ekz – Bibliothekarischer Beirat stellt 12 Thesen zur Bibliothek der Zukunft vor

Die erste Themensitzung, des seit März bestehenden Bibliothekarischen Beirats der ekz, stellte „Digitale Bibliothekswelten“ in den Mittelpunkt. Die externen Experten Dr. Hauke Janssen, Leiter der „Spiegel“-Dokumentation und Geschäftsführer „Spiegel.Wissen“, Thorsten Schilling, Leiter des Bereichs Multimedia in der Bundeszentrale für politische Bildung sowie Holger Behrens, Geschäftsführer der ekz-Tochter „DiViBib“ gaben Ihre Einschätzungen zur digitalen Bibliothekszukunft ab. Der Beirat formulierte in der anschließenden Diskussion die folgenden zwölf Thesen als Leitlinie für die weitere inhaltliche Arbeit in den kommenden Monaten:

  1. Bibliotheken müssen sich der Herausforderung als „digitale Komplettanbieter“ proaktiv ❗ stellen.
  2. Bibliotheken stehen auf zwei Standbeinen, einem mit Dach und Mauern und einem virtuellen.
  3. Bibliotheken müssen neugierig sein und eine Vorreiterrolle im Netz einnehmen und dort vorhandene Plattformen nutzen.
  4. Bibliotheken müssen entscheidungsfreudiger werden, da Entscheidungen und Weichenstellungen in der digitalen Welt sind schneller und kurzfristiger als je zuvor zu treffen sind. Nur so können Sie im raschen Medienwandel das Geschehen durch zeitgemäße Angebote mitbestimmen.
  5. Ihre Rolle als „öffentliches Gut“ muss mehr ins öffentliche Bewusstsein gebracht und ausgebaut werden.
  6. Die Politker müssen von der Notwendigkeit digitaler Bibliotheksangebote überzeugt werden.
  7. Digitale Angebote müssen zielgruppenspezifisch und auch interkulturell ausgerichtet werden.
  8. Bibliotheken müssen zur Schaffung einer fairen Balance zwischen Inhalte-Anbietern, Vermittlern und Nutzern beitragen.

  9. Ein großer Schatz der Bibliotheken ist ihr Wissen über Kundeninteressen, welches intensiv und gleichzeitig verantwortungsvoll genutzt werden sollte.
  10. Bibliotheken sollten sich verstärkt als Lernanbieter und Lernort anbieten (E-Learning).
  11. Bibliotheken müssen als Partner sozialer Bewegungen (Wikipedia, Social Tagging, etc) im Netz auftreten.
  12. Für Bibliothekare und Bibliothekarinnen heißt das, ihre Kompetenzen in der digitalen Welt systematisch (weiterzu)entwickeln.

Quellen:
ekz-Beirat veröffentlicht Zukunftsthesen auf ekz.de
ekz-Beirat: Zwölf Thesen zur digitalen Bibliothekszukunft via Nachrichten für öffentliche Bibliotheken in NRW

Die mittelbare Zukunft von Bibliotheken

Der Bayerische Rundfunk hat gestern in seiner Sendung IQ – Wissenschaft und Forschung über die mittelbare Zukunft der Bibliotheken berichtet.
Holger Behrens, Geschäftsführer der Firma DiViBib und Experte für virtuelle Bibliotheken beschreibt die heutige Situation und Aufgaben von Bibliotheken wie folgt:

„Jahrhunderte lang hatten die Bibliotheken ein Monopol: Sie waren die Institution, an die man sich wandte, um Antworten auf eine Frage zu recherchieren. Heute schauen Schüler erst mal bei Google nach. Das ist Alltag. Die Bibliotheken müssen in so einem Szenario Antworten geben, um ihrer Aufgabe weiter gerecht zu werden.“

Ergebnis:

