Gefahr fürs E-Book: DRM und Formatestreit

Über DRM bei Musik haben sich die Konsumenten beschwert, besonders, wenn sie die CD dann nur auf einem bestimmten Gerät abgespielt werden konnte.
Aber genau damit konfrontiert Amazon.com zur Zeit seine E-Book-Konsumenten. Sie können dank DRM ihr Buch nur auf einem einzigen Gerät, dem Kindle nutzen. Der Einsatz dieses Bereichs des Digital Rights Enforcment1 soll einen Mißbrauch der DRM-Technik verhindern.

Hier zeigt sich vielleicht der größte Nachteil digitaler Bücher. Ein Buch kann ich lesen, ohne dass ich dafür eine spezielle Brille benötige. Warum wird dem Leser dann auf der anderen Seite vorgeschrieben, mit welcher Software er ein Buch zu lesen hat.
In der Musikindustrie verabschiedet sich man von Digital Rights Enforcement, da es zu teuer ist und geradezu zu einer Umgehung auffordert.
Andererseits setzt man noch immer auf DRM als Schutz vor Raubkopien bei Software2, DVDs und E-Books.

Im Bereich des E-Books ist der Markt noch nicht gefestigt. Im letzten Jahr wurden 52,4 Millionen Dollar erwirtschaftet:engl: und nur wenige der führenden Verleger sind im Markt aktiv.

Sales of dedicated e-book readers such as Amazon.com Inc.’s Kindle or Sony Corp.’s Sony Reader were slightly better. Last year, just 538,000 e-book readers worth $154 million were shipped, according to the Consumer Electronics Association.

Die Kritiker der erfolgreichsten Mitspieler (Amazon.com und Adobe Systems Inc.) auf dem E-Book-Markt sehen im Einsatz und der starken Unterstützung von DRM eine Gefahr für das Langzeitwachstum der Branche. Sie kritisieren auch die geringe Unterstützung für den “open e-book publishing standard” .epub, nur um ihre eigenen proprietären Formate aufzubauen. So bevorzugt Amazons Kindle das restriktive AZW E-Book-format, d.h. die Nutzer des Kindles können ihre gekauften E-Books weder auf ihrem PC noch auf ihrem Smartphone lesen, auch wenn Amazon verprach, das zukünftig möglich zu machen.

Auch Adobe empfiehlt Verlegern weiterhin eher drm-geschützte PDF- als die die drm-freien EPUB-Formate für ihre Bücher zu nutzen.

“I’m wary of Adobe,” said Mark Coker, CEO of independent e-book publisher Smashwords Inc.:engl: “Do they really support .epub, or do they want to get people to do .epub within the PDF environment or simply move all of their e-books onto PDF?”

“Nothing beats PDF if you want to print out an e-book on your home computer,” said Coker. “But for most electronic books, PDF is overkill. It’s like driving a tractor to work when a regular car or bicycle would do just fine.”

Begeisterung klingt in einem Interview von Tom Preh, Senior Product Manager von Adobe, im letzten Herbst nur wenig. Dort äußerte sich der Manager zur späten Aufnahme von .epub in den neuen Adobe Content Server 4. Es wäre ein Irrtum gewesen, das PDF alles gewesen wäre, was sie benötigten. DRM würde zudem angeboten, weil diese Option von den Verlegern erwartet wird. Prehn betonte dabei, dass Adobes DRM für .epub es den Lesern erlaubt, das E-Book auf bis zu 6 PCs und sechs mobilen Geräten zu installieren. Das würde es erlauben, den Inhalt auch zu tauschen, ohne dass sich da Restriktionen:engl: bemerkbar machten.

Diese Art einen Mittelweges hilft Adobe Geschäftspartner zu gewinnen.

Although Neelan Choksi, chief operating officer at Lexcycle, has made many public statements against DRM:engl: , the company agreed to support Adobe’s DRM technology to gain access to the e-books that use it.

