Eine Infografik über den Mehrwert von Schulbibliotheken

Am 12.10.2012 wurde hier im Blog das Video des Bibliotheksverbands der Schulbibliothekare im US-Bundesstaat New Jersey zum Einfluß von Schulbibliotheken auf den Schulerfolg gepostet. Das Video, als auch die Infografik und deren Argumente beziehen sich auf die Studie “The Impact of School Libraries on Student Achievement”. Wer sich gerne tiefer in die Thematik einarbeiten will, dem sei die Bibliografie von “US school library impact studies” empfohlen und das am Ende des Blogposts angefügte Video.
http://www.lrs.org/documents/school/school_library_impact.jpg

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Meine persönliche Rückschau auf den BID-Kongress 2013 (Teil 1)

Von allen vier Bibliothekartagen, die ich bisher in Deutschland besuchte, war dies durchaus einer der facettenreichsten und intensivsten Kongresse. Es waren vor allem die interdisziplinär angehauchten Vorträge und Präsentationen, für welche ich mich besonders interesssierte. Zunächst einmal sei erwähnt, dass ich am Montag, den 11.03. erst am frühen Nachmittag auf dem Messegelände eintraf und nicht von Anfang an dem im Folgenden beschrieben Vortrag teilnehmen konnte.

Laut dem Demenzforscher und Soziologen Reimer Gronemeyer ist Demenz keine Krankheit. Er kritisiert die Ausgrenzung von Menschen mit Demenz, wie z.B. in den Niederlanden das “Demenzdorf” Hogeweye, in dem eine künstliche Realität für Menschen mit Demenz aufgebaut wurde, die abseits vom Rest der Bevölkerung leben. Das erinnert an die am 13.10.2010 angesprochenen sogenannten retirement villages, in denen Senioren fernab vom Rest der Bevölkerung abgeschottet leben.

Niemand kann sagen: Damit haben wir nicht gerechnet oder das haben wir nicht gewusst”. Heike von Lützau-Hohlbein

Es sollte mehr für Menschen mit Demenz getan werden, um ihnen “ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen, so die Vorsitzende der deutschen Alzheimergesellschaft, Heike von Lützau-Hohlbein. Wer selbst schon Mitglieder in der Familie hat(te), die an Demenz erkrankt sind, wird leichter Verständnis und Empathie aufbringen dieses Thema zukünftig auch für die eigene Arbeit stärker in den Vordergrund zu rücken. Der erste Vortrag setzte an der an der Schnittstelle des Bibliothekswesens zur Geragogik, die auch als Gerontagogik oder Alterpädagogik bezeichnet wird, an. Zukünftig wird dies wohl ein Teilgebiet werden, das mindestens dieselbe Aufmerksamkeit erfahren dürfte wie die Kinder- und Jugendarbeit in Bibliotheken. So hielt Frau Susanne Brandt zusammen mit Herrn Oke Simons einen Vortrag zum Thema “Demenz als Thema für Bibliotheken? Überlegungen und praktische Beispiele für die Bedeutung von Erfahrungswissen und kultureller Teilhabe im Dialog der Generationen“. Darin wurden bereits vorhandene bibliothekarische Angebote, die das Leben von Menschen mit Demenz in besonderer Weise berücksichtigen vorgestellt, die es teilweise schon in Schleswig-Holstein gibt. Dabei wurden konkrete Bausteine angesprochen, die eine Umsetzung erleichtern. Es handelt sich unter anderem um sogenannte Medienboxen, die für den Aufbau einen zentralen Medienangebots genutzt werden können. Des Weiteren steht die Biografiearbeit im Vordergrund, indem z.B. Kamishibai-Fotoserien und Bilder zu vertrauten Märchen und Geschichten erstellt werden. In Schleswig-Holstein gibt es ein sogenanntes Kompetenzzentrum Demenz, über das pädagogische Materialien bezogen werden können.

In Deutschland leben derzeit etwa 1,4 Millionen Menschen, die an Demenz erkrankt sind, ab 2050 könnte sich diese Zahl verdoppelt haben. Die Referenten plädierten dafür nicht den Defizitansatz zu wählen, sondern durch Sensibilität und Wertschätzung wahrzunehmen, über welches sinnlich und emotionales Erfahrungswissen Demenzpatienten verfügen. An dieser Stelle wäre es interessant gewesen Bibliothekare und/oder Bibliothekarinnen gehabt zu haben, die konkret mit dieser Gruppe vor Ort arbeiten oder auch Altenpfleger/-innen oder Gerontologieforscher, die durch ihre Wissen und ihre Expertise zusätzlich wertvolle Tipps und Anregungen gegeben hätten. Leider waren die meisten Referenten auf dem “Bibliothekartag” zumeist Fachreferenten, Diplom-Bibliothekar(e)/-innen oder entsprachen den gängigen bibliotheksnahen Berufen. Es wäre nicht nur für das Thema Demenz zum Vortrag von Brandt & Simons interessant gewesen einen echten Anthropogogiker auf dem Bibliothekartag zu Gast zu haben. Bei der Anthropogogik handelt es sich um die Wissenschaft, welche genau beschreibt, als was sich viele Bibliotheken verstehen: als Orte des Lebenslangen Lernens. Dabei handelt es sich auch noch um einen genderneutralen Begriff, der die Teilbereiche Pädagogik, Andragogik (Erwachsenenbildung) und Geragogik miteinander vereint. Das Ehepaar Brändle definiert das Begriffskonzept wie folgt:

 “Die Anthropogogik erforscht, was beim Lernprozess förderlich ist und was hinderlich. Welche Methoden das Lernen unterstützen. Wie das Lernen Freude macht. Wie Blockaden vermieden werden können, oder überwunden, wenn sie schon aufgebaut wurden. Wie Menschen leichter, schneller und nachhaltig lernen. Ziel ist es, den Prozess des Lernens in allen Bereichen und Altersstufen respektvoll und empathisch nach „state of the art“ zu unterstützen.”

Inwiefern werden Studenten und Auszubildende in den Bibliotheks- und Informationsberufen auf diese wichtigen Tätigkeiten vorbereitet, um Lernprozesse richtig  begleiten zu lernen und Lerner_innen mit den geeigneten Methoden zu unterstützen? Natürlich findet im Lernort Bibliothek selbstgesteuertes Lernen statt, aber sind ein großer Teil Bibliothekare und Bibliothekarinnen hierzulande dazu wirklich in der Lage unterschiedliche Generationen (-Zielgruppen) leichter, schneller und nachhaltiger beim Lernen zu unterstützen?

In einem weiteren Vortrag stellte Miriam Schriefers vor, mit welchen EU-Projekten sich Netzwerke aufbauen lassen und wie Interkulturelle Kompetenzen von Mitarbeiter/-innen gefördert werden können. In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift BuB finden sich auf den Seiten 170 bis 172 ähnliche Inhalte zum Thema, welche Schriefers vorstellte. Sie warb für länderübergreifende Partnerschaften, die den EU-weiten informations- und Erfahrungsaustausch vor. In einigen Projeken ging es darum, durch innovative und kreative Ideen entwickeln, um Menschen am Rande besser in die Gesellschaft zu integrieren. Dabei geht es darum, mithilfe von Projekten und des Austauschs “neue” Zielgruppen wie Bildungsbenachteiligte, Migranten, Flüchtlinge und Senioren zu gewinnen und zu lernen diesen z.B. mehr digitale Kompetenzen zu vermitteln. Bibliothekare und Bibliothekarinnen haben die Möglichkeit im Rahmen von Hospitationen, Besuche von Fachkonferenzen und länderübergreifenden Treffen Programme zum Lebenslangen Lernen, (GRUNDTVIG-) Lernpartnerschaften, Assistenzen und Weiterbildungsprogrammen, Fördergelder der EU nach erfolgreichen Projektanträgen zu erhalten.

 

Ranga Yogeshwar erhält die Karl-Preusker-Medaille 2012

 “Für mich sind Bibliotheken der Klebstoff, der in einer Kultur das Wissen zusammenhält, vielfältige Informationen zusammenführtund es gleichzeitig  ermöglicht, diese  zu  teilen. Das Teilen von Gedanken gehört zur Offenheit und Freiheit einer Gesellschaft. Bibliotheken sind Orte, die dieses Teilen ermöglichen.” Ranga Yogeshwar (Schirmherr der Langen Nacht der Bibliotheken NRW 2012)

Der Dachverband der Bibliotheks- und Informationsverbände, Bibliothek & Information Deutschland (BID) e.V., verleiht die Karl-Preusker-Medaille 2012 an den Physiker und Wissenschaftsjournalisten Ranga Yogeshwar. Die Bundesvereinigung würdigt damit Yogeshwars besonderes Engagement für Bibliotheken und Informationseinrichtungen. In der Begründung heißt es, dass Yogeshwar sich seit vielen Jahre für Bibliotheken stark macht und wieder wieder verdeutlichte hat Ranga Yogeshwar ist nicht nur einer der bekannten Wissenschaftsjournalisten und Physiker im deutschsprachigen Fensehen, sondern auch der Enkelsohn von Ranganathan, der unter anderem die Facettenklassifikation erfand. Er ist der diesjährige Preisträger der Preusker-Medaille. Jürgen Plieninger macht auf netbib auf den Namengeber dieses Preises aufmerksam:

Die Medaille erinnert an Karl Benjamin Preusker (1786-1871), der am 24. Oktober 1828 im sächsischen Großenhain eine Schulbibliothek gründete, aus der wenig später die erste Öffentliche Bibliothek in Deutschland hervorging. Die Karl-Preusker-Medaille wird seit 1996 an Personen und Institutionen verliehen, die den Kultur- und Bildungsauftrag des Bibliotheks- und Informationswesens fördern und unterstützen.

Die Preisverleihung findet am 31.10.2012 im Rahmen der Abschlussveranstaltung der bundesweiten Aktionswoche „Treffpunkt Bibliothek“ des Deutschen Bibliotheksverbandes e.V. (dbv) In Köln statt. Ultra Biblioteka schlägt stattdessen den Gebrüder-Grimm-Gedächtnis-Dutt vor.

Im folgenden Video wird Ranga Yogeshwar von David Weinberger interviewt. Es geht um Yogeshwars Verhältnis zu seinem Großvater Ranganathan.

Ein Nachtrag: Das Video zur Eröffnung der Peter-Sodann-Bibliothek in Staucha

Durch Zufall wurde ich gestern im niederländischen Bibliotheekblaad auf das Video zur Eröffnung aufmerksam. In dieser Bibliothekszeitschrift gibt es eine Rubrik, die sich mit Aktualitäten des Bibliothekswesens im Ausland befasst. Wie am 12.05. bereits berichtet, wurde die Peter-Sodann-Bibliothek in Staucha eröffnet. Das folgende 22-minütige Video, in dem viele Laudationes gehalten werden, machte deutlich, dass diese Bibliothek keinesfalls nur “ostalgische” Gründe hat. Ernst Röhl fragte ähnlich wie es manch einer von alten Radio-Eriwan-Witze kennt, warum in der Bildungsrepublik Deutschland so viele Bibliotheken geschlossen werden. Die Antwort lautete, weil “Lesen bildet”. Dies soll an dieser Stelle nicht weiter kommentiert werden, weil es Satire ist, welche die Gründe vereinfach darstellt. Es kommt unter anderem der Sohn von Peter Sodann zu Wort, Eberhard Gönner, Elmar Faber, Walter Niklaus und Gregor Gysi. Am deutlichsten zeigt Christoph Links vom gleichnamigen Verlag auf, was verschiedene Institutionen, Bürger und die Wissenschaft an dieser Bibliothek an Mehrwert haben. Er verweist auf die Buchwissenschaften, Historiker und der historischen Kommission des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler in Frankfurt, die künftig in der Peter-Sodann-Bibliothek arbeiten wird, um die Geschichte der DDR-Verlagslandschaft zu erforschen. Leider tauchen in diesem Video keine Bibliothekar_Innen als Laudatoren und Redner auf. Ob die Crème de la Crème der Bibliothekar_Innen aus Verbänden, Hochschulen und Forschungsbibliotheken aus dieser Region in Sachsen dem Ereignis fernblieb und/oder eben auch “Westdeutsche” unter den Gästen waren, geht aus dem Video nicht hervor. Mittlerweile verfügt die Bibliothek über eine eingängige URL (http://www.psb-staucha.de) und einen OPAC (http://psb.allegronet.de), der auch extern für Neugierige und potentielle Ausleiher verfügbar ist. Die zahlreichen 850 Spender werden im rechten Bereich der Webseite aufgelistet.

