Umfunktioniert: Nutzungsoption Bibliothek?

Bibliotheken werden gerne mal als “Kathedralen des Wissens”1 bezeichnet und die Neubauten der letzten Jahre spiegeln dies als Rahmen wieder.

Die Welt der Kathedralen gehört aber eigentlich den Kirchen. Allein der Freistaat Thüringen besitzt über 1.940 Sakralbauten der evangelischen, 195 katholische Kirchen und 43 Kapellen. Viele davon sind in den letzten Jahren wunderbar restauriert worden. Die Kirche hingegen hat das Problem, dass ihr die Mitglieder abhanden kommen und somit die Unterhaltskostenfür die Gemäuer kaum noch aufzubringen sind. Immer wieder kommt es daher zu alternativen Nutzungen neben der sakralen oder gar zu gesamten Umnutzungen.

Die Kirche in Isseroda (Thüringen) wird fast nur noch für Kulturveranstaltungen genutzt2 und so wie ihr geht es vielen Gotteshäusern in Thürigen, deren Gebrauch als Festsaal, Gemeindezentrum, Museum oder Bibliothek die Nutzung für Gottesdienste ablöst. Vor allem die evangelischen Kirchen des Landes werden immer seltener für Gottesdienste geöffnet. So ist zwar jede fünfte Kirche evangelisch im Gebiet der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), aber nur vier Prozent der Protestanten sind dort zu finden.

In Thüringen gibt es bereits Beispiele für Umnutzungen im bibliothekarischen Sinn. So wurden z.B. in der Eisenacher Kreuzkirche die Emporen entfernt, um dort 1990 das gesamte Kirchenarchiv der Thüringischen Landeskirche unterzubringen. Die Jakobilkirche in Mühlhausen beherbergt seit 2004 die Stadtbibliothek und gibt ihr einen würdigen Rahmen. Hinter der Kanzel der Herbslebener Kirche wurde ein Museum eingerichtet.

Einige weitere Beispiele außerhalb Thüringens:

Quelle:
Kirchen als Museen und Bibliotheken, Ad-hoc-News

  1. z.B. Haas, Birgit: Eine Kathedrale des Wissens, Berliner Morgenpost, 19.11.2009; Salzwedel, Johannes et al.: Die letzten Kathedralen, Der Spiegel, 16.12.1996 []
  2. Der Verkauf der Kirche in Isseroda wurde nur durch ein Veto des ehemaligen Eisenacher Bischofs Roland Hoffmann verhindert. []