Wieviel Buch sollte in E-Books enthalten sein?

Dieser Beitrag bezieht sich als Kommentar zum Blogbeitrag von Wenke Richter des Meine-Verlags: Diskussion: sind E-Books eine eigene Medienform?.

Viele Dinge beim E-Book heute funktionieren nicht, weil sie zu nah am Buch gehalten werden. Wir brauchen im wissenschaftlichen Bereich bestimmte Punkte, die Bücher liefern, auch weiterhin:

  1. Unveränderbarkeit – elektronische Medien lassen sich einfacher und schneller manipulieren/verändern als gedruckte. Derzeitige Sicherungen (Fingerprint usw.) sind derzeit umständlich und selbst für technisch Versiertere – ich zähle mich jetzt mal dazu – nur bedingt nachvollziehbar und einsetzbar.
  2. Zitierbarkeit – ob die sich an Seitenzahlen festmacht, weiß ich nicht, aber ich muss jemandem anderen genau sagen können, in der Version XY an der und der Stelle steht der Beleg für mein Gesagtes. PDF-Dokumente, die diese Möglichkeit bieten (Druckform, unveränderbar), besitzen andere Nachteile.
  3. Lesbarkeit – Texte müssen gut lesbar sein. Bücher haben eine gute Auflösung. Um die Texte jedoch zu vergrößern oder zu verkleinern benötigt man Hilfsgeräte (Lupe, Kopierer). Die elektronischen Texte sollten auf vielen verschiedenen Lesegeräten darstellbar und lesbar sein. Der Vorteil digitaler Texte ist, dass sie in ihrer Schriftgröße anpassbar sind. Ihre skalierbaren Größen kolidieren aber immer wieder mit feststehenden Zeilenumbrüchen und Seitenanzeigen (alles, was auf ein Display passt). Was passiert jedoch mit Bildern?
  4. Randnotizen, Anmerkungen zwischen einzelnen Zeilen, Hervorhebungen mittels Marker sind in im Gedruckten jederzeit möglich (wenn z.B. in Bibliotheksbüchern auch nicht unbedingt gewollt). Diese Möglichkeiten sind bei derzeitigen e-Books nur umständlich oder gar nicht nutzbar. Beim Buch greife ich zum entsprechenden Stift, beim E-Text muss ich erst die Funktion aufrufen, eventuell eine Tastatur bedienen. Hier wird ein unmittelbarer Gedankengang erstmal unterbrochen.
  5. Querverweise – sie können bei E-Books per Link hergestellt werden. So ließe sich, wenn die Lesegeräte/Arbeitsgeräte es zulassen, direkt auf den entsprechenden Text verlinkt werden (mind. zur Einsicht der entsprechenden Passage). Das geht mit dem Buch nicht.
  6. Einbindung andere Medienformen: Versuchen Sie einmal einen Film in ein Buch einzubinden! Das funktioniert nicht. Interviews, z.B. können nur in schriftlicher Form wiedergegeben werden oder es kann auf eine externe Quelle verwiesen werden. Beim E-Book jedoch ist das kein Problem. Ton und bewegte Bilder beginnen eine Einheit zu bilden. Intentionen, die durch Gestiken unterstützt werden, können genau so gezeigt und wahrgenommen werden, ohne sie umständlich schriftlich umschreiben zu müssen.

Das sind nur einige Dinge, die mir spontan eingefallen sind. Das E-Book hat manchmal nicht genug Eigenschaften von Papier und manchmal zu viele Eigenschaften des digitalen Mediums. Es wäre aber fatal, sich beim E-book zu sehr am buch zu orientieren, da man damit die digitalen Eigenschaften und Möglichkeiten zu stark beschränkt.

Lesenswert sind dazu glaube auch immer wieder die Diskussionen, die vor einiger Zeit hier im Blog stattgefunden haben:

2 Kommentare

  • Das ist endlich mal ein wirklich gutes Statement zum Thema eBook! Ich denke auch, dass sich eBooks frühestens dann durchzusetzen beginnen, wenn die o.g. Punkte erledigt bzw. geklärt worden sind. V.a. der Punkt 1 mit der Unveränderlichkeit des Mediums war mir so noch nie klar gewesen. Halte ich für sehr plausibel.

  • Dörte Böhner

    Die Unveränderbarkeit als solches ist ein großes Problem, wenn es darum geht, Dinge zu beweisen. In wissenschaftlichen Arbeiten ist dies immens wichtig. Daher findet man in einigen Arbeiten bei Zitaten nicht nur den Tag des Besuches sondern auch die Uhrzeit. Stellen Sie sich vor, Sie müssen nach sehr genauen Angaben ein Rezept zusammenmischen, z.B. für eine Medizin. Leider war ein Fehler in der Rezeptur und eine Mengenangabe stimmte nicht. Sie halten sich daran und ein Mensch kommt zu Schaden. In der Zwischenzeit wurde der Fehler bemerkt und rasch korrigiert, so in der Art: “Kriegt ja keiner mit.” Leider können Sie dies nicht beweisen, da Sie den Beitrag ja nicht vorher ausgedruckt haben.

    Um diesen Fall zu verhindern, gibt es bestimmte Techniken, z.B. Fingerprints, die Veränderungen nachweisen können, aber erstens werden sie nicht flächendeckend angeboten und zweitens sind sie manchmal auch nur schwer nachzuvollziehen.