Das wahre Müllproblem in der Informationsgesellschaft

Der Sicherheitsexperte Bruce Schneier:engl: warnt auf der RSA-Konferenz 2008 in London:engl: davor, dass es viele private Informationen gibt, die digital vorliegen und eine Nachvollziehbarkeit unseres Lebens ermöglichen. Privateste Dinge werden in elektronischer Form bearbeitet, seien es SMS, Handygespräche, Navigation mit modernen Navigationsgeräten, elektronische Patientenakten, Banktransaktionen oder die Teilenahme in Social Networks, etc. Kameras sind überall und sie alle produzieren DATEN.

“Daten sind ein natürliches Nebenprodukt der Informationsgesellschaft.” Und er warnt: “In einer Informationsgesellschaft besitzen und kontrollieren wir die meisten dieser Daten aber nicht mehr.”

Ein weiteres Problem ist Schneiers Meinung nach die Miniaturisierung und die Verknüpfung mit persönlichen Daten. Heute noch wahrnehmbare Überwachung verschwindet somit mehr und mehr in den Hintergrund, andererseits lassen sich Bilder auch immer besser zuordnen. Bessere Speicherkapazitäten und bessere Rechenleistungen ermöglichen es, immer mehr Daten zu erfassen und zu bearbeiten. Es entstehen ungeheure Mengen verknüpfbarer Daten.

“Data is the pollution problem of the information age; it’s time to start thinking about how to deal with it.”1

Christiane Rütten schlussfolgert:

Folglich sollten wir unsere Datenspuren auch wie ein Müllproblem behandeln. Wenn niemand aufräumt, bleibe der Müll halt liegen.

Für Archäologen der digitalen Zeit ist das sicherlich eine willkommene Fundgrube, aber jeder, der Schlimmes will, kann sich aus den hinterlassenen Datenartefakten seine Wahrheit zaubern…

Quelle:
Rütten, Christiane Bruce Schneier: “Daten sind das Müllproblem der Informationsgesellschaft” via heise online

  1. Schneier, Bruce: Abstract:engl: []

E-Books – Startet jetzt auch der deutsche Markt endlich?

E-Books scheinen in Deutschland seit der Frankfurter Buchmesse das Thema zu sein. Das Blog “Nachrichten für Öffentliche Bibliotheken in NRW” berichtet:

Der Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels (MVB) hat auf der Frankfurter Buchmesse die Erweiterung der Online-Volltextsuche libreka! um einen E-Book-Shop angekündigt.

Bereits im ersten Halbjahr 2009 sollen nun über die Plattform libreka! E-Books im offenen E-Book-Format EPUB der:engl: vertrieben werden.
EPUB als Format ist eine kluge Wahl, denn:

“”EPUB” allows publishers to produce and send a single digital publication file through distribution and offers consumers interoperability between software/hardware for unencrypted reflowable digital books and other publications.”1

E-Book-Leser von Sony-Geräten könnten damit diese Bücher herunterladen und lesen.

“Mit der Ankündigung, den Sony Reader PRS 505 ab Frühjahr 2009 zusammen mit mehreren Tausend E-Book-Titeln im deutschen Buchhandel anzubieten, haben Libri, Thalia und Sony das Rennen um das E-Book-Geschäft in Deutschland eröffnet. 2

Mit dem E-Book-Jahr 2009 scheint der erste ernsthafte Kampf um den zahlenden E-Book-Kunden auszubrechen. Zum ersten Mal kann man glauben, dass sich das E-Book mit den immer besser werdenden Lesegeräten zumindest in den technikaffinen Bereichen der Gesellschaft durchzusetzen vermag.

  1. International Digital Publishing Forum (IDPF):engl: []
  2. Das E-Book-Rennen im Buchhandel ist eröffnet via Börsenblatt.net []

Urheberrecht in der Wissenschaft – ein neues Blog

Wissenschaftliches Arbeiten geht von wissenschaftlichen Publikationen aus und mündet in neue Veröffentlichungen. Diese für die Wissenschaft so wichtige Zirkulation und Verfügbarkeit von publiziertem Wissen wird entscheidend vom Urheberrecht geprägt.

