Drohnenflug in der New York Public Library

Würde Nikolai Rimski-Korsakow in der heutigen Zeit  leben und das aus der Oper “Das Märchen vom Zaren Saltan” stammende Interludium “Hummelflug” komponieren, hieße es vermutlich stattdessen Drohnenflug. Stefanie Ritter hatte 2009 in ihrer Bachelorarbeit an der HAW Hamburg mit dem Titel “Videoüberwachung in Bibliotheken: notwendige Sicherheitsmaßnahme oder unverhältnismäßiger Eingriff in die Rechte der Betroffenen” untersucht, welche Erfolgschancen derartige “Sicherheitsmaßnahmen” haben und inwiefern es in der bibliothekarischen Praxis diesbezüglich Umsetzungsbeispiele gibt. Dabei spielten Drohnen noch keine Rolle. Das folgende Video wurde mit Genehmigung des digitalen Innovationslabors (Rad Labs Team) der New York Public Library ermöglicht. Die Kommentare zum Video fallen durchweg positiv aus. Der Titel des von Lerin Herzer und Andrew Joslyn stammenden Musikstücks lautet “She is not alone”.

Die IFLA ist besorgt über ACTA

Gestern fand im Europäischen Parlament ein Anhörung für Interessenvertreter statt. Stuart Hamilton, der “IFLA-Director of Policy & Advocacy” brachte seine Besorgnis gegenüber der Verabschiedung des Anti-Counterfeiting Trade Agreement (ACTA) zum Ausdruck. Viele Bibliotheken sind ebenso in Sorge über die intransparenten ACTA-Verhandlungen, die eine Gefahr für das Gleichgewicht zu Copyright-Fragen darstellen. Die Ziele und Methoden von ACTA stehen im Widerspruch zum Bekenntnis der Bibliothekscommunity einen gleichberechtigten Zugang zu Informationen und kulturellen Ausdrucksmöglichkeiten zu garantieren. Derzeit wird die Entscheidung über die endgültige Abstimmung zu ACTA im Juli diesen Jahres erwartet. Im Folgenden eine Video-Nachricht von Stuart Hamilton an die IFLA-Community:

ACTA: Concerns of IFLA from IFLA HQ on Vimeo.

“IFLA is gravely concerned by the extreme secrecy surrounding the ACTA negotiations, the potentially chilling effects of targeting intermediaries, and the continuing focus on enforcement at the expense of flexibility”, he said. “We have made far less progress in creating flexibility in copyright – particularly in the digital age. ACTA compounds the problem by limiting flexibility going forward – at this point we have no ideas what technologies are going to emerge in the next decade and ACTA will lock us into an approach that is not suitable for now, let alone the future.”

ACTA-Infografik: Werden und Vergehen?

ACTA, das umstrittene Anti-Piraterieabkommen, wurde bereits von vielen EU-Staaten unterzeichnet. Bevor es in Kraft treten kann, ist die Zustimmung des EU-Parlaments nötig. Unsere Infografik erklärt den komplizierten Verhandlungs- und Ratifikationsprozess. Eine Zeitleiste zeigt die wichtigsten Etappen der vergangenen Jahre.
Die EU-Kommission will ACTA an den Europäischen Gerichtshof verweisen, um zu prüfen, ob der Vertrag EU-Recht verletzt. Der britische Sozialdemokrat David Martin, der als Berichterstatter die ACTA-Debatte im Handelsausschuss des EU-Parlaments leitet, will ebenfalls den EU-Gerichtshof anrufen. Doch anstatt sich der Anfrage der EU-Kommission anzuschließen, fordert Martin eine eigenständige Anfrage des EU-Parlaments. Da die Richter sich nicht allgemein zu ACTA äußern, sondern immer unter Bezug auf eine spezifische Fragestellung, könnte die Formulierung der Fragen die Entscheidung der Richter für oder gegen ACTA beeinflussen. Nachdem nun Dörte kürzlich ein Video von Explainity postete und wir beide in den Wochen seit Ende Januar immer wieder Videos und Infos zu ACTA veröffentlichten, soll diesmal eine Infografik des Europäischen Parlaments zeigen, wie der Umsetzungsprozess begann und wie er womöglich am Ende torpediert werden könnte.

