DRM schützt vorm Benutzen

Digital Rights Management (DRM) wird von digitalen Content-Anbietern noch immer gerne als Schutz gegen Piraterie angewendet. Dies stellen drei Ökonomen der Rice und der Duke Universität in Frage. Mit ihrer Spieletheorieforschung zeigen Sie einmal auf, dass die Beschränkungen durch DRM illegale Handlungen sogar provozieren können. In vielen Fällen ist es durch die technischen Beschränkungen schon illegal, soetwas wie das Erstellen einer Backup-Kopie heruntergeladener Musik zu erstellen. Wenn dazu noch Nachteile in der Nutzung entstehen, z.B. bei der Installation und dem Spielerlebnis von Games, kann dies die Konsumenten direkt in die Piraterie treiben.

Das besagte Paper trägt den Titel “Music Downloads and the Flip Side of Digital Rights Management Protection“. Darin kommen die drei Wissenschaftler zur Erkenntnis, dass unter gewissen Bedingen der Verzicht auf DRM-Restriktionen sogar zu einer Zunahme des Verkaufs legaler Downloads führen kann. Dies geht aber mit der Abnahme von Verkäufen der traditionellen CDs, aber auch der Piraterie einher. Damit widerspricht der Einsatz von DRM dem eigentlichen Ziel, Piraterie zu verhindern.

Nach einem auf der Spieltheorie beruhenden Test und den daran anschließenden Berechnungen, kommen die drei Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass durch die Einführung DRM-freier Musik ein stärkerer Wettbewerb zwischen traditionellen Formaten und legalen Downloads entstehe und dies zum Sinken der Preise der CD und später der Downloads führen würde. Die sinkenden Downloadpreise würden wiederum einige “Verbraucher” dazu bringen, vom Diebstahl abzurücken und Downloads legal zu erwerben, womit die Piraterie sinken würde. Aber ein gleiches Ergebnis würde sich ergeben, wenn Downloads mit DRM keine Nachteile gegenüber den DRM-freien hätten.

Die Vorteile für die Käufer überwiegen. Käufer traditineller CDs kaufen billiger, Konsumenten legaler Downloads erhalten die bessere Qualität der DRM-Freien Alben und jene, die Musik stehlen kommen einfacher an ihre Musik, wenn diese generell DRM-frei ist. Letzteres ist sicherlich kein Argument für die Hersteller und Verkäufer, aber zeigt, dass alle Konsumenten des Musikmarktes davon profitieren.

Im Bereich der Musik setzen die große Labels wie EMI, Universal, Warner und auch Apple inzwischen auf DRM-freie Musik (mal abgesehen von forensischen DRM-Maßnahmen wie digitalen Wasserzeichen). Andere Anbieter digitaler Inhalte sind noch nicht bereit, ihre Konsumenten darin zu unterstützen, auf gestohlene Inhalte zu verzichten.

Widerwillig beginnt die Spieleindustrie unter bestimmten Bedingungen auf zu restriktive DRM-Maßnahmen zu verzichten und dem Beispiel der Musikindustrie zu folgen. Z.B. hat EA das Installationslimit für das Spiel “Spore” angehoben, denn gerade viele Gamer sehen in DRM ein großes Problem. Dank DRM wird es immer schwieriger, sich einfach nur hinzusetzen und zu spielen.

“Game publishers of all stripes are getting greedy, and putting out games that are rushed, buggy, deliberately incomplete, and addled by bone-headed DRM schemes that serve mainly to frustrate legit players.”

Dem Paper der drei Wissenschaftler zufolge ermutigen die sehr starken Beschränkungen durch DRM im Originalspiel von Spore tausende Spieler geradezu, sich eine illegale Kopie zu besorgen.

Durch DRM kann der legale Kauf eines Produkts sehr schnell zu einer Selbstbestrafung werden, denn der Kaufende gibt noch Geld dafür aus, dass er sein Produkt nur eingeschränkt nutzen kann. Hätte er dieses illegal irgendwo herunter geladen, ginge er zwar ein kalkulierbares Risiko ein, erwischt und bestraft zu werden, aber dies ist für eine vollständig nutzbare Version nur ein geringer Preis. Diese Studie hat viele interessante Aspekte, die auch im Verlagswesen einige Punkte zum Nachdenken bieten, wenn es um den Schutz der Inhalte geht. Manche Entscheidungen der Verlage gegen DRM wirken halbherzig.

