Onleihe verschärft das Zugangsproblem
Das E-Book setzt sich durch. Immer mehr wollen daran teilhaben. Es ist naheliegend, dass auch öffentliche Bibliotheken die Möglichkeit anbieten sollten, Zugang zu E-Books zu erhalten. Bis jetzt erschweren jedoch die Ängste der Rechteinhaber vor unerlaubten Kopien, die bestehenden Rechsprobleme und vor allem finanzielle Schwierigkeiten den einfachen Zugang zu elektronischen Verlagsprodukten.
Es scheint momentan ein Angebot zu geben, das aber für öffentliche Bibliotheken interessant ist. Immer mehr von Österreichs Büchereien nutzen digitale Dienst unter Namen wie “Onleihe”, “Digitale Stadt-Bibliothek” und “Bibliothek Digital”. Der Kampf um die Aufmerksamkeit der Kunden im digitalen Zeitalter hat begonnen und die Bibliotheken wollen mit ihren Online-Diensten dabei sein, Zugang zu E-Books, Hörbüchern, Filmen, Musik sowie elektronische Magazinen und Zeitungen in Form einer Online-Ausleihen ermöglichen.
Seit Frühjahr 2009 sammeln die Büchereien der Städte Salzburg und Graz Erfahrungen mit dem Onleihe-Angebot der deutschen ekz-Tochter DiViBib. 2010 wollen die Wiener Büchereien und die Stadt Linz die Onleihe ebenfalls anbieten. Innsbruck wartet nur noch auf eine Finanzierungszusage für dieses Angebots.
Es klingt gut, digitale Medien via Internet ausleihen zu können, doch auf den zweiten Blick tut sich eine Liste an Mängeln auf, die wohl so schnell nicht durch DiViBib nachgebessert werden können. Kritik deutscher Bibliotheken und Zeitungen gibt es zu hauf, aber scheinbar muss man sich erst ein eigenes teures Bild in Österreichs Gemeinden machen. Unbestritten problematisch sind die schlecht umgesetzen Regelungen der Entleihbarkeit, die eingeschränkten Nutzungsrechte, die mit DRM umgesetzt werden, aber auch der Zugang, der einmal durch die hohen Kosten entsteht, die Pflicht eines Online-Nutzermanagements seitens der Bibliothek und die Beschränkung auf Microsoft.
Aus gesellschaftspolitischen Gründen sieht Gerald Leitner, Geschäftsführer des Büchereiverbands Österreichs (BVÖ), die Bibliotheken dennoch verpflichtet, Onleihe zu nutzen:
Mit der digitalen Bibliothek würde sich der “Standort auflösen” und auch Personen, die in abgeschiedenen Gegenden leben, ein einfacher Zugang zu einer Bücherei gewährt.
Von diesem Zustand ist man jedoch noch sehr weit entfernt. Wie die genannten Beispiele zeigen werden wohl zuerst nur Stadtbewohner Zugang zu den digitalen Büchereien erhalten, die aber eigentlich schon mit physischen Werken sehr gut ausgestattet sind. Gerade die Einwohner kleinerer Gemeinden sind benachteiligt und so potenziert das Angebot der Onleihe das Zugangsproblem.
Da, wo schon daas Problem unzureichender Medienausstattung besteht, ist kein Geld über für digitale Angebote. Digitale Bibliotheken bedeuten derzeit auch keine Kostenersparnis gegenüber der physischen Bibliothek. Konkrete Zahlen wollte aber keine der beteiligten Parteien nennen. Die Kosten werden somit zu einem Hauptproblem. Gerade die kleineren Gemeinden, wo digitale Angebote als Bestandsergänzung besonders benötigtwerden, können sich diese nicht leisten. Hier besteht die Gefahr einer Vertiefung des Digital Divide gerade aus Kostengründen. Leitner sieht hier die Politik gefordert, eine Lösung für ganz Österreich zu finden. Der Zusammenschluss von Bibliotheken würde die Nutzungsmöglichkeiten des Angebots für ganz Österreich verbessern.
“Bezüglich der Kosten gibt es zwei Möglichkeiten, entweder die Länder oder der Bund finanziert hier mit”, so Leitner.
