WuE-Books – führen wir den §52b UrhG ad absurdum

Würzburger Universitätsbibliothek startete ebenfalls auf Basis des §52b UrhG ein Angebot für digitale Lehrbücher “WuE-Books”. Referent Dr. Karl Südekum, Direktor der Universitätsbibliothek Würzburg, berichtete über seine Erfahrungen. Hier kam es zwar nicht zu einem Verfahren, aber auch bei Würzburg blieb die Reaktion eines namhaften Verlages nicht aus.
Südekum wies ebenfalls wie Herr Nolte-Fischer darauf hin, dass es viel Halbwissen gibt. Er machte deutlich, dass es beim Angebot von digitalisierten Büchern nach §52b UrhG nicht um eine Enteignung der Verlage oder rücksichtsloses Handeln von Bibliotheken geht, sondern um die praktische Umsetzung eines schlecht gemachten Gesetzes und um die Gewährleistung von Wissenschaftsinformation.

Bibliotheken reagieren damit u.a. auch auf das veränderte Nachfrageverhalten durch Bachelorstudenten, die auf einen bestimmten Bücherkanon festgelegt sind.Bibliotheken haben auch mit einem weiteren Problem gerade in Bayern zu kämpfen. Dort kommt durch das Gymnasium in acht Jahren ein doppelter Abiturjahrgang auf die Hochschulen und damit auf ihre Bibliotheken zu.

Zur Zeit befindet man sich in einer Phase der Neustrukturierung des Marktes auf beiden Seiten. Auf der einen Seite heißt dies einen notwendigen Verzicht auf bestimmte verwertungsmodelle und die Schaffung neuer Bewertungsmodelle.

In Würzburg hatte man den elektronischen Lesesaal der “WuE-books” trotz der zu erwartenden Konflikte gewollt und die Reaktionen abgewartet. Die Reaktionen waren dann doch überraschend.
Würzburg ist eine mittelgroße Volluni ohne eine große technische Fakultät mit 22.000 Studenten. Die dazugehörige Bibliothek ist sehr dezentral und als zweischichtige Bibliothek mit starker Zentral- und 78 Teilbibliotheken organisiert. Das bringt für die Bibliothek aber auch Probleme mit. Neben der starken räumlichen Zersplitterung gibt es ein strukturelles Haushaltsdefizit mit bis zu 900.000 Euro im Jahr. Lücken im Bestand und gerade der Bedarf bei Lehrbuchsammlungen können in Bayern häufig durch Studiengebühren gedeckt werden, aber das Stellplatzproblem gerade bei Mehrfachexemplaren kann man damit nicht lösen. Daher besteht eine dringende Nachfrage nach E-Books. Die UB Würzburg zahl über 1 Million Euro für elektronische Medien im Jahr. Leider gibt es dort bei vielen populären Büchern häufig kein adäquates Angebot – entweder gar keines oder eine mit vielen Ladenhütern im Gesamtpaket oder nur Altauflagen.

Was die Digitalisierung von Büchern nach §52b UrhG angeht: Bibliotheken haben kein Interesse am Reverseengeneering! Wenn ein annehmbares Verlagsangebot vorhanden ist, dann bevorzugen Bibliotheken dieses. §52b macht für Bibliotheken nur Sinn, wenn kein Angebot seitens der Verlage vorhanden ist, da auch hier für die Bibliotheken erhebliche Kosten entstehen, Personal gebunden und Technik benötigt wird. Außerdem ist das so entstehende Angebot nicht konkurrenzfähig zum Angebot der Verlage, da eine Volltexterschließung nicht durch den §52b UrhG gedeckt wird.

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Mit- oder Gegeneinander – Die Bedeutung des §52b UrhG für Bibliotheken

In seinem Bericht sprach Herr Nolte-Fischer von der Universitätsbibliothek der TU Darmstadt über eine Sache, die er nur halb versteht. Einen entgültigen Bericht konnte er noch nicht geben, da der Prozess ist noch mitten im Gange ist. Fischer selbst ist kein Jurist, sondern wurde in eine juristische Auseinandersetzung hineingezogen. Es scheinen aber auch die Juristen die Sache nur halb zu verstehen und sind verunsichert, weil noch unklar ist, was gilt. Hier hilft nur reden und dieser Bericht ist ein Teil dieser Aufarbeitung. Es geht um die Schranke des Urheberrechts, welche im § 52b UrhG geregelt ist, die zum 1.1.2008 mit dem Korb2 gültig wurde.

