Lee Rainie: "Libraries and the New Community Information Ecology"

Im Zuge der Neuerscheinung eines Buches und anstehenden Diskussionen im April und Mai, spricht der Forscher Lee Rainie über seine langjährigen beruflichen Leidenschaften: “Der Rolle von BibliothekarInnen und JournalistInnen in der US-amerikanischen Gesellschaft.” Rainie ist der stellvertretende Direktor des in Washington ansäßigen “Pew Internet & American Society project”, eines Non-Profitinstituts. Das folgende etwa 30-minütige Gespräch wurde per Skype aufgezeichnet. Bill Densmore (“Journalism That Matters‘”)  spricht darin mit Rainie darüber, wie Bibliotheken sich im neuen Medienökosystem anpassen und erfolgreich sein können. Besonders interessant fand ich dabei die Antworten darauf, wie BibliothekarInnen und Journalisten mehr zusammenarbeiten können und was diese durch den Medienwandel miteinander verbindet.  Lee Rainie geht auch auf neue Aufgabenfelder ein, welchen BibliothekarInnen und Journalisten  in der heutigen Gesellschaft zukäme, um den heutigen Aufmerksamkeitökonomien weiterhin relevant  zu bleiben.

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Vorstellung einer neuen zeitsparenden Augmented Reality App für BibliothekarInnen

Shelf reading” von Medien, welche sich beispielsweise in Regalen befinden und in einem  bestimmten Ordnungsystem angeordnet sind meint,  dass es mithilfe einer neuen Applikation möglich ist Medien nach einer Klassifikation in die richtige Reihenfolge zu bringen. Wer je Praktikant, studentische Hilfskraft in einer Bibliothek war oder auch Bibliothekar ist, weiß wie mühevoll diese Arbeit ist. Häufig kommt es vor, dass NutzerInnen oder “unsichtbare Kräfte” Medien durcheinander bringen oder gar verschwinden lassen. Dabei ist nichts schlimmer, als dass beispielsweise Bücher plötzlich nicht mehr am richtigen Ort sind. Oftmals gelten diese dann für lange Zeit als verschollen und es müssen Vermerke im Ausleihsystem vorgenommen werden. Diese vermeintliche Ordnung durcheinander zu bringen ist recht einfach. Eine Forschungsgruppe der Universität Miami (MU ARRG), die von Professor Bo Brinkman geleitet wird, hat vor kurzem eine “Android Application” entwickelt, die Hilfskräften und der Bibliothek als Institution Zeit und  Ärger sparen. Bei der Verwendung dieser Applikation, “liest” das Buchregal mit einer bestimmten Funktion und zeigt an, welche Bücher nicht klassifikationsgemäß angeordnet sind. Diese Kamera, wie sie im folgenden Video gezeigt wird, zeigt an, an welcher Stelle falsch eingestellte Bücher eigentlich hingehören. Des Weiteren ermöglicht die Applikation eine Berichtserstellung dessen, was sich in den Regalen der Bibliothek befindet. Bei dünnen Kinderbüchern ist die Applikation noch nicht soweit diese zu einzulesen. Bisher nutzt dieser Protyp nur 16 Bit pro “Tag”. Im Moment arbeitet die Forschungsgruppe an einem neuen Prototypen, der 72 Bit pro Medium Auflösung hat und den Vorteil hat, dass jede Art von Bestand in der Lage wäre, mitaufgenommen zu werden. Die Applikation wurde von  Matt Hodges entwickelt. Er wird sie ab dem 2. April  auf der Konferenz der “Association of College and Research Libraries 2011″ vorstellen.

Medienpädagogik und Bibliothek – das Bib4 als Brücke

Dieser Beitrag versucht ausgehend von meinen Erfahrungen auf den letzten beiden Bibcamps eine Brücke zwischen Medienpädagogik und Bibliothekspraxis zu schlagen.

