[Randthema] Spätfolgen: Haitis Bildung leidet Notstand

Angelique ist eine pariser Studentin aus Haiti, wo sie beim schweren Erdbeben vom 12. Januar diesen Jahres nicht nur ihr Zuhause, sondern auch ihr altes College verloren hat. Die State University of Haiti, an der Sie gerade ihren Abschluss in Soziologie hätte machen sollen, wurde schwer zerstört. Es hätte schlecht für ihre Zukunft ausgesehen, wenn nicht Freunde aus Frankreich ihr Hilfe angeboten und der Direktor des Montparnasse Museums sie nach Paris geholt hätte. So kann Angelique im nächsten Juni ihren Abschluss planen, während andere Studierende in Haiti noch darauf warten, dass das Bildungssystem in ihrem Land wieder aufgebaut wird. Sie kritisiert die haitianische Regierung, die momentan nur die nächsten Wahlen sieht.

Bereits vor dem Erdbeben waren die Bedingungen an der State University of Haiti nicht gut. Schon damals waren Bücher in der Bibliothek knapp und die Offiziellen hatten kein Interesse an den Studierenden. Die Regierung tat zu dieser Zeit nichts für die Universität und hat auch seit dem Erdbeben nichts getan, krititisiert die Studentin und hofft, dass die internationale Staatengemeinschaft neben dem Neuaufbau der Bildungseinrichtungen auch die Bereitstellung von Nahrungsmitteln und die Sicherheit der Studierenden bedenkt. Viele der ehemaligen Komillitonen haben nicht mehr die Möglichkeit zuende zu studieren, weil sie ihren Lebensunterhalt verdienen müssen.

Die Herausforderungen für das Bildungssystem von Haiti sind vielschichtig. Viele Bildungseinrichtungen haben ihre Studierenden, Lehrenden, Gebäude und das auch ihr Equipment verloren. Es gibt keine Statistik, welche die Höhe der Verluste belegt.

Quisqueya, eine der 200 privaten Hochschulen, steht ohne Gebäude da und veranstaltet Vorlesungen derzeit in Zelten. Eine große Anzahl an Hochschulen ist bedroht durch den Verlust von Studierenden, die sich ein Studium nicht mehr leisten können. Auch die Abwanderung von gut ausgebildeten Haitianern ist ein großes Problem.

An estimated 85 percent of college-educated Haitians live abroad, driven away by instability, poverty, violence and other ills.

Viele Studierende sind auch von ihren Eltern ins Ausland geschickt worden, um ihre Studien zu beenden. Deren Wegbleiben bedeutet fehlendes Einkommen für die privaten Hochschulen, die mit den Studiengebühren ihren Etat finanzieren, so eben auch das Gehalt der Lehrenden.

Die Ausstattung wie PCs usw. ist nicht unbedingt das größte Problem durch Spenden, aber der Ersatz der Gebäude schon. Zelte können zwar teilweise die Gebäude ersetzen, aber mit der kommenden Hurricane-Saison sind diese nicht mehr ausreichend. Die Stürme könnten die zaghaften Fortschritte zunichte machen.

Stipenden und andere wissenschaftliche Unterstützung aus den USA, Kanada, Brasilien, den karibischen Ländern und aus Europas konnten auf Grund von Sprachproblemen und verlorenen persönlichen Unterlagen nicht wahrgenommen werden. Auch der pure Überlebenskampf hält viel ehemalige Studenten von der Wiederaufnahme eines Studiums ab. Zudem müssten die Hilfsangebote besser koordiniert werden und auch noch eine ganze Weile offen gehalten werden.

Zudem ist es notwendig, dass die Geberländer ihre zugesagte Hilfe auch wirklich geben. Bisher sind nicht alle Versprechen eingehalten worden. Eine gute Hilfe sei es z.B., dass große Universitäten in Kanada haitianischen Studierenden im letzten Studienjahr die Studiengebühren erlassen haben. Zur Zeit gibt es auch eine Entwicklung, Dozenten nach Haiti zu entsenden und so dem Land zu helfen.

Die Finanzierung der universitären Bildung ist jedoch ein sehr großes Problem:

For higher education, the Haitian government has earmarked only 1 percent, or about 53 million dollars of the 5.3 billion dollars pledged by donors, but experts are pushing for more focus on universities, especially so that students can stay and contribute to the reconstruction efforts. They know that many who leave may never return.

Quelle:
McKenzie, A.D.: Education Cracks in Haiti, IPS