Tatbestand
Die TU-Darmstadt hat probeweise ca. 100 (Lehrbuch.)Titel Dezember 2008 digitalisiert (tudigilehrbuch) und online gestellt. Ausgegangen war man von einer geringen Nutzung dieses Angebotes. Augerufen werden konnten diese Dateien an 15 PCs im Katalogsaalals rein graphische Datei. Damals war der Druck und der Download kapitelweise möglich. Die Nutzung selbst war gering. Diese digitalisierten Bücher wurden nur durchschnittlich 1,7fach genutzt. Bei normalen E-Books ist die Nutzung 20 – 30 Mal höher. Als Antwort auf das erste Urteil vom 13.05. wurde der Download unterbunden und nach dem zweiten Urteil wurde das Angebot komplett eingestellt, da man aufgrund der gerichtlichen Einschränkungen das Angebot für die wissenschaftliche Arbeit als unnutzbar einstuft (“weil nicht zuverlässig daraus zitiert werden kann”).

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Ein Blick zurück – mein persönlicher BID-Kongress 2010

Auch von mir ein paar Eindrücke zum gerade zu Ende gegangenen 4. Leipziger Kongress für Information und Bibliothek, bevor der allseits bekannte Alltagstrott wieder das Regiment übernimmt.

Was ist hängen geblieben? Ein paar (persönliche) Schlaglichter:

  • Nationallizenzen werden von Allianzlizenzen abgelöst
  • Allianzlizenzen werden ein Zweitveröffentlichungsrecht zwingend beinhalten
  • “Neues vom Urheberrecht”: gruppenbezogene Schrankenregelung soll Fragmentierung beenden
  • Der OPAC ist tot – es lebe der OPAC
  • Spieltheorie (homo ludens) bei der Vermittlung von Informationskompetenz

Ich hoffe, ich werde in den nächsten Tagen noch dazu kommen, ein wenig detaillierter auf diese Themen einzugehen. Insgesamt kann ich mich Dörtes Eindruck nur anschließen, dass aktuellen Themen (z.B. Open Data oder auch dem Social Web und seiner Bedeutung für Bibliotheken) wenig bis gar kein Raum (im wahrsten Sinne) gegeben wurde. So interessant und ehrenvoll die zahlreichen Aktivitäten der Zukunftswerkstatt (inkl. der Vereinsgründung) auch waren und weiterhin sind, sie machen eines deutlich: zwischen eingeschworenen “Traditionalisten” und den gern als “Junge Wilde” bezeichneten Akteuren besteht ein breiter Graben, den man gut und gerne auch als Digital Divide bezeichnen könnte. Gemeint ist hier nicht die generelle Debatte über die (Ir)Relevanz einzelner Dienste wie etwa Facebook oder Twitter, sondern die Botschaft, die viele dieser Diskussionen unter Bibliothekaren unterschwellig mittransportieren: die latente Angst des Kompetenz- und Bedeutungsverlusts, wenn man sich nur erstmal mit dem “Teufel” eingelassen hat, verbunden mit der Überlegung, welches denn die Kernaufgaben der Bibliothek sind und wie und ob “digitale Angebote” im weitesten Sinne überhaupt in das klassische Bibliotheksportfolio passen.

Ich persönlich denke, dass die nächsten Jahre richtungsweisend und spannend sein werden für die Bibliothek als Institution und auch als Prinzip. In sofern schließe ich den Kreis dieses Postings, indem ich mich jetzt schon mal auf den (hoffentlich mutigeren) 100. BibliothekarInnentag hier in Berlin freue!

Viel Neues bei Citavi 3.0

Erste Eindrücke konnte man vom großen Upgrade Citavi 3.0 auf der Firmenpräsentation und am Stand von Citavi beim Bibliothekskongress 2010 erhalten.

Die Leute von Citavi entschuldigten sich auf der Firmenpräsentation für ihren terminlichen Verzug. Citavi 3.0 sollte eigentlich bereits Winter 2009 erschienen sein. Doch man hat sich entschieden, das beste Produkt zu veröffentlichen. Dafür verschiebt man dann lieber den Veröffentlichungstermin.

