Säurefraß bei Büchern der Universitätsbibliothek Würzburg

Archivalia berichtete bereits am 13. Dezember 2012 über den Säurefraß  vieler wertvoller Bücher der Würzburger Universitätsbibliothek. Drei Millionen Bücher, Handschriften und Zeitungen besitzt die Universitätsbibliothek in Würzburg. Ein Viertel davon braucht dringend Hilfe. Die braune Färbung der Buchseiten verrät, dass hier der Säurefraß am Werk ist. Momentan fehlt der Etat zur Rettung des Kulturguts.
Nicht nur zur Weihnachtszeit ist es möglich die Restaurierungsarbeiten durch den Kauf von Karten im Online-Shop der Bibliothek zu unterstützen. Doch eigentlich wird wohl durch den Verkauf solcher Karten nur ein kleiner Bruchteil Bücher retten. Welche Lösungen wären nachhaltiger? Eigentlich gibt es viele Anna-Amalia-Bibliotheken in Deutschland – selbst wenn es dort “nur” im übertragenen Sinne brennt. Denn nicht nur der Säurefraß bedroht die Bücher und Handschriften, sondern auch der Faktor Zeit ist ein nicht zu unterschätzender Faktor, der den Erhalt der Kulturgüter gefährdet.

eLearning-Konzept der UB Würzburg unterstützt das “Studieren ohne Grenzen”

Christiane Maibach stellte am 17.06.2010 auf dem Bayerischen Bibliothekstag das E-Learning-Konzept der UB Würzburg vor. Da der Vortrag so interessant war, werde ich jetzt doch noch darüber berichten, obwohl der Bibliothekstag schon einige Wochen zurück liegt.

Das Konzept der UB Würzburg entstand in den letzten Jahren. Ziel war es, kein isoliertes Lernen zu schaffen, sonder ein integriertes. Nun kann man den Begriff eLearning sehr unterschiedlich auffassen. So kann man eLearning mittlerweile selbstverständlich als Teil der Lehre und als vernetztes Lernen begreifen. Es hat die Diskussion um Didaktik und Methodik in der Hochschullehre (Präsenzlehre) wiederbelebt. Es kann auch als ein Lernen mit neuen Mitteln verstanden werden. Durch eLearning wird ein Mehrwehrt gegenüber der Präsenzlehre geschaffen.

Um diesen oben genannten Anforderungen zu genügen setzt man auf drei verschiedene Bausteine in Würzburg, den WueCampus, CaseTrain und E-Tutorials. Hinter jedem dieser Angebote stehen verschiedene Grundideen.

1. WueCampus
Der WueCampus basiert auf Moodle, welches an der ganzen Uni eingesetzt wird. Darunter kann man einen virtuellen Kursraum verstehen. Über Moodle werden die elektronischen Semesterapparate bereitgestellt, die nur den Teilnehmern der entsprechenden Kurse zugänglich sind. Die Bibliothek nutzt WueCampus für ihre Informationskompetenzkurse mit ETCS-Erwerb. Sie dienen als Ergänzung der Präsenzlehre, sind aber auch keine reine Materialsammlung. Einerseits werden über Moodle Nachrichten und Informationen zum Kurs weitergegeben (einseitig), über ein Kursforum aber auch die Kommunikation untereinander unterstützt. Das Forum wird gut angenommen und für den kursspezifischen Informationsaustausch genutzt. Ein Glossar zur Informationskompetenz und ein FAQ können ebenfalls von den Studierenden ergänzt. Die Ergänzungen werden aber durch die Bibliothekare (Fachleute) moderiert.

Die zugrundeliegende Präsenzveranstaltung findet in 2 x 4 Stunden langen Präsenzblöcken statt. Zwischen den Blöcken gibt es eine Selbstlernphase und der Kurs endet mit einer Multiple-Choice-Klausur, die mit 50% richtig beantwortet sein muss, um den Kurs zu bestehen. Im ersten Teil erhalten die Teilnehmer Informationen zur Bibliothek, einen Rundgang, eine Vorstellung von Fachinformationsmitteln für ihr Fach und Hinweise rund um die Wissensorganisation incl. Literaturverwaltung und Urheberrecht. Dann gibt es Übungen zu den einzelnen Teilbereichen.