  • Bibliotheken müssen uptodate bleiben mit der Form ihres Angebotes, da ihnen dort sonst Entleiher wegbleiben, z.B. Online-Angebote bei Musik und Film
  • Bibliotheken müssen damit rechnen, dass 40 % der Bücher 2020 nur noch elektronisch vorhanden sein werden. (Heisst das, die Naturwissenschaften produzieren nur noch elektronisch, da die Geisteswissenschaften vermutlich so schnell ja nicht ihre Publikationsstrukturen ändern werden?)
  • Bibliotheken benötigen Visionen:

    [Der Nutzer, A.d.V.] muß seinen Arbeitsplatz nicht mehr verlassen, um zu recherchieren, kann online das Inhaltsverzeichnis von Büchern und Zeitschriften einsehen und das Buch gleich online via Internet lesen, ohne die Bibliothek auch nur betreten zu müssen.

  • Bibliotheken und insbesondere die Forschungsbibliotheken müssen sich dem Mammutprojekt stellen, ihre Bestände komplett zu digitalisieren. 😕
  • Und Stadtbibliotheken, aufgepasst, Onleihe wird eure virtuelle Konkurrenz. – Gut, darauf muss man noch ein Weilchen warten, weil die Verlage nur so langsam anfangen, sich in die digitale Welt hineinzutrauen. So lange ist die Onleihe wohl nur eine „noch bezahlbare“ Ergänzung des Bestandes.

Digital alleine wird aber auch in diesen Fällen nicht reichen. Bibliotheken haben kein „Monopol auf Informationsversorgung“ mehr. Sie müssen sich ihre Nischen suchen und gerade die Stadtbibliotheken müssen auch aktiv Konkurrenz sein für ein Überangebot an Freizeitgestaltungsmöglichkeiten.

Es ist schön, dass so langsam auch in den Medien der Trend der Bibliotheken ankommt, dass sie (sich) mausern, dass aus der reinen „Buchausgabestelle“ ein „Kompetenzzentrum für lebenslanges Lernen“ wird, welches mit Schulen und Volkshochschullen kooperiert, welches literarische Krabbelgruppen für Mütter mit Kleinkindern anbietet und aus lesenden Senioren mit „Kursen für kreatives Schreiben“ neue Autoren macht. 🙂

Egal wie virtuell die Bibliothek von morgen also auch sein wird – der Ort selbst, die „gemauerte Bibliothek“ verliert dadurch nicht an Bedeutung. Sie hat eine zweite Chance: als Ort der Begegnung und als „kulturelles Kraftwerk“.

Quellen:
Spließ, Christian: Zukunftsvisionen für Bibliotheken via Netbib Weblog
Schramm, Martin: Digital oder geschlossen? Die Bibliotheken der Zukunft

Vista – Oder: Wie verzweifelt ist Microsoft?

In den letzten Tagen überschlagen sich ein wenig die seltsamen Nachrichten zu Microsoft und seinem Betriebssystem Windows Vista. So berichtet Golem.de, dass Microsoft in einem verdeckten Test mit 120 Personen festgestellt hat: Die Teilnehmer des „Mojaveexperiments“ bewerteten Vista besser als dies bei offenen Umfragen der Fall war.

Das schlechte Image von Windows Vista sei durch die Presse verursacht worden und spiegle gar nicht das tatsächliche Benutzererlebnis wider, ist der Tenor der Kampagne.
89 Prozent der Vista-Nutzer seien mit dem Betriebssystem zufrieden und 83 Prozent würden es ihren Freunden oder Familienmitgliedern empfehlen, so Microsoft weiter.

Heise online berichtete bereits gestern, dass es auch zu Ungereimtheiten bei der Zählung von verkauften Vista-Lizenzen gekommen ist.

So hatte der Konzern aus Redmond im Juli 2007 denn auch rund 60 Millionen und zum Abschluss des ersten Verkaufsjahres gut 100 Millionen Vista-Lizenzen bejubelt.
[…] Allerdings hatte Microsoft-Chef Steve Ballmer im Rahmen seiner Keynote auf der alljährlichen weltweiten Partnerkonferenz Anfang Juli noch von 140 Millionen verkauften Vista-Lizenzen gesprochen.

