Annotierte Linkliste #KeepZBMED – Fünfter Teil

Auch die vierte Linkliste mit Stimmen zur Abwicklung ist inzwischen so lang, dass eine fünfte Liste notwendig wird. Alles vor der letzten Sitztung der GWK finden Sie in den Teilen 1-4.


ZB MED – Chancen auf Weiterförderung wesentlich gestiegen, Open Password Pushdienst, 02.06.2016

Die Chancen einer Weiterförderung der ZB MED haben sich nach einer ersten Sitzung der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (auf Referentenebene) wesentlich erhöht. Das Bundesministerium für Gesundheit und das Wissenschaftsministerium Nordrhein-Westfalens haben sich auf eine gemeinsame Position zur Weiterförderung verständigt. Sie üben deutliche Kritik an die Beschlussfassung des Senates der Leibniz Gemeinschaft. Sie räumen indirekt ein, dass ihre Position eine andere gewesen wäre, wenn es die Mobilisierung zugunsten der ZB MED nicht gegeben hätte.


BPI fordert Erhaltung der ZB Med, health policy

Pharmazeutische Unternehmer sind vom Gesetz her verpflichtet, wöchentlich wissenschaftliche Fachliteratur nach Verdachtsfällen unerwünschter Arzneimittelwirkungen und Änderungen des Nutzen-Risiko-Profils zu durchsuchen. Neben großen internationalen und kommerziellen Anbietern ist die ZB MED die zentrale und verlagsübergreifende Bezugsquelle für medizinische Fachliteratur. So sind in der ZB MED 2.700 Zeitschriften im nationalen Alleinbesitz, darunter auch lokale deutschsprachige Literatur, welche internationalen Datenbanken in der Regel nicht zur Verfügung stehen. Erfahrungen haben gezeigt, dass diese lokale Literatur in einigen Fällen nur über die ZB MED bezogen werden kann. Darüber hinaus stellt die ZB MED eine Infrastruktur für die Veröffentlichung deutscher Forschungsergebnisse inklusive Langzeitarchivierung von Forschungsdaten bereit.


Feldwisch-Drentrup, Hinnerk: Drohende „Informationswüste“ : Bundesregierung stellt sich hinter Zentralbibliothek Medizin, DAZ Online

Zusammen mit dem Bundesgesundheitsministerium bittet das Forschungsministerium die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz, den Transformationsprozess zu unterstützen. Am Ende dieses Prozesses solle „eine unmittelbare Wiederaufnahme der ZB MED in die gemeinsame Bund-Länder-Förderung nach erfolgreicher wissenschaftlicher Begutachtung“ stehen.


Schöneck, Bernd: Europas größter Medizin-Bibliothek droht das Aus, Rechtsdepesche

Die Leibniz-Gemeinschaft handelt kurzsichtig, wenn sie die Empfehlung beibehält, die ZB MED nicht weiter zu finanzieren“, warnte etwa Dr. Wolfgang Eßer, Vorstand der KZBV. „Eine Schließung der Bibliothek hätte zur Folge, dass die zahnmedizinische Wissenschaft künftig nicht mehr auf die dort – und teilweise in Deutschland ausschließlich dort – vorgehaltenen Informationen zugreifen könnte.“ Der Deutsche Kulturrat setzte die ZB MED gar auf seine Rote Liste der bedrohten Kultureinrichtungen – als „gefährdet“, der zweithöchsten Bedrohungs-Kategorie.



Vorabfassung: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordnete n Ralph Lenkert, Sigrid Hupach, Nicole Gohlke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE. – Drucksache 18/8520 – Debatte um die Zentralbibliothek Medizin

Die Bundesregierung sieht die Sicherstellung der Informations- und Literaturversorgung für die Lebenswissenschaften mit modernen Informationsinfrastrukturen als wichtige gemeinsame Aufgabe von Bund und Ländern an. Die Nachfrage der Nutzerinnen und Nutzer nach klassischen Bibliotheksleistungen, wie sie vor einigen Jahren noch zum unverzichtbaren Kern der ZB MED gehörte, sinkt jedoch seit Jahren kontinuierlich. Für Informationsinfrastrukturen wie die ZB MED ist es deshalb unverzichtbar, sich auf diese dynamischen Veränderungen einzustellen. Dies ist der ZB MED trotz großer Anstrengungen in den letzten Jahren noch nicht in ausreichendem Maße gelungen.

Die Bundesregierung würde es begrüßen, wenn dieser Prozess so erfolgreich beendet wird, dass für die ZB MED die Wiederaufnahme in die Leibniz-Gemeinschaft nach erfolgreicher wissenschaftlicher Begutachtung unter Einhaltung der bestehenden Verfahrensregelungen beantragt werden kann.


Vorabfassung: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Kathrin Vogler, Sabine Zimmermann (Zwickau), Nