Vorstellung von “Bibliotheques hors les murs” – einer Sommeraktion zahlreicher Pariser Stadtteilbibliotheken

« Des bibliothèques raisonnablement pourvues en personnel qui aime les êtres humains plus que les livres, un personnel qui respecte les usagers et qui veut collaborer avec eux, et non leur donner des leçons. » (Zitat einen tschechischen Bibliothekars über Eigenschaften, die BibliothekarInnen mitbringen sollten)

Waren Sie schon einmal im Sommer in einem Park und haben dort BibliothekarInnen bei der Arbeit  getroffen?

Jeden Sommer gehen Pariser BibliothekarInnen in Parks und an öffenliche Plätze. Sie bringen Geschichten mit und leisten ihren Beitrag für die Leser von morgen. In den beiden Videos (siehe unten) kommen verschiedene Bibliothekarinnen zu Wort. Es geht auch darum für die Inklusion von bildungsfernen Schichten einen Beitrag zu leisten und aktiv Leseförderung zu betreiben. Vorgestern ging “Bibliotheques hors les murs” (BHLM) zuende. Das Konzept “Bibliothèques hors les murs” (BHLM) gibt es seit 1957 und wurde in Noisy-sur-Grand entwickelt, wo die Organisation “ATD-Quart Monde” die erste “Straßenbibliothek” schuf und bildungsfernen Menschen das Lesen und Bücher näher brachte.

Hinter der sommerlichen Aktion steht der Gedanke junge Zielgruppen vor Ort zu erreichen, die bisher noch nie in einer Bibliothek waren. Den Kindern und Müttern wird erklärt, dass die Einschreibung kostenlos ist und es in ihrem Viertel (vor allem aus den “quartiers sensibles”)  eine Stadtteilbibliothek gibt, die über ein breites Angebot an Medien verfügt. BHLM (“bibliothèques hors les murs”) soll einen Ort der Begegnung schaffen und einen kostenlosen Austausch in einer geselligen Umgebung bieten.

Die Vorlesenachmittage für Kinder sind ebenfalls kostenfrei und bedürfen keiner Einscheibung oder Reservierung. Weitere Auskünfte gibt es über die folgenden Webseiten:  www.paris-bibliotheques.org und www.bibliotheque.paris.fr

Unbedingt erwähnenswert ist die folgende Frage und die damit verbundenen Auswirkungen, welche Isabelle Masse im Artikel “Bibliothèques hors les murs” in  der Zeitschrift “Bulletin des bibliothèques de France” (BBF) aus dem Jahr 2002 aufwirft:

“Comment recevoir ce nouveau public dans la “bibliothèque dans les murs”?” (Wie soll die neue Kundschaft in der Bibliothek als Gebäude empfangen werden?)

Dabei macht Sie darauf aufmerksam, dass die Art und Weise der Kommunikation, die nun innerhalb der Mauern herrschen würde, eine andere ist, da ja bereits im nicht-institutionalisiertem Raum (“im Freien”) auf persönlicher Ebene Beziehungen  geknüpft wurden. Ziel sei es, die  Selbstständigkeit der neuen NutzerInnen herbeizuführen, damit diese nun alleine zurechtkämen in der “Bibliothek in den Mauern”. Dabei gibt es gewisse Regeln einzuhalten, die vorher bei der “Bibliothek hinter den Mauern” (“bibliothèque hors le murs”) unbedeutend waren. Durch die persönlichen Kontakte mit den neuen NutzerInnen verändert sich vermutlich auch die Sichtweise, ob bestimmte alterherkömliche Regelungen noch Sinn machen bzw. inwieweit “die alten Regeln” noch zeitgemäß sind. Mit Sicherheit werden hier gewisse Barrieren oder Mauern fallen, die in der Lage sind den Umgang miteinander entspannter zu gestalten, so dass etwas wie  “Bibliotheksangst” eine geringere Rolle spielen wird.