 

[Zitat] Unkommentiert – 2011

Anonymes Lesen scheint noch nicht stigmatisiert zu sein, doch das wird sich ändern, sobald wir dazu übergehen, Bücher bei Amazon oder Barnes & Noble auszuleihen und nicht mehr in öffentlichen Bibliotheken. Diesen würde es nicht im Traum einfallen, unsere Daten weiterzuverkaufen, die anderen würden sich die Chance nicht entgehen lassen. Sie würden uns sogar Einkaufsgutscheine geben, wenn wir erzählen, was wir gerade lesen.” Evgeny Morozov

Eine Infografik und ein Video gegen ACTA

Die IFLA hatte 2010 eine Stellungnahme zum Anti-Counterfeiting Trade Agreement ACTA veröffentlicht. Damals wurde von der IFLA die geringe Transparenz der Verhandlungen kritisiert. Verlage versuchten mit Hilfe eines internationalen Handelsabkommens die Urheberrechtsfragen in den beteiligten Ländern zu umgehen. Wie sieht die aktuelle Situation aus? Gibt es eigentlich Stellungnahmen deutscher Bibliotheksverbände zu ACTA? Existiert eine Debatte in den betreffenden Kommissionen? Gehen bei ACTA ernsthafte Gefahren für die Bibliothekslandschaft hierzulande aus? Mich würde das sehr interessieren, welche konkreten Konsequenzen dies auf einzelne Bibliotheken hätte. Heute wurde das umstrittene Gesetz von einer Delegation der EU unterzeichnet. Netzpolitik berichtete ebenso darüber und hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben:

Noch besteht Hoffnung, denn das EU-Parlament und die nationalen Parlamente können das ACTA-Abkommen noch ablehnen. Der Digitale Gesellschaft e.V. ruft zusammen mit seinen europäischen Partnern dazu auf, EU-Abgeordnete an ihre Verantwortung zu erinnern, sich für unsere Bürgerrechte und den europäischen Binnenmarkt einzusetzen und mit “Nein” zu stimmen.”

Empfehlenwert ist die Kampagne des Vereins Digitale Gesellschaft e.V.. Sie richtet sich gegen das ACTA-Abkommen. Ziel ist es EU-Abgeordnete zu telefonisch zu kontaktieren z.B. Kader Arif (PS) aus Frankreich. – wie das geht und was zu beachten ist, zeigt der folgende Link: http://digitalegesellschaft.de/2011/11/mitmachen-stoppt-acta

 

 

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Unser digitales Müllproblem langsam auf der politischen Tagesordnung

Dass wir ein digitales Müllproblem haben, machte Bruce Schneier bereits auf der RSA-Konferenz 2008 deutlich. Im Juli diesen Jahres stellten Informatiker der Universität des Saarlandes eine mögliche Lösung vor.

Noch sind die Entwicklungen in einem Anfangsstadium, aber dennoch kommen nun Forderungen seitens der Politik, dass Daten in sozialen Netzwerken mit einem Verfallsdatum versehen werden. Justizstaatsekretär Max Stadler bekräftigte, dass man aber seitens der Politik keine gesetzliche Regelung anstrebe. Er sähe in einer solchen Lösung einen ersten Schritt zu mehr Netzsicherheit, die vor allem Jugendlichen zu Gute käme. Am besten wäre, dass die Netzwerkbetreiber dies freiwillig anbieten würden. Der Justizstaatssekretär sieht die Gefahr, dass Daten miteinander verknüpft und so Bewegungsprofile von Bürgern erstellt werden könnten. Davor müssten besonders Jugendliche geschützt werden.

Vor Ablauf des Verfalldatums bekäme der Nutzer eine Erinnerungsmail und müsste dann ausdrücklich bestätigen, dass seine Daten weiter im Netz sichtbar sein sollen. Dass dies technisch machbar sei sähe Stadler beispielsweise bei Verfallsoptionen, die seitens der Betreiber von Online-Spielen angeboten werden.