Coker befürchtet, dass die Amazons Ablehnung von .epub und die starke Unterstützung von DRM die Entwicklung auf dem E-Book-Mark hemmt. Würden die Handyhersteller zusammenarbeiten, könnten sie innerhalb weniger Monate den Kindle vom Markt verdrängen.

Als eine Lösung des Problem mit DRM wird “Social DRM” angesehen. In diesem Rahmen sollen die E-Books ähnlich wie in der Musik digitale Wasserzeichen erhalten, die kein Digital Rights Enforcement beinhalten. Die Wasserzeichen schrecken viele bereits davon ab, diese Dateien illegal weiterzugeben.

Coker favors a total shareware approach, arguing that a pure honor system can work. “Consumers, on the whole, do want to support artists and writers,” he said. “The brave publishers who get rid of DRM will see greater returns from it. So I do think it’s inevitable that it will go away.”

Quelle:
Lai, Eric: DRM a drag on e-book growth, say critics:engl: in Computerworld Security

  1. Unter Digital Rights Enforcement versteht man das Erzwingen der Einhaltung von Rechten, die mit digitalen Inhalten verknüpft sind. Digital Rights Management ist die digitale Verwaltung von Rechten, beinhaltet aber meines Erachtens nicht das technische von Rechten. Siehe dazu auch meine Magisterarbeit:pdf: , S. 26. []
  2. Gerade im Bereich Games wird das zur Zeit kritisch hinterfragt. []

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8 Kommentare

  • free

    > Das würde es erlauben, den Inhalt auch zu tauschen, ohne dass sich da Restriktionen :engl: bemerkbar machten.

    Und immer im Hinterkopf behalten: du darfst es nur 6x irgendwohin kopieren.
    Würde ich ein buch kaufen, das ich nur an 6 verschiedenen Stellen ablegen und Personen geben darf bevor es zerfällt? Mein Reader, Backup, Freundin – und schon sind 3 weg …

    • Dörte Böhner

      Das ist halt erstmal mehr als andere anbieten. Ein wirklich gutes Angebot ist was anderes. Man kann aber mit gewisser Schaumschlägerei mehr an Zuspruch und Aufmerksamkeit erreichen. Wer würde hinter dem Positiven “Erlaubnis” das knallharte Digital Rights Enforcement vermuten, das diese Einschränkungen durchsetzt?

  • Pingback: links for 2009-07-23 : Bibliothekarisch.de

  • Ich habe derzeit drei Computer mit unterschiedlichen Betriebssystemen parallel im eigenen Einsatz und ich tausche wenigsten alle zwei Jahre Festplatten aus bzw. passe die Gerätekonfiguration dem neuesten Stand der Technik an. (Vom Verschleiß durch schlampige Handhabung von iPods und anderem Kleinvieh nicht zu reden.)

    DRM ist für mich als Anwender schlicht ein Killerkriterium bei einer Kaufentscheidung.

    Schon die ursprünglich DRM-geschützten Tracks, die ich über den iTunes-Shop erworben habe, mußte ich nach kurzer Zeit erneut systemintern aufnehmen, um die DRM-Sperre so legal zu “umgehen” (Privatkopie von legal erworbenem Werkstück), damit ich auf anderen – älteren – Geräten die Musik hören konnte. Mit den Katastrophen mit DRM geschützten DVDs und CDs kann man auch Bände und Blogs füllen.

    “Sozial DRM” meinetwegen, ich habe auch in allen meinen Büchern ein ex libiris mit Datumsangaben, was aber wenig hilft, wenn ich vergesse, wem ich welche Exemplare ausgeliehen habe.

    Kurzum: Bis DRM bei E-Books nicht vom Tisch ist und ich sicher bin, daß keine Überraschungen im Kleingedruckten meiner harren, interessierten mit E-Books nicht die Bohne. Ich digitalisiere wenn, denn selbst.