Damit beginnt das neue Blog Wissenschaftsurheberrecht von Eric Steinhauer. In seinem neuen Blog beschäftigt sich Herr Steinhauer mit “Fragen des Wissenschaftsurheberrechts in theoretischer und praktischer Perspektive”.

Ich freu mich schon auf neue, interessante Beiträge zu diesem Thema und wünsche Herrn Steinhauer ähnlichen Erfolg wie mit seinem Blog Bibliotheksrecht.

Die etwas andere Fahrbibliothek

Der kolumbianische Grundschullehrer Luis Soriano betreibt die wohl ungewöhnlichste Fahrbibliothek weltweit.  Mit einem blauen Schild, auf dem das Wort “Biblioburro” (“Bücheresel”) zu lesen ist, und zwei Eseln begibt er sich jedes Wochenende in das kolumbianische Hinterland, um den Menschen etwas zum Lesen zubringen. Diese außergewöhnliche “Fahrbibliothek” betreibt er seit 10 Jahren mit privaten Mittel. Aus seinen bescheiden Anfängen mit 70 Büchern ist mittlerweile eine feste Institution mit 4800 Büchern geworden. Und das Konzept kommt an, denn mittlerweile wird er in den Dörfern erwartet und das vor allem von den Kindern, denen er auch vorliest.

Ein Artikel von Eva Sudholt zu dieser außergewöhnlichen One-Person-Library findet sich heute in der Welt: Wo die Literatur auf Eseln geliefert wird

Ursprüngl. Artikel:
Romero, Simon: Colombian ‘Biblioburro’ has 4,800 books and 10 legs:engl: via The International Herald Tribune

Studentenprojekt zum Wissenschaftlichen Schreiben

Eine Hausarbeit zu schreiben ist eine kleine Staatsaktion, eine Abschlussarbeit zu verfassen hingegen ein Staatsakt. Zumindest ist das in meiner Erinnerung so, die noch recht frisch ist. Probleme lassen sich da nicht auf sich warten. Formalia, optionale Gestaltungsmöglichkeiten, Inhalt – alles muss in eine ansprechende Form gebracht werden und gerade die formalen Dinge sollten keine Zeit kosten.
Ich bin eine geübte Schreiberin und hab mich auch nicht mit Microsoft Word gestritten, aber damit bin ich wohl aus Erfahrung heraus eine Ausnahme und lerne immer wieder etwas hinzu. Mit jeder neuen Version wird Word komplizierter und umfangreicher. Formatvorlagen, die Unis zur Verfügung stellen, sind auch nicht immer sehr hilfreich, sondern gerade für den wenig geübteren Schreiber eine Herausforderung, die Zeit kostet, entmutigt und zu altgewohnter Bastelei verleiten. Zu diesem Zeitpunkt ist man dann noch lange nicht beim Literaturverzeichnis angekommen, dass ja nur so gespickt ist mit Schwierigkeiten. Meine Schwester hat mir da so manches Stündchen Arbeit beschäftigt.
Um so besser ist, wenn Studenten Studenten helfen. Mit dem Projekt Wissenschaftliches-arbeiten geben sie eine “Anleitung zum Schreiben einer Hausarbeit”.

Punkte der Seite sind:

  • Aufbau der Hausarbeit
  • Zitierfähigkeit
  • Zitierregeln
  • Organisation
  • Layout

.

Die kölner Studenten bieten zudem Vorlagen für die Hausarbeit an, um den formalen Anforderungen gerecht zu werden.

Sehr gut gefallen hat mir, dass die Studenten scheinbar aus ihrem eigenen Erfahrungsschatz berichten, z.B. wenn es um das Zitieren von Internetquellen gibt und der leidigen Frage, wo man bei langen URLs den Zeilenumbruch macht.

c) Umbruch in der URL

Gerade bei langen Internet-Adressen (URLs) kann es vorkommen, dass die Adresse nur mit einem Umbruch (also in mehr als einer Zeile) dargestellt werden kann.
Anstelle des Einfügen eines Bindesstrichs – wie bei der Silbentrennung am Zeilenende – empfehlen wir, den Umbruch unmittelbar nach einem Slash („/“) einzufügen und die URL ohne weiteren Hinweis in der nächsten Zeile weiterzuführen.