Präambel

Meine Barcamp-Erfahrungen beginnen auf dem Educamp 2010 in Hamburg. Dort machen Lambert Heller, Anne Christensen und Edlef Stabenau Werbung für ein bald stattfindendes Bibcamp in Hannover. Da ich mich in der Zeit gerade mit Paul Otlet beschäftige und anhand der Kommentare der in den Sessions ebenfalls anwesenden Bibliothekare bemerke, dass Pädagogen und Bibliothekare vor ähnlichen Herausforderungen und Problemlagen stehen, entscheide ich mich das in Hannover ausgerichtete Bib3 zu besuchen. Auch wenn ich übertreiben würde, wenn ich jedes Thema als „interessant“ und „für mir wichtig“ etikettiere, so finde ich doch in jedem Slot mindestens ein, meistens eher zwei Sessionsvorschläge, die mich interessieren. Auch wenn meine eigene Session zur Medienkompetenz, wegen meines Versuches, sie zeitlich stark zu komprimieren nicht allzu gut funktioniert, so sind die Erfahrungen positiv genug, dass ich mich traue, mehreren Bibliothekaren auf Twitter zu folgen. Das Gezwitscher ist überwiegend interessant,  sodass auch das Bib4 in Hamburg schnell den Weg in meinen Terminkalender findet.

Das Bib4

Ich will an dieser Stelle weniger auf die einzelnen Sessions eingehen, da diese im zur Veranstaltung gehörenden Wiki mittlerweile gut dokumentiert sind – bzw. sich auf dem Weg zu einer guten Dokumentation befinden (das sollte man von Vertretern einer Zunft, die sich auch mal als Dokumentationswissenschaft bezeichnete allerdings auch erwarten ;-)).

Generell fällt mir aber auf, dass es mehrere virulente Themenbereiche gibt, die alle so stark interessieren, dass daraus „Megasessions“ werden, die über 50 Interessenten anziehen oder mehrere Sessions vereinigen. Soweit ich das als „Außenstehender“ einschätzen kann, sind die folgenden Thematiken brandaktuell:

  1. Informationskompetenz, wobei die Fragen lauten: Was ist Informationskompetenz, wie kann ich sie vermitteln, welche Tools helfen mir dabei?
  2. Die Organisation und Sichtbarmachung des eigenen Datenbestandes. Dazu zähle ich Diskussion um Bibliothekssoftware, ihre Anbindung an das Semantic Web aber auch die Gestaltung von „Userinterfaces“.
  3. Der Themenkomplex „E-Bibliothek“, in welchem neue digitale Formate und Lizenzen sowie der Umgang mit diesen diskutiert werden.

Gemeinsame Handlungsfelder

Insbesondere der erste Themenbereich war für mich sehr interessant, was daran liegt, dass die Vermittlung von Kompetenz (oder pädagogisch korrekter formuliert: die Unterstützung beim Kompetenzerwerb) eine genuin pädagogische Tätigkeit ist. Dabei fiel mir auf, dass auch die Bibliothekare mittlerweile eine sinkende Wirksamkeit der klassischen pädagogischen Formate (Schulung) erleben und nach alternativen Vermittlungsmethoden suchen.

In der Session zum Microlearning tritt das Problem, dass die Zielgruppen immer schwerer zu erreichen sind ans Ziel. Die vorgeschlagene – und für mich sehr einsichtige – Lösung besteht in der Erstellung kleiner (multimedial aufbereiteter) Lerneinheiten wie z.B. Screencasts. Auch wenn die Idee des Microlearning an sich uralt ist und z.B. von Sprachenlernkalendern wahrscheinlich von  vielen schon praktiziert wurde, ändert das nichts an ihrer Aktualität. Im medienpädagogischen Bereich wird diese Lernform aktuell vor allem im Zusammenhang mit mobilen Lernen und Augmented Reality – Anwendungen diskutiert (Stichwort: Geocaching).

Dabei wandeln die Bibliothekare ihr Rollenverständnis als „Lehrende“ insofern, als sie nicht mehr als „klassischer“ Pauker in Erscheinung treten, sondern durch selbst gestaltete Produkte mittelbar einen (evtl. informellen) Lernprozess unterstützen. Diese Zentrierung auf ein lernförderndes Medienprodukt hat sich in der Mediendidaktik schon als Konzept manifestiert und wird vor allem von Michael Kerres und seinen Mitarbeitern an der Uni Duisburg und dem angeschlossenen Learning Lab unter dem Label „gestaltungsorientierte Mediendidaktik“ vorangetrieben (einführendes PDF).

