, aß oder war in Bars. Ich wurde beleidigt, gegen die Wand geworfen und von der Polizei festgenommen. ”

Viele Medien berichteten über den Rassismus, gegen den nicht nur demonstriert wird und wurde, sondern wie es die New York Times ausdrückte “People Are Marching Against Racism. They’re Also Reading About It”. In einem gesonderten Blogbeitrag soll auf das Thema #BüchergegenRassismus und Leselisten diesbezüglich eingegangen werden.

Wie Rassismus in oder durch Bibliotheken bekämpft werden kann, wurde gestern in Teil 1 des Blogbeitrags schon versucht zu erläutern. Auch wenn hierzulande die Bibliotheksleitung das Hausrecht hat und in Rücksprache mit ihr die Security-Mitarbeiter*innen agieren dürfen, gibt es trotzdem Kooperationen mit ihnen und/oder der Polizei, die ggfs. wohlüberlegt werden könnten und Kooperationen mit Sozialarbeiter*innen/Streetworker*innen würden vermutlich manche Situationen schneller deeskalieren lassen.

In diesem Jahr fand in den USA die Konferenz der Public Library Association (PLA) in Nashville statt. Soledad O’Brien sagte auf dem PLA2020-Treffen in Nashville sagte: “Bibliotheken sind im Feld der sozialen Gerechtigkeit tätig.”

Der Generaldirektor der New York Public Library, Anthony Marx, drückte  den Bibliotheksnutzer*innen seinen Schmerz über die Brutalität der Polizei und die Bereitschaft der Bibliothek aus, weiter gegen Unwissenheit zu kämpfen und will den New Yorker*innen Handlungshilfen zur Verfügung zu stellen, die sie benötigen.“ Vom Schomburg Center for Research in Black Culture, einer Abteilung der NYPL, wurde eine Leseliste “Black Liberation Reading List” erstellt:

Schomburg Center Black Liberation Reading List

Blanco verweist ferner auf zahlreiche Bibliotheken in den USA, die sich mit dem Hashtag #BlackLivesMatter dieser Bewegung nun angeschlossen haben und solidarisch erklär(t)en. Auch durch diese Einrichtungen werden Leseempfehlungen weitergegeben, die interessant sind. Sie plädiert dafür, dass Bibliotheken über das Thema Leseempfehlungen hinausgehen sollten und überprüfen sollten, wie Bibliotheken ihre Dienstleistungen anbieten, damit sichergestellt ist, dass Bibliotheken auch wirklich inklusiv sind. Die Bloggerin Irene Blanco kommt in diesem Zusammenhang auf das IFLA /UNESCO-Manifest zu sprechen. Insbesondere betont die sie die Förderung des interkulturellen Dialogs und der kulturellen Vielfalt, wovon im Manifest die Rede ist.

Als nächstes wird auf das Statement von Tracie D. Hall, der geschäftsführenden Vorsitzenden der American Library Association eingegangen, das ich an dieser Stelle übersetzen bzw. in englischer Sprache zitieren werde. Blanco übersetzte es für ihre Community auf Spanisch:

 

“After an earth-shifting week that has brought into stark relief the experiences of racism and racial violence that many of us and our communities navigate every day as people of color, it is even more clear that the work of dismantling racism is overdue. It is overdue in our society, in library and information services, and at the American Library Association (ALA), which exists to ensure that libraries, learning, and information access are available to all.” […] All das sollte über reine Hashtags und Statements, sowie Komitees hinausgehen. Deshalb ist es dringend geboten sich in seiner eigenen Einrichtung und Community dem Thema Rassismus zu stellen. Die eigene Einrichtung sollte systematisch diese Thematik innerhalb der Mitarbeiterschaft hinterfragen. Ferner fordert Hall für ihren Verband: ”

At ALA that means our internal operations and decision making, as well as our external structure and engagement with membership, must bear out the goal of true racial equity and inclusion. To that end, I invited several ALA staffers and member leaders to reflect on this moment.”