Ein sicherlich auch wirksamer Schutz ist, wenn die Internetznutzer gut über die Regeln und Gefahren des Netzes aufgeklärt werden. Medienkompetenz ist ein wichtiger Faktor. Die geplante Stiftung Datenschutz soll aufklären und durch Sigel ähnlich wie die Stiftung Warentest gute Seiten von schlechten unterscheidbar machen. Für mehr Datenschutz und etwas Vermittlung von Medienkompetenz kann sie sicherlich eine wichtige Aufgabe übernehmen aber sie kann jedoch nicht alle Probleme lösen.

Quellen:
Verfallsdatum für Facebook-Inhalte, Futurezone.orf.at
Verfallsdatum für Inhalte auf Facebook gefordert, Winfuture.de
Justizstaatssekretär regt Verfallsfrist für Daten in sozialen Netzwerken an, heise online

Eine Lösung für das Müllproblem unserer Informationsgesellschaft?

Nicht alles, was man ins Netz hochlädt, soll auf Dauer dort stehen bleiben. Der Sicherheitsexperte Bruce Schneier warnte auf der RSA-Konferenz 2008 in London bereits deutlich davor, dass es viele private Informationen gibt, die digital vorliegen und eine Nachvollziehbarkeit unseres Lebens ermöglichen. Anbieter wie Facebook und andere sozialen Netzwerke zeigen, dass persönliche Daten miniaturisiert werden und besser miteinander verknüpft werden können. Besonders problematisch ist, dass die heute noch wahrnehmbare Überwachung somit mehr und mehr in den Hintergrund verschwindet und auch Bilder lassen sich auch immer besser zuordnen. Die zunehmend besseren Speicherkapazitäten und bessere Rechenleistungen ermöglichen es, immer mehr Daten zu erfassen und zu bearbeiten. Dadurch entstehen ungeheure Mengen verknüpfbarer Daten.

Informatiker der Universität des Saarlandes haben eine mögliche Lösung entwickelt, bei der Daten und Bilder (Inhalte) bereits beim Hochladen mit einem Verfallsdatum bedacht werden können. Dazu müssen die Inhalte vorher verschlüsselt werden und die Schlüssel dann auf mehreren Servern abgelegt werden. Zum Lesen der Daten benötigt man diesen Schlüssel, welcher ganz automatisch vom Rechner vom Server angefordert wird. Die Ver- und Entschlüsselung läuft dabei im Hintergrund und wird von einem Browser-Add-on übernommen. Wie es funktioniert, zeigt auch ein downloadbares Video :video: (*.wmv) der Wissenschaftler.

Für den Nutzer, der nicht möchte, dass seine Partyfotos auch noch Jahre später auf Facebook sichtbar sind, kann beim Einstellen der Fotos bei Facebook auch gleich ein Verfallsdatum eintragen. Die Schlüssel, die dann zum Ansehen der Bilder notwendig sind, werden von den Servern automatisch nach Ablauf des Datums gelöscht und es werden keine neue mehr ausgestellt. Die Bilder (Daten) können danach nicht mehr aufgerufen werden. Einen zusätzlichen Schutz bietet ein Captchas-System.

Auf diese Art und Weise soll der Einzelne Kontrolle übe seine Daten erhalten. So können Suchmaschinen nicht automatisch Zugriff auf alle Daten erhalten. Außerdem könne man so einmal veröffentlichte Bilder auch wieder komplett löschen. Dieses Verschlüsselungssystem soll auch eine wirksame Hürde für die Cache-Funktion der Suchmaschinen sein, die Daten auch dann noch zur Verfügung stellen, wenn die ursprüngliche Quelle bereits längst gelöscht sind. Diese vollautomatische Speicherung sorgt mit dafür, dass das Internet ein Elefantengedächtnis hat und das Verfahren könnte vielleicht das wahre Müllproblem unserer Informationsgesellschaft lösen, nur kaum eine Verschlüsselung ist ungeknackt geblieben und die ursprünglichen Originaldaten bleiben trotz verfallenem Schlüssel erhalten, auch wenn sie ohne Schlüssel nicht sichtbar gemacht werden können.