Doch nicht nur die Vermittlung von Informationskompetenz weißt durch ihren didaktischen Charakter eine Verbindung zu (medien-)pädagogischen Forschung- und Handlungsfeldern auf. Auch das Konstrukt der Informationskompetenz selbst ist m.E. durchaus in der Lage den Diskurs der Medienpädagogik zu erweitern – wobei diese Ansicht eher eine persönliche ist, als dass sie im Fachdiskurs der Disziplin verhandelt wird. So definiert die klassische Medienpädagogik ihren Aufgabenbereich vor allem in der Vermittlung von Medienkompetenz, einem sehr vielschichtigen und stark diskutierten Begriff, welcher über alle Definitionen hinweg jedoch einen gemeinsamen Kern besitzt: Das lernende Individuum soll dazu befähigt werden, in einer von Medien geprägten (sozialen) Umwelt selbstbestimmt zu agieren. Medien sind in dieser Perspektive vor allem Instrumente zur Kommunikation– Medienpädagogik ist hier „Pädagogik ÜBER Medien“ (was durchaus auch durch Pädagogik MIT Medien erreicht werden kann):

„‚Medienkompetenz’ wird heute in der Regel verstanden als Anforderung an alle Menschen der modernen Gesellschaft, aktiv an den neuen Medienentwicklungen teilzuhaben, und zugleich als Programm einer spezifischen Förderung, die dazu dienen soll, von der Handhabung der Gerätschaften über auch medien- und nutzerkritische Perspektiven bis zu produktiven, ja kreativen Aspekten den Umgang der Menschen mit den Medien-Sets zu unterstützen“ (Baacke 1996, S. 114).

In Zeiten, in denen Medien als Informationsmittel dienen und somit auch Mittel der Kommunikation sind, beschreibt Medienkompetenz die Fähigkeit, alle Arten von Medien für das Kommunikations- und Handlungsrepertoire einzusetzen und sich dadurch die Welt aktiv anzueignen (vgl. Baacke 1996, S. 119). Damit geht einher, „Fähigkeiten zu entwickeln, [Medien] selbstbewusst und interessenorientiert nutzen zu können, um dabei die eigene Identität zu entwickeln und sich in der Gesellschaft zu verorten“ (von Rein 1996, S.12).

Die meisten Diskussionen um den Begriff lassen sich letztendlich auf Dieter Baacke zurückführen, welcher vier Dimensionen der Medienkompetenz benennt und Medienkritik, Medienkunde, Medienhandlung und Medienproduktion unterscheidet (genauer z.B. bei Mediaculture online). Insbesondere in der Medienkritik geht es um ein Einschätzen des Wahrheitsgehalt und der Relevanz von Informationen, was – so mein Eindruck – auch der Kern der Informationskompetenz ist. Dadurch, dass die Bibliothekare in die Vermittlung von Informationskompetenz auch die Handhabung neue medialer Dienste (z.B. Web 2.0-Applikationen) mit einbeziehen, tritt auch eine instrumentell-qualifikatorische Dimension zu Tage, welche auch in der Medienkompetenz enthalten ist. Zwischen beiden Begriffen besteht also eine Schnittmenge und insbesondere die aktuellen Diskussionen der Enquette-Komission zeigen, dass Informationskompetenz als wesentlicher Bestandteil von Medienkompetenz gedacht werden muss.