DiViBib besitzt momentan wenige Konkurrenten. Die Firma siehtsich derzeit als den größten, weil wohl auch einzigen Anbieter von digitalen Medien für die öffentlichen Bibliotheken im deutschsprachigen Raum. Bieten Bibliotheken derzeit digitale Medien in Form einer Leihe an oder haben das vor, so haben sie die dafür notwendigen Verträge mit DiViBib abgeschlossen. Die Firma verfügt über eine sehr große Anzahl an entsprechenden Lizenzvereinbarungen mit Verlagen aus dem deutschsprachigen Raum. Konsortialverträge seitens der Bibliotheken mit dem Aggregator gibt es nicht. Die städtischen Büchereien verhandeln im Alleingang.
Bibliotheken, die die Onleihe nutzen, können dabei eigene Angebote selbst zusammenstellen oder entsprechende “Gesamtpakete” abonnieren. Der Bibliotheksbenutzer muss sich dann nur noch auf der Homepage der Bibliothek einloggen und kann dann die digitalen Werke wie die physischen Bücher der Bibliothek ausleihen. Zugreifen tun Sie dabei auf den Server der DiViBib. Die Bibliothek übernimmt nur das Nutzermanagement.
Neben der Infrastruktur stellt DiViBib auch die Benutzerschnittstelle im Web zur Verfügung. Optionen wie Entlehnfristen und erlaubte Höchstmengen an gleichzeitig entliehenen digitalen Titeln pro Person werden von den Büchereien vorgegeben.
So weit, so gut, problematisch sind aber die Nutzungseinschränkungen durch DRM, mit dem alle Medien versehen sind. DRM legt dabei fest, was die Nutzer mit den entliehenen Medien tun dürfen. Im Grunde genommen macht das DRM aus den digitalen Dateien “Krüppel”, die sich wie physische Werke verhalten. Aus den Dateien werden Exemplare, die eben auch wie physische Werke für einen festgelegten Zeitraum (Leihfrist) entliehen sein können. DRM regelt auch die Vervielfältigung (technischer Kopierschutz). So können die Daten während der Leihfrist beliebig oft auf den eigenen PC herunterladen und sich auf maximal sechs verschiedene Geräte kopieren. Nach Ablauf der “Leihfrist” können die elektronischen Medien nicht mehr genutzt werden.
Doch einige Probleme gibt es, die in einer materiellen Welt nicht gibt. Die entliehenen Werke lassen sich nicht vorzeitig zurückgeben, wie das bei physischen Werken jederzeit möglich ist. In dieser Zeit kann ein anderer das Werk nicht mehr nutzen.
Klaus Graf, Geschäftsführer des Hochschularchivs der RWTH Aachen, meldet sich zu Wort und spricht von einer künstlichen Verknappung.
“Hier wird alter Wein in neuen digitalen Schläuchen verkauft”, kritisiert Graf die “Onleihe”. Zum einen sehe er im DRM keinen sinnvollen Schutz, da es noch genug “analoge Lücken” gebe. Zum anderen würden damit auch die Nutzungsmöglichkeiten stark eingeschränkt werden. Auch für den Datenschutz sei diese Form der Kontrolle problematisch, da sämtliche Nutzungsdaten an einen DRM-Server übertragen würden.
Auch das Angebot von DiViBib sei nicht sehr umfangreich und enthalte viel Schrott. Darüber dürften, so Graf, auch zufriedenstellende Nutzungszahen nicht hinwegtäuschen, denn auch schlechte Angebote würden genutzt, wenn es dem Zeitgeist entspricht. Die Unzulänglichkeiten des Medienangebots werden auch durch die österreichischen Bibliotheken kritisiert, z.B. gäbe es kaum aktuelle Popmusik und Romane, Hörbücher nur in einem zu geringen Umfang und Lernhilfen für Österreich fehlen ganz.
Belleristik wird zunehmend mit besseren E-Readern auch elektronisch interessanter, aber dafür müssen noch juristische Probleme gelöst werden. Wie sieht es mit der Bibliothekstantieme für E-Books aus? Geilt für E-Books die Buchpreisbindung? Aber auch ganz praktische Probleme gibt es, wie etwa zu wenige aktuelle E-Books und geeignete E-Reader.
