Wie wird das E-Book vom Trendsetter zum Mainstream?

Was muss passieren, damit das E-Book massentauglich wird?
Morgen soll Amazon.com die neue Version des Kindle vorstellen, welche besser und billiger sein soll als die erste Version. Außerdem sollen Kindle-E-Books auch auf dem Handy zu lesen sein.
Hinzu kommt Googles Ankündigung, dass 1,5 Millionen Bücher der Public Domain kostenlos auch bald fürs Handy zugänglich sein sollen.

Dies kann dazu führen, dass das Handy bald zum bevorzugtesten E-Book-Reader wird. Das i-Phone ist hier schon ein starker Konkurrent zu bestehenden Lesegeräten.

When asked by The New York Times a year ago about the quality of the Amazon Kindle, Apple CEO Steve Jobs said, famously, that „it doesn’t matter how good or bad the product is, the fact is that people don’t read anymore.“ (It was an ironic statement, because one heard it by reading — all the more so for me (Mike Elgan, Anmerkung d. Verf.), as I first read it on a Kindle.)

Nun, im Vergleich gewinnt wohl erstmal Amazons Kindle, welcher im ersten Jahr ca. 500.000 Mal verkauft wurde, während es Apples iPods nur auf 378.000 Mal schafft.

Apple mag momentan noch nicht den Wert von E-Boosk verstehen, aber die Nutzer des iPhones werden schon dafür sorgen, denn sie nutzen das iPhone auf Grund seines sehr guten und großen Displays auch zum Lesen langer Texte.

Damit sich das E-Book durchsetzt, bedarf es nicht nur guter Lesegeräte. Beantwortet werden muss auch die Frage: „Warum sollte ich ein E-Book lesen?“

Nur weil bessere und mehr Geräte vorhanden sind, heißt das nicht, dass sich das E-Book durchssetzt. Wir sind gewohnt Texte auf Papier anzustreichen und zu kommentieren, in ungewöhnlichen Positionen und Situationen zu lesen und viele lieben auch das haptische Gefühl, ein Buch in den Händen zu halten und es umzublättern. Auch das Buch als „Dekorationsgegenstand“ sollte in seiner Bedeutung nicht vergessen werden.

Dennoch will Mike Elgan sechs Gründe1 ausgemacht haben, warum das E-Book sich auf eine Art und Weise durchsetzen wird, die jeden überraschen wird.

1. Die Wirtschaftlichkeit

Menschen schauen, wie sie sparen können – Geld, Platz… Preiswertere Geräte und E-Books sorgen dafür, dass sich die Anschaffung nach 20 bis 30 Büchern oder beim Abonnement von 1-2 Zeitschriften zu rentieren beginnt. Diese Möglichkeit zu sparen wird durch die Rezession noch attraktiver.
Sparfüchse werden hier allerdings skeptisch, da unklar ist, was mit den gebrauchten Büchern passiert. Da die Bücher lizensiert werden, ist eine Weiterverkauf, ein Tausch, eine Leihe i.d.R. nicht möglich, es sei denn man gibt das entsprechende Gerät weiter.

2. Die Umwelt

Umweltschutz steht immer mehr im Mittelpunkt. Das spricht dafür, die täglich aktuelle Zeitschrift oder wöchtlich bzw. monatlich erscheinende Magazine auf dem E-Book-Reader zu lesen und sich damit Unmengen an Papier und somit gefällten Bäumen zu sparen. Das wird die Akzeptanz an E-Books erhöhen.
Allerdings kann dieser so verstandene Umweltschutz auch nach Hinten losgehen. Denn wenn die Jagd auf das immer aktuellste Modell angeheizt wird, ist der Preis für gespartes Papier jede Menge giftiger Elektroschrott.

3. Pulikationsrevolution

Die Verlage sind eine der konservativsten Industrien der Wirtschaft. Sie sind eigentlich zu rückständig und überflüssig, das informationen sich fast in Realtime verbreiten lässt, der Buchdruck aber ein Überbleibsel aus dem Mittelalter ist.