Noch deutlicher wird diese Verbindung, wenn man den deutschen Tellerrand überschreitet und den internationalen Diskurs um Media Literacy beachtet. Der Literacybegriff verortet sich näher an klassischen Kulturtechniken wie z.B. dem Lesen. Dabei werden weniger konkrete (dimensionierte) Lernziele ausgegeben, sondern vielmehr ein Stufenmodel propagiert. Die erste Ebene beschreibt den Acces, die zum Zugang zu Medien nötigen Fertigkeiten (für das Internet z.B. das Wissen Browser, Internetverbindungen, etc.). Darauf aufbauend beginnt die Stufe der Navigation. Hier geht es das Internet selbstbestimmt aber überwiegend passiv konsumiert zu nutzen – z.B. durch richtige Suchangaben bei Google. Die oberste Stufe stellt schließlich die Creation da – wo selbst Beiträge erstellt werden sollen (vgl. ausführlicher z.B. Sonia Livingstone, zum Vergleich von Literacy, Kompetenz und ähnlichem: Bachmair 2010). Die jüngste Diskussion geht dahin, dass immer stärker betont wird, dass die Vermittlung von Media-Literacy auch einer angemessenen Lernkultur bedarf. So betonen Henry Jenkins et. al. im sogenannten White Paper die immense Bedeutung einer Partizipatory Culture für Erwerb von New Media Literacys.

Berührungspunkte

Neben der direkten Überschneidung im Handlungsfeld „Medienkomptenz/Media-Literacy/Informationskompetenz“ gibt es auch mittelbare Berührungspunkte zwischen Medienpädagogik und Informationswissenschaft. So führt der oben beschriebene Wandel des Rollenverständnisses des Mediendidaktikers hin zum mediengestaltenden Akteur dazu, dass Medienpädagogen immer öfter in die Situationen kommen Wissen organisieren zu müssen, wodurch Wissensmanagement zur Schlüsselqualifikation medienpädagogischer Kompetenz wird.

Die E-Bibliotheksdiskussionen sind insofern interessant, dass neue Lizenzierungsbedingungen eine Auswirkung auf medienpädagogische Praxis haben (sollten), da sie die Rahmen abstecken, was im Bereich des Medienhandelns als Legal gilt – deutlich wird das vor allem in der Diskussion um die sogenannten Remix-Culture (Einen guten Überblick bietet m.E. der Vortrag Michael Weschs, welcher nolens volens das Problem digitaler Lizenzierung illustriert, weil er für deutsche Nutzer auf Youtube gesperrt ist).

Gemeinsames „Leid“

Zwischen den Sessions und den Sätzen der dort stattfindenden Gespräche ist mir eine weitere Gemeinsamkeit zwischen Medienpädagogik und Bibliothek aufgefallen: Das Web macht uns beiden in ureigenen Handlungsfeldern Konkurrenz. Wie die Pädagogik s durch neue Entwicklungen des WWWs zu einem Überdenken ihres Selbstverständnisses gezwungen wird, ist sehr gut von David Wiley in seiner Keynote zu Open Education erklärt – es ist bezeichnend, dass er eher aus einer informatischen als aus einer genuin pädagogischen Ecke kommt. Er beginnt damit, die neue Form des Web als „Bibliothekisierung“ zu beschreiben: Informationen sind überall und jederzeit – oftmals kostenlos – verfügbar. Auch Curtis Bonk beschreibt in „The World ist Open“ das WWW als riesige Bibliothek. Die Bibliothekare sind von diesem Wandel auch betroffenen und sich dessen viel klarer bewusst als die (deutschen) Medienpädagogen. Immer wieder höre ich den Satz „Der Bestand spielt kaum noch Rolle“ – das Web hat der Bibliothek einen Kernbereich streitig gemacht – Wissen verfügbar zu machen. Das Universal-Book von dem Paul Otlet träumt ist Realität. Das WWW wird weder den Bibliotheken noch den Pädagogen ihre Existenzgrundlage nehmen – aber es wird unser beide Handeln signifikant verändern, allein schon deshalb weil unser Klientel (ob man sie nun Kunden, Nutzer, Lerner, Schüler, oder wie auch immer nennt) nicht mehr leiblich zu uns kommen, um unsere Kompetenzen in Anspruch zu nehmen, vor allem aber, weil ein sicherer Umgang mit dem Internet sowohl für Medienpädagogen als auch für Bibliothekare zur Schüsselqualifikation werden muss, wenn die Webnutzer weiterhin erreicht werden sollen.

