Unterm Fußboden im Dom

So als Bauarbeiter kann man ganz schnell mal zum Schatzfinder werden. Dompfarrer Matthias Gürtler teilte mit, dass am 06. Januar 2011 im Fußbodenbereich der alten Bibliothek bei Bauarbeiten im Greifswalder Dom neben historischen Gegenständern, z.B. Gläsern, eine mittelalterliche Handschrift entdeckt wurde. Bisher ist unklar, warum die Gegenständ an dieser Stelle versteckt wurden. Rückschlüsse erhofft man sich nun vom Inhalt der gefundenen Schrift. In der Buchmitte seien die “Revelationes” (Offenbarungen) der Brigitta von Schweden zu lesen.

Der Zustand der Handschrift im inneren Bereich sei gut, doch die ersten Seiten sind sehr brüchig. Der Einband besteht aus Holztafeln, welche mit Beschlägen bezogen waren. Außen befindet sich ein Befestigungsring für eine Buchkette. Es ist wahrscheinlich, dass die Handschrift zum Bestand der Dombibliothek gehöre, welche sich über der Sakristei befand.

Nach ersten Erkenntnissen wird die Handschrift ins 15. Jahrhundert datiert. Derzeit befindet sich das Manuskript in der Staatsbibliothek zu Berlin, wo sie von Dr. Jürgen Geiß-Wunderlich genauer untersucht werden soll.

Quellen:
Mittelalterliche Handschrift entdeckt OstseeZeitung, 27.01.2011
Gürtler, Matthias: Historischer Buchfund im Dom Greifswald, Greifswald Kompakt, 27.01.2011

Ägypten in Aufruhr – Bibliotheken und Museen betroffen?

Ägypten ist ein Tollhaus, möchte man meinen , wenn man derzeit die Nachrichten zum Land liest. Die Forderungen nach besseren Lebensbedingungen und Arbeit sind nur zu gut nachvollziehbar. Aber die Unruhen bergen auch Risiken für die Schätze des Landes, z.B. für die Bibliothek von Alexandria. Ismail Serageldin, Direktor der Bibliotheca Alexandrina weist dankbar in einer am 30.01.2011 veröffentlichten Nachricht auf der Homepage der Bibliothek darauf hin, dass junge Menschen, die sich in Bürgerwehren organisieren ihre Nachbarschaft und öffentliche Gebäude, wie das Ägyptische Museum und die Bibliothek von Alexandria schützen. Sie arbeiten dabei eng mit der Armee zusammen bis die öffentliche Ordnung wieder hergestellt ist. In den nächsten Tagen, entgegen der Ankündigung von eingeschränkten Öffnungszeiten vom 29.01.2011, bleibt die Bibliothek jedoch gänzlich geschlossen, bis die Unruhen sich gelegt und eine politische Lösung sich abzeichnet.

The library is safe thanks to Egypt’s youth, whether they be the staff of the Library or the representatives of the demonstrators, who are joining us in guarding the building from potential vandals and looters.

Das Risiko für das kulturelle Erbe Ägypten ist jedoch unverändert hoch. In der West Bank, wo die Gräber und das Tal der Könige zu finden ist, schützen allein Anwohner die Schätze. Bis jetzt wurde dort nichts zerstört, teilte Mostafa Wazery, Direktor des Tals der Könige in Luxor, mit.

Monica Hanna, Ägyptologin, berichtet, dass viele kulturelle Stätten ohne Schutz der Polizei auskommen müssen, so z.B. das Koptische Musem oder die memphitische Nekropole südlich der Pyramiden. Unklar ist auch die Situation vieler historischer Stätten im Hinterland.

Es zirkulieren Gerüchte über Plünderer, welche sowohl die Magazine des “Supreme Council of Antiquities” in Qantara Sharq ausräumen als auch einige weitere Magazine in Süd-Saqqara. Es scheinen sich Hinweise zu verdichten, dass Abusir und Saqqara große Schäden erlitten haben.

Die Unruhen werden genutzt, um davon zu profitieren.

“All the sealed tombs were entered last night. Only the Imhotep Museum and the adjacent central magazines are currently protected by the military. Large gangs are digging day and night everywhere,” Hanna said.

Dr. Zahi Hawass, Chef von Ägyptens Supreme Council of Antiquities, bestätigte gegenüber Discovery News dreizehn Fälle von Zerstörungen im Ägyptischen Museum. In diesem Museum in Kairo wird unter anderem der Schatz des Tutanchamun ausgestellt. Arabische Fernsehsender zeigten inzwischen Bilder von umgestürzten Figuren und eingeschlagenen Vitrinen. Die langjährige Direktorin des Museums, Wafaa al-Saddik, sieht die Verantwortung dafür beim Wachpersonal und der Polizei. Die Zerstörungen konzentrieren sich alle auf das erste Stockwerk, wo der Schatz aufbewahrt wird. Viele Figuren wurden auf den Boden geworfen und zerstört, darunter auch Götterfiguren aus dem Schatz des Tutanchamun. Zwei Mumien wurden geköpft.

Etwas unklar ist, ob nur randaliert oder auch geplündert worden ist. Die frühere Museumsdirektorin spricht von gestohlenen Schmuckstücken und einem ausgeraubten Souvenirladen, während Hawass nur von geklautem Geld aus der Museumskasse des Ägyptischen Museums ausgeht. Er ist zuversichtlich, dass diinsgesamt zehn beschädigten Artefakte wiederhergestellt und restauriert werden könnten.

Aufmerksame Demonstranten und Soldaten umstellten das Museum und es gelang ihnen, die Eindringlinge zu verjagen. Das Museum bleibt vorläufig geschlossen und wird von der Armee bewacht. Es ist zur Zeit nicht nur durch Plünderungen bedroht, sondern auch durch die am Freitag ausgebrannte benachbarte Zentrale der Regierungspartei. Diese könnte zusammenstürzen und auf das Museum fallen.

Das Ägyptische Museum war nicht allein betroffen. So berichtet Waffa El-Saddik:

Das Museum in Memphis und seine Magazine wurden am Samstag früh komplett ausgeraubt. Die Verantwortlichen dort haben mich in ihrer Verzweiflung angerufen und gefleht: “Rette uns, mach etwas.” Ich habe zunächst die Polizei angerufen, aber die hat nicht reagiert. Dann habe ich einen Armeegeneral alarmiert, den ich kenne. Aber es war bereits zu spät. Mit den Museen in Luxor und Assuan habe ich telefoniert, dort ist nichts passiert.

Sie sorgt sich um den mangelhaften Schutz der Museen, zumal diese überhautpt nicht versichert seien. Und auch andere historische Stätten sind momentan in Ägypten stark bedroht.

So wurden auch die Magazine und Geschäfte in Abusir aufgebrochen und Hawass kann keinen Schutz dafür bekommen. Und Sonntag, früher Nachmittag wusste Hawass auch nichts über die Situation in Saqqara. In Sinai, im Osten von Quantara, ist eine bewaffnete und mit Trucks ausgestattete Gruppe in das Magazin des Port Said Museums eingedrungen und hat dort Kartons geöffnet. Auch in das Koptische Museum, das Königliche Juwelen-Museum und das Nationalmuseum von Alexandria sowie in das El Manial Museum versuchten Plünderer zu gelangen.

“Luckily, the foresighted employees of the Royal Jewellery Museum moved all of the objects into the basement, and sealed it before leaving,” Hawass said.

Jene, die Kultureinrichtungen ausrauben, berauben ihre Mitmenschen und ihre Kinder um eine Zukunft. Sie stehlen die Grundlage für Geschichte, für Tourismus und für Geldeinnahmen, die nicht so schnell versiegen.

Quellen:
Serageldin, Ismael: To our friends around the world: The Events in Egypt, Bibalex.org
Lorenzi, Rosella: Egypt’s Tombs, Temples Under Siege, Discovery News, 30.01.2011, 12:38 Uhr
Schatz des Tutanchamun beschädigt, ORF.at
Diethelm, Raphael: Randalierer köpfen zwei Mumien, Blick.ch
“Das waren unsere eigenen Leute”, Zeit.de

Vorstellung eines iPad-Pilotprojekts der Stadtbibliothek Houston für Kinder im Alter zwischen 2-6 Jahren

“You’re never too young to give an iPad a try”

Allan Turner am 28. 01. 2011 im Houston Chronicle

Vor etwa 10 Tagen startete die Stadtbibliothek Houston ein Pilotprojekt. Kinder im Alter zwischen 2 und 6 Jahren erhielten iPads, welche sie im Kinder- und Jugendbereich (ohne Internetverbindung) der Bibliothek für eine Stunde nutzen können. Der Verleih setzt voraus, dass die Kinder von einer mindestens 14-jährigen Person begleitet werden. Die iPads sind eine Ergänzung zu den Desktop-Computern gedacht, die sich in der Kinderabteilung der Bibliothek befinden. Sandy Farmer, die für diesen Bereich der Bibliothek verantwortlich ist, meinte hierzu Folgendes:

“An iPad is interactive. You touch it, you turn it and it does things. Kids understand this very well. here are tons of apps out there for young children — alphabet, colors, maps – some of them are really cool. … It’s an opportunity for kids to sit down and learn in a unique way.”

Sandy Farmer hat für dieses Projekt das Blog “Library iPads for Kids” eingerichtet, wo alle Fortschritte und Erfahrungen dokumentiert werden. Außerdem werden Apps vorgestellt und bewertet.

Falls dieses Pilotprojekt gut angenommen wird und erfolgreicht ist, wird die Bibliothek diesen Service auf andere Stadtteilbibliotheken im Herbst diesen Jahres und 2012 ausdehnen. Sara McNeil, eine Professorin für  Bildungsforschung der Universität Houston, nannte das iPad eine “ideale” Erfindung für Kinder und meinte hierzu:

“Even children as young as 12 months should be able to use the devices. Young children are very tactile creatures. If you look at an iPad, there are many connections that are symbiotic. It works entirely on touch. It starts almost instantly and responds almost instantly. […] Through the use of iPads, children, in essence, can teach themselves. There are so many applications that I think the Houston Public Library will be able to find and put on iPads. I think it will be a great aid to literacy and mathematical development — all kinds of things that will help these children.”