Quellen:
Removal of restrictions can decrease music piracy, Presseerklärung, Rice University
Lasar, Mathew: A game we all win: Dumping DRM can increase sales while reducing piracy, ars technica

Onleihe in Thüringen schwächelt

Was haben sich Bibliotheken nicht alles vom DiviBib-Angebot Onleihe versprochen? Gern glaubte man, dass die Onleihe der Anschluss ans Internetzeitalter ist und dass nun die Bibliotheksnutzer zumindest nur so in die schöne, neue digitale Welt der Bibliotheken strömen würden. Bequem von Zuhause, 24 Stunden, 7 Tagen die Woche. Einzige Hürde sei der Bibliotheksausweis, für den man sich je nach Bibliotheksregel einmal im Jahr in die nächste Öffentliche Bibliothek begeben müsste.

Leider zeigt sich, dass dies nicht ganz so einfach ist und in Thüringen ist die Lage bei der Thüringer Internet-Bibliothek Thuebibnet drei Jahre nach Start gelinde gesagt schwierig. Annette Kasper, die Vorsitzende des Thüringer Landesverbandes im Deutschen Bibliotheksverband, äußerte sich dem MDR THÜRINGEN gegenüber zu diesem Thema. Ein leichter Anstieg bei den Online-Ausleihen lässt sich zwar verzeichnen, aber die Zahl bleibt dennoch hinter allen Erwartungen zurück. So wurden 2009 ca. 17.000 und im vergangenen Jahr rund 27.000 Ausleihen getätigt, so waren es bis Ende September des laufenden Jahres bereits etwa 24.000 Medien. Das heißt, dass wohl vermutlich bis Jahresende nicht jedes Medium in der Online-Bibliothek wenigstens einmal ausgeliehen sein wird. Derzeit werden 34.000 Medien zu Ausleihe angeboten.

Nun will man zur Belebung der recht “toten” Bibliothek eine große Plakataktion starten. Kaspers setzt darauf, dass die Bibliothek davon profitieren wird, denn wann immer für bestimmte Zielgruppen oder ein bestimmtes Angebot geworben hatte, konnte die Bibliothek Zuwächse erreichen.

Die Zahlen sind auch unbefriedigend, legt man ihnen die Zahl der beteiligten Bibliotheken zugrunde. Es beteiligen sich die Bibliotheken von Arnstadt, Erfurt, Gotha, Greiz, Ilmenau, Jena, Meiningen, Nordhausen, Schmalkalden, Sömmerda und Zella-Mehlis. Unterstützt wird das Angebot mit 20.000 Euro pro Jahr. Ob allein eine Plakataktion ausreicht, um eine akzeptable Nutzung des Angebots zu erreichen, halte ich für fraglich. Viel mehr müssen meiner Meinung nach die Nutzungsbedingungen und das Angebot des Thuebibnet überdacht und verbessert werden.

Quelle:
Thüringer Internet-Bibliothek: Kaum Leser – Werbeaktion geplant, MDR Thüringen

Citavi wird erweiterbar

Nach den gestrigen doch nicht so guten Nachrichten zur Entwicklerpolitik bei Citavi, gibt es heute wieder interessante Neuigkeiten zu vermelden. Citavi wird AddOn-fähig. Damit kann das Programm um die Funktionen, die man selbst benötigt, ergänzt werden, ohne dass das Hauptprogramm unter einer ähnlichen Featuritis zu leiden hat, wie dies bspw. bei OPUS der Fall war.

Im dazugehörigen Forum werden die entsprechnden Features zum Download angeboten. Es können neue Vorschläge gemacht werden und das Team von Citavi öffnet damit das Programm auch einer Entwicklercommunity:

Falls Sie über Kenntnisse in C# verfügen, können Sie auch selbst ein AddOn entwickeln – es ist einfacher, als Sie denken. Damit können Sie Citavi zielgenau für die Anforderungen Ihrer Universität oder Ihrer Firma anpassen. Bitte schreiben Sie uns an info@citavi.com.