Interessant sind auch die Diskussionsbeiträge von Lesern. Einige Ausschnitte:
So wird das nix, carullus
Hier versuchen offenbar “klassische” Verlage ihr althergebrachtes, analoges Modell ins Digitale Zeitalter zu retten. Das wird auf Dauer nicht funktionieren. […]
Auf den DRM-Scheiß (tschuldigen!) ist niemand heiß. Auch die Verlage werden sich anpassen müssen, oder aussterben.
Leider nur für den PC – beim Mac geht gar nix!, gener
Das Angebot ist ja schön und gut. Nur werden Mac-User ausgeschlossen, da alles auf die MS-Welt zugeschnitten ist. Dank dem tollen DRM-Bestimmungen kann ich mit dem Mac kein einziges Angebot nutzen.
Quelle:
Digitale Bibliothek noch in den Kinderschuhen via futurezone.ORF.at
Wie sieht das bei den eBooks eigentlich aus mit Ausdrucken? Ist das möglich? Wenn ich sie so verwenden kann ‘wie ein normales Buch’, sollte das ohne weiteres gehen müssen – ein normales Buch darf ich ja auch (legal) auf den Kopierer oder Scanner legen.
Hier ist eine einfache Antwort mit ja oder nein nicht möglich. Dazu muss man die jeweilige Seite mit den Benutzungsbedingungen zum E-Book aufrufen, da die Nutzungsberechtigungen für die einzelnen Verlage der Bücher unterschiedlich geregelt sind. Gehen Sie im Zweifelsfall davon aus, dass E-Books keine “normalen Bücher” sind. Sie sind digital und da hat der abgeschlossene privatwirtschaftliche Vertrag (LIZENZ) Vorrang vor den Schranken des Urheberrechts. Es kann erlaubt sein, sich einige Seiten auszdrucken, es muss aber nicht. Auf jeden Fall gilt die Beschränkung, das max. 15 bis 20 Prozent eines Werkes vervielfältigt werden dürfen im Rahmen der Privatkopie.
Exakte Zahlen lassen sich tatsächlich nicht heraus bekommen. Kann also nicht wirklich günstig sein. Anbieter preiswerter Dienstleistungen halten die Kosten für ihre Produkte jedenfalls normalerweise nicht unter Verschluss.
Die einzigen Zahlen, die mir zur Onleihe bekannt sind, finden sich hier: http://infobib.de/blog/2008/01/14/onleihe-kosten-und-nutzen/.
Wenn die erwähnten 30.000 Euro stimmen: Für € 962,38 bekommt man je ein Exemplar jedes Buches in der aktuellen Spiegel-Bestsellerliste (€ 489,43 Bellestristik, € 472,95 Sachbuch, beides Hardcover). Das heißt, eine Bibliothek kann mit der selben Summe30 komplette Sätze der Liste – ganz ohne “Bestsellergebühren” – anbieten und man hätte dann immer noch € 1128,60 beispielsweise für Kinderbücher übrig.
Dies ist natürlich überspitzt dargestellt. Aber da Divibib auch auf Nachfrage bei der Inetbib-Tagung in Würzburg nicht mit Zahlen rausrücken wollte, bleibt uns nichts anderes übrig. Das lässt nur einen Schluss zu: Wer die Onleihe anbietet, darf sich nicht über einen zu kleinen Etat beschweren.
Das ist eine wirklich interessante Rechnung und sie verdeutlicht, dass hier mehr Wettbewerb dringend notwendig ist und außerdem eine rechtliche Sicherheit in Bezug auf die Bindung der E-Books an der Buchpreisbindung.
Sehr geehrte Frau Böhner,
vielen Dank für Ihren umfassend recherchierten, viele Perspektiven zu Wort kommen lassenden Artikel über den Service der Onleihe! Als Bibliothekarischer Direktor der DiViBib GmbH möchte ich aus Anbietersicht vor allem eines anmerken:
Ich kann Ihrer Argumentation nicht folgen, dass die Onleihe das Zugangsproblem verschärft. Fakt ist: Ohne die Onleihe gäbe es derzeit kein digitales Angebot öffentlicher Bibliotheken, welches einen umfangreichen Bestand deutschsprachiger, aktueller Titel (E-Books, Hörbücher, E-Paper, E-Videos usw.) für Endnutzer über das Internet zugänglich machen würde.