Knjiznica

“I try to make my library a comfortable, attractive and modern place …”

KAROLINA IVANIŠEVIĆ

PRVA GIMNAZIJA SPLIT (The First Grammar school)
TESLINA 10
21 000 SPLIT
CROATIA

About me:
I am 28 years old. After one year of living and working in London in order to improve my English, I finished a five-year study of Information and Library Science in Zadar in Croatia and gained the title of master of Library science, specialized in digitizing. I started working in the school library in Split in November 2011. Split is the largest city in Dalmatia. It is situated at the East coast of the Adriatic Sea, centred around the ancient Roman Palace of the Emperor Diocletian and its bay and port. With a population of 220,000 citizens and a metropolitan area numbering up to 349,314.

Split

Split is by far the largest Dalmatian city and the second-largest city of Croatia.

About school:
We are a four-year grammar school focusing on modern and classical languages. Our 673 students achieve exellent academic results and show keen interest in a variety of subjects, preparing them for university studies. Our over 50 staff members teach subjects ranging from Humanities (Croatian, foreign languages, classical Latin and Greek, history, philosophy, ethics, logic, sociology, psychology, religious education), IT, PE and Arts to Sciences (mathematics, physics, biology, chemistry, geography). The school also offers different extracurricular activities such as sports, creative writing and journalism, drama, photography, volunteer work.

We have modern classrooms with 30 computers, biology and chemistry cabinet. Each classroom has an LCD projector, cabinets with audio devices, books and dictionaries for foreign languages and all teachers use portable computers. Schools headmaster is Marijan Puljiz.

About library:
The library was founded in 1992. Its collection consists of titles that are in function of language teaching and classical fields. The library has a valuable collection of historic rarities. Since 1993. it is registered by the Regional Bureau for the Protection of Cultural Monuments as a cultural heritage for preservation.

Today we are using computers, Internet and multimedia to access any content for school. Our objective is to provide our customers with prompt and accurate information about the amenities that interest them and help them to develop their creativity potential and to use their gained knowledge.

1. How long have you been a member of the library circus? (eg, the first library experience, first job in the library, etc.)

University education gave me a wide range of theoretical knowledge, but also insight into the practical aspects. My first library experience was during the practice work in a public library as a part of my first year on the University 2005./2006.. Since then I worked in many different libraries during my education and after my graduation I worked in an elementary school and my current job is in this high school in Split, Croatia.

2. What has driven you to look for / accept a job in the library area? (your motivation)

I have always been a huge book lover and combined with my passion for technology, this makes it a perfect job to me. I enjoy working with customers, particularly with students in the school library. My one year of internship in Elementary School helped me acquire desirable experience in working with children through workshops and lectures that I did in each class based on the Curriculum for school libraries in Croatia.

 3. What are your responsibilities and how has your opinion changed as most clearly?

As a school librarian in charge of the entire library, I have many chores. This includes developing book collection, online catalouging, organizing it on shelves and preservation. I also participate in all the important school events, cooperating with other teachers. I organize many workshops or lectures with students and make posters about important events. I have also formed a group of students interested in librarianship in order to develop literacy skills and encourage reading.

Knjiznica

Knjiznica (School Library)

4. What kind of role does Social Media play in your life? What does it offer for your work?

Like many other people I use social media, preferably Facebook. It helps me a lot to improve social interaction by staying in touch with friends and relatives I know in real life. It is a brilliant use of the web, it has many of the features as well as the platform and news feed and that’s really beneficial. It helps me a lot with my work as well. Even though I tend to avoid giving away too personal information and uploading too many personal photos, because it is common for our future employers to check out our profiles in order to collect as much information about potencial employees. As far as my colleagues, I prefer talking to them through Facebook group „Knjižničari“ (meaning Librarians) where I can get all the neccessary information and where we help each other with different advice and ideas.

Since I’m currently working in a school library there is much controversy regarding students’ use of Facebook in a library at school. My opinion is that it should not be completely forbbiden, since the Internet browsing is already censored while we use CARNET (Croatian Academic Research Network) connection and students’ computers are censored for all the inappropriate content. I try to make my library a comfotable, attractive and modern place as much as I can, so I allow them to use Facebook and other social networks while I unobtrusively monitor their behaviour and they appreciate it. Not only do they come to the library to relax and chat during the break, but they also use it to gain some knowledge, share information and help each other.

So to me, social media is crucial to use as a tool to expand my social and professional network.

 5. What priorities will emerge for the future development/evolution for your job/ the library you work for?

My future professional ambition is to work in a multicultural environment and explore different approaches in Librarianship. I am very passionate about Information literacy, digital libraries and the future of Information science. I am very much looking forward to new opportunities in the same field and I hope to fulfil my desire for long life learning.

Die Peter-Sodann-Bibliothek wurde heute eröffnet

“Bibliotheken sind Orte, in denen die Menschen “die Chance bekommen, das Leben und sich selbst zu erkennen” Peter Sodann

Spätestens nach dem Bibliothekartag in Berlin 2011 wußte jeder aus der Bibliotheks- und Informationswelt, wer Peter Sodann ist und was er vorhatte. Heute wurde nun seine Bibliothek im sächsischen Staucha unweit von Riesa eröffnet.

Anläßlich der Eröffnung der DDR-Bibliothek, welche selbst die “BILD”-Zeitung ohne Anführungszeichen schrieb, ließe sich das W. Ulbricht in den Mund gelegte Zitat “niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen” auf “niemand hatte die Absicht eine Bibliothek mit DDR-Literatur zu errichten” umformulieren. Denn niemand hatte 22 Jahre die Absicht, die Idee, die Courage und das Durchhaltevermögen eine frei zugängliche und nicht-institutionelle Bibliothek über die Literatur aus der ehemaligen DDR aufzubauen. Die Deutsche Bücherei in Leipzig, welche diese Literatur sammelt, verfügt vermutlich nicht über die Benutzungsoffenheit einer Ausleihe, sondern nur eine Präsenzbestandsregelung, wobei die Bücher dort meist von BibliothekarInnen nach bestimmten Kriterien selektiert wurden. Mehrere Jahre suchte Sodann vergeblich Mitstreiter, Räumlichkeiten und Aufmerksamkeit, um all den gesammelten Büchern ein würdevolles Zuhause zu ermöglichen. Wer hätte gedacht, dass das doch so schnell ging und tatsächlich verwirklich werden konnte? Große Print- und Onlinemedien wie BILD, Focus, Spiegel, Welt und diverse Zeitungen und das Fernsehen (ARD, MDR usw.) berichteten seit geraumer Zeit über Sodanns Vorhaben. Auch auf bibliothekarisch.de entbrannte eine Diskussion mit mehreren Kommentaren im Februar 2011. Ein ehemaliger Bundespräsidentenkandidat und Tatortdarsteller hat nun eine Bibliothek ins Leben gerufen, die von vielen anfangs belächelt wurde. Zu Unrecht. Sollten nicht auch andere ehemalige Bundespräsidenten oder Tatortdarsteller sich ein neues Wirkungsfeld suchen? Könnten diese nicht schon allein aufgrund ihres Gehalts als Rentiers oder ihres Bekanntheitsgrads auch Bibliotheken aufbauen, fördern oder Fürsprecher für ein Bibliotheksgesetz werden?