Zu glauben, dass dies nur die USA betrifft, schlussfolgert Blanco richtig, ist zu kurz gedacht. Dieses Thematik betrifft in der heutigen globalisierten Welt eigentlich jedes Land und auch jeden Bibliotheksverband. Es existieren überall Ungleichheiten und Diskriminierungen, auch auf dem Wohnungs- oder Arbeitsmarkt. Irene Blanco kommt dann auf ihre eigene Community und deren Erfahrungen zu sprechen. Bezogen auf Deutschland, kann man mit Sicherheit von einem strukturellen und institutionalisierten Rassismus sprechen. Der Anti-Diskriminierungsausschuss des Europarates machte Deutschland im März diesen Jahres darauf aufmerksam Maßnahmen gegen Rassismus einzuleiten, nicht nur bei der Polizei, aber vor allem in Institutionen. Dazu zählen mit Sicherheit auch der öffentliche Dienst, worunter ein Großteil der Bibliotheken in Deutschland zuzurechnen ist. Wer von uns Bibliothekar*innen hat etwas dazu im Studium oder der Ausbildung vermittelt bekommen? Ich würde mich sehr wundern, wen sich das plötzlich geändert hat. Der Europarat forderte nämlich:

“Man muss mit verpflichtenden Kursen gegen Rassismus und Diskriminierung an die Unis gehen, von wo die meisten Mitarbeiter von Ministerien und Behörden kommen”

In jeder Gesellschaftsschicht ist dieser zu finden. Mit Recht stellt Blanco fest, dass sich der Rassismus natürlich auch an öffentlichen Orten (respektive Bibliotheken) widerspiegelt. Daraus schlussfolgert sie, dass “WIR” als Bibliothekar*innen, Leser*innen und Deutsche (ersetzt durch Spanier*innen) unsere Vorurteile infrage stellen müssen. Als nächstes wirft sie folgende Frage auf: “Wie viele Bücher von rassistischen Menschen haben wir gelesen? Sind es mehr als zwei oder drei? Sie kommt auf die Journalistin und Schriftsstellerin Lucía Asué Mbomio zu sprechen, die eine Leseliste schwarzer Autor*innen erstellt, die hauptsächlich aus Spanien und Äquatorialguinea stammen, erstellte. Diese Liste kann unter folgendem Link abgerufen werden. Für den deutschsprachigen Raum wird versucht werden durch den Autor in einem der nächsten Blogbeiträge eine ähnliche Liste deutschsprachiger Übersetzungen und Originale zu erstellen. Um Ergänzung wird gebeten.

Zum Schluss macht Blanco darauf aufmerksam, dass es sich bei Rassismus um keine Meinung handelt. Es geht um Menschenrechte, Inklusion und um öffentliche Verantwortung keine Benutzer*innen der Bibliothek auszuschließen.
Sie fragt:
“Wie wird dies in der Realität umgesetzt? Hören wir rassistischen Nutzer*innen zu? Finden sich Referenzen zu Rassismus in unseren Sammlungen? Welche Bedürfnisse haben sie? Welche Beziehung haben wir zu den verschiedenen Gemeinschaften? Haben wir Ressourcen, um uns zu schulen? Wie werden sie empfangen, wenn sie die Bibliothek betreten? Kommen sie zu unseren Aktivitäten? Gibt es eine übersetzte Beschilderung?
Gibt es rassistisches Personal?”
Ich, der Diplom-Bibliothekar bin, zahlreiche Fort- und Weiterbildungen in Deutschland, aber auch in Frankreich besuchte (Gaststudent in Saint Cloud, ParisX) und Bibliotheksfachzeitschriften im deutschsprachigen Raum kennt und liest, auch Konferenzen besucht(e), glaubt, dass viele der von Blanco gestellten Fragen weder ausreichend von den deutschsprachigen Bibliotheksverbänden, noch von den Ausbildungseinrichtungen thematisiert werden, aber noch viel weniger von Bibliotheks- und Informationseinrichtungen innerhalb des Personals ausreichend besprochen und bearbeitet werden.  Das sollte sich doch endlich ändern und Gehör finden, auch wenn Schwarze hierzulande zwar auch durch Polizisten grausam schon zu Tode kamen, aber das Ausmaß und die historischen Hintergründe in den USA anders gelagert sind. Es ist kein Grund die Diskussion versanden zu lassen, indem einfach gesagt wird, wir hätten ja eine andere Situation, eine andere Geschichte oder einen andere strukturellen Rassismus in Deutschland.
Irene Blanco lädt alle Bibliothekar*innen ein, an Aktionen teilzunehmen bzw. selbst welche zu initiieren und Kommentare in ihrem Blog zu hinterlassen.
Bangel stellt in der Zeit vom 5. Juni folgende Fragen und kommt am Ende seines Artikels “Rassismus in Deutschland: Folgenlose Anteilnahme” zu einem nüchternen Fazit”:
“Wie viel Zeit brauchen wir noch – wir, die weißen Deutschen? Wie viel Zeit wird noch vergehen, bis der Rassismus in Deutschland auf allen Ebenen bekämpft wird, wie ein tödlicher Virus, der er ja auch ist? Darüber zu diskutieren, wann es vorbei sein wird, und nicht, ob das Problem überhaupt existiert – das wäre eine deutsche Rassismusdebatte. Eine, die diesen Namen verdient.”

