Ranganathan für Repositorien

Ed Summers, seines Zeichens Bibliotheks-Hacker und Repositorienspezialist, hat einen interessanten Beitrag in seinem Blog inkdroid über “gute” Repositorien geschrieben. Darin wendet er die Fünf Gesetze der Bibliothekswissenschaft auf Repositorien an:

1. Repositorienobjekte sind zum Benutzen da

Repositorien können zwar als so genannte Dark Archives konzipiert und betrieben werden, aber das stellt ihre Existenzberechtigung in Frage, die darin besteht, von Menschen benutzt zu werden. Was nicht benutzt wird, wird schnell unbrauchbar oder – wie Ed Summers es ausdrückt – verrottet sogar.

2. Jedem Leser / jeder Leserin sein bzw. ihr Repositorienobjekt

Repositorien müssen die unterschiedlichen Anwendungsfälle (Use Cases) einer heterogenen Nutzerschaft unterstützen, die durch die verschiedenen Blickrichtungen auf Repositorienobjekte entstehen.

3. Jedem Repositorienobjekt sein Leser

Gleiches gilt selbstverständlich auch umgekehrt: Repositorienobjekte müssen über verschiedene Wege auffindbar sein, von innen über intelligente Such- und Filterfunktionen genauso wie von außen (“Discovery happens elsewhere“). Dafür müssen sie eindeutig referenzierbar sein.

4. Die Zeit des Lesers / der Leserin sparen

Repositorien müssen vernetzbar sein, damit ihre Inhalte über verschiedene Sucheinstiege effizient und effektiv gefunden werden. Idealerweise werden sie so automatisch Teil des Recherche-Workflows der Nutzerinnen und Nutzer. Die Repositorienobjekte kommen zum Nutzer und zur Nutzerin, nicht umgekehrt.

5. Das Repositorium ist ein wachsender Organismus

Repositorien sollten immer erweiterbar sein (Skalierbarkeit) und sich neuen Entwicklungen anpassen können. Dies bedeutet, dass der Lebenszyklus der Repositorienobjekte und der Funktionen des Repositoriums weitestgehend technologieunabhängigkeit sein sollten.

Diese Betrachtung fasst die Anforderungen an (digitale) Repositorien wie ich finde präzise zusammen beziehungsweise reduziert die oft diffusen Blickrichtungen auf das Wesentliche. Ein bemerkens- und bedenkenswerter Ansatz, der durchaus Mantra-Potenzial hat.

Quellen:
Ed Summers: on “good” repositories, inkdroid, 08.03.2011
Lorcan Dempsey: Discovery happens elsewhere, orweblog, 16.09.2007
Rosemie Callewaert (@rcallewaert): Could Ranganthan his 5 Laws of Library Science serve as a touchstone for repositories? ~> http://t.co/dYCkFGl via Twitter

"Haunted Library": Die unbegründete Angst vor Mahngebühren an der New York Public Library

Eine Bibliotheksnutzerin bringt ihre überzogenen Medien in die “Jefferson Market Library” in New York City zurück. Schon bald bemerkt sie, dass sie von einem fremden und furcheinflößsenden Kerl beobachtet wird. Die Schauspielerin in diesem Video ist eigentlich die Bibliothekarin Marie C. Hansen (für Teenager zuständig). Der mit einem Umhang verkleidete Mann, der denjenigen spielt, welcher die Nutzerin am Ende erschreckt, ist der Zweigstellenleiter der “Jefferson Market Library” Frank Collerius.

Zum einjährigen Bestehen der interkulturellen Kinderbibliothek "Il était une fois…" in Luxemburg-Gasperich

“Wenn in einer mehrsprachigen Umgebung eine mehrsprachige Erziehung nicht gelingt, dann sind dafür verschiedene Faktoren verantwortlich, die wir kennen müssen, um ihnen in der Erziehung zu begegnen. Auf jeden Fall ist sicher, dass eine gute Sprachkompetenz in einer Sprache ein besseres Lernen einer oder mehrerer anderer Sprachen ermöglicht. Kindergärtner(innen) bestätigen: Kinder mit guten Erstsprachkenntnissen lernen schnell und zuverlässig die zweite! […] Denn wenn die Ausbildung in der Erstsprache stagniert, ist auch die Entwicklung in der Zweitsprache in Gefahr. […] Medien können aber auch eine positive Rolle beim Spracherwerb und überhaupt beim Lernen spielen, wenn man sie denn richtig einsetzt.” Dr. Sabine Schiffer