Die DDR ist heute nur noch ehemalig, für manche gar einmalig oder eben mit dem Zusatz Ex auszusprechen, als wenn eine gesamte Bevölkerung von heute auf morgen mit ihrem Staate Schluss macht. Doch verschwanden all die publizierten, produzierten und verfassten Bücher und Theaterstücke von heute auf morgen in Mülltonen oder nur im neuen Gedächtnis einer gar westdeutschen ignoranten Öffentlichkeit? Oder nahm der im Stich gelassene Staat diese mit ins Grab? Was bleibt von alledem? Laut Volker Schlöndorff, der hierzulande als “einer der großen deutschen Regisseure” gilt, waren DEFA-Filme furchtbar und hauptsächlich Mittelmaß.

Ich stehe dazu, dass es neben großartigen Defa-Filmen wie ,Ich war 19’, ,Spur der Steine’, ,Jakob der Lügner’, ,Der geteilte Himmel’ oder ,Solo Sunny’ doch hauptsächlich Mittelmaß gab und dass diese Filme im Westen ganz allgemein nicht wahrgenommen wurden und nicht nur von mir nicht.“

Doch waren die Filme im Westen Deutschlands zwischen 1945-1990, wenn man von einigen wenigen Regisseuren und Filmen (deren Zahl mit Sicherheit unter 10 liegt) absieht, denn wirklich so viel besser? Genauso verhält es sich mit der Literatur, die in jüngster Zeit sehr häufig von westdeutschen “Experten” diffamiert wurde. Dennoch wäre es sicherlich von Nöten auch im Deutschunterricht in jeder Schule etwas mehr Wissen hierüber zu vermitteln. Neben Christa Wolf, Jurek Becker, Christoph Hein und Volker Braun, gab es sicher noch andere wie Wolfgang Hilbig, Stefan Heym oder Werner Bräunig, die ebenso einen Platz in der Literaturgeschichte verdient haben.

Ich maße mir hier keinesfalls ein Urteil an wie andere sogenannte “Experten”, da ich weder in der ehemaligen “DDR” lebte und auch deren Literatur und Filme nicht gut genug kenne. Doch bei den westdeutschen Experten habe ich ebenso meine Zweifel, ob diese so gut informiert sind, wie diese sich nach außen hin darstellen. Im folgenden Kurzbeitrag “Die DDR wohnt in Staucha bei Riesa” wird aktuell über die Aufbauarbeit der Bibliothek berichtet.

Zukünftig sind Führungen durch die Bibliothek geplant, die 800 Quadratmetern umfasst und sich auf dem Heuboden eines umgebauten Kuhstalls befindet. Es handelt sich um etwa eine halbe Million Bücher, die Sodann aus DDR-Zeiten in mühevoller Kleinstarbeit sammelte. Bislang sind aber “erst” 180.000 Bücher frei zugänglich. Dabei haben Bibliotheken, Professoren und Privatleute mit dazu beigetragen, dass diese Sammlung stetig wuchs. Außerdem plant Sodann ein kleines Kulturzentrum, ein Antiquariat, Scheunen-Theater und ein Café auf dem alten, aber sanierten Rittergut zu errichten. Das Haupthaus, in dem das Gemeindehaus untergebracht ist, will Sodann zu einem Hotel umgestalten lassen.

Zitat unkommentiert

[Zitat] Unkommentiert – Entstehungsjahr unbekannt

You think your pain and your heartbreak are unprecedented in the history of the world, but then you read. It was books that taught me that the things that tormented me most were the very things that connected me with all the people who were alive, or who had ever been alive.”

James Baldwin

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