Folgende Stadtteilbibliotheken von Paris beteiligen sich an der diesjährigen Aktion:

  1. Bibliothèque Charlotte Delbo: Place Goldoni (2e), Mittwochs von 15-17:30 Uhr
  2. Bibliothèque Marguerite Audoux: Square du Temple (3e) : Dienstags 10h  – 12h und Freitags 16 Uhr – 18 Uhr
  3. Bibliothèque Baudoyer et Isle Saint-Louis: Square Albert-Schweitzer (4e) : Donnerstags 10 Uhr – 12 Uhr
  4. BibliothèqueChaptal et Valeyre: Square Hector-Berlioz (9e) : Mittwochs und Freitags 10:30 – 12 Uhr
  5. Bibliothèque Saint-Eloi et Diderot: Jardin de la Baleine (12e) : Dienstags und Freitags 17 Uhr – 18h30Uhr
  6. Bibliothèque Diderot und Saint-Eloi: Mail Gatbois (12e) : Freitags 10 Uhr – 12 Uhr
  7. Médithèque Hélène Berr (Picpus): Jardin de Reuilly (12e) : Mittwochs 10:30 – 12 Uhr
  8. Bibliothèque Glacière: Square René-Le Gall (13e) : Donnerstags 15 – 17 Uhr
  9. Bibliothèque Italie, Melville, Glacière: Jardin du Moulin de la pointe (13e) : Mittwochs 10h30 – 12 Uhr
  10. Bibliothèque Jean-Pierre Melville: Square des Chamaillards (13e) : Freitags 15h  -17:30 Uhr
  11. Bibliothèque A. Césaire (Plaisance), Vandamme und G. Brassens: Square du Chanoine-Viollet (14e) &Square des Jonquilles (14e):  Mittwochs von 16 – 18 Uhr & Freitags 10:30 – 12 Uhr
  12. Bibliothèque Gutenberg: Parc André-Citroën (15e) : Mittwochs von 15:30 – 16:30 Uhr und Freitags von 10:30 – 11:30 Uhr
  13. Médiathèque M. Yourcenar: Parc Georges Brassens (15e) : Dienstags 15:30 – 17 Uhr und Square d’Alleray-Procession (15e) : Freitag 15:30 – 17 Uhr
  14. Bibliothèque Batignolles (nur im Juli): Square des Batignolles (17e): Mittwochs 16 – 18 Uhr
  15. Bibliothèque Colette Vivier (Brochant): Parcs Clichy, Batignolles, Martin Luther King (17e): Donnerstags 16h – 18h / bib.
  16. Bibliothèque Goutte d’or: Square Léon (18e) : Dienstags 16:30 – 18:30 und Freitags 11 – 13 Uhr
  17. Bibliothèque Porte Montmartre:  Square Marcel Sembat (18e) : Donnerstags 16 – 17:45 Uhr und Square de la Moskowa (18e) : Dienstags 16 – 17:45 Uhr
  18. Bibliothèque Maurice Genevoix: Square Rachmaninov (18e) : von Dienstag bis Freitag von 16:30 – 17: 30 Uhr
  19. Bibliothèque Hergé: Jardin d’Eole (19e) : Dienstag und Donnerstag 15 – 18 Uhr
  20. Bibliothèque Crimée: Square du Petit Bois (19e) : Donnerstags 16 – 18 Uhr
  21. Bibliothèque Benjamin Rabier: Square Curial (19e) : Dienstag und Donnerstag von 16 – 18 Uhr
  22. Bibliothèque Couronnes: Parc de Belleville (19e): Dienstags 15:30 – 17:30 Uhr /
  23. Bibliothèque Fessart ,,Place des Fête”: Square des Amandiers (20e) : Mittwochs 10:30 – 12 Uhr
  24. Bibliothèque Sorbier (20e): Square des Amandiers (20e) : Mittwochs 10:30 – 12 Uh
  25. Bibliothèque Saint–Fargeau: Square de Ménilmontant eund Square des Saint–Simoniens (20e) : Mittwoch und Freitags 16  – 17:30 Uhr (bis zum 15. Juli)
  26. Médiathèque Marguerite Duras: Square de la Salamandre (20e) : Donnerstags 17 – 18:30 Uhr

Das folgende Video ist im 20. Arrondissement aufgenommen und zeigt BibliothekarInnen der Bibliothek Couronnes im “Parc de Belleville”.

In einem zweiten und aktuelleren Video wird eine Bibliothekarin der “Bibliothèque Hergé” im 19. Arrondissement bei der Arbeit poträtiert:

P.S: Auch in Berlin (und Wien) gibt es seit mehreren Jahren ähnliche Angebote. Dort nennt sich die  Aktion Lesen im Park“.  In Zusammenarbeit mit den Berliner Kinder- und Jugendbibliotheken und LesArt werden dort ähnliche Maßnahmen zur Leseförderung wie in Paris durchgeführt.