Bedienbarkeit
Citavi setzt auf eine noch bessere Benutzerfreundlichkeit. “Klarer, einfacher, übersichtlicher” heißt das Motto. Der erste Eindruck des neuen Userinterfaces bestätigt dies erfolgreich. Die neue Oberfläche wirkt kompakter und weniger knubbelig. Es ist modulartig aufgebaut.

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Informationskompetenz – noch mehr Standards?

[Bericht] Der Vortrag von Dr. Fabian Franke handelt von Standards zum Thema Informationskompetenz.

Ziel der Standards ist es, die Arbeit zu erleichtern. Franke stellte die Frage, mit welchen Standards wir in Bibliotheken arbeiten und zählte auf: RAK, LSWK, Dublin Core für den Bereich Katalogisierung. Außerdem nannte er Bibliothekspläne und Kennzahlen, welche für die Bibliotheksentwicklung wichtig sind. Aber die Hauptfrage ist: Benötigen wir Standards für die Vermittlung Informationskompetenz?

Seine Definition von Standards war der Wikipedia entnommen:

Ein Standard ist eine vergleichsweise einheitliche oder vereinheitlichte, weithin anerkannte und meist auch angewandte (oder zumindest angestrebte) Art und Weise, etwas herzustellen oder durchzuführen, die sich gegenüber anderen Arten und Weisen durchgesetzt hat.

In dieser Bedeutung ist der Begriff insbesondere in den Bereichen Technik und Methodik üblich, aber auch beispielsweise in Bezug auf Menschenrechte oder Umweltschutz. Dabei findet der Begriff sowohl Verwendung bzgl. allgemein anerkannter Zielsetzungen als auch bezüglich allgemein anerkannter Realisierungen.

Ein Standard kann in einem formalisierten oder nicht-formalisierten Regelwerk bzw. in einem sich ungeplant ergebenden Regelfall bestehen, beispielsweise in einer einzelnen Regel bzw. mehreren Regeln oder einer Norm.

Als Zielsetzung von Standards sieht er eine höhere Rationalisierung der arbeitsteiligen Arbeit, die Schaffung von Effektivität und Wirtschaftlichkeit, Qualitätssicherung, mehr Kundenorientierung und das Schaffen einer Ordnung für (wiederkehrende) Abläufe. Für Bibliotheken sind Standards für Informationskompetenz (IK) seiner Meinung nach notwendig, da IK-Vermittlung eine Kernaufgabe der Bibliothek ist.

Die Standards sind auf Informationskompetenz.de zu finden, so auch die Leitlinien für die Bayerischen Hochschulbibliotheken.

Ursprünglich kam das Regelwerk für Informationskompetenz aus dem angloamerikanischen Raum (Information Literacy). Diese wurden übersetzt und hielten eine Umsetzung auch in den Standards für die Vermittlung von Informationskompetenz für Hochschulen. Die Bayerischen IK-Leitlinien sollen Argumentationshilfen sein, um mit dem Thema Informationskompetenz an die Hochschulleitungen, Bibliotheksleitungen usw. heranzugehen

In Bayern dsikutiert man nun über die Leitlinien. Diese sind noch nicht fertig, sondern im Prozess, d.h. offen für Änderungen und Diskussionnen. Es gibt weitere Standards, z.B. die Hamburger Erklärung des VDB oder Hilfestellungen, wie beispielsweise Checkliste für die Durchführung von IK-Veranstaltungen der AG IK des BVB. Die Zielsetzungen dieser Materialien geht in gleiche Richtung.
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Informationskompetente Suchräume

Frau Annemarie Nilges und Ralf Matalla sprachen über Suchräume als Teil der Arbeit um Informationskompetenz zu vermitteln, wobei sie Informationskompetenz als bibliothekarische Leitlinie der täglichen Arbeit definierten. Frau Nilges verstand dabei unter Suchräumen eine one-stop-Suchmöglichkeit, die schon der Vermittlung von Informationskompetenz dient. Sie sah durch die Gestaltung des Suchraums einen Beitrag zur Vermittlung von Informationskompetenz. Bibliotheken sollten sich diesem Paradigmenwechsel stellen, statt Teaching Library eher eine Learning Facility Library, d.h. die Bibliothek von heute sollte das Lernen und Forschen lehren. Von diesem Punkt aus ist es nur noch ein kleiner Schritt bis zur Ausgestatlung von Suchräumen.