 

Bibliotheken gegen Rassismus (Teil 1)

Durch Zufall stieß ich am Dienstag auf Twitter auf den BiblogTecarios und die Bloggerin Irene Blanco, welche den spanischen Hashtag #BibliotecasAntirracistas verwendete. Sie gibt den spanischsprachigen Leser*innen einen Gesamtüberblick über die Situation in den USA, die nach dem Mord an George Floyd eine große Bewegung auslöste.

Im zweiten Blogbeitrag zum selben Thema, der morgen erscheint, wird versucht einen Teil des durchaus sehr gelungenen Beitrags von Blanco auf Deutsch zu übersetzen. Zahlreiche Bibliotheken und deren Verbände, sowie Mitarbeiter*innen in den USA  solidarisieren sich aktuell mit den Opfern von Rassismus, indem Statements gegen Rassismus und Polizeiwillkür abgeben. So arbeitet die Bibliothek des Davidson College an einer Handreichung im Umgang mit Rassismus. Das ist nur eines von sehr vielen Beispielen:

Auch die IFLA solidarisiert sich mit der nun weltweit entstandenen Bewegung:

Das Library Freedom Projekt ist der Auffassung, dass es nicht ausreicht “Black Lives Matter” zu sagen/zu posten oder allgemein nur als Position zu vertreten. Die Initiatoren des Projekts gehen einen Schritt weiter, der nach den zahlreichen Ereignissen um die Gewalt gegen People of Color verständlich und nachvollziehbar ist:

“The current global uprisings for Black Lives have made it clear that police power is enormous, deadly, and unaccountable. […] Now is the time for libraries to divest from police. Police and their surveillance technologies do not belong in libraries, and they inhibit our ability to promote our values of intellectual freedom, privacy, and access.”

Das Projekt ruft dazu auf, dass Bibliothekar*innen die Macht der Polizei im öffentlichen Bibliotheken beschneiden, um Minderheiten zu unterstützen und die ethischen Werte der Profession zu verteidigen. Begründet wird dieser Aufruf wie folgt:

“Black, Indigenous, and POC librarians have repeatedly expressed how police presence in libraries threaten their safety and that of their communities.”

Die durch Polizeikräfte verursachte Eskalation und Brutalität geschah schon des Öfteren in Bibliotheksgebäuden. Statt eigene Deeskalationsstrategien zu fahren und alternative Wege zu gehen, wurde riskiert, dass Polizeigewalt insbesondere gegen schwache und verwundbare Menschen stattfindet. Darüber hinaus besteht die Profession Bibliothekar*in in überwältigender Mehrheit aus weißen Frauen, die aus historischer Sicht heraus eine beispiellose Beihilfe/Mitschuld an der Gewalt gegen Schwarzen geleistet haben.

