Libreka ist ärgerlich
Ich habe dieser Tage mal bei Libreka vorbeigeschaut, weil ein Hinweis auf Probekapitel der Longlist des deutschen Buchpreises mich dorthin lockte. Aber die erste Ernüchterung kam rasch: die Probekapitel waren ausschließlich im epub-Format verfügbar. Ich besitze (noch) keinen E-Book-Reader, also habe ich mir einen epub-Converter heruntergeladen, um die Probekapitel im PDF-Format lesen zu können. Ergebnis: von 20 epubs wurden genau 3 (!) fehlerfrei umgewandelt. Einige ließen sich gar nicht öffnen, bei anderen waren offensichtlich 2 verschiedene Zeichenkodierungen verwendet worden, was zu unleserlichen Texten führte.
Auch die Installation eines E-Book-Readers für den PC, der das direkte Lesen der epubs ermöglicht, löste das Problem nicht völlig, einige waren nach wie vor nicht zu öffnen.
Ich bin nur froh, dass die Probekapitel auch noch einmal als Booklet in den Buchhandel kommen, so bin ich auf Libreka nicht angewiesen. Aber ein Armutszeugnis für diese Volltextsuche des Buchhandels ist es trotzdem.
Ich bin kein Fan von Libreka, aber hier kommt die Schelte aus falschem Grund. EPUB als Dateiformat ist ein großer Fortschritt gegenüber PDF, zumindest wenn es um Belletristik und Sachbuch geht. Mit Adobe Digital Editions gibt es für den PC einen ordentlichen Reader, und drei zufällige Probekapitel aus der Liste lassen sich damit problemlos öffnen. Also am besten noch einmal probieren; EPUB ist gar nicht so schlecht, und zum Libreka-Bashing finden sich genug andere Gründe.
Das Verwenden vom epub-Format ist sicherlich begrüßenswert. Die Vorteile gegenüber PDFs sind unbestritten und besser als proprietäre Standards wie sie vom Kindle verwendet werden, ist epub auf jeden Fall. Doch ist es glaube niemandem zu vermitteln, dass man erst tausend Programme ausprobieren muss, bis eines funktioniert. Die Qualität der epub-Dokumente von libreka! wurde ja nicht das erste Mal bemängelt.
Die epubs sind allerdings auch nicht sonderlich gut gemacht, man hat den Eindruck, da sei was auf die Schnelle mitten aus dem Produktionsprozess – vor dem Lesen von Korrekturfahnen! – rausgehauen worden. Das mit der Zeichenkodierung ist mir auch aufgefallen, die Metadaten stimmen teilweise nicht oder sind unvollständig bis nicht vorhanden. So viel zum Thema Standards …
Lieber Stefan Krause,
das kam dann vielleicht im Eifer des Gefechts etwas schief rüber. Ich habe grundsätzlich kein Problem mit dem epub-Format. Aber den Hinweis auf der Seite zum Lesen der Dateien hab ich z.B. völlig übersehen. So gesehen danke für den Hinweis auf Adobe Digital Editions. Allerdings ändert das nichts an den Problemen mit der Zeichenkodierung. Außerdem handelt es sich ja nur um Probekapitel, da sollte der Zugang nicht so anstrengend sein (meine Meinung).
P.S.: Beim den ersten Tests mit Adobe Digital Editions fällt auf, dass die E-Books scheinbar auf diesen Reader optimiert wurden, die Qualität ist dort sehr viel besser als bei den anderen Readern, die ich ausprobiert habe. Das spricht nicht gerade für Librekas Umgang mit dem Format.
Es geht hier genaugenommen um zwei Dinge: einerseits um die vollständige Unterstützung des Standards durch verschiedene Lesesoftware, und andererseits um die Erstellung guter EPUBs.
Bei der Software ist Adobe m.E. am weitesten, auch wenn die Unterstützung des EPUB-Standards noch längst nicht vollständig ist. Alle anderen Programme haben mehr oder weniger große Schwächen. Das führt dazu, dass die meisten standardkonformen EPUBs in Digital Editions im Vergleich zum Mitbewerb besser aussehen. Zusätzlich ist tatsächlich eine Adobe-spezifische Optimierung der Darstellung über proprietäre Funktionen möglich. Das alles liegt aber überhaupt nicht im Einflussbereich von Libreka, sondern sind die Kinderkrankheiten einer neuen Technik.
Anders sieht es bei der Qualität der EPUBs aus. Die Erstellung fehlerfreier und gut lesbarer EPUBs ist selbstverständlich möglich, aber durchaus mit Aufwand bei Redaktion und Grafik verbunden. Darin unterscheiden sich E-Books nicht von gedruckten Büchern. Offensichtlich fehlten also bei manchen Titeln Zeit und/oder Geld, um gute EPUBs für die Longlist-Leseproben zur Verfügung zu stellen. Nach meinem Verständnis sind für die korrekte Erstellung dieser EPUBs die Verlage verantwortlich, ebenso wie für Verlagsvorschauen und Vorabexemplare der gedruckten Bücher. Libreka hätte vielleicht die schlechteren EPUBs ablehnen und damit die ganze Aktion kippen können, aber ich bin ganz froh, so einmal in die Titel hineinschnuppern zu können. Und wirklich unlesbar sind auch die schlechten EPUBs nicht.
Ich gebe Ihnen recht, dass es sich um zwei Dinge handelt, allerdings sind es ja letztlich zwei Seiten der gleichen Medaille. Auch was die Verantwortung für Qualität auf Seiten der Verlage angeht, stimme ich zu. Nur tut sich eine Plattform wie Libreka keinen Gefallen, wenn sie die Qualität der dort angebotenen E-Books nicht kontrolliert (auch wenn es sich nur um Probekapitel handelt). Und die Meldung, die über boersenblatt.net kam, Zitat: „Auszüge aus den nominierten Romanen stehen ab 20. August auf http://www.libreka.de kostenlos zum Download bereit. Sie können auf einen Computer oder E-Book-Reader herunter geladen und dort gelesen werden.“ suggeriert eine Unkompliziertheit, die so leider nicht vorlag.
Aber ich fand es auch schön, in die Bücher reinzuschnuppern, und ich werde mir auf Grund dieser Eindrücke sicher einige davon kaufen (vorerst noch in der gedruckten Form, die E-Book-Reader (und leider auch viele aktuelle E-Books) sind mir persönlich noch zu teuer).
P.S.: Sätze wie den folgenden: „Judith raucht hastig, mit dem Rücken gegen die Wohnungstür gelehnt. Sie läßt den Rauch tief in ihre Brust einströmen und atmet ihn durch die Nasenflügel wieder aus.“ finde ich dann (auf Dauer) doch ziemlich unlesbar. (nach Umwandlung von EPUB in PDF, bevor ich sie mit Adobe gelesen hab).