 

Der Autor

Wolfgang Ruge ist Student des Masterstudiengangs “Medienbildung: visuelle Kultur und Kommunikation” an der Otto von Guericke – Universität, Magdeburg. Seine Studienschwerpunkte liegen in der Filmanalyse, Internet Research und der strukturalen Medienbildung. Der Drang immer mal wieder über den eigenen disziplinieren Tellerrand zu schauen bringt ihn schließlich in die Höhle der Bücherwürmer (Bibcamp) – woraus als Konsequenz dieser Text entsteht. Weitere Informationen zum Autor und Kontaktmöglichkeiten finden sich auf seiner Homepage.

Berliner Buchhandel fühlt sich von den Bibliotheken der Stadt im Stich gelassen

Die Besorgnis bei Berlins Buchhändlern wächst, da immer mehr öffentliche Bibliotheken ihre Romane, Lyrikbände, Sachbücher oder Folianten bei der “Einkaufszentrale Bibliotheksservice GmbH” (ekz) in Reutlingen und nicht beim kleinen Buchhändler um die Ecke. Dies bedeutet bei einigen Händlern Umsatzeinbuß von jährlich zwischen 15.000 und 100.000 Euro. Die Stadt verliert dadurch auch entsprechende Steuereinnahmen. Wie immer kann/will man die Summe nicht konkretisieren, aber die Geschäftsführerin des Landesverbands vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Johanna Hahn bestätigt, dass es um große Summen gehen.

Ein Grund für diese mit Besorgnis betrachtete Bestellpraxis ist laut Berliner Morgenpost eine Befürwortung durch die Senatskanzlei für kulturelle Angelegenheiten. Unbekannt sind dort die Probleme der Buchhändler nicht, denn die Senatsverwaltung für Wirtschaft hat ihre Unterstützung für diese Einkaufspraxis inzwischen zurückgezogen. Die Kulturverwaltung bleibt jedoch dabei aus folgenden Gründen: Neben den preiswerten Medien werden diese auch bereits ausleihfertig geliefert. Aus Sicht der Verwaltung heißt dies: Die Bücher werden geliefert, können ausgepackt und sofort in die Regale sortiert werden, wo sie dann gleich ausleihbar sind. Diese Service der Buchbearbeitung wird durch den stationären Buchhandel nicht geboten. Der Bibliothek bleiben so einige Arbeitsschritte erspart, weniger Arbeitsschritte, weniger Personal muss bezahlt werden und damit sind ettliche Einsparungen möglich.

Leider scheint der Kulturverwaltung entgangen zu sein, dass auch lokale Buchhändler den Service, die neuen Bücher gleich zu systematisieren, katalogisieren und mit Folie zu umhüllen abieten. Der wirtschaftliche Schaden für die Region, d.h. für den örtlichen und zumeist inhabergeführten Buchhandel scheint kein schlagkräftiges Gegenargument zu sein. Es ist auch kein Wunder, dass Buchhändler auf so ein Verhalten verärgert und besorgt reagieren.

Das Argument “billiger” ist auch nicht unbedingt gültig, wenn es darum geht, dass Bücher durch die EKZ fertig in die Bibliotheken geliefert wird. So kostet ein Schutzumschlag 2.20 Euro pro Buch und kann von Berliner Händlern z.T. für zwei Euro geliefert werden. Die Bücher kosten auf Grund der Buchpreisbindung überall gleich viel und auch das Katalogisieren und Systematisieren wird von der EKZ schließlich in Rechnung gestellt.

Die Bestellerleichterung, bei der Bibliotheken über “Standing-Orders” immer gleich bestückte Buchpakete z.B. zu Bestsellern erwerben, machen Bibliotheken austauschbar und fördert Mainstream statt individuell zusammengestellte Angebote. Natürlich werden Spiegel-Bestseller gerne gelesen und sollten daher auch rasch vorhanden sein, aber auch ein nicht “beliebiges” Angebot kann sich als ein Standortvorteil für eine kleine Bibliothek in Berlin erweisen, gerade in Zeiten knapper Kasse. Allein das Argument, dass die regalfertige EKZ-Lieferung die Bibliotheken entlaste und somit bei knappen Personal mehr Leserservice ermögliche, kann an dieser Stelle nicht gelten, wenn auch Berliner Buchhändler in der Lage sind, einen vergleichbaren Service zu vergleichbaren Konditionen zu bieten.

Die Zusammenarbeit mit dem lokalen Buchhandel hat noch weitere Vorteile. Neben der individuelleren Gestaltung des Bestandes, kann dieser wiederum die Bibliotheken im Rahmen der Leseförderung oder bei der Organisation von Veranstaltungen unterstützen. Hier hat sich eine Zusammenarbeit vielerorts ja bereits bewährt.

Momentant entsteht eine Schieflage zwischen Buchhandel und Bibliotheken in Berlin. Daher sollten sich die Senatsverwaltungen und Bezirke mit den Buchhändlern und Bibliotheksvertretern zusammensetzen und nach Lösungen suchen. Hier ist viel Potential, dass beide Seiten gewinnen.

Quelle:
Grundlach, Sabine, Bibliotheken lassen Buchhandel im Stich, Berliner Morgenpost

LIBREAS Ausgabe #18 erschienen

Die Frühlingsausgabe der LIBREAS beschäftigt sich diesmal mit dem Thema “Wissenschaftskommunikation und Wissensorganisation”:

Kaum eine LIBREAS-Ausgabe vermochte mit ihrem Themenschwerpunkt eine in Medien und Gesellschaft aktuell geführte Debatte so nah zu berühren, wie diese. Angesichts der kontrovers wie emotional in unzähligen Kommunikations(platt-)formen diskutierten Guttenbergischen Plagiatsaffäre bekommen die Aspekte und Fragen, welche der Call for Papers für die vorliegende Ausgabe mit dem Fokus auf Wissenschaftskommunikation und Wissensorganisation aufgeworfen hatte, eine unverhoffte Brisanz. So freuen wir uns Ihnen zahlreiche – nicht ausschließlich – bibliotheks- und informationswissenschaftlichen Reflexionen zur Gegenwart und Zukunft der mehr als technologischen Unterstützung (guter) wissenschaftlicher Praxis durch von Informationsdienstleister bereitgestellten Werkzeuge präsentieren zu können.

Mit von der Partie in der aktuellen Ausgabe, die sich diesmal in einen theoretischen und einen praxisorientierten Bereich teilt, sind unter anderem Felix Sasaki u. Georg Rehm (Das mehrsprachige Europa: eine Herausforderung für die Sprachtechnologie) , Martin Fenner (Author Identifier Overview), Walther Umstätter (Wissen als Geistiges Eigentum), Thomas Meyer (Virtuelle Forschungsumgebungen in der Geschichtswissenschaft – Lösungsansätze und Perspektiven), Ben Kaden (Notizen zur Bibliothekswissenschaft. Teil 1 und 2) und Karsten Schuldt (Ergebnisrückmeldungen bei Schulleistungsvergleichsstudien. Ein Beispiel der Kommunikation wissenschaftlichen Wissens in die Öffentlichkeit).

Darüber gibt es Ankündigungen einiger Projekte, Rezensionen und einen Podcast zum Thema OPL-Arbeitskreis Berlin-Brandenburg mit Sandra Butte und Leyla Schön.

[Kurz] Die Stadtbibliothek Dingolfing erhält ein neues Gebäude

Bisher gibt es ja ganz unterschiedliche Umnutzungen von Gebäuden, die einst andere  Funktionen erfüllten und nun Bibliotheken sind. So wurden schon ehemalige Kirchen und ehemalige Schlösser und vieles mehr zu Bibliotheken umgewandelt. Die Freiluftbibliothek Magdeburg steht auf dem Gelände eines ehemaligen Kaufhauses. Welche Umnutzungsarten gibt es noch?  Das Regionalfernsehen Landshut berichtete heute, dass die Stadt Dingolfing (im Regierungsbezirk Niederbayern) demnächst einen Umzug ihrer zu klein gewordenen Bibliothek in ein ehemaliges Gasthaus plant.  Das Haus wurde 1740 gebaut und der 1. Bürgermeister Pellkofer  ist überzeugt, dass die Bibliothek ein architektonisches Schmuckstück wird. Noch ist die Stadtbücherei im Gymnasium untergebracht:

“Das ehemalige Gasthaus Seethaler in Dingolfing wird zur Bibliothek umgebaut. Architekt Hans Vogginger hat das Konzept am Donnerstag dem Stadtrat vorgestellt. Rund 3,3 Millionen Euro wird der Umbau des denkmalgeschützten Hauses am Marienplatz kosten. Rund 60% davon wird das Programm ‘Soziale Stadt’ voraussichtlich übernehmen.”

Zum 50-jährigen Bestehen der Liechtensteinischen Landesbibliothek: "Lang lese Liechtenstein"

“Unter dem Motto “Lang lese Liechtenstein” feiert die Liechtensteinische Landesbibliothek in diesem Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum.”

www.landesbibliothek.li

Herzlichen Glückwunsch zum 50. Geburtstag! In diesem Jahr wird es noch zahlreiche Veranstaltungen zum 50. Jubiläum geben.  Die Zeitung Liechtensteiner Vaterland, welche die angeblich meistgelesene Zeitung des Landes ist, widmete sich vor ca. 14 Tagen dem Jubiläum der liechtensteinischen Landesbibliothek. Auf die Entstehungshintergründe eingehend schrieb die Zeitung Folgendes:

“Vor 50 Jahren wurde auf private Initiative das ideelle Fundament der Liechtensteinischen Landesbibliothek, einer der wichtigsten kulturellen Institutionen des Landes, aus der Taufe gehoben. Bis zu diesem Zeitpunkt waren weder ein breites Verlangen seitens der Bevölkerung noch die nötigen finanziellen Mittel vorhanden, um den Grundstein für eine Bibliothek zu legen. Literarische Unterhaltung fand vor allem im privaten, überschaubaren Kreis statt. In diesem Zusammenhang dürfen die Lesevereine gemeinhin als Vorreiter der Volksbibliotheken im Land gelten. Die ersten Bibliotheken im Land waren etwas später die «Bibliothek des Historischen Vereins», die «Landeslehrerbibliothek» und die «Fürstlich Liechtensteinische Bibliothek «.” Weiterlesen

Internetrecht – das neue Skript April 2011 ist da

“Halbjährlich grüßt der Professor” titelt RA Henning Krieg in seinem Blog und weist auf das neu erschienene Skript zum Internetrecht von Professor Hoeren hin.

Da in diesem Rechtsbereich sehr viel passiert, verwundert es nicht, wenn Prof. Hoeren im Vorwort schreibt:

Die Fülle des Rechtsgebiets „Internetrecht“ drohen auch den Verfasser dieses digitalen Buchs zu überfordern. Es fällt sehr schwer, auf die Hybris zu verfallen, auf allen Gebieten des Internetrechts zu Hause sein zu wollen. Ich bitte daher den Leser – die Leserin – um Verzeihung, wenn die eine oder andere Information nicht mehr aktuell oder gar falsch sein sollte.

Der Aufbau des Werkes richtet sich nach den Anforderungen, die an Internetanbieter gestellt werden, welche folgende Dinge brauche, um im Internet auftreten zu können:

  • eine Kennung (dies verweist auf das Domainrecht),
  • Inhalte (ein Tummelplatz für das Immaterialgüterrecht),
  • Werbung und Marketing (hier kommen die Wettbewerbsrechtler zu Wort),
  • den Kontakt zum Kunden (was zu Ausführungen zum Vertragsschluss und zum E-Commerce-Recht führt)
  • sowie Daten der Kunden (hier kontrollieren die Experten des Datenschutzrechts).

Abschließend findet sich noch ein Abschnitt zu der Frage, wer für alle diese Rechtsanforderungen haftet. Schließlich wird auch noch auf das Problem der Vollstreckung von Gerichtsentscheidungen im Internet eingegangen.

Wieder sind es über 550 Seiten zum Nachschlagen und sich informieren.

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