Es werden zahlreiche Vorschläge gemacht, wie die Zusammenarbeit mit der Polizei vermieden werden kann:

  • Untersuchen Sie wie die Polizei in ihrer Bibliothek Macht ausübt?
  • Sind diese im Gebäude? Teilen Sie Aufnahmen aus der Überwachungskamera mit der Polizei?
  • Wird die private Sicherheit des Bibliotheksgebäudes durch die Polizei garantiert? Tragen private Sicherheitsmitarbeiter*innen Waffen mit sich?
  • Inwiefern findet eine Kommunikation oder Kooperation von Polizist*innen/Sicherheitsmitarbeiter*innen und dem Bibliothekspersonal statt? Treffen diese gar Entscheidungen alleine ohne Rücksprache zu halten?  […]
  • Vom Bibliotheksetat könnten anstatt Polizeipersonal, Investionen getätigt werden, um Sozialarbeiter*innen zu engagieren oder eine größere Kooperation innerhalb der Netzwerke der Community erreicht werden.

Die auf der Webseite genannten Vorschläge sind sehr ausführlich. Im Grunde genommen geht es darum eigene Ressourcen zu verwenden, das Personal weiterzubilden, wie z.B, durch Deeskalationstrainings. Es sollte keinesfalls zu einer Kriminalisierung von Jugendlichen kommen, die im Teenageralter einem Gruppenzwang ausgesetzt sind. Ferner soll davon abgesehen werden Überwachungstechnologien (z.B. CCTV) genutzt zu werden. Als Zeichen der Verpflichtung zu diesen Hinweisen und Vereinbarungen sollte jede Bibliothek eine Email an die Organisation Library Freedom Project senden. Auf der Webseite befinden sich weiterführende Links und Lesehinweise zum Thema.

Der US-Amerikanische Soziologe Alex Vitale, ein Polizeiforscher und Autor des Buches “The end of policing” kritisiert die Militarisierung der Polizei in seinem Land und auch die damit einhergehenden Erwartungen:

“Wir haben die Polizei damit beauftragt, die sozialen Probleme zu lösen, Massenobdachlosigkeit, die Verbreitung von psychischen Krankheiten, den Drogenschwarzmarkt und so weiter, was den Zweck hatte, sich nicht mit den zugrunde liegenden Strukturen dieser Probleme zu beschäftigen. So ist die Polizei in immer mehr Bereiche unseres Lebens vorgedrungen.”

Hierzulande hat sich in den letzten Jahren, nicht erst seit dem PAG (Polizeiaufgabengesetz)  in Bayern die Tendenz gezeigt, dass die Polizei bzw. deren Mitarbeiter*innen immer mehr ähnliche Rollen einnimmt. Im Gespräch mit einem Bekannten aus der Jugendzeit, der heute bei der Polizei tätig ist, hörte ich die Klage heraus nicht für alles “Elend” zuständig zu sein und nicht die Rolle des Sozialarbeiters spielen zu wollen.

Sind also private Sicherheitsdienste die “bessere” Alternative? Ich glaube diese Frage lässt sich nicht pauschal mit ja oder nein beantworten.

Wie sollten sich Bibliotheken verhalten, wenn es Ereignisse von einer solchen Tragweite gibt, die mittlerweile eine weltweite Bewegung ausgelöst haben?

Gibt es hierzulande Bibliotheken, die mehr mit der Polizei zusammenarbeiten anstatt selbst zu deeskalieren und eigene Lösungswege zu gehen? Inwiefern gibt es eine Offenheit von Seiten des Bibliothekspersonals jedweder Einrichtung Vorgehensweisen und Strategien zu hinterfragen?

 

Nach den Angriffen auf Charlie Hebdo – was öffentliche Bibliotheken tun sollten

Charlie und Bibliotheken, so lautete die heutige Überschrift einer Nachricht in der Mailingliste Forum-ÖB. Der Bereichsleiter Bibliotheken der Stadtbibliothek Schaffhausen (Schweiz), Oliver Thiele, regte (indirekt) an für über Abonnements der Zeitschrift Charlie Hebdo nachzudenken, da er über die ZDB herausfand, dass bislang nur eine Bibliothek in Deutschland Charlie Hebdo bestellte. Es handelt sich dabei um die Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin. Wie der Bibliothekar aus Schaffhausen richtig feststellte, sind allgemeine Solidaritätsbekundungen der Verbände vorherrschend, aber dieses Thema berührt den Kern unserer Tätigkeit in der Mitte der Gesellschaft, die wir immer so gerne betonen. Thiele stellte folgende Frage, um vermutlich die Angehörigen des Berufsstandes aus der Reserve zu locken: “Bibliotheken und Satire, kein Traumpaar?” Er forderte eine Diskussion, indem er folgende Pro- und Contraargumente an die Bibliothekare und Bibliothekarinnen sendete:

  • Pro: “Solidarität”, “Bibliothek als Ort der freien Informationen”, “Beitrag zur gesellschaftlichen Debatte”
  • Contra: “Effekhascherei”, “kein mittelfristiges Interesse des Publikums an einer Randpublikation, keine französischsprachige Community”, “muslimische Communities nicht irritieren”, “Angst”

Durch seine Nachricht in der Mailingliste Forum-ÖB erhoffte sich Thiele eine breite Diskussion zum Thema. Es wäre wünschenswert, wenn Mailinglisten wie Forum-ÖB nicht nur zum Austausch fehlender Seiten, Beilagen und zur Verbreitung von Stellenanzeigen genutzt würden, sondern dort auch mehr Debatten und Diskussionen stattfinden würden. Ebenso verhält es sich mit dem Thema des “Umgangs mit Asylbewerbern” (12. Januar 2015). Eine Diskussion hierzu fand im Forum bis dato nicht öffentlich statt. Ein Blick ins Ausland macht deutlich, dass Großbritannien und andere Länder zu diesem Thema auch von Seiten der Verbände viel offener und leidenschaftlicher diskutieren. Der französische Bibliotheksverband (ABF) hat hierzu nach Auflösung seiner Mailingliste bibliofr vor wenigen Jahren Agora Bib geschaffen, ein Forum, in dem es auch um gesellschaftliche Themen geht, welche die Bibliotheksarbeit betreffen. Die aktuelle verbandseigene Zeitschrift “Bibliothèque(s) n°77 – Décembre 2014” befasst sich mit dem Thema Bibliotheken und Politik.

Richard David Lankes wurde vor wenigen Tagen via Twitter von der Brede Bibliotheek (https://twitter.com/bredebieb) gefragt, wie sich nun öffentliche Bibliotheken nach den schrecklichen Angriffen auf das Satire-Magazin Charlie Hebdo verhalten sollten. Brede Bibliotheek steht für breite Bibliothek und setzt sich zum Ziel lokale Communities einzubinden. Er entgegnete, dass er nicht vor Ort in Paris ist (bzw. war) und sich nicht anmaßen würde zu wissen, wie sich Bibliotheken in Frankreich hierzu verhalten zu haben. Jedoch machte Lankes ebenso deutlich, dass es ein Ausdruck von Ignoranz oder gar Feigheit wäre nicht zu antworten und einfach nur zu sagen “help the communities have a conversation”. Auf die Anfrage hin, lieferte Lankes einige Ideen, die hier vom Blogautor so gut wie möglich übersetzt werden. Des Weiteren wird in diesem Blogbeitrag ein  großer Teil von Lankes Beitrag zwar nicht vollständig und wortwörtlich übersetzt, aber so gut wie möglich wiedergegeben:

  • Stellen Sie einen sicheren Ort zur Verfügung, um über den Anschlag gegen die Meinungs- und Pressefreiheit und die Gründe hierfür zu sprechen. Ermöglich Sie den offenen Zugang zur Zeitschrift Charlie Hebdo
  • Organisieren Sie Begegnungen und Foren zur Redefreiheit und der Demokratie. Veranstalten Sie ein “Human-Library-Event” mit Lebenden Büchern unterschiedlicher Glaubensrichtungen
  • Veranstalten Sie Events mit Eltern und Therapeuten zum Thema, wie Kinder stark gemacht werden können
  • Helfen Sie ihrer Community ein Narrativ zu erschaffen und verbreiten Sie dieses. Die Motti hierzu könnten “We shall overcame” oder “Wir sind auf Charlies Seite” lauten
  • alle Bibliotheken sollten sich als einen sicheren Ort positionieren und präsentieren, welcher der Erholung und als Werkzeug dient, diese Tragödie in Handlungen zu verwandeln und hierbei Verständnis erzeugen.

Lankes räumte aber auch ein, dass Twitter nicht das richtige Medium bzw. der richtige Ort ist, um derat tiefgründige Diskussionen zu diesem Thema zu führen. Als nächstes versuchte Lankes drei Lektionen darzulegen, die er zu diesem Thema gelernt hatte.

Die erste Lektion ist, dass Gewalt durch Information und Verständnis bekämpft wird. Am 11. September 2001 war Lankes Direktor des ERIC Clearinghouse on Information & Technology. Er kam an diesem Tage an seinem Arbeitsplatz an, kurz nachdem das Flugzeug die Türme des World Trade Centers traf. Nachdem das  zweite Flugzeug in die Twin Towers crashte, kamen alle Clearinghouse-Mitarbeiter  in seinem Büro zusammen, um die Ereignisse im Fernsehen zu verfolgen. Entsetzt und sichtlich benommen, schickte ich alle nachhause. Das war ein Zeitpunkt, den man mit seiner Familie verbringen sollte.

In der darauffolgenden Woche, kamen Lankes und sein Team zusammen und stellten sich exakt dieselbe Frage, die auch von der öffentlichen Bibliothek in Breda kam: “Was sollen wir tun?”

Zu dieser Zeit betrieben er und seine Mitarbeiter einen Service, der AskEric genannt wurde und durch den sie Hunderte von virtuellen Auskunftsanfragen jeden Tag erhielten, sowie eine sehr häufig genutzte Webseite für Menschen aus dem Bildungssektor. Die Antwort, die sie schließlich dafür hatten war, dass nun sogenannte InfoGuides (think WebGuides/FAQs) zu den Anschlägen entwickelt wurden, welche ständig aktualisiert wurden, je mehr sie zu diesem, aber auch den anderen verwandten Themen hinzulernten. Sie posteten diese im Netz und versendeten sie als Email. Die am überwältigendste und am meisten gesehene/genutze Quelle war jene über den Islam.

Was Lankes nicht ausführlicher behandelte, war jene Episode als Folge dieser Tragödie, da die Menschen versuchten, das Unbekannte zu begreifen und zu verstehen. Deshalb mussten Bibliothekare und Bibliothekarinnen ihre Communties durch FAQs informieren, ein Archiv anlegen, um sorgfältig die Medenberichterstattung aufzubereiten, welche die Erinnerung an dieses Event wachhielt, sowie viele Möglichkeiten der Interaktion zwischen Kulturen, Ethnien und unterschiedlichen Ideen zu schaffen.