Traditionell geht man bei Vermittlung von IK sehr linear vor: Man beginnt mit der Themeneingrenzung, baut eine Suchstrategie auf, sucht dann im lokalen Bibkatalog oder in lokal vorhandenen Datenbanken und geht weiter zur Fachinformation. Eventuell erwähnt man danach noch Google oder Google scholar und endet ganz vielleicht mit der Erwähnung von Literaturverwaltung. Dies steht alles unter der Prämisse einer analytisch-systematischen Vorgehensweise: erkennen, entwickeln, schrittweise anwenden… Doch dass ist eine sehr bibliothekarische Hervorgehensweise und ist es dabei unser Ziel neue Berufskollegen auszubilden?

Die Realität sieht anders aus. Da muss man nur sein eigenes Vorgehen einmal beobachten, wenn man selbst sich ein Thema “nicht-wissenschaftlich” erarbeitet. Man sucht eher kumulativ, im Schneeballsystem, d.h. gesucht wird nicht linear geordnet und analytisch. Akzeptieren wir bitte die Realität. Den Studierenden fällt es schwer, schon die richtigen Informationsquellen auszuwählen und sie suchen daher eher in Google, Wikipedia und im Rahmen ihres Social Networkings, bevor sie sich an Kataloge und Datenbanken trauen.

Frau Nilges nannte folgende Kriterien für ihre Informationsauswahl:

  • Kürze der Information
  • Aktualität
  • Bekanntheitsgrad bei anderen/Empfehlung

Head/Eisenberg: Information Literacy Progress Report “Lessons Learned: How College Students Seek Information in the Digital Age”, 2009

Dieser Report zeigt, den Studierenden geht es heute nicht mehr um Vollständigkeit sondern um Relevanz und dieses hat Konsequenzen für die bibliothekarische Arbeit. Bibliothekare müssen ein kumulatives Vorgehen akzeptieren, und genauso, dass Relevanz Ranking mehr zählt als Vollständigkeit. Studierende nutzen andere Ausgangspunkte (z.B. Scopus) und geben sich mit 2-3 guten Beiträgen zufrieden, um dann im Schneeballsystem weiter vorzugehen. Dieses Wissen um (eine Veränderung von) Suchstrategien müssen die Bibliothekare in die Gestaltung von Suchsystemen einbringen. Das sollte auch zu einem Umdenken in der Vermittlung von Informationskompetenz führen.

Die Chancen für Suchräume bestehen darin, den Nutzer bei seiner Suche abzuholen. Durch gut gestaltete Suchräume können Schulungsinhalte entlastet werden und dadurch Personalkapazitäten freigesetzt werden, z.B. für eine Einzelberatung von Doktoranden.

Die Anforderung an die Gestaltung der Suchräume sind klar. Es sollte möglichst viel aus einem System heraus suchbar gemacht werden. Die Hilfeangebote müssen gut verständlich sein und auch technisch muss bei zu vielen und zu wenigen Treffern geholfen werden. Die Retrievalangebote müssen sich an den Gewohnheiten der Entnutzer orientieren. Dazu zählen auch Web2.0-Komponenten, z.B. der Aufbau einer Parallelwelt durch Tags, um so mehr die Relevanz wiederzuspiegeln.

Die Entwickler müssen sich auch die Grenzen deutlich machen. Bei der Cross-Search (Metasuche) gibt es noch kein optimales System und oft keine guten Ergebnisse. Die Suche muss weg von den analytischen Suchstrategien hin zu quick & dirty gehen. Die Möglichkeiten des Relevance Ranking statt eigener Analyse sind primär gut für Bachelor geeignet und ausreichend. Bei Wissenschaftlern müssen nun die freigewordenen Kapazitäten für Schulungen genutzt werden und die anderen Möglichkeiten der Recherche vorgesellt und vermittelt werden.