Für die, die sich selbst prüfen wollen, gibt es auch ein Quizz auf den Seiten:

Du kannst ein Inhaltsverzeichnis fehlerfrei erstellen? Teste dich in unserem Quiz zum Bibliographieren!

Vermisst habe ich allerdings ein paar Worte zum “Geistigen Eigentum” (Urheberrecht) und Plagiatismus. Wo sind hier die Grenzen? Bis zu welchem Grad bewege ich mich noch im gesetzlichen Rahmen? Dies ist besonders notwendig, wenn man solche Werbung einblendet:Widerspruch "Ghostwriter" und "Wissenschaftliches Arbeiten"

Hinweis durch:
Stabenau, Edlef: Anleitung zum Schreiben einer Hausarbeit via netbib weblog bereits am 14.10.2008

Angst vor Bibliotheken

Beim Überfliegen der Neulinge im Bereich Sachbuch diesen Herbst bin ich an einem Werk hängengeblieben, das schon durch seinen Titel Lesefreude verspricht: Kathrin Passig, Sascha Lobo: „Dinge geregelt kriegen – ohne einen Funken Selbstdisziplin“. Darin erläutern die Autoren das Prinzip der Prokrastination, also der Verschiebementalität.
Interessant wurde es dann aber für mich, als ich ein “Blog-Interview” mit den beiden Autoren las, bei dem es unter anderem um die Rolle der Bibliotheken geht. Der Journalist Oliver Jungen bringt die Generation Google ins Spiel:

Hurra, wir veröden. Alle Studien sind eindeutig. Das amerikanische „National Endowment for the Arts“ hat schon 2004 eine große Alarmstudie vorgelegt und im letzten November den Zustandsbericht „To Read or Not To Read“ draufgepackt: Nur noch knapp über die Hälfte aller Amerikaner lesen Bücher aus Spaß, je jünger, desto weniger. Im Januar legte das University College London nach: Die „Google-Generation“ habe regelrecht Angst vor Bibliotheken und ernste Probleme bei der Informationsevaluation.

Daraufhin antwortet Kathrin Passig:

Ja, wir haben Angst vor Bibliotheken. Natürlich kann man in und mit Bibliotheken leben, man gewöhnt sich schließlich an alles. Und seit einigen Jahren haben die Bibliotheken ja auch ihr Instrumentarium an Regelungen, Sonderregelungen, Öffnungszeiten, Ordnungssystemen, Zettelkästen, missmutigem Personal, unauffindbaren Bänden („evtl. Kriegsverlust“), Fernleihverfahren, wochenlangen Wartezeiten, Kopierverboten und in Haus 3 untergebrachten Magazinen zurechtgestutzt. Aber dass die Benutzung von Bibliotheken heute etwas bequemer als früher ist, ändert wenig an der Umständlichkeit dieser Form der Informationsbeschaffung. Ein von freundlichen Fachleuten bereitgestellter, gut gewarteter Faustkeil bleibt ein Faustkeil. Zum Glück ist die Angst vor Bibliotheken heute eine völlig folgenlose Angst, vergleichbar etwa mit der Angst vor Speed-Dating-Partys oder Höhlentauch-Expeditionen. (Hervorhebung durch mich)

So. Bibliotheken liefern also Faustkeile, sind laut Passig in der Steinzeit stehen geblieben. Und der letzte Satz setzt noch eins drauf, denn dort wird Bibliotheken nahezu jegliche Bedeutung in der heutigen Gesellschaft abgesprochen.
Auch wenn wir es besser wissen, bleibt ein bitterer Nachgeschmack bei einer solchen Einschätzung, immerhin stammt sie nicht von Dieter Bohlen oder Atze Schröder, sondern von einer Bachmannpreisträgerin.

Quelle: Interview mit Kathrin Passig und Sascha Lobo: Triumph des Unwillens. FAZ.NET

CfP für LIBREAS Ausgabe Nr. 14

Diesesmal geht es um Open Access in den Geisteswissenschaften. In üblicher Manier wird um kontroverse Beiträge gebeten. Redaktionsschluss ist Anfang Januar 2009.

Kaden, Ben: Call for Papers LIBREAS Ausgabe No 14 via LIBREAS Alert Blog


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