Drei Videos gegen die Privatisierung und die Schließung öffentlichen Bibliotheken in Toronto

“There is not such a cradle of democracy upon the earth as the Free Public Library…” Margaret Atwood

Annika Tabovaradan, eine Schülerin liefert im ersten Video ein leidenschaftliches Plädoyer für die Stadtbibliothek Toronto. Der Bürgermeister von Toronto, Rob Ford, plant die Schließung mehrerer öffentlicher Stadtteilbibliotheken und die Privatisierung der übriggebliebenen Bibliotheken. Das zweite Video will über die Situation aufklären und sicherlich weitere Mitstreiter dafür gewinnen die Petition zum Erhalt zu unterzeichnen, aber gegen jeglichen Privatisierungswahn aufzurufen. Ist es gerecht sich gegenüber 55 % bzw. 71 % der eigenen Stadtbevölkerung zu widersetzen? Was legitimiert die politische Klasse dazu möglicherweise undemokratische Entscheidungen zu fällen? Wollen diese bei den nächsten Kommunalwahlen nochmal antreten oder die Wahlen verlieren? Die Schrifststellerin Margaret Atwood setzt sich leidenschaftlich mit anderen Wutbürgern für den Erhalt der Bibliothek und gegen die Privatisierungspläne ein. Atwood vereint 234,744 Follower auf ihrem Twitteraccount. Eine weitere starke Lobbygruppe ist die Toronto Public Library Workers Union, welche die folgende Internseite ins Leben rief. Bisher haben erst etwa 42.500 Menschen auf der folgenden Internetseite die Petition zum Erhalt der öffentlichen Bibliotheken Torontos unterzeichnet: http://ourpubliclibrary.to

Auf der eben genannten Seite können sich engagierte Bürger und interessierte Laien über die Hintergründe der Privatisierungsbestrebungen informieren. Wer glaubt die Privatisierung von Bibliotheken sei im Grunde genommen wichtig für den Erhalt des öffentlichen Bibliothekswesens von Kommunen, die zum Sparen gezwungen werden, dem sei der Artikel “Auf dem Weg zu McBib / Die Privatisierung Öffentlicher Bibliotheken schreitet in den USA voran – Nicht nur klamme Kommunen greifen zu” von Hella Klauser in Heft 4 2011 der Zeitschrift BuB empfohlen.  In welcher Stadt auf der Welt, außer Toronto mit 2,5 Millionen EinwohnerInnen, besitzen knapp die Hälfte, etwa 1,2 Millionen ein Bibliotheksausweis?

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Der Gewinner des "Access to Learning Award" 2010: Die öffentliche Zentralbibliothek in Veria (Griechenland)

Den von Bill & Melinda Gates Stiftung gesponserten “Access to Learning Award” erhielt im letzten Jahr unter anderem die “Veria Central Public Library”. Ihr Service und ihre Dienstleistungen für Kinder und Erwachsene sind vor allem der Grund weshalb die Bibliothek den Preis erhielt. Die Ermöglichung des kreativen Gebrauchs von Informationstechnologien und den durch die Bibliothek zur Verfügung gestellten Dienstleistungen, erfüllen die ökonomischen, Bildungs- und Kulturbedürfnisse von mehr als 180,000 Menschen.

Vorstellung der Zentralbibliothek Norrköping in Schweden: Die “Digital Cultural Institution” 2010

Seit einigen Jahren zählt die Zentralbibliothek in Norrköping zu den meistbesuchten Bibliotheken in Schweden. Sie ist die achtgrößte Stadt in Schweden mit etwa 125.000 Einwohnern. Außer der Zentralbibliothek gibt es noch acht Zweigbibliotheken mit weitreichenden “Outreach”-Aktivitäten. Ferner bietet die Zentralbibliothek Projekte wie die Agenda 21 (Umwelt) an. In dem Gebäude ist noch ein Bürgerservice und eine Medienzentrale (Service für Schulen)  untergebracht. Die durschnittliche Besucherzahl pro Tag beträgt etwa 4.000 und die Bibliothek ist 70 Stunden pro Woche geöffnet. Das Verhältnis zwischen Ausleihen und eingeschriebenen NutzerInnen ist in Schweden 1-1, wohingegen die Korrelation der Zentralbibliotheks Norrköping 0,5-1 beträgt. Dies zeigt, dass weitaus mehr Menschen die Bibliothek aufsuchen und mehr als “nur” Medien ausleihen. 12 % der Stadtbevölkerung stammen nicht aus Schweden und sind Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Für sie stellt die Bibliothek oftmals eine Brücke zwischen ihren Heimatländern dar, weil sie mithilfe der Computer kostenlos das Internet benutzen können. Im Film heißt es:

“Bono, Frontmann der Band U2 erklärte einst den Unterschied zwischen einer Pop- und einer Rockband. Wenn eine Popband auf dem Weg ist eine Rockband zu werden, ist sie auf der Suche nach etwas Anderem – nach Alternativen zu ihrem derzeitigen Image. Popbands sind zufrieden und Rockbands möchten sich weiterentwickeln. Deshalb begreift sich die Norrköping City Library als Rockband, da sie sich lieber dem Pathos umgibt die Welt verbessern zu wollen und sich allgemein der Dimension verschreibt Neugierde und die Freude am Entdecken zu fördern. Das ihre Einstellung zur Welt und gleichzeitig ist ihre Bibliotheksphilosophie.”

Die Zentralbibliothek Norrköping wurde während der IFLA-Konferenz in Göteborg mit dem Preis der “Digital Cultural Institution 2010” ausgezeichnet. Weiterlesen

Der belebteste Ort von Amsterdam: die “Openbare Bibliotheek” Amsterdam

Genau am heutigen Tag bricht die BiB-Landesgruppe Berlin-Brandengruppe zu einer Bibliotheksreise nach Amsterdam und Den Haag auf. Für alle Daheimgebliebenen deshalb das folgende Video, das von den Schweizer Kollegen Andreas Baumberger und Erich Gmünder im Auftrag des Amtes für Kultur Kanton St. Gallen erstellt und übersetzt wurde. Die “Openbare Bibliotheek Amsterdam” ist eine der größten öffentlichen Bibliotheken Europas und eines der Vorbilder für die geplante neue Kantons-und Stadtbibliothek St. Gallen (Schweiz).

Gernot Gabel berichtete bereits in der Ausgabe 01/2008 der Zeitschrift BIT-Online als einer der ersten im deutschsprachigen Sprachraum von der neuen Zentrale der Stadtbibliothek Amsterdam. Sie gewann im vergangenen Jahr den Innovationspreis für ihr Projekt “Nova Local”. Nova Local (“Fernsehprogramm”) ist ein gemeinsames Projekt für Jugendliche. SchülerInnen, die als “Stadtreporter” unterwegs sind erstellen ihre eigenen Videobeiträge, welche unter anderem auf der Webseite www.novalocal.nl abrufbar sind.  Dadurch erwerben sie nicht nur Medienkompetenz, sondern auch technische und soziale Fähigkeiten. Der Verlag NBD / Biblion hat hierzu ein Konzept, welches jungen Leuten die Möglichkeit und das Vertrauen gibt als Co-Produzent von Informationen erste praktische Erfahrungen zu sammeln. Von der Jury wurde Nova Local als Projekt gelobt, das Medienkompetenz definiert. Das Preisgeld von 30.000 € wird für weitere sieben Bibliotheksstandorte in Amsterdam für Nova Local verwendet.

Das Magazin der Zentralbibliothek von Manchester

Das folgende Video mit dem Titel The Stacks” und dem Zusatz  “Entdecke die verborgenen Tiefen der Zentralbibliothek”, stammt von David Woodcock. Auf dem ersten Blick erinnerten mich die ersten im Film gezeigten Regale an die der Bibliothek der Freien Universität Berlin mit ihrem offenen Magzin. Unterhalb der Great Hall, dem Herzen der Bibliothek, liegt das sich auf vier Stockwerke erstreckenden Magazin.  Es besteht aus ca. 22 Meilen von Regalen und wurde für die Speicherung von etwa einer Million Bücher konzipiert. Die Magzine enthalten die ältesten und wertvollsten Schätze der Bibliothek. Pünktlich zur Wiedereröffnung der Bibliothek im Jahr 2013, werden die Ende des Jahres ausgelagerten Beständen wieder an ihren Platz zurückkommen. Seit dem 16. Juni ist die Zentralbibliothek wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Der Standort im Elliot House, 151 Deansgate übernimmt seit Montag, den 28.06. 2010, ersatzweise die Funktion der Zentralbibliothek.  Außerdem arbeitet die Bibliothek am größten Retrokatalogisierungsprojekt in England und verfügt über ein Bibliothekstheater, das am 4. Juli seine letzte Aufführung vor den Renovierungsarbeiten haben wird.

Im „Märchen-Zentrum“ ist die Hölle los!

Eigentlich kann sich jede Bibliothek glücklich schätzen, wenn sie ihre Daseinsberechtigung mit phantastischen Nutzer- und Ausleihzahlen rechtfertigen kann. In Berlin werden diese aber immer mehr zum Problem. Das Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum, welches schnell den Spitznamen „Märchen-Zentrum“ erhielt, ist die am 12.Oktober 2009 eröffnete neue Zentralbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin. Mit dieser bekommt die UB der HU erstmals in seiner Geschichte ein eigenes Gebäude. Vorher war sie 100 Jahre Untermieterin in der Staatsbibliothek zu Berlin. Mit dem Neubau kehrt die UB außerdem zurück in die unmittelbare Nähe des Campus in Mitte.

Das momentane Hauptproblem der Bibliothek sind ihre Nutzer. Diese haben die Bibliothek mehr als nur gut angenommen: sie stürmen die UB geradezu. Hätte man mit diesem Ansturm rechnen müssen? Diese Frage kann man sowohl mit Ja als auch mit einem Nein beantworten. Ja, in dem Sinn, dass in das neue Gebäude der UB zahlreiche Zweigbibliotheken integriert wurden, darunter die Bibliotheken sehr lese-intensiver Fächer wie Geschichte oder Philosophie. Nein, wenn man bedenkt, dass man die Platzkapazitäten mit etwa 1200 Lesesaalplätzen mehr als verdoppelt hat. Dennoch scheinen diese nicht auszureichen. So musste die Bibliothek Anfang Mai 2010 bekanntgeben, dass es ab sofort nicht mehr möglich ist, Einzelarbeitsplätze zu reservieren. Diese sind bis ins nächste Jahr ausgebucht. Doch nicht nur die Einzelarbeitskabinen sind ausgebucht, auch im Lesesaal findet man dieser Tage selten ein freies Plätzchen.

Mittlerweile wurde das Platzproblem sogar durch die Presse wahrgenommen. Diese berichtet von Quotierungen, gar ominösen Parkscheiben, verschobene Abgabeterminen von Hausarbeiten und Protesten von Studenten anderer Hochschulen. Was ist los im „Märchen-Zentrum“?
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