Nach dem Esel kommt nun das Kamel

An dieser Stelle habe ich bereits mehrfach vom Bücheresel aus Kolumbien berichtet, der sich größter Beliebtheit in der einheimischen Bevölkerung erfreut. Eine ähnliche ungewöhnliche Fahrbibliothek gibt es auch in Kenia. Dort bringen allerdings nicht die Esel, sondern drei Kamele Bücher in die abgelegenen Nomadendörfern. Jeden Morgen brechen diese, mit jeweils zwei Bücherboxen ausgestattet, in die Wüste auf, um die umher wandernden Nomaden aufzusuchen. Ähnlich wie in Kolumbien haben auch in Kenia ein Großteil der Bevölkerung keine Bibliothek in der Nähe oder die Möglichkeit diese regelmäßig aufzusuchen, so dass der Service dankbar angenommen wird. Ein Grund für die Einrichtung dieser Bibliothek ist die hohe Rate an Menschen, die nicht lesen können und die Tatsache, dass besonders viele der Nomaden nicht regelmäßig oder nie eine Schule besuchen. Dies soll die Bibliothek auf dem Rücken der drei Kamele ändern. Dass man für den Transport auf Kamele zurückgreift, liegt vor allem am sandigen Untergrund und heißen Klima in Kenia. Für diese Bedingungen sind die Kamele am besten geeignet, um auch die entlegensten Siedlungen erreichen zu können.
An diesem Beispiel und dem des Bücheresels sieht man, dass Not erfinderisch macht und es sich durchaus lohnt, sich nach alternativen Konzepten umzusehen. Sie sind zudem ein Beleg, dass gerade in Gebieten, in denen Bibliotheken keine Alltäglichkeit sind, das Interesse am Service der Einrichtungen und Büchern groß ist. Es zeigt auch, dass in unserer heutigen hochtechnisierten Welt Bücher immer noch der Schlüssel zum Wissen und der Welt bedeuten können.

Aufmerksam geworden durch:
Kenya: The Camel Mobile Library Service via Resource Shelf

Ingolstädter Stadtmuseum stellt Funde zu einer spätmittelalterlichen Keramikwerkstatt aus

[update] Natürlich findet die Ausstellung im Stadtmuseum von Ingolstadt statt und nicht in der Stadtbibliothek. Das war wohl ein freudscher Verschreiber, denn eigentlich hätte sich hier vielleicht auch eine Zusammenarbeit angeboten. [/update]

Archäologen fanden bei Ausgrabungen in der Konviktstraße einen spektakuläreren, in Süddeutschland einmaligen Fund. Sie konnten eine spätmittelalterliche Keramikwerkstätte mit Ofen, Geräten, Modellen und fertigen Kacheln sichern und nun ist es dem Stadtmuseum erstmals möglich, Ingolstadt aus der Perspektive eines Handwerksbetriebes zu zeigen.

Zwar ist über den betreffenden Hafner bzw. Töpfer nichts genaueres bekannt, aber die Werkstatt selber muss mindesten über acht Jahrzehnte produziert haben, bevor sie ganz plötzlich nicht mehr betrieben wurde. Dies beweist eine riesige Menge Kacheln, welche auch zeigen, dass dieser Betrieb gegen Ende des 15. Jahrhunderts eine hoch spezialisierte Keramikwerkstätte gewesen war. Abnehmer waren Herzogschlösser, das Ingolstädter Münsters und die Universität. Der Betrieb produzierte großen Stückzahlen an Kacheln in hervorragender Qualität. Daher trägt die Sonderausstellung in der Stadtbibliothek den Titel trägt: „Meisterwerke in Serie – Kunst und Handwerk einer Residenzstadt“. Der gefundene Ofen selbst wird in Zusammenarbeit mit dem Fränkischen Freilandmuseum in Bad Windsheim in mehreren Schritten während der Ausstellung in Ingolstadt wieder aufgebaut.

Einen kurzen Einblick bietet auch das Video zur Ausstellung: Neue Ausstellung im Stadtmuseum Ingolstadt.

Jetzt am Anfang der Ausstellung kommen auch die Bibliophilen auf ihre Kosten. Spektakulär ist auch das wertvollste Ausstellungsstück – geradezu eine Sensation:

Mit zwei Millionen Euro ist die Heidelberger Prunkhandschrift „Codex Palatinus Germanicus 146“ versichert. Sie ist in den ersten Wochen der Ausstellung, die vom 28. Februar bis 12. September dauert, zu bewundern. Der Psalter – also ein Buch, das Psalmen beinhaltet – ist um 1400 entstanden und laut Schönewald somit gut 100 Jahre vor Luthers Übersetzung der Bibel der erste deutschsprachige Psalter, der eben zudem noch in Ingolstadt geschrieben wurde.

Die Leiterin des Stadtmuseums streicht dabei den Verdienst ihres Vorgängers Herrn Siegfried Hofmann heraus, dem es gelungen sei, die Verwandtschaft der Heidelberger Prunkhandschrift mit der Ottheinrich-Bibel aus der Bibliothek von Ingolstadts Herzog Ludwig des Gebarteten (1368 bis 1447) festzustellen. Grundlage dafür war ein Internet-Handschriftabgleich. Auf Grund dieses Vergleiches ließe sich die Entstehungsgeschichte des Psalters zu den herzöglichen Schreibstuben zurückverfolgen.

Von diesem Psalter ausgehend wird in der Ingolstädter Ausstellung auch die Entwicklung zur führenden Bücherstadt Bayerns mit sehr guten Druckereien dargestellt.

Die Ausstellung können Sie vom 28.02. – 12.09.2010 im Ingolstädter Stadtmuseum besuchen.

Quelle:
Rehberger, Christian: Spektakulärer Fund führt in die Herzogszeit via Donaukurier.de