Der Prozess der Veröffentlichung ist zu langwierig und es kann mehrere Monate dauern, bis ein Buch gedruckt und verlegt wird. Das umgehen die Leute, indem sie ihre Werke im Selbstverlag veröffentlichen. Dieser Selbstverlag ist für die Printverleger derzeit der einzige Geschäftsbereich der noch funktioniert. Zunehmend werden immer mehr Autoren diese Verlagssparte nicht weiter unterstützen und ihre Werke selbst elektronisch veröffentlichen. Dafür werden sie freie Lektoren engagieren und das Marketing dafür selbst übernehmen. Die Veröffentlichung eines Manuskripts wird nur ein paar Minuten statt Monate kosten.
Verleger der alten Schule werden die schlechte (inhaltliche) Qualität selbstverlegter E-Bücher bemängeln. Die Entwicklungen werden an ihnen vorbeigehen wie es beispielsweise bei den Medien und den Blogs passiert ist.

First, the media didn’t understand blogs. Then they invalidated them. Then they accepted them. And now blogs are where the credibility is. Every columnist and reporter has a blog, and now major TV news programs are built around the opinions of bloggers.

Eine ähnliche Wendung erwartet Mike Elgan in Bezug auf die Glaubwürdigkeit von Eigenpublikationen und elektronischen Büchern.

4. Zunehmend agressive E-Book-Werbung

Wie beim Übergang vom Stummfilm zu den „sprechenden Bildern“ wird der Übergang zum elektronischen Publizieren sich fatal auf Nachzügler auswirken. Diese agressive Engwicklung bei den E-Books wird zunehmend die Verlagsindustrie beeinflussen. Angetrieben werden wird diese Revolution durch ein entsprechendes E-Book-Marketing.
Die neue Generation E-Book-Verleger wird sich dabei den Social Media, kontextsensitiver Werbung und anderen Innovationen bedienen. So wird jeder, der sich online aufhält, wird mit speziellen E-Book-Titeln bombardiert, die zunehmend in andere Inhalte integriert werden. Zur Zeit sind E-Books fast unsichtbar, aber bald wird man nicht mehr um sie drumherum kommen.
Zu befürchten ist meiner Meinung nach, dass hier die Grenzen zwischen Inhalt und Werbung weiter verschwimmen und man diese kaum noch wird trennen können.

5. Zunahme von Büchern, die nur für das elektronische Lesen geschrieben wurden

Durch den Wechsel von Gedruckt zu Digital wird sich auch die Natur des Buches ändern. Viele Bücher werden kürzer, aber dafür aktueller und kulturell relevanter sein. Sie werden bunter und verbindlicher geschrieben sein und ein jüngeres Lesepublikum ansprechen.

The idea that „people don’t read anymore,“ especially young people, will be revealed as false. Young people today read more, and write a lot more, than any generation in history.

Zur Zeit sind sie nicht neugierig auf Bücher, Magazine und Zeitungen, weil sie mit sozialen Netzwerken und Social Media aufwachen, aber wenn Bücher digital werden, relevanter und gesellschaftlicher, werden sie anfangen sie zu lesen und selbst wie verrückt Bücher zu schreiben.

So gesehen setzten sich E-Books mit der jungen Generation durch und werden zu einem Massenphänomen, an dem jeder teilhaben kann. Die rechtlichen Rahmenbedingungen müssen mehr denn je an diese zu erwartende Entwicklung angepasst werden, ansonsten wird das Urheberrecht einfach überrollt werden.

6. Der Verfall der Zeitungsindustrie

Die Zeitungshersteller sind eine sterbende Spezies.

The old method of physically delivering blog entries on dead tree pulp is obsolete.

