Ein Veranstaltungstipp und eine Rückschau: Interkulturelle Kommunikation und der Umgang mit Vielfalt – ein Schlüssel zum besseren Verständnis von fremden Verhaltensweisen am 26.01.2010 in der Citybibliothek Berlin-Friedrichshain

Nach Gesprächen mit BibliothekarInnen, aber auch aus meiner eigenen Berufserfahrung heraus und durch die Bekanntschaft mit StudentInnen nicht-deutscher Herkunft vertrete ich nun mehr denn je die Ansicht, dass es mit der zunehmenden Internationalisierung von Hochschulen, aber auch mit der zunehmenden Teilhabe von Migranten am Aufstiegprozeß  eine größere Anzahl von StudentInnen geben wird, die künftig wissenschaftliche Bibliotheken aufsuchen werden. Hierbei wird verstärkt auch von MitarbeiterInnen wissenschaftlicher Bibliotheken Interkulturelle Kommunikation als Kernkompetenz verlangt: Wenn ab 2015 die geburtenschwachen Jahrgänge Abitur machen, könnten sich die Hörsäle leeren. Hochschulen entdecken daher neue Zielgruppen wie Migranten oder Studenten mit Kindern”, so Marion Schmidt in einem Artikel in der Financial Times Deutschland. Laut dem Statistischen Jahrbuch aus dem Jahre 2008 haben schon jetzt rund 21 % der BürgerInnen nicht-deutscher Herkunft Abitur im Gegensatz zu 18 % der übrigen Bevölkerung. Dieser Trend wird sich künftig weiter fortsetzen. Die Universität  Duisburg-Essen, sowie die RWTH Aachen, setzen seit kurzem vermehrt auf Diversity Management, um sich mehr für Berufstätige, für Kinder aus Migrantenfamilien und für internationale Studierende zu öffnen. Es wäre wünschenswert, wenn hiervon auch mehr Einrichtungen betroffen wären, die zukünftige BibliothekarInnen und InformationswissenschaftlerInnen ausbilden. Frau Klemm, die Prorektorin für Diversity Management an der Universität  Duisburg-Essen erwähnt die in der Gesamthochschulstrategie verankerten Perspektiven ihrer Öffentlichkeitsarbeit in ihrer Präsentation, um frühzeitig eine Vielfalt an StudentInnen zu gewinnen. Denn in den klassischen Großstädten oder auch in der Stadt Heilbronn (45% der Bevölkerung mit Migrationshintergrund), bei der in der Altersgruppe zwischen 10 und 14  63% nicht-deutscher Herkunft sind, spiegelt sich diese Vielfalt einer pluralistischen Bevölkerung bei den MitarbeiterInnen einer städtischen Bibliothek kaum wider. Von den letzten Tagungen und auch im Gespräch mit BibliothekarInnen, die für Interkulturelles verantwortlich sind, erfuhr ich, dass es einen verstärkten Bedarf an Vielfalt unter den MitarbeiterInnen gibt.  Auch aus diesem Grund will  ich auf die Veranstaltung “Interkulturelle Kommunikation und Umgang mit Vielfalt – ein Schlüssel zum besseren Verständnis von fremden Verhaltensweisen” am 26.01.2009 in der Citybibliothek (Berlin-)Friedrichshain hinweisen und einige Zusatzinformationen liefern. Bisher habe ich in der Fachliteratur zum Thema der Interkulturellen Kommunikationsfähigkeit im Kontext wissenschaftlicher Bibliotheken (zumindest im deutschsprachigen Raum) kaum etwas gefunden. Darüber hinaus will ich einen Vorgeschmack auf die Veranstaltung geben, indem ich von einer  Fortbildung berichte, die ich selbst vom 31.08.-01.09. am Weiterbildungsinstitut der Freien Universität Berlin besucht habe. Inhatlich ging es hierbei ausführlicher und speziell nur um den Bibliotheksalltag und um das Konzept Managing Diversity, dass über eine bloße Interkulturelle Öffnung (IKÖ) hinausgeht. Beiden Veranstaltungen ist nicht nur die Dozentin Frau Dipl.-Psychologin Friederike Haar gemeinsam, sondern auch das Anliegen und die Kompetenzen, welche vermittelt werden sollen. Die Fortbildung am 26.01.2010 richtet sich neben BibliothekarInnen auch an ehrenamtliche LesepatInnen, ErzieherInnen und LehrerInnen.  Ein Verständnis für “fremde Lebenswelten” ist zentral für die Arbeit und den Umgang mit Kindern und Jugendlichen. Das Seminar will erstens in Form von Wissensvermittlung und zweitens anhand von Übungselementen wie Rollenspielen eine tiefere Einsicht in Themen wie Fremdheitsempfinden, Umgang mit Vielfalt und Wertvorstellungen geben, um zukünftig achtsamer hinter die Kulissen bei sich selbst und den anderen zu blicken. Dabei bezweckt dieser Kurs, bei aufkommenden interkulturellen, geschlechtsspezifischen oder anderen auf Unterschiedlichkeit bedingten Missverständnissen mit mehr Offenheit und Toleranz für das Ungeahnte, noch nicht Bekannte, reagieren zu lernen. Unter dem folgenden Link kann die Anmeldung erfolgen: https://ssl.cms.fu-berlin.de/PM/fu-berlin/weiterbildung/PM/seite2.html?name=bib$lf_027-ws09_10

