Die Deutsche Bibliothek und deutsches Kulturgut
Die Deutsche Digitale Bibliothek (DDB) ist als eine ‚angemessene Antwort‘ auf Google Books geplant. Google hat mit seinem Digitalisierungsprojekt „Google Books“ den Anstoß gegeben, jeden noch so kleinen Aspekt zu digitalisieren. Man will dem US-Konzern mit der Gründung der DDB entgegenarbeiten. Einen ersten Versuch startete man ja bereits mit der „Europeana“, die bereits Ende 2008 online ging. Der Versuch, die Kulturgüter des eurpäischen Kontinents, das schon in verschiedensten digitalen Sammlungen vorliegt, zugänglich zu machen, entwickelte sich leider damals zu einem technischen Fiasko und über fehlende Volltextzugänge spürt man noch heute die Verärgerung.
Zur Zeit befindet man sich in der Planungs- und Konzipierungsphase der DDB, aber bereits Mitte 2011 soll dieses Internetarchiv fertig sein. In dieser Digitalen Bibliothek sollen die Bestände aus über 30.000 Kultur-, Bildungs- und Forschungseinrichtungen in digitalisierter Form und vernetzt auffindbar gemacht werden.
Frei nach dem Werbespruch einer großen Tageszeitung ‚Schenken Sie Ihren Kindern schlaue Eltern‘ müsste der Spruch, auf das riesige Digitalisierungsvorhaben von Bund und Ländern umgemünzt, ‚Schenken Sie Ihrem Staat schlaue Bürger‘ heißen.
Kulturstaatsminister Bernd Neumann nannte das Projekt DDB ‚einen Quantensprung in der Welt der digitalen Information‘. Um im Wettlauf mit anderen Nationen in der Wissens- und Informationstechnik nicht zurückzubleiben, wurden Planung und Konzipierung der Bibliothek in die Hände des renommierten Fraunhofer-Instituts gelegt. Die Abteilung ‚Intelligente Analyse- und Informationssysteme‘ soll für eine kluge Umsetzung der Grundidee sorgen. Von Wichtigkeit ist dabei, wie genau Wissen abgespeichert werden und abrufbar sein soll.
Für die Vernetzung der Inhalte sollen auch sogenannte ’semantische Technologien‘ entwickelt werden. Als Vorbild dient das ‚Theseus-Programm‘ des Bundeswirtschaftsministeriums. Computer erkennen bei Suchanfragen die Bedeutung der eingegebenen Worte und suchen nicht mehr nur die Buchstabenkombination. Zudem sollen so die Begriffe in einen größeren Kontext gesetzt werden, d.h. bisher kognitive Fähigkeiten sollen von der Suchmaschine der DDB auch nachvollzogen werden, sprich Dinge in einen Bezug zueinander setzen zu können.
Bis das jedoch möglich sein wird, müssen die nationalen Kulturgüter, ob aus der Musik, der Wissenschaft, der Literatur usw. digitalisiert werden. Dazu zählen Schriften, Musik, Noten, Gegenstände der bildenden Kunst, Filme usw. Die Daten sollen multilingual und multimedial aufbereitet werden. Die Digitalisate sollen unter www.deutsche-digitale-bibliothek.de zugänglich gemacht werden. Dort wird momentan das Projekt vorgestellt werden. Später sollen dort auch virtuelle Rundgänge durch Museen und dreidimensionale Skulpuren zu besichtigen sein.
Man wirbt um Vertrauen mit dem Versprechen, dass bei der Sammlung und Digitalisierung alle Urheber- und Leistungsschutzrechte uneingeschränkt gewahrt werden sollen.
‚Im Unterschied zu Google werden bei der DDB die Rechte-Inhaber zuerst gefragt und dann wird gehandelt – dokumentiert und jederzeit nachvollziehbar‘, erklärte Bernd Neumann. Seine Kritik bezieht sich wohl vor allem auf Google Books. Wegen der unautorisierten Verbreitung digitalisierten Schriftguts hat das US-Unternehmen eine noch laufende Sammelklage amerikanischer Verlage am Hals.
Wenn man im Ergebnis dann mit den geweckten Erwartungen und den vorgestellten Möglichkeiten von Google nicht mithalten kann, wird es wohl eng für staatlich organisierte Digitalisierungsprojekte. Hier kann sehr viel Vertrauen auf Seiten der Wirtschaft (Rechteinhaber) und verspielt und die Erwartungen von Forschern, Bibliotheken usw. sehr enttäuscht werden. Das Urhberrecht ist wohl der problematischste Stolperstein, weil von der Lösung dieses Problems auch die technische Umsetzung (z.B. Rechtemanagement) abhängt und die finanzielle Ausstattung (Vergütung von Rechteinhabern, Lizenzierung usw.) der DDB abhängt.
Quelle:
Kreissl, Julia: Deutsches Kulturgut im Internet bei M&C
Na ja, ob man Google hier die Konkurrenz machen sollte? Ich weis nicht ob jemand überhaupt mit denen aufnehmen könnte. Leider!!!
Wenn die Finanzierung stimmt, dann besteht natürlich die Möglichkeit, ein qualitativ besseres Angebot zu schaffen als Google. *Optimist* Wer nicht wagt, hat schon verloren. Daher sollte man es probieren, gerade mit Hinblick auf die dauerhafte, digitale Speicherung unseres Wissens und dem Zugang dazu.