Quelle:
Klingler, Anita: Saarbrücker Forscher erfinden Ablaufdatum für Netzinhalte, ZDNet.de

Das wahre Müllproblem in der Informationsgesellschaft

Der Sicherheitsexperte Bruce Schneier:engl: warnt auf der RSA-Konferenz 2008 in London:engl: davor, dass es viele private Informationen gibt, die digital vorliegen und eine Nachvollziehbarkeit unseres Lebens ermöglichen. Privateste Dinge werden in elektronischer Form bearbeitet, seien es SMS, Handygespräche, Navigation mit modernen Navigationsgeräten, elektronische Patientenakten, Banktransaktionen oder die Teilenahme in Social Networks, etc. Kameras sind überall und sie alle produzieren DATEN.

“Daten sind ein natürliches Nebenprodukt der Informationsgesellschaft.” Und er warnt: “In einer Informationsgesellschaft besitzen und kontrollieren wir die meisten dieser Daten aber nicht mehr.”

Ein weiteres Problem ist Schneiers Meinung nach die Miniaturisierung und die Verknüpfung mit persönlichen Daten. Heute noch wahrnehmbare Überwachung verschwindet somit mehr und mehr in den Hintergrund, andererseits lassen sich Bilder auch immer besser zuordnen. Bessere Speicherkapazitäten und bessere Rechenleistungen ermöglichen es, immer mehr Daten zu erfassen und zu bearbeiten. Es entstehen ungeheure Mengen verknüpfbarer Daten.

“Data is the pollution problem of the information age; it’s time to start thinking about how to deal with it.”1

Christiane Rütten schlussfolgert:

Folglich sollten wir unsere Datenspuren auch wie ein Müllproblem behandeln. Wenn niemand aufräumt, bleibe der Müll halt liegen.

Für Archäologen der digitalen Zeit ist das sicherlich eine willkommene Fundgrube, aber jeder, der Schlimmes will, kann sich aus den hinterlassenen Datenartefakten seine Wahrheit zaubern…

Quelle:
Rütten, Christiane Bruce Schneier: “Daten sind das Müllproblem der Informationsgesellschaft” via heise online

  1. Schneier, Bruce: Abstract:engl: []

Arte: Big Brother is watching you

Fernsehsender veranstaltet am heutigen Dienstagabend ab 20:40 Uhr einen Themenabend zum drohenden modernen Überwachungsstaat.

Überwachungskameras, Biometrie, unter der Haut eingepflanzte RFID-Mikrochips… George Orwells Zukunftsvisionen sind längst Wirklichkeit geworden.

Nebenbei:
Wissen Sie, wie gut Sie überwacht werden?
ARTE Big Brother Quizz

Wenn Ihnen dazu die nötigen Informationen fehlten…
20.40 Uhr:

Den Anfang macht “Kontrolle total”, ein französischer Beitrag von Etienne Labroue, den Kritiker der FAZ bereits als einen “einzigen Horrortrip” durch die moderne Gesellschaft gewertet haben. In dem Beitrag kommt unter anderem die RFID-Kritikerin Katherine Albrecht zu Worte […].

21.35 Uhr
widerstand.com
Hier kommen Stimmen zum Wort, die vor der totalen Überwachung warnen, z.B.
Big Brother Award , RFID-Zapper:engl: des Chaos Computer Clubs, das Freenet-Projekt:engl: und die Arbeit von Künstlergruppen, die mit verschiedenen Aktionen gegen die Überwachung protestieren.

22.05 Uhr
“Big Brother City” von Duncan Campbell
Hier geht es um die vier Millionen Überwachungskameras in Großbritannien:engl: .

22.35 Uhr
Abschließend gibt es eine Debatte. Die Diskussionsrunde wird von Steffen Seibert moderiert.

Quellen:
Borchers, Detlef: Arte warnt vor totaler Kontrolle via heise online
Wir werden alle überwacht! arte.tv

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