    • Dörte Böhner

      Sehr geehrter Herr Losehand,

      der Lerneifer in Bezug auf DRM oder besser gesagt, dem eingesetzten Digital Rights Enforcment (DRE)-Komponenten, hält sich aus Angst vor Piraterie (das Ausmaß wäre erst noch zu beweisen) gerade bei E-Books scheinbar noch in bedrückenden Grenzen. Vermutlich muss man hier das Problem DRM erst am eigenen Leib bzw. bei den eigenen Ausgaben und Einnahmen erleben, um über geeignetere Geschäftsmodelle und “psychologisch” wirksame Schutzmaßnahmen nachzudenken.

      Leidtragende sind in allererster Linie jene Leser und E-Book-Nutzer, die nicht sonderlich technikaffin sind und eben ihre Bücher nicht kurzerhand selbst in brauchbarer Qualität digitalisieren können.

      Killerkriterium DRM halte ich für schwierig, wenn ich auf dringend benötigte Informationen, auf die ich mit DRM zwar zugreifen könnte, verzichten müsste. In der Hinsicht ist es immer eine freiwillige Entscheidung, ob ich etwas verwende oder nicht und je wichtiger die Information, desto eher könnte man beim Einsatz von DRE auch über Erpressung reden.

  • Nach der Amazon-1984-Katastrophe ist für mich das Thema “Bundle: E-Book & Lesegerät” sowieso vom Tisch.

    Digitalisate oder E-Books sind für mich auch kein Substitut, sondern zusätzliches Medium; ich scanne auch Bücher, die ich kaufe (und nicht “nur” ausleihe). Angesichts der leicht eigenartigen Preisgestaltung für die “Leseerlaubnis” von Digitalen Buchausgaben lohnt es sich eigentlich immer, anstelle diese online zu erwerben, in die Bibliothek zu gehen.

    In meiner Sicht will ich keine “Leseerlaubnis”, sondern die Datei (Vervielfältigungsstück) selbst erwerben – und dann damit auf sovielen Geräten arbeiten wie lange auch immer von mir aus nötig. Alles andere halte ich für Kokolores.

    (Digitalisieren/Scannen ist heute wie Kopieren, dazu muß man nicht technikaffin sein, da gibt es entsprechend idiotensichere Software, die sogar ich auf Anhieb verstanden habe.)

    Im Grunde glaube ich auch nicht, daß die private Vervielfältigung und Verbreitung den entscheidenden Schaden für die Medienbranche darstellt. So ist die Rechnung der Musikindustrie “Was-hätten-wir-verkauft-wenn-es-keine-Raubkopiererey-gäbe” eine Milchmädchenrechnung. Wie mit dem Geld, was man für Werbung ausgibt – 50% sind immer für die Tonne, man weiß nur nicht, welche Hälfte.

  • Dörte Böhner

    Sie erwerben mit dem fertigen E-Book heute wohl eher gesparte Zeit, in der Sie Ihre Vorlage sonst digitalisiert hätten. Auch wenn es heute gute Geräte und idiotensichere Software gibt, so ist der Zeitfaktor und das Ergebnis des Gescannten sicher ein Punkt, warum Ihnen da viele nicht nacheifern werden. Aber es gibt Punkte bei E-Readern und E-Books, die auch ich kritisch sehe – weshalb ich derzeit noch kein Geld in einen eigenen Reader investiert habe.

    1. Preis-Leistungsverhältnis E-Reader
    Dreihundert Euro für ein durchschnittliches Gerät zu investieren, dass mehr oder weniger gut nur Texte und evtl. Grafiken anzeigt, ist mir zu viel, zumal wenn das Gerät mit seinen beschränkten Funktionen gerade dazu ausreicht, Texte zur Unterhaltung zu lesen, aber für einen wissenschaftlichen Gebrauch nicht ausreicht. Belletristische Texte lese ich dann lieber doch als normales Buch.