Bibliotheken haben so die Möglichkeit als Anbieter institutionsspezifische Zusatzangebote für Citavi zu entwicklen, z.B. für Dozenten das Übermitteln von Literaturlisten für die Erstellung von Semesterapparaten oder die Integration von Literaturlisten in Lernumgebungen mit einem Knopfdruck etc.

Eines der AddOns finde ich besonders wichtig: “AddOn ‘Titel mit verlorenen Dateien finden’ (1.0)”. Durch dieses AddOn wird das Dokumentenmanagement mit Citavi insoweit vereinfacht, dass man auf Knopfdruck herausfindet, zu welchem aufgenommenen Titel die lokale Datei verloren gegangen ist. Diese kann man dann entweder nachrecherchieren im Netz oder zumindest den neuen Speicherort anhängen.

Citavi für Mac vor dem Aus

Da kommt man ein paar Tage mal nicht zum Bloggen und dann sowas: Am 16.09. musste Hans Siem Schweiger von Swiss Academic Software im Citavi-Forum mitteilen, dass man Entwicklung von Citavi Mac eingestellt. Diese Mitteilung ist inzwischen auch schon Thema in den verschiedenen einschlägigen Blogs gewesen.

Dies ist ein herber Rückschlag für alle Nutzer, die seit Jahren auf die Mac-Version von Citavi warten und die sicher zurecht erbost darauf reagieren. Noch letztes Jahr im März hieß es, dass ein Release spätestens 2011 zu erwarten sei. Der damals gezeigte Prototyp versprach viel, das “Look and Feel” eine echten Mac-Programm mit den gleichen Funktionen wie Citavi unter Windows. Gern gehört wurde auch, dass die derzeit unter Virtualisierungslösungen bzw. Parallels durch Citavi erfassten Daten auch unter der Mac-Version zu nutzen sein sollten. Allerdings an all den offenen Baustellen wurde schon damals deutlich, dass noch viel Arbeit vor den Entwicklern lag.

Kernproblem für die Entwicklung eines Mac-Angebotes ist ( und war von vornherein) das .NET-Framework, auf das Citavi für Windows aufsetzt.

Nach verschiedenen Prototypen entschied man sich, da man Kernfunktionen der Windows-Version weiter nutzen wollte für MonoMac, eine Entwicklung die auf Mono beruht, einer Open-Source–Variante des .NET-Frameworks. Leider wurde die Entwicklung von Mono eingestellt und so bietet MonoMac für die Entwicklungen von Citavi keine zuverlässige Perspektive.

Im Forum schreibt die Firma:

Deshalb sehen wir keine Möglichkeit mehr, die Ziele, die wir uns für Citavi Mac gesetzt haben, in absehbarer Zeit zu erreichen und dauerhaft zu sichern. Wir bedauern, die Interessenten für Citavi Mac jetzt enttäuschen zu müssen.

So weit, so vielleicht an manchen Stellen noch nachvollziehbar – zumindest für eine Windows-Nutzerin wie mich, die an manchen Stellen den “Obst-Hype” (trotz einiger Mac-Erfahrung) nicht nachvollziehen kann. Nachvollziehen kann ich allerdings, dass Mac-Anwender nicht begeistert sind, dass sie mittelfristig auch weiterhin auf Virtualisierungslösungen (Tipps im Citavi-Forum) setzen müssen, sollten sie Citavi nutzen wollen. Erboste Kommentare von Citavi-Nutzern, die Geld in der Hoffnung ausgegeben haben, dieses ausgepfeilte Programm bald ohne Probleme auf ihren Macs nutzen zu können, sind bei so einer herben Mitteilung neben dem Imageschaden für Swiss Academic Software eher das kleinere Problem für die Softwarehersteller.

Das Problem, dass das .NET-Framework nicht plattformunabhängig zu nutzen ist, ist nicht erst seit kurzem bekannt und hätte längst auch im Sinne aller Citavi-Nutzer gelöst werden müssen, wie Christian Hauschke in seinem Beitrag anmerkte.

