Das Kwandengezi Bibliotheks- und Bildungszentrum in Südafrika

Das folgende Beispiel aus Südafrika zeigt, dass  es nicht immer die Politik sein muss, die Veränderungen einleitet, um  von Marginalisierung und Exklusion bedrohte Menschen in Vorstädten nachhaltig Zugang zu Büchern und Bildung zu verschaffen, sondern jeder einzelne kann dies im Rahmen seiner Möglichkeiten initiieren. Die unten angefügte kurze filmische Dokumentation beleuchtet die Hintergründe, die zur Entstehung des Kwandengezi Bibliotheks- und Bildungszentrums in den Townships vor Durban führten. Täglich sind die 750.000 Einwohner von Kwandengezi bis heute mit den folgenden Problemen konfrontiert: Armut, Hunger, Kriminalität, Arbeitslosigkeit und Krankheiten wie AIDS. Eineinhalb Jahre nach der Eröffnung,  floriert dieses Zentrum in höchstem Maße. Das Projekt geht nicht etwa auf die Initiative kommunaler Vertreter oder auf die Bildungs- und Erziehungsministerien in Südafrika zurück, sondern auf Erin Raab, einer 29-jährige Amerikanerin, die ihre Masterarbeit dank eines Stipendiums im Fach “Economic Development Studies” dort weiterentwickelte und verfasste. Nach ihrer Ankunft stellte sie sofort folgendes fest:

In Africa, she found that many motivated school children in the Kwandengezi-area schools had no library available to them. The area surrounding Kwandengezi has nine schools and more than 8,000 students, almost all of whom had never been to a library.”

Anfangs sollten es nur zwei Jahre Aufenthalt für Raab werden, am Ende waren es fünf Jahre, die sie dort verbrachte.  Letztendlich hinterließ Raab ein besonderes Erbe: Die Bibliothek von Kwandengezi

Mithilfe von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen und PädagogInnen vor Ort, erhielt Erin Raab eine finanzielle Förderung durch die Kommune und tatkräftige Unterstützung bei der praktischen Umsetzung ihrer Masterarbeit. Das Bibliothekszentrum bietet Bildungsprogramme für Erwachsene und Kinder an. Außerdem helfen und begleiten Collegestudenten Kinder beim Lesen und erzählen diesen Geschichten. Es werden Poesiekurse und Schreibklassen angeboten. Erin Raab hat zudem ein Praktikantenprogramm eingerichtet, in dem  “High School” – SchülerInnen das Bibliothekspersonal unterstützen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass aus den Praktikanten später einmal BibliothekarInnen oder DokumentarInnen werden könnten. Dieses Best Practice Beispiel zeigt meiner Ansicht nach die Bedeutung der “Geistesnahrung” (“la nourriture de l’esprit“) bei der Entwicklungsförderung, die mindestens ebenso wichtig ist, wie die Befriedigung der Grundbedürfnisse. Erin Raab hat gezeigt, dass sie für die Umsetzung ihrer Idee nur genügend Mitstreiter nötig sind und sicherlich auch viel Durchhaltevermögen.