    2. Formate
    Derzeit scheinen mir die Formate bei den Büchern auch noch nicht ausgereift. PDF als E-Book-Format halte ich für ungeeignet. Bücher im epub-Format haben sich noch nicht durchgesetzt und proprietäre Formate sind ein hohes Risiko, später nicht mehr lesbare Daten zu seien. Word von Microsoft hat das ja nachhaltig bewiesen. DRM und proprietäre Formate sind eine Gefahr für die Rückwärtskompatibilität der Daten, die ich ja auch vieleicht noch in drei oder zehn Jahren nutzen möchte. Kein Problem beim Buch.

    3. Rechtliche Sicherheit
    Ich verzichte ungern auf die Möglichkeiten, die mir durch das Urheberrecht für das wissenschaftliche Arbeiten eingeräumt werden. Ausgehebelten Urheberrechtsschranken stehen keine Mehrwerte entgegen (vielleicht Nutzungserlaubnisse, die über die gesetzliche Erlaubnis hinausgehen), die diesen Verlust ausgleichen. Hartes DRM muss ausgefeilter Rechte definieren, Urheberrechtsschranken beachten und die Benutzbarkeit der Daten komfortabler gestalten, um wirklich akzeptierbar zu sein. In der digitalen Welt müssen alle Rechte definiert werden, was teuer, umständlich und aufwendig ist und daher in den meisten Fällen sehr restriktiv ausfällt. Solang dies der Fall ist und kein Vertrauen in das rechtskonforme Verhalten der eigenen Kunden gesetzt wird, machen E-Books für mich keinen Sinn. In diesen Fällen diskriminiert DRM den Lesenden als potentiellen Urheberrechtsverletzer statt für Rechtssicherheit zu sorgen.

    4. Zugang
    Das umständliche und komplizierte DRM und die Festlegung auf einen Anbieter (z.B. Kindle u. Amazon als Buchverkäufer) stören genauso mein Vertrauen in die Sache, wie die letzte Aktion von Amazon, einfach Daten auf Geräten zu löschen, die Ihnen nicht gehören. Ein gewisser dauerhafter Zugang (Zugang erlischt, wenn ich darauf verzichte und nicht, wenn es der Verlag bestimmt) ist ein Minimum an Forderung.

    Die Bibliothek ist ein wichtiger Ansprechpartner, wenn es um E-Books geht, die ich dort vor Ort, auf einem geliehenen E-Book-Reader oder auf meinem Büro- bzw. Heimatrechner anschauen kann. Allerdings müssen die dort angebotenen Bücher nutzbar sein, d.h. qualitativ hochwertig (in der Darstellung und Nutzung) und gut kompatibel (d.h. nutzbar auf verschiedensten Geräten, z.B. Reader, Mac oder PC). Sie dürfen auch keine weiteren versteckten Kosten für zusätzliche Rechte bedingen, z.B. keine Kosten für das Recht auf Kopien. Schwierig und unsinnig erscheinen mir auch Angebote, die eine stark räumliche und/oder zeitliche Beschränkung beinhalten. Eine Nutzung im digitalen Umfeld mit den Vorteilen digitaler Medien muss erhalten geblieben sein.

    Hartes DRM benötigt Geld für die Entwicklung, die Anpassung an rechtliche Bedingungen, die laufenden Kosten von Rechteservern u.ä. und verursacht zusätzliche Kosten bei fehlender Interoperabilität und Rückwärtskompatiblität. Auch kann man davon ausgehen, dass ein hoher volkswirtschaftlicher Schaden durch unausgereiftes DRM entstehen wird durch zusätzliche Kosten bei der Langzeitarchivierung, höhere Kosten beim Kauf und Schäden, durch eine Nichtbenutzbarkeit bei techischen Problemen, etc.

    Ergebnis meiner Überlegungen: Hartes DRM schreckt ab, nämlich vom Kauf eines E-Books.

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