Die Zahlen variieren, da einige Großanbieter von PC auf Druck ihrer Kunden weiterhin Rechner mit XP-Lizenzen anbieten wollen, obwohl

offiziell nach Microsofts Willen seit Ende Juni 2008 Schluss mit dem Vertrieb von XP [ist].
Das Recht zum Downgrade von Vista auf XP ermöglicht PC-Herstellern wie HP jedoch die Chance, weiterhin XP-Rechner an ihre Kunden zu liefern.

Diese so verkauften Rechner werden trotzdem als Rechner mit Vista-Lizenzen gezählt. Clever!

Chancengleichheit beim Zugang zu Bildung und Information

Die UNESCO setzt sich dafür ein, dass die Chancengleichheit beim Zugang zu Bildung und Information auch bei Neuen Medien.
Die Deutsche UNESCO-Kommission sieht in den heutigen „Informations- und Kommunikationstechnologien große Potenziale für die Förderung von Wissensgesellschaften“. Im gleichen Satz ihres Artikels zur „Resolution der 68. Hauptversammlung der Deutschen UNESCO-Kommission“ stell sie aber auch fest, dass der Digital Divide, d.h. die Ungleichheit in Bezug auf einen freien und fairen Zugang zu Wissen, noch nicht überwunden ist.

Wissensgesellschaften im Sinne der UNESCO setzen voraus, dass Chancengleichheit für alle für den Zugang zu Bildung und Information ebenso gewährleistet ist wie Meinungsfreiheit und kulturelle Vielfalt.

Aus diesem Grund appeliert die Kommission unter anderem auch an Bund und Länder und die zuständigen Institutionen „auf die Verwirklichung dieser Chancengleichheit hinzuwirken“ und insbesondere (für Bibliotheken und Wissenschaft interessant)

  • an die Bundesregierung und die Länder, die rechtlichen und organisatorischen Bedingungen dafür zu schaffen, dass das in Bildung und Wissenschaft geschaffene Wissen unter Berücksichtigung urheberrechtlicher Belange in den öffentlichen Raum einfließen kann und die in Bildung und Wissenschaft Tätigen die für ihre Arbeit notwendigen Informationen frei und fair nutzen können;
  • an die Bundesregierung und die Länder, die entsprechende Empfehlung der Enquetekommission ‚Kultur in Deutschland‘ umzusetzen und Bibliotheken als wesentliche Garanten für freien Informationszugang und gleiche Bildungschancen für alle anzuerkennen, sie finanziell dauerhaft und in ausreichender Höhe auszustatten und sie gleichzeitig stärker in entstehende und zukünftige Bildungskonzepte einzubinden und all dies über Bibliotheksgesetze abzusichern.

Quellen:
Deutsche UNESCO unterstützt Forderung nach Bibliotheksgesetzen via Nachrichten für öffentliche Bibliotheken in NRW

Chancengleichheit beim Zugang zu Bildung und Information durch neue Medien, Deutschen UNESCO-Kommission e.V.

Aus dem Blog Chaoslinie.de wird Bibliothekarisch.de

Das ist ein Beitrag in eigener Sache.

Nach vielen Anfragen gerade zur Kommentarfunktion meines Blogs Chaoslinie.de habe ich eine neue Lösung gefunden. Da ein Hosting unter der Domain Chaoslinie.de nicht in kurzer Zeit realisierbar war und in absehbarer Zeit sein wird, wird aus dem Blog Chaoslinie.de das Blog Bibliothekarisch.de. Richtig los geht es hier ab dem 01.08.08.

Die alten Beiträge werden weiterhin im alten Blog zu lesen sein, werden aber auch nach und nach – neu getaggt und weiteren Kategorien zugeordnet – in diesem Blog veröffentlicht. Frei nach dem alten Motto „Chaos auf ganzer Linie – oder in (un)geordneten Bahnen“ geht es hier weiter.