Herr Matalla stellte als Beispiel für die Schaffung von Suchräume Primo vor, das durch die Integration aller Datenquellen die Recherche verbessern sollte, da nun “alles aus einer Hand” kommt. Bei Primo wird standardmäßig nach Relevanz sortiert. Relevanz wird dabei mathematisch berechnet, aber ist eben nicht ohne weiteres faßbar und für Bibliothekare nachvollziebar. Für die Nutzer positiv sind die Faszetten, die verschiedene Einschränkungsmöglichkeiten, Materialarten usw. angezeigen und für die Verfeinerung der Suche wichtig sind. Man kam sich an dieser Stelle wie in einer Werbeveranstaltung für Primo von ExLibris vor. Besser gewesen wäre es auch andere Beispiele vorzustellen, wie z.B. den InfoGuide (Beispiel Augsburg) oder ALBERT des Wissenschaftsparks Albert Einstein. Ein tolles Feature von Primo ist die Zusammenfassung von verschiedenen Exemplaren eines Titels, gerade wenn es ums Relevanz Ranking geht. Als weiteres Merkmal eines gutgestalteten Suchraums ist die Hilfe bei Rechtschreibfehlern und auch eine übersichtliche Darstellung. Das nächste Ziel der Düsseldorfer ist es, eine entsprechende Artikelsuche in Primo einzubinden (Metasuche). Doch dort müssen noch einige Probleme in der Darstellung überwunden werden.

Die beiden Vortragenden zogen für die Vermittlung von Informationskompetenz folgendes Fazit: Gestalten Sie Ihre Schulungsveranstaltungen um und beginnen Sie den Einstieg in die Recherche mit Zitationsdatenbanken (Relevance Ranking), nutzen Sie dann Google Schloar, um die Relevanz der Treffer zu bestätigen und gehen Sie erst danach zu Recherchestrategien und Datenbanken über. Planen Sie Zeit ein für die Arbeit an und mit Suchräumen.

Frau Lux aus Merseburg stellte berechtigt die Frage, wo der Nutzer sieht, aus welchen Datenbanken Informationen kommen? Frau Nilges Antwort klang ein wenig sehr spitz, als sie fragte, ob der Nutzer das überhaupt wissen muss. Für mich stellt sich die Frage, wie soll sich der Nutzer Doppelarbeit ersparen, wenn er nicht weiß, woher seine Informationen kommen. Außerdem ist es momentan immer noch der Fall, dass man in der eigentlichen Datenbank bessere Suchergebnisse erhält als über eine Metasuchoberfläche. Daher halte ich hier die Anzeige der Datenbank für unverzichtbar. Geben Sie Ihrem Nutzer die Chance, mündig zu werden. Wenn er über seine Suche nicht reflektiert, dann ist das ein anderes Thema.

Frau Simon stellte die Frage: Benötigen wir immer noch mehr Schulungen oder sollten wir das Suchen einfacher gestalten? Die Antwort darauf entnahm sie dem Vortrag. Die einfacheren Suchräume helfen Erfolgserlebnisse zu haben und holen den Bachelor da abholen, wo er ist. Problematisch ist, dass Zeitschriftenliteratur derzeit nicht über einen Katalog gefunden werden kann. Aufgabe der Bibliothek im Rahmen von Informationskompetenz ist es auch zu helfen, den Weg zur (digitalen) Literatur zu vereinfachen.

Es folgte eine kritische Stimme zum Relevanz Ranking, dass es auch bestimmte Datenbanken gibt, die selbst im Fach nicht so bekannt sind, aber sehr relevante Inhalte enthalten können, so dass sich die Informationskompetenz nicht nur auf Suchräume beschränken darf, da sich die Komplexität so nicht vollständig abbilden lässt. Frau Nilges sieht im Suchrauch auch nur eine weitere Fascette im Gesamtkontext der Vermittlung von Informationskompetenz.

Als Ergebnis des Vortrages bleiben Fragen: Was wollen wir im Rahmen von Informationskompetenz vermitteln und was können wir vermitteln im Rahmen der Strukturen, mit denen wir umgehen müssen (Zeit, Personal, Vorwissen, etc.)? Wie können wir unsere Nutzer an der richtigen Stelle abholen? In welcher Form müssen wir unsere Kollegen schulen, damit diese adäquat reagieren können?

Letzter Tag Bibliothekskongress 2010

Es war ein aufregender Bibliothekartag. Bin ich bei meinem ersten Bibliothekskongress in Leipzig vor drei Jahren und meinen ersten Bibliothekartagen in Dresden und Mannheim noch ziemlich unerkannt durch das Fachpublikum getingelt (trotz eines eigenen Vortrages damals zum Thema DRM), war es diesmal anders. Man könnte fast sagen, diesmal ging die Post ab. Manchesmal bin ich zu einem Vortrag so spät gekommen, dass es nur noch Stehplätze gab, weil ich jemanden zum Unterhalten getroffen habe, den ich lange nicht gesehen habe oder angesprochen wurde, weil mich jemand kennenlernen wollte. Da machen sich wohl mittlerweile auch meine Web2.0-Aktivitäten – oder besser gesagt das Social Networking bemerkbar.