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Die Deutsche Bibliothek und deutsches Kulturgut

Die Deutsche Digitale Bibliothek (DDB) ist als eine ‘angemessene Antwort’ auf Google Books geplant. Google hat mit seinem Digitalisierungsprojekt “Google Books” den Anstoß gegeben, jeden noch so kleinen Aspekt zu digitalisieren. Man will dem US-Konzern mit der Gründung der DDB entgegenarbeiten. Einen ersten Versuch startete man ja bereits mit der “Europeana”, die bereits Ende 2008 online ging. Der Versuch, die Kulturgüter des eurpäischen Kontinents, das schon in verschiedensten digitalen Sammlungen vorliegt, zugänglich zu machen, entwickelte sich leider damals zu einem technischen Fiasko und über fehlende Volltextzugänge spürt man noch heute die Verärgerung.

Zur Zeit befindet man sich in der Planungs- und Konzipierungsphase der DDB, aber bereits Mitte 2011 soll dieses Internetarchiv fertig sein. In dieser Digitalen Bibliothek sollen die Bestände aus über 30.000 Kultur-, Bildungs- und Forschungseinrichtungen in digitalisierter Form und vernetzt auffindbar gemacht werden.

Frei nach dem Werbespruch einer großen Tageszeitung ‘Schenken Sie Ihren Kindern schlaue Eltern’ müsste der Spruch, auf das riesige Digitalisierungsvorhaben von Bund und Ländern umgemünzt, ‘Schenken Sie Ihrem Staat schlaue Bürger’ heißen.

Kulturstaatsminister Bernd Neumann nannte das Projekt DDB ‘einen Quantensprung in der Welt der digitalen Information’. Um im Wettlauf mit anderen Nationen in der Wissens- und Informationstechnik nicht zurückzubleiben, wurden Planung und Konzipierung der Bibliothek in die Hände des renommierten Fraunhofer-Instituts gelegt. Die Abteilung ‘Intelligente Analyse- und Informationssysteme’ soll für eine kluge Umsetzung der Grundidee sorgen. Von Wichtigkeit ist dabei, wie genau Wissen abgespeichert werden und abrufbar sein soll.

Für die Vernetzung der Inhalte sollen auch sogenannte ‘semantische Technologien’ entwickelt werden. Als Vorbild dient das ‘Theseus-Programm’ des Bundeswirtschaftsministeriums. Computer erkennen bei Suchanfragen die Bedeutung der eingegebenen Worte und suchen nicht mehr nur die Buchstabenkombination. Zudem sollen so die Begriffe in einen größeren Kontext gesetzt werden, d.h. bisher kognitive Fähigkeiten sollen von der Suchmaschine der DDB auch nachvollzogen werden, sprich Dinge in einen Bezug zueinander setzen zu können.

Bis das jedoch möglich sein wird, müssen die nationalen Kulturgüter, ob aus der Musik, der Wissenschaft, der Literatur usw. digitalisiert werden. Dazu zählen Schriften, Musik, Noten, Gegenstände der bildenden Kunst, Filme usw. Die Daten sollen multilingual und multimedial aufbereitet werden. Die Digitalisate sollen unter www.deutsche-digitale-bibliothek.de zugänglich gemacht werden. Dort wird momentan das Projekt vorgestellt werden. Später sollen dort auch virtuelle Rundgänge durch Museen und dreidimensionale Skulpuren zu besichtigen sein.

Man wirbt um Vertrauen mit dem Versprechen, dass bei der Sammlung und Digitalisierung alle Urheber- und Leistungsschutzrechte uneingeschränkt gewahrt werden sollen.

‘Im Unterschied zu Google werden bei der DDB die Rechte-Inhaber zuerst gefragt und dann wird gehandelt – dokumentiert und jederzeit nachvollziehbar’, erklärte Bernd Neumann. Seine Kritik bezieht sich wohl vor allem auf Google Books. Wegen der unautorisierten Verbreitung digitalisierten Schriftguts hat das US-Unternehmen eine noch laufende Sammelklage amerikanischer Verlage am Hals.

Wenn man im Ergebnis dann mit den geweckten Erwartungen und den vorgestellten Möglichkeiten von Google nicht mithalten kann, wird es wohl eng für staatlich organisierte Digitalisierungsprojekte. Hier kann sehr viel Vertrauen auf Seiten der Wirtschaft (Rechteinhaber) und verspielt und die Erwartungen von Forschern, Bibliotheken usw. sehr enttäuscht werden. Das Urhberrecht ist wohl der problematischste Stolperstein, weil von der Lösung dieses Problems auch die technische Umsetzung (z.B. Rechtemanagement) abhängt und die finanzielle Ausstattung (Vergütung von Rechteinhabern, Lizenzierung usw.) der DDB abhängt.

Quelle:
Kreissl, Julia: Deutsches Kulturgut im Internet bei M&C

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