Eine weitere Lektion, die Lankes anführte, resultierte aus den Ereignissen in Ferguson im Bundesstaat Missouri, als Bibliothekare und Bibliothekarinnen während der Unruhen dort Menschen Unterschlupf und einen sicheren Ort anboten. Die öffentliche Bibliothek positionierte sich als Alternative zur Gewalt und schuf so ein neues Narrativ. Während die Medien damit beschäftigt waren, ihren Fokus auf die Polizei gegen die Black Community zu legen, nahmen sich Bibliotheken den sozialen, den traditionellen Medien an und vermittelten dies mithilfe von Schildern außerhalb der Gebäude, um Ferguson als eine (gemeinsame) Familie zu positionieren. […] Die Bibliotheken in Ferguson zeigten, dass dieser Ort aus Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkünfte besteht, die zusammen kommen, lernen und den (gemeinsamen) Wunsch für eine bessere Zukunft hegen. Die Bibliotheken konnten weder den Konflikt reduzieren, noch den institutionellen/systematischen Rassismus ignoren. […] Die Bibliotheken – nein, die Bibliothekare taten etwas und zeigten der Welt, das Ferguson nicht so viel anders als Syracuse oder Seattle oder andere Communties innerhalb des Landes ist. Sie sind mehr als nur (plumpe) Schlagzeilen. Sie humanisierten ein Narrativ. Die Lehre, welche Lankes aus dem Verhalten und den Reaktionen der Bibliotheken in Ferguson zog, war, dass Bibliotheken nicht nur konstruktive Räume zur Verfügung stellen; Sie tragen zu einem tieferen Verständnis über die Welt bei. Erst solle man seiner Nutzerschaft/Community die Möglichkeit geben zu atmen, zu trauern, nachzudenken und dann handeln und sprechen.

Lankes’ letzte Lektion bezog sich auf die Bibliothekare und Bibliothekarinnen während des (sogenannten) Arabischen Frühlings. Während der größten Aufstände und zivilgesellschaftlichen Unruhen schützten die Protestierenden die Bibliotheken. Als viele Regierungsgebäude beschädigt und geplündert wurden, beschützte man die Bibliothek. Warum? Trotz des Jahres des Aufstands und der Revolten  gingen die Bibliothekar_innen ihrer Arbeit nach. Sie wurden zu vertrauensvollen Quellen der Community, weil sie (auch) dem Durchschnittsbürger von Alexandria intellektuell anregende und ehrliche Dienstleistungen zur Verfügung stellten. Die Lehre daraus ist, die Bibliothek als Quelle für seine (potentielle) Nutzerschaft(Communitiy zu positionieren und die Werte des Bibliothekswesens weiter in den Mittelpunkt zu rücken: intellektuelle Ehrlichkeit, intellektuelle & physische Sicherheit, Offenheit & Transparenz, sowie die Bedeutung des Lernens hervorheben.

Was Lankes sich von den französischen Bibliotheken erhofft, ist, dass sie den Mut haben werden Folgendes zu tun: ein sicher Ort zu sein/werden, an dem man über kontroverse Streitpunkte sprechen und lernen kann. Er schlägt vor, Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen einzuladen, um darüber zu diskutieren, wie Gewalt verhindert werden kann, bzw. wie darauf reagiert werden soll. Ferner rät Lankes Charlie Hebdo und auch andere umstrittene Materialien für alle Nutzer_innen frei zur Verfügung zu stellen. Lankes plädiert dafür, Lesungen und Events zu veranstalten, welche die Bedeutung der Redefreiheit in einer freien Gesellschaft thematsieren. Zum Schluss kommt Lankes nochmals zu seinen Lehren & Folgerungen, indem er seine Thesen in Form von Fragen Forderungen unterstrich: Weiterlesen

Ein Plädoyer für mehr Inklusion statt Integration in Bibliotheken

Wurden zum heutigen Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung Veranstaltungen in öffentlichen Bibliotheken durchgeführt? Was würde eigentlich eine echte Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention für öffentliche Bibliotheken bedeuten? Meist wird der Inkusionsbegriff in Bezug auf die Verwirklichung der inklusiven Schule verwendet. Wenn sich Bibliotheken als Bildungseinrichtungen definieren, müsste nicht diesbezüglich auch der Inklusionsgedanke und dessen Umsetzung eine größere Rolle spielen?

Außer der Personalpolitik im öffentlichen Dienst, die Menschen mit Behinderung fördert und der Forderung nach Barrierefreiheit, aber auch Bestände mit Büchern in leichter Sprache, sind mir bislang kaum Initiativen bekannt, die Inklusionsaspekten Rechnung tragen. Die Leiterin der Bücherei (“Treffpunkt Leichte Sprache“) für Leichte Sprache der Lebenshilfe Main-Taunus-Kreis, Annette Flegel, nennt auf der Webseite Aktion Mensch Vorschläge, wie Bibliotheken noch attraktiver für Lesefreunde mit Lernbehinderung werden können:

“Mit einigen der Besucher, die auch Prüfer für Leichte Sprache sind, würde sie gerne ein Buch übersetzen, das die Zielgruppe interessiert. “Vielleicht würden wir sogar selbst eines schreiben!”, sagt Annette Flegel. Und das wäre ja fast noch besser als Lesen!”