Schon als Betatester für die erste Citavi-Version machte ich darauf aufmerksam, dass eine plattformübergreifende Entwicklung vorzuziehen ist. Das ist jetzt ca. sechs Jahre her. Äonen in Softwareproduktionszyklen.

Durch das Verharren und festhalten an diesem Framework werden nicht nur Mac-Nutzer sondern auch Linux-Nutzer ausgeschlossen. Jonas_kl schreibt dazu in einem Forumbeitrag:

Für mich ist nicht nachvollziehbar, warum Sie lieber eine vierte Windows-Version auf den Mark werfen (die Feinschliff ist, angesichts der schon seit der zweiten Version sehr hochwertigen Funktionalität) als der Linux-Community einen generellen Einstieg zu ermöglichen.

Und nicht erst seit gestern stellt sich die Frage, ob es nicht sinnvoller ist, in einer Zeit, wo Daten in Clouds gespeichert werden und Studierende und Forschende mehr und mehr in einer virtuellen Arbeitsumgebung arbeiten, bei Citavi sich auf mittelfristige Sicht von einer reinen Desktop-Lösung zu verabschieden und eine webbasierte Anwendung voranzutreiben? Die Betriebssystemfrage für den Nutzer wird damit irrelevant.

Gerade für Bibliotheken, die sich für Citavi als einziges unterstütztes Literaturverwaltungsprogramm entschieden haben, ist dies eine schwierige Mitteilung. Regelmäßig sind hier Anfragen zur Nutzung von Citavi unter Nicht-Windows-Betriebssystemen gestellt worden. Mit der Hoffnung, dass zumindest Mac-Nutzer bald berücksichtigt werden können, konnte man grundlegende Entscheidungen zurück schieben, die jetzt nicht nur Citavi, sondern Software-Linzenzerwerbungen generell betreffen, nämlich die Frage: Muss Software, die durch Mittel der Hochschulen erworben wird, generell plattformübergreifend sein oder zumindest auf mehr als einer Plattform funktionieren?

Je mehr verschiedene Literaturverwaltungsprogramme seitens der Bibliotheken angeboten werde, desto weniger Zeit und Support ist für das einzelne Programm möglich. Sehr häufig erfolgt der Zugang intuitiv oder auf eigenen Erfahrungen beruhend seitens der Bibliothekare. Dies war bisher ein großes Plus für Citavi und hat mit dazu geführt, dass das Thema Literaturverwaltung zunehmend in Bibliotheken wichtiger wird.

Bei Citavi setzt man momentan alle Kräfte auf die Fertigstellung von Citavi 4, das neue wichtige Funktionen und häufig gewünschte Erweiterungen erhalten soll. Mit weiteren Ankündigungen ist man jetzt sehr vorsichtig.

Danach planen wir … stopp, wir sollten jetzt zurückhaltender sein. Bei Citavi Mac haben wir zu früh Einblick in unsere Entwicklungsarbeit gegeben und Erwartungen geweckt, die wir enttäuschen mussten. Das ist für uns und alle Betroffenen schmerzhaft. Wir wollen es jetzt besser machen und informieren über das weitere Vorgehen nach dem Erscheinen von Citavi 4.

Ein paar weitere Reaktionen in der Blogwelt:
Köhler, Hergen: Citavi gibt Mac auf, ScienceOutlook, 16.09.2011
Hauschke, Christian: Citavi scheitert an Mac-Version, Infobib, 23.09.2011
Citavi: keine Mac-Version, Urbandesire, 23.09.2011
Stöhr, Matti: Entwicklung von Citavi Mac eingestellt, Literaturverwaltung & Bibliotheken, 28.09.2011
Rajski, Beate: Citavi stellt die Entwicklung für Mac ein, TUHH Bibliotheksblog, 04.10.2011

Ein Imagevideo der Bibliothek des Guggenheimmuseums in Bilbao

Die Bibliothek enthält eine umfangreiche Bibliothek Sammlung von über 13.000 Bänden rund um die moderne und zeitgenössische Kunst. Mehr Infos finden Interessenten auf der folgenden Webseite: http://www.guggenheim-bilbao.es/secciones/investigacion/biblioteca

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