Vor dem Hintergrund der Aktualität des Themas der Sprachförderung und  prioritär der Förderung der Muttersprache im Besonderen, welche durch den Besuch des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan vor wenigen Wochen in Düsseldorf ausgelöst wurde, habe ich ein Best Practice Beispiel aus Luxemburg gefunden, das ich an dieser Stelle vorstellen will. Vor etwa einem Jahr wurde die multikulturelle Bibliothek für Kinder „Il était une fois“ in Luxemburg-Gasperich eröffnet.  Die Vorsitzende des Vereins, der sich ebenso „Il était une fois“ nennt, war über dieses Jubiläum sehr glücklich. Ob es wohl mehr solche Bibliotheken in Luxemburg gibt oder war dies erst der Anfang? Die Bibliothek an sich will nicht als traditionell gelten. In Luxemburg ist der Anteil der Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit am höchsten in Europa und in Luxemburg ist Mehrsprachigkeit kein Novum, als was  es hierzulande gerne gesehen wird, sondern gelebter Alltag.  Dort beträgt die Quote der Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit  43, 5 % und liegt weit vor Ländern wie Deutschland  mit ewa 8 %. Die Bibliothek verfügt über eine Leseecke, in der sich Eltern mit ihren Kindern treffen können und gemeinsam in Bücher schmökern können.  Die Bibliothek richtet sich an Kinder im Alter von 0 bis 12 Jahren. Sie bietet auch Ateliers (Musikworkshops und Leseworkshops) an. Inhalt dieser Ateliers sind Rollenspiele, Diskussionen und Malaktivitäten. Dies bietet den Kinden die Möglichkeit ihre Muttersprache zu verbessern. Samstags zwischen 15 und 18 Uhr finden diese Ateliers statt. Als die Bibliothek vor einem Jahr ihren Betrieb aufnahm, gab es Bücher in elf verschiedenen Sprachen. Mittlerweile hat sich der Bestand vergrößert und auch die Anzahl der Sprachen. Es gibt Bücher in luxemburgischer, deutscher, französischer, englischer, holländischer, spanischer, albanischer, schwedischer, dänischer, griechischer, serbokroatischer, polnischer, italienischer und portugiesischer Sprache. Die Vereinigung “Il était une fois” kooperiert auch mit Schulen und Kinderbetreuungsstätten. Das ermöglicht dann LehrerInnen, ErzieherInnen und BetreuerInnen ihren Wortschatz zusammen mit Kindern zu erweitern.  Besonders beeindruckt hat mich der Webauftritt der Bibliothek: www.iletaitunefois.lu Insgesamt ist die Webseite in acht verschiedene Sprachen verfügbar. Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass die Bibliothek leider nur ehrenamtlich von etwa 17 freiwilligen Helferinnen betrieben wird. Weiterlesen

Gründe der E-Book-Verweigerer

E-Books in Bibliotheken sind ein heikles Thema. Mal kurz ein paar Skeptiker und mögliche Gründe1 für die E-Book-Verweigerung aufgezählt:

  1. Verlage:
    • Wir haben nicht die Infrastruktur für ein entsprechendes Angebot.
    • Der Schutz der Urheberrecht ist gerade in der digitalen Form ein großes Problem.
    • Unsere Autoren möchten nicht, dass wir ihre Texte als elektronische Bücher anbieten.
    • Es gibt keinen Markt für E-Books.
    • Es gibt keine Standards für Formate und Eigenentwicklungen brauchen Zeit und sind zudem sehr teuer.
    • Die technische Infrastruktur ist für den sicheren Vertrieb nicht geeignet.
    • Digital Rights Management ist zu teuer.
    • Wir warten noch ab, wie sich der Markt entwickelt.
    • Der Vorteil für den Nutzer wird überbewertet.
    • Die Kunden möchten E-Books nicht zum Preis eines Print-Buches.
    • E-Books kanibalisieren unser Hauptgeschäft mit den P-Books.
  2. Bibliotheken:
    • Die Verwaltung ist zu kompliziert.
    • Die Langzeitverfügbarkeit ist nicht gesichert.
    • Unsere Nutzer, Professor XY wollen weiterhin gedruckte Bücher.
    • Der Nutzer ist an eine Nutzung vor Ort gebunden. Da kaufen wir lieber Print-Bücher, da er die ausleihen kann.
    • Plagiaten wird so Vorschub geleistet, weil Copy & Paste so einfach sind.
    • Wir verlieren die Kontrolle über das, was unsere Nutzer damit machen und die Verlage könnten uns dann verklagen.
    • Durch den Lizenzwirrwar steigt keiner durch. Wir haben keinen Juristen dafür in der Bibliothek.
    • Unser Budget muss für die Grundversorgung reichen. Da können wir uns keine E-Books / E-Book-Pakete leisten.
    • Die technischen Voraussetzungen für DRM sind zu hoch. Wir können dafür keinen Support für unsere Nutzer anbieten.
    • Die Langzeitarchivierung ist für elektronische Bücher nicht gesichert.
    • Es gibt zu viele unterschiedliche Formate.
  3. Nutzer:
    • Dafür muss ich erst in die Bibliothek gehen, während ich das gedruckte Buch mit nach Hause nehmen kann.
    • Ich muss mich nochmal gesondert anmelden, um Zugang zum E-Book zu erhalten.
    • Dieser DRM-Kram stempelt mich von vornherein als Verbrecher ab.
    • Ich komme mit der Technik für DRM nicht zurecht und das ist mir alles zu umständlich.
    • Es liest sich so schlecht am Bildschirm.
    • Ich muss dazu am PC sitzen, weil aus DRM-Gründen das Buch nicht auf meinem E-Book-Reader zu lesen geht.
    • Ich kann die Seiten weder ausdrucken noch Textpassagen daraus kopieren.
    • Ich benötige etwas Greifbares.
    • Die tausend verschiedenen Formate nerven. Ich kann ja schließlich nicht für alles das passende Gerät da haben.