😀

Spiegel vergisst Dauerzustand des Netzes 2.0

In seiner neusten Ausgabe titelt der Spiegel „Die Beta-Blogger“.
Für die Untersuchung hat man sich die fünf bekanntesten Starblogger herausgesucht und wundert sich bereits beim BILDblog darüber, dass es polemisch bis rechthaberisch ist. Ist da nicht der Name das Programm?

Der nächste Punkt, der vergessen wird: Die Politikkultur in Deutschland ist eine andere als in den USA. Da mag man manchmal froh drüber sein. Was in den USA funktioniert, funktioniert noch lange nicht in Deutschland.

Außerdem, Blogs nur in eine politische Ecke stellen zu wollen, kommt der Einstellung vieler Blogger auch in den USA nicht nahe. Es gibt eine Reihe Blogs, die sich eben mit anderen Themen beschäftigen oder wie sollte man sonst die Reihe der Biblioblogs einordnen? Laienblogs? Na gut, nicht weiter in der Richtung.

Und was die „Beta-Blogger“ angeht, so erinnert mich das ein wenig an den Dauerzustand des Web 2.0, das sich in einem ewigen Beta-Zustand befindet (- wenn auch nicht überall ein Beta angehängt wird). Beta heißt im Netz doch ständige Weiterentwicklung und nicht Stillstand. Für die Blogger bedeutet das doch, dass noch viel Entwicklungspotential in ihnen steckt und man noch viel von ihnen erwarten darf, in welcher Richtung aus Auslegung auch immer. 😉

Quelle
Markus Brauck, Frank Hornig und Isabell Hülsen : „Die Beta-Blogger“ via Spiegel Online – Netzwelt

[Kurz] DRM und LoC – eine Frage der Langzeitarchivierung

The Section 108 Study Group Report :engl: : An Independent Report sponsored by the United States Copyright Office and the National Digital Information Infrastructure and Preservation Program of the Library of Congress Executive Summery:engl:

Study Group Issues Report Recommending Changes in Copyright Law to Reflect Digital Technologies:engl: News der LoC, vom 31.03.2008

Anderson, Nate: Library of Congress: DRM a serious obstacle to archiving:engl: in ars technica

Plieninger, Jügen: DRM verhindert sinnvolle Archivierung via netbib

Blake Library of Congress: DRM a serious obstacle to archiving:engl: via LISnews

Der schwere Weg zum endgültigen Abschied von DRM

Viel beschworen, aber scheinbar immer noch nicht da: das Ende von Digital Rights Management (DRM) für Musikdateien. Stichproben, wie die der Musikwebsite Tonspion.de ergeben: DRM ist noch nicht tot.
Tonspion.de versuchte für den Test, die aktuellen deutschen Top-Ten-Alben außerhalb von Tauschbörsen und ohne DRM aus dem Netz zu downloaden. Weiterlesen

Alte deutsche Bibliotheksbestände in Georgien entdeckt

Einem Fernsehteam des mitteldeutschen Rundfunks (MDR) gelang bei Recherchen in der georgischen Hauptstadt Tiflis eine sensationelle Entdeckung: ein Geheimarchiv mit Beutekunst aus Deutschland:

In einem bunkerähnlichen Gebäude in Tiflis (Georgien) befänden sich mehrere tausend, teils uralte Bücher aus Deutschland von unschätzbarem Wert, teilte der MDR gestern mit. Darunter seien auch Bände aus der Leopoldina in Halle (Sachsen-Anhalt).

Die Bücher aus dem Zeitraum 1477 bis 1940 seien nach Angaben des MDR in einem sehr schlechten Zustand (Feuchtigkeit, Schimmel).
Zu dem Fernsehteam gehörte auch ein Mitarbeiter des Berliner Kurier, der gestern ebenfalls über den Fund berichtete.

via mdr und ORF

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