Wie problematisch die Lage für die Zeitungsverleger ist, zeigen die Berechnungen des Silicon Valley Insider:engl: . Würde die New York Times jedem ihrer Abonnementen einen Kindle kaufen und sie würden die Hälfte der Kosten haben, als wenn sie ihnen ein Jahr eine Papierausgabe der Zeitung senden.
Eine erfolgreiche Werbemaßnahme für die Zeitschriftenverlage wäre wohl die Subventionierung von E-Book-Lesegeräten. In Kombination mit einem Abonnement wäre dies vielleicht auch die Rettung oder eine Überlebensstrategie für die Verlage.

Elgan vertritt die Meinung, dass nach all den Fehlstarts uns endlich die E-Book-Revolution bevorsteht und es die E-Books vom Trendgerät zum Gebrauchsgerät der Masse schaffen.

Quelle:
Elgan, Mike: Elgan: Here comes the e-book revolution:engl: in Computerworld

  1. Vergleiche dazu auch die 2009 – Jahr des E-Books – Ein paar Gründe []

Googles Studie mit der Eye Tracking-Methode

Wie sind die Sehgewohnheiten auf Websites? Wo schaut man zuerst hin und wovon wird man abgelenkt? Kurz gesagt: Wie kriegt man die gewünschte Information am besten an Frau oder Mann? Und verändern Sucherfahrungen die Art und Weise, wie man schaut?

Untersucht wurde das Suchverhalten von Probanden bei der Verwendung von Googles neuen Suchinteface „Universal Search“:engl: .

We (Google, Anmerkung d. V.) ran a series of eye-tracking studies where we compared how users scan the search results pages with and without thumbnail images.

In der Studie wurde mit Hilfe der Eye-Tracking-Methode das Suchverhalten untersucht. Es wurden mit Hilfe der Blickachsenmessung sogenannte heatmaps erstellt. Anhand der Heatmaps lässt sich die Verteilung der Aufmerksamkeit bezüglich des Klickverhaltens bzw. der Klickstärke an bestimmten Stellen der Trefferseite farblich genau darstellen.

Our studies showed that the thumbnails did not strongly affect the order of scanning the results and seemed to make it easier for the participants to find the result they wanted.

Nicht neu ist die Feststellung, dass Suchende ihre Suchergebnisse zu einem bestimmten Suchbegriff in weniger als einer Sekunde visuell abscannt. Innerhalb dieser kurzen Zeit trifft er unterbewusst Entscheiidungen über die Relevanz des Ergebnisses. Ziel von Google ist es, mit Hilfe dieser Methode diese kurze Zeitspanne der Entscheidung besser zu verstehen, d.h. die genauer zu analysieren und auszuwerten. Die so gewonnenen Rückschlüsse sollen helfen, das Ranking der Suchmaschinen zu verbessern und auch das Interface für die Google-Trefferlisten zu optimieren.

Das folgende Video zeigt den Blickweg eines Suchenden.

Je länger der Nutzer auf eine bestimmte Stelle schaut, umso größer wird der rote Punk. Sehr schön ist dabei zu sehen, dass der Nutzer erst auf das erste Ergebnis reagiert. Dabei wird nicht die Überschrift oder die Beschreibung als erstes betrachtet, sondern die Ziel URL der Webseite (grün). Danach wandert formlich das Auge zu den aufgelisteten Sitelinks und später zum zweiten und dritten Ergebnis. Ohne die zweite und dritte Position genauer zu betrachten, wird scheinbar der Nutzer von den unteren vier Bildern abgelenkt (nicht direkt) und fixiert eher bestimmte Schlagwörter im Titel.

Qellen:
Aula, Anne u. Rodden, Kerry: Eye-tracking studies: more than meets the eye:engl: im Official Google Blog
Neumann, Paul: Neue Google Eye Tracking Studie via blogtopf.de
Neumann, Paul: Google Suchverhalten – Eye-Tracking via blogtopf.de


[Korrektur zur Verbesserung des Datenschutzes. Umstellung Youtube-Video auf „privacy-enhanced mode“: 03.06.2018]