Für die Selbstlernphase setzt man auf CaseTrain. In Moodle selbst werden Materialien zur Verfügung gestellt, Skripte, die als Grundlage für die Klausur dienen, Übungsaufgaben, Links zu E-Tutorials, Videos und auch Podcasts. Bei den gestellten Aufgaben setzt man auf die Vermittlung von Medienkompetenz. Die Kursteilnehmer sollen sich auf einer “Spielwiese” mit verschiedenen Tools, z.B. Wikis auseinandersetzen, die das wissenschaftliche Arbeiten erleichtern können.

2. CaseTrain
Bei diesem eLearning-Angebot wird auf fallbasierte Lerneinheiten gesetzt. Das Angebot selbst ist nur innerhalb des WueCampus zugänglich und wir aktiv an die Anforderungen der Präsenzlehre angepasst (Blended Learning). Die Fälle dienen der Klausurvorbereitung, der Selbstkontrolle und der Kursnachbearbeitung. Die Bibliothek benutzt dieses Angebot auch für eine halbautomatische Klausur.

Ein kleiner Avatar begleitet die Studierenden. Er gibt eine kurze Einleitung. Bei den Übungen werden Multiple-Choice-Fragen gestellt und auf Wunsch erhalt man auch eine kurze Erklärung des Ergebnisses. Ein Fall besteht dabei aus ca. 10 Fragen. Jeder Fall kann im Anschluss auch kurz evaluiert werden. Eine mit CaseTrain durchgeführte Klausur bringt einige Vorteile für die Bibliothek mit. Der Name des Prüflings wird mit der durch das Programm generierten Liste Verknüpft. Auch die Klausurergebnisse werden automatisch überprüft. Die einzelnen Fragen können so variiert werden, dass jeder Prüfling eine völlig andere Klausur erhält. Für den Prüfenden gibt es eine Auswertung, welche Fragen richtig und wie oft richtig beantwortet worden sind. So lässt sich der Schwierigkeitsgrad der Fragestellung besser überprüfen. Wenn alle die Frage richtig beantwortet haben, war sie zu leicht, wenn alle sie falsch beantwortet haben, war sie unverständlich oder zu schwer.

3. E-Tutorials der UB Würzburg
Im Gegensatz zum WueCampus und den CaseTrain sind die E-Tutorials frei zugänglich. Sie dienen als kleine Bedienungsanleitungen, um Datenbanken und andere Suchservices besser verstehen zu können. Die Tutorials sind kleine Flashfilme, die selbständig ablaufen und einfach durch zuschauen konsumiert werden. Die E-Tutorials werden dabei so verlinkt, dass sie unmittelbar beim eigentlichen Service zu finden sind, z.B. bei Datenbanken auch in DBIS. Die E-Tutorials basieren auf einer Powerpoint-Datei, die in Flash konvertiert wird, um so eine schnelle Aktualisierung, z.B. bei Layout-Änderungen zu ermöglichen.

Wichtig ist eine kontinuierliche Evaluation der einzelnen eLearning-Angebote. Welche Schwerpunkte werden von den Studierenden gewünscht. wie werden Übersichtlichkeit und Zugang beurteilt? Ist das Angebot leicht bedienbar und ist die Lerneinheit nicht zu lang? Bestehen Kommunikationsmöglichkeiten und werden diese sinnvoll genutzt? Wird das eLearning sichtbar und sinnvoll/ergänzend in die Präsenzlehre eingebunden? WueCampus und CaseTrain wurden gut beurteilt. Bei den E-Tutorials gab es bisher in Würzburg kaum Rückmeldungen. Hier läuft eine Evaluierung erst seit Mai.

Würzburg möchte WueCampus zukünftig auch für Schülerführungen einzusetzen und das Angebot stärker evaluieren. CaseTrain soll überarbeitet werden. Die E-Tutorials werden durch neue und E-Tutorials aus der Bayerischen Kooperation ergänzt und ältere Lerneinheiten werden überarbeitet.

E-Tutorials von Bibliotheken

Was lange währt, wird endlich gut. Teil meiner Arbeit an der UB Augsburg ist es, im Rahmen einer bayernweiten Kooperation von Hochschulbibiotheken Online-Tutorials zu erstellen. Bisher haben unter anderem die Universitätsbibliotheken Würzburg, Bamberg, Technische Universität München und Regensburg erfolgreich ihre Tutorials online gestellt.
Die Universitätsbibliothek Augsburg bietet seit heute allen ihren Nutzern E-Tutorials zur Einführung in verschiedene Datenbanken und Recherchemittel an.

Ziel dieser Tutorials ist es, in einer Schritt-für-Schritt-Erklärung den Nutzern ohne bibliothekarische Fachbegriffe die Handhabung verschiedener Datenbanken und Dienste näher zu bringen und ihnen die Scheu vor Recherchen in Datenbanken wie Juris oder dem Handbook of Latin American Studies (HLAS) zu nehmen. Die entsprechenden Tutorials wurden in der Uni-Augsburg “nah” bei den einzelnen Recherchemöglichkeiten integriert. So findet man Verlinkungen zum OPAC und zu DBIS unter Literatur suchen, wo auch andere Hilfestellungen zu den Suchmöglichkeiten integriert wurden. Außerdem wurden die Tutorials, sofern möglich, in DBIS auf der Detailseite der einzelnen Datenbanken integriert, z.B. auf der Detailseite zu Juris.

Die Tutorials dienen dem Selbststudium. Die Studierenden sollen sich dabei die wichtigsten Funktionen und Recherchemöglichkeiten selbst aneignen können. Die Flash-Filme können über den Browser abgespielt werden. Wichtig ist es allerdings, einen aktuellen Flashplayer installiert zu haben. Die einzelnen Inhalte lassen sich über das eingefügte Inhaltsverzeichnis zielgerichtet anspielen. Der vorhandene Text kann auf abgespielt werden, wodurch man sich statt auf den Text besser auf die Abläufe des Film konzentrieren kann.

E-Tutorials

Grundlage der Tutorials waren zuvor erstellte Powerpoint-Präsentationen. Die Screenshots für die Powerpoint-Präsentation mussten mit hoher Genauigkeit hergestellt werden, um ein Ruckeln und Springen der Bilder zu vermeiden. Für die festlegbare Größe war neben den Einstellungsmöglichkeiten von SnagIt (Screencapture im Paket mit Camtasia vergünstigt zu erwerben) ein kleines Firefox-Plugin (Firesizer) sehr hilfreich. Die Tondateien der einzelnen Folien wurden danach durch einen professionellen Sprecher gesondert aufgenommen. Zum Schluss wurde die Präsentation mit den einzelnen Tondateien verknüpft, die Sequenzen zeitlich aufeinander abgestimmt und die Präsentation abgefilmt und mit Camtasia als Flashfilm abgespeichert.

Neben der Schritt-für-Schritt-genauen Planung der Tutorials erwies sich gerade die sprachliche Gestaltung der Texte als recht aufwendig, um Missverständnisse, Ungenauigkeiten und bibliothekarisches Kauderwelsch zu vermeiden. Ich war froh, dass wir hier als Team arbeiten und so neben einer logischen Überprüfung auch die sprachliche Form der Tutorials gegenseitig anpassen konnten.

Wir haben auch zahlreiche Tutorials von Würzburg, Regensburg und Bamberg übernommen und an unsere Gestaltung angepasst. Dies war innerhalb der Kooperation auch daher problemlos möglich, da die aktuellen Tondateien und Powerpoint-Präsentationen allen anderen Teilnehmern über ein gemeinsames Wiki, welches dankenswerter Weise von der UB Bamberg gehostet wird, bereitgestellt wurden. Auch unsere Dateien haben wir nun hochgeladen und freuen uns auf eine rege Nachnutzung, z.B. von Juris oder HLAS.

Musterprozess wird zum Grundsatzstreit um elektronische Leseplätze

Dass der Börsenverein des Deutschen Buchhandels eine Musterklage gegen die Universitätsbibliothek Würzburg einreichen möchte, wurde hier ja schon berichtet. Ziel der Klage des Börsenvereins ist eine Überprüfung der Tatsache, ob gesetzlich begünstigte öffentliche Einrichtungen Werke aus ihrem Bestand erst nach Lizenzverhandlungen mit Verlagen digital zugänglich machen dürfen. Man will hierbei die Interessen im Auftrag besonders betroffener Verlage wie dem C.H. Beck vertreten, der ja ein teures, aber bekanntes elektronisches Angebot hat und darin auch einen Zugriff auf den Palandt anbietet.

Die Frage hinter dem Prozess lautet: Müssen Bibliotheken vor der Bereitstellung von Büchern über elektronische Leseplätze die Angebote von Verlagen überprüfen, ob der Verlag selbst eine digitale Version eines gewünschten Titels anbietet?

In einer Stellungnahme vom 04.03.2009 äußerte sich der Deutsche Bibliotheksverband erstmals zu der Ankündigung des Börsenvereins. Ein wichtiger Punkt, der angesprochen wird, ist u.a. der im Buchreport erhobene Vorwurf, dass die Bücher ungeschützt angeboten worden wären.

Richtig ist […], dass die Nutzer an wenigen Tagen eingestellte Werke von den Leseplätzen herunterladen konnten. Allerdings war dies von der UB Würzburg nicht beabsichtigt, sondern nur kurzzeitig, aufgrund eines unvorhersehbaren technischen Fehlers möglich. Dieser Mangel wurde, unmittelbar nachdem er entdeckt worden war, abgestellt und zwar noch vor der Abmahnung durch den Verlag C. H. Beck.

Ansonsten trägt trägt der DBV die Würzburger Auffassung mit, die auf Grundlage des § 52b UrhG davon ausgehen,dass eine Digitalisierung und Bereitstellung eigener Bestände auf bibliotheksinternen Leseplätzen für registrierte Nutzer und einem entsprechenden Kopierschutze auch ohne eine vorherige Genehmigung durch einen Verlag möglich sein müsse. Frau Gabriele Beger, Vorsitzende des Bibliotheksverbandes betont in der Presseerklärung des DBV, dass eine etwaige Genehmigungspflicht oder Pflicht zur Überprüfung die urheberrechtliche Schranke und das damit verbundene Nutzungsprivileg dieses Paragrafen entwerten würde.

Zum besseren Verständnis des § 52b UrhG hier nochmal eine kurze Erklärung aus der Stellungnahme des DBV:

Der neue § 52b hat gemäß der Begründung den Sinn, den Bibliotheken zu ermöglichen, Werke aus ihrem eigenen Bestand an elektronischen Leseplätzen in gleicher Weise zur Nutzung zu bringen wie in analoger Form. Bibliotheken sollen also ihren Bestand an solchen Leseplätzen noch einmal digital abbilden und – in sehr engen Grenzen – zur Nutzung bereitstellen dürfen. Unter anderem soll eine zusätzliche Nutzung von stark nachgefragten Titeln (v.a. wissenschaftliche Standardwerken) bei Belastungsspitzen – etwa in Prüfungsphasen – sogar über die vorhandenen analogen Werkexemplare hinaus – gestattet sein.

Quellen:
Krempl, Stefan: Grundsatzstreit um elektronische Leseplätze in Bibliotheken via heise online
Börsenverein plant Musterprozess: dbv unterstützt Position der UB Würzburg, Presseerklärung des DBV
Börsenverein plant Musterprozess gegen UB Würzburg, Stellungnahme des DBV