Die vermeintliche Alternative, Datenbanken oder Zugänge zu digitalen Quellen innerhalb der Bibliothek sind für wissenschaftliche Bibliotheken und ihre Klientel ein Mehrwert und für Recherchen sicher auch; für das Publikum _öffentlicher_ Bibliotheken, welche sich nun mal über das Zugänglichmachen populärer Inhalte und deren Nutzungsmöglichkeit außerhalb des Bibliotheksgebäudes definieren, sind sie es kaum.
Meine Rückfrage angesichts dieser Argumentation lautet: Sollen öffentliche Bibliotheken im digitalen Medienzeitalter ihren Nutzern nichts anbieten (dürfen), weil einige Inhalte technisch nicht in jedem beliebigen Format angeboten werden können? Soll man DRM verteufeln, obwohl es derzeit die Voraussetzung ist, dass Verlage ihre Inhalte von Bibliotheken “verleihen” lassen, und überdies die technische Voraussetzung dafür, dass eine Leihfrist bei technischen Inhalten überhaupt möglich ist? Wenn wir annehmen, dass die temporäre Bereitstellung von Inhalten, wie es Bibliotheken in der physischen Welt von jeher tun, indem sie Inhalte verleihen, auch im Bereich der digitalen Inhalte einen Sinn hat – dann muss man die technischen Voraussetzungen dafür nutzen, um das möglich zu machen. Wir sprechen immer von “Onleihe”, nicht von “Onschenke” – das Verschenken digitaler Inhalte durch Bibliotheken würde kein Rechteinhaber mitmachen.
Man muß in diesem Kontext immer darauf hinweisen: Digitales Urheberrecht ist, anders als im Bereich phyischer Medien, Lizenzrecht – das heißt, ohne Zustimmung der Rechteinhaber darf eine Bibliothek keine aktuellen digitalen Inhalte zur Nutzung über das Internet anbieten. Das kann einem gefallen oder nicht – Fakt ist, dass Bibliotheken die Verlage als Partner benötigen, um digitale Angebote anbieten zu können. Diesen notwendigen Brückenschlag zwischen Bibliotheken und Verlagen erreichen wir mit der Onleihe.
Nochmal zum Ausgangspunkt:
Wir werden es ab der nächsten Woche möglich machen, dass Nutzer von E-Book-Readern ihr digitales Lesefutter aus ihrer öffentlichen Bibliothek beziehen und auf ihrem Reader nutzen können – Frage: “verschärft das das Zugangsproblem”, oder schafft das nicht vielmehr einen neuen Zugang zur Bibliothek, eventuell auch für Menschen, die bisher keine Bibliotheksnutzer sind?
Wir erleben gerade einen massiven Trend: Den der Entmaterialisierung der Inhalte – vom “anfassbaren” Speichermedium zum rein digitalen Inhalt, in fast allen Bereichen. Wir finden, Bibliotheken sollten diesem Trend nicht passiv gegenüberstehen, sondern die Chancen erschließen, die darin liegen. Aus unserer SIcht, und wir haben einige Bibliothekare (m/w) im Team, bieten wir mit der Onleihe eine solche Chance.
Ich freue mich über den weiteren Austausch, gern auch auf der Frankfurter Buchmesse, wo wir mit einem Stand vertreten sind!
Mit freundlichen Grüßen
Christian Hasiewicz, DiViBib GmbH
Sehr geehrter Herr Hasiewicz,
vielen Dank für das Anstoßen einer in meinen Augen wichtigen Debatte.
Das Angebot von DiViBib selbst ist nicht verantwortlich dafür, dass sich das Zugangsproblem verschärft. “Onleihe” im Sinne von “Onlineleihe” zeigt nur einmal deutlicher, dass es das Problem auf verschiedenen Ebenen gibt. Öffentliche Bibliotheken in großen Städten sind häufig auch ein wenig Prestige-Objekte. Ihnen werden nicht nur gute Mittel für die Anschaffung von Büchern oder etablierten Medien zur Verfügung gestellt, nein, es bleiben auch genug Mittel über, um Ihr Angebot zu nutzen, d.h. diese Bibliotheken haben neben einem eh schon besseren Medienangebot in einer guten Infrastruktur (z.B. Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel, gut ausgebautes Datennetz) nun die Möglichkeit, elektronische Medien anzubieten und zugänglich zu machen.
Durch fehlende Geldmittel und Infrastrukturen werden nun die Nutzer ausgeschlossen, die nur Zugang zu ihrer Dorfbibliothek haben, keinen DSL-Zugang bekommen, weil es kein DSL-fähiges Netz gibt und wo alle zwei Stunden ein Bus in die nächst größere Stadt fährt. Das ist natürlich kein Fehler Ihres Online-Angebotes, sondern ein politisches Problem. Hier gewinnen die Bibliotheksbenutzer einen Vorteil, die eh schon das Glück haben, eine gut mit Medien ausgestattete Stadtbibliothek nutzen zu können. Gibt es da Angebote seitens DiViBib, die eventuell passend auf die kleinen Bibliotheken zugeschnitten sind? (Da besteht aber häufignoch immer das Problem, dass viele Dorfbüchereien digital sowieso eher abgeschnitten sind.)
Ich weiß durch meine Mitarbeit am Projekt Mukowiki, dass Sie bereit sind, kleinere Bibliotheken bzw. Bibliotheksprojekte zu unterstützen, allerdings war für uns ein unüberwindbares Problem, dass unsere Nutzer nicht elektronisch verwaltet werden konnten und sollten. Somit war eine Nutzung eines für Patienten, die lange Krankenhausaufenthalte vor haben, maßgeschneiderten Angebotes nicht möglich.
Universitätsbibliotheken und ihre elektronisch-lizenzierten Angebote sind natürlich keine Alternative. Andererseits ist es momentan auch etwas kritisch zu beobachten, dass es keine Alternative zu Ihrem Angebot gibt. Das ist natürlich auch nicht Ihr Problem, aber Bibliotheken sollten sich dessen bewußt bleiben.
Zum Thema Urheberrecht und DRM:
Sie waren Dezember 2007 zu einem Vortrag im Rahmen des Berliner Bibliothekswissenschaftlichen Kolloquium am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft. Damals verteidigten Sie den Einsatz vondem recht restriktiven DRM als vertrauensbildende Maßnahme gegenüber den Verlagen. Hat sich seit dem nicht genug Vertrauen gebildet, um vielleicht die ein oder andere Lockerung zu ermöglichen? Das Problem der fehlenden vorzeitigen Rückgabe wurde ebenfalls schon damals kritisiert. Seit dem hat sich da aber keine Weiterentwicklung gezeigt, die dieses Problem behebt.
Ein Angebot mit DRM ist besser als keines, aber das heißt nicht, dass man so ein Angebot nicht kritisieren sollte. DRM ist in seinen heutigen Ausprägungen keine Lösung. Es muss vom Kopierschutz weiterentwickelt werden zu einer feinjustierbaren Unterstützung des Urheberrechts. Inwieweit ist die starre Regelung in Form von 1:1-Ausleihe und Leihfristen wirklich notwendig?
Ketzerisch vielleicht diese Frage, aber in welcheer Form müssen wir wirklich an Modellen festhalten, die sichan physischen Medien orientieren? Die Frage richtet sich an Sie genauso wie an Verleger und Bibliotheken. Fehlen uns einfach Visionen, wie andere Lösungen aussehen können, die der digitalen Welt gerechter werden?
Das Thema DRM und Urheberrecht in einer immer digitaler werdenden Welt ist sehr komplex. Dieses in aller Differenziertheit zu betrachten, sprengt den Rahmen dieses Kommentars – ich habe dies in meiner Magisterarbeit auf ungefähr 90 Seiten versucht.
Leider werde ich nicht in Frankfurt auf der Buchmesse sein, wünsche Ihnen aber die ein oder andere interessante Diskussion.