Inzwischen gibt es in Berlin, Erlangen, Ingolstadt und Trier, aber sicher auch in anderen kommunalen Bibliotheken in Deutschland Buchbestände in Leichter Sprache. Eine Vorreiterrolle nahm mit Sicherheit die Bibliothek des Deutschen Instituts für Menschenrechte in Berlin ein. Die Büchereizentrale Schleswig-Holstein bietet auf ihrer Webseite den Flyer Bibliotheken und Inklusion zum Download an. Darin wird begründet, weshalb Öffentlichen Büchereien einen Beitrag zur Inklusion leisten.

Das Verständnis über den Inklusionsbegriff wird durch den Flyer deutlicher. Bei einem Vergleich mit den gängigen Definitionen des Inklusionsbegriffs, sind durchaus Unterschiede mit den Erläuterungen im Flyer festzustellen, da diese sehr allgemein gehalten sind. Wie würde denn eine inklusive Bibliotheksarbeit in der Praxis aussehen? Was sollten öffentliche Bibliotheken anbieten und wie sollten sich diese verändern, damit auch dort eine echte Inklusion verwirklicht werden kann? Gebe ich auf den Suchfunktionen der Webseiten des Deutschen Bibliotheksverbands, dem Bibliotheksportal und B2i den Begriff Inklusion ein, erhalte ich jeweils 34, 3 und 8 Treffer. Bei einer genauen Analyse der Qualität der Treffer, stelle ich fest, dass die Verwendung des Begriffs im Zusammenhang mit der Bibliotheksarbeit nur einmal vorkommt. Dabei wurde der Integrationsbegriff durch einen “/”  mit dem Inklusionsbegriff in einem Atemzug genannt. Dabei ging es aber “nur” um ein Förderprogramm der Robert-Bosch-Stiftung (“Actors of Urban Change”).  Was ist also aber genau unter Integration und Inklusion zu verstehen und weshalb werden diese Begriffe oftmals in ähnlichen/gleichen Zusammenhängen verwendet?

Inklusion bedeutet, dass kein Mensch ausgeschlossen, ausgegrenzt oder an den Rand gedrängt werden darf. Als Menschenrecht ist Inklusion unmittelbar verknüpft mit den Ansprüchen auf Freiheit, Gleichheit und Solidarität.  […] Inklusion  ist für alle Menschen wichtig, die nicht voll und gleichberechtigt an allen Bereichen der Gesellschaft teilhaben können, etwa aufgrund ihres Alters, ihrer sexuellen Orientierung, einer Behinderung, ihrer Hautfarbe, Herkunft oder ihrer Geschlechtsidentität. Und als Menschenrecht geht Inklusion alle Menschen an, nicht allein diejenigen, die ausgeschlossen sind. Denn Menscherechte bauen darauf auf, dass jeder Mensch den anderen als Gleichen respektiert und sich deshalb solidarisch für die Rechte der anderen einsetzt. Nur wenn alle mitmachen, kann Inklusion gelingen.”

Das folgende Video aus der Reihe “Explainity einfach erklärt” erläutert vor allem den Begriff Inklusion und macht aber auch deutlich, dass Integration eine andere Bedeutung aufweist und in vielen Publikationen als Vorstufe zur Inklusion betrachtet wird.

Im Grunde genommen geht es um die Verwirklichung von Chancengleichheit und die gleichberechtigte Anerkennung von Vielfalt im Bildungskontext.

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Drehort Bibliothek: Bildung braucht…

Weiterführende Informationen: Mitmachen und Petition unterzeichnen: http://www.openpetition.de/petition/o…
Alle Informationen unter: http://www.bildungbraucht.de

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