Montag war ich ja noch mehr beschäftigt, mich in Leipzig zurecht zu finden und umzuschauen und wow, jetzt sind wir schon am letzten Tag angekommen. Momentan sitze ich im Zug und versuche ein wenig meine Gedanken zu sammeln. Viel ist in den letzten Tagen passiert. Das neuerworbene Wissen muss sich erstmal setzen und ein wenig ruhen, um bei gegebener Zeit zur Anwendung zu kommen.

Es gab vieles interessantes und auch einiges, was eher enttäuschte. So erstmal ein erster Eindruck.
Super war es, die Leute aus der Bibliotwitter-Bloggos-Facebooker-Sphäre mal live und in Farbe zu sehen und kennenzulernen. Dazu hat heute auch das kleine Treffen am Mittag gezählt. Es war mal wieder überraschend, dass wenn so ein Haufen Gleichgesinnter aufeinander trifft, wie die Bälle und Ideen wie Pingpong-Bälle hinundherwandern. Man mochte da heute an manchen Stellen nicht nur zwei Ohren gehabt haben sondern am besten für jeden der Anwesenden eines. Ich bin jetzt gleich noch eine Spur gespannter, was das Bibcamp3 in Hannover angeht.
Diese Social Networker zogen sich auch durch den ganzen Kongress wie ein roter Faden. Immer wieder waren sie sichtbar auf Twitter, bei der Zukunftswerkstatt, bei Gesprächen auf dem Gang. Leider waren sie weniger sichtbar dort, wo “ernste” Vorträge gehalten wurden. Sie waren nicht vertreten, wenn es um die Vermittlung von Informationskompetenz ging, sie waren nicht vertreten mit aktuellen Themen wie Microformats und ähnlichen beim elektronischen Publizieren… Sie verteilten sich in den Gängen und auf den Vorträgen der Zukunftswerkstatt. Aus der Community waren immer wieder Klagen zu hören, dass innovative Dinge keinen Eingang in das reguläre Programm des Kongresses gefunden haben. Hier ist zu hoffen, dass im nächsten Jahr beim 100. Bibliothekarstag (gendergerecht BibliothekarInnentag) diesem Neuen, unbekannten Raum gegeben wird, sowohl in Form von Raum als auch in Form von Zeit. Neugier kann nur durch Sichtbarkeit erreicht werden, aber eine Umsetzung und ein Einzug in die Gedanken und das Wesen von Bibliotheksarbeit geht nur, wenn auch Ruhe in die Gespräche gebracht werden kann…

Ein zweiter Schwerpunkt meiner Fahrt war der Bereich Benutzung, den Nutzer zu erreichen. Hier gab es vieles Interessantes. Neben dem Vortrag von Dr. Thomas Stöber zum Thema Literaturverwaltung hat mich besonders beeindruckt die Informationen zu den Suchräumen als Beitrag zur Vermittlung von Informationkompetenz. Ich hoffe, dass ich meine Notizen dazu bald als Blogbeitrag fertig bekomme. Literaturverwaltung wurde dann auch weiteres Thema bei einem Treffen mit Herrn Stöber, Matti Stöhr, Frau Josenhans und Martin de la Iglesia. Dort wurde ausgelotet, inwieweit Kooperationspotentiale in diesem Bereich umgesetzt werden können. Passend im Anschluss war dann die Firmenvorstellung von Citavi in der Version 3.0 – auch da wird es im Blog noch einen entsprechenden Beitrag geben. Abgerundet wurde dieser Schwerpunkt mit Mattis Vortrag im Rahmen der Zukunftwerkstatt, wo er seine Ideen und theoretischen Ansätze seines Magisterarbeitsthemas vorstellte.

Jetzt sitze ich ziemlich müde im Zug, habe erstmal nur alles aufgeschrieben, wie es mir in den Sinn gekommen ist. Es werden noch eine ganze Reihe von Einträgen folgen, die sich auf Vorträge des Kongresses beziehen werden.

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