Weitere Ergänzungen an Vorurteilen zu dieser nicht ganz ernst gemeinten Sammlung sind jederzeit willkommen :cheesy:

  1. Die Gründe sind rein exemplarisch und gelten nicht für jedes E-Book-Angebot. 😉 []

Ein Video gegen den Privatisierungstrend an öffentlichen Bibliotheken in den USA

Das folgende Video, in dem das “Privatisierungsbiest” Bibliotheken auffrisst, erfuhr innerhalb von etwa 14 Tagen verhältnismäßig  hohe Zugriffszahlen auf YouTube, wenn man es mit anderen Bibliotheksvideos vergleicht. Das Biest in dem animierten kurzen Clip sieht eher nach “Bernd das Brot” aus und könnte durchaus etwas gefährlicher wirken. Eigentlich geht es in dem Video um die Rettung der “Santa Clarita Library” in Kalifornien. Am Ende des Videos wird ein Link eingeblendet über den die Petition unterzeichnet werden kann: http://privatizationbeast.org

Quelle: BoingBoing (“California libraries targeted for takeover by private equity firms”); Danke für die Verlinkung auf der Fanseite von BRaIn

Recherchieren lernen II

Die ersten beiden Tutorials zum Thema “Selbstständig lernen durch Recherche” habe ich bereits am Samstag vorgestellt. Jetzt ist auch der dritte Teil fertig.

Schüler der Sekundarstufe I recherchieren in der Bibliothek: im dritten Teil werden Texte und Bilder zu einem Thema auf einem Lernplakat übersichtlich und strukturiert aufbereitet. Ein Projekt der Akademie für Leseförderung der Stiftung Lesen an der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover.

Aus aktuellem Anlass: Ein Video zur "Library Ireland Week 2011"

“Smart people use smart libraries.”

www.libraryirelandweek.ie

Mit dem heutigen Tag beginnt die Bibliothekswoche 2011 in Irland. Das folgende Video gibt einen Vorgeschmack auf eine Woche, die sicherlich Freude macht und Spannung verspricht. In dieser Woche wird es hunderte von Veranstaltungen geben. Diese Bibliothekswoche wird vom irischen Bibliotheksverband gesponsert.  Das folgende Video wurde von etwa 10 verschiedenen Organisationen und Unternehmen gesponsert.

Katzen und wasserscheu – von wegen

“[…] Es ist der Beweis dafür, dass Katzen doch nicht so wasserscheu sind, wie gern behauptet wird, nun ja zumindest einige. Dieses Kätzchen scheint ihr Wasserbad ausnehmend zu genießen und hat ganz menschlich auch ein kleines Badeentlein mit dabei. Allen besorgten Katzenherrchen sei gesagt, dass Katzen schwimmen können und einige dies durchaus auch gern tun (siehe Beweisvideo 2). Es gibt auch eine ganze Rasse – die türkischen Vankatzen – die nicht zu Unrecht auch als „Schwimmkatzen“ bezeichnet werden und ganz verrückt nach Wasser sind. In freier Wildbahn in der Nähe des anatolischen Vansees sind sie auch für das Fischen bekannt. Die Wasserliebe sorgt bei Hauskatzen dafür, dass sie schneller in der Badewanne sind als man den Wasserhahn aufdrehen kann und gern im Waschbecken liegen (das machen aber auch andere wassermögende Katzenrassen).”

Quelle:  Katzen Blog: “Willkommen im Reich der Katzen”

Verleger kehren DRM nicht wirklich den Rücken

DRM von Adobe wird laut Johannes Haupt von Lesen.net bei 3/4 aller Großverlage eingesetzt, d.h. DRM ist ein Thema in Verlagen. Dass es in der Branche eine kleine Diskussionen zu diesem Thema gibt, zeigt sich nur mittelbar, so z.B. in der Meldung, dass der Campus-Verlag einen DRM-Verzicht verkündete.

Der Campus-Verlag erklärte, auf “harte” Digital Rights Management-Maßnahmen (DRE) verzichten zu wollen und dafür ein neues, digitales Wasserzeichen (Social DRM) von HGV einzusetzen, um so den Schutz der Urheberrechte bei seinen PDF-Büchern sicherzustellen.

Geworben wird mit der Unabhängigkeit von verwendeten Lesegeräten und den dadurch fehlenden technischen Hürden. Wissen muss der Käufer, dass beim Download ein individuelles Wasserzeichen erzeugt wird, welches eindeutig dem Käufer des PDFs zugeordnet wird. Dabei werden sichtbar und unsichtbar die PDF-Version des E-Books mit der Transaktionsnummer Ihrer Bestellung mehrfach markiert. So lassen sich zwar Kopien weitergeben, aber sie lassen sich immer zum Käufer des Ursprungdokuments zurückverfolgen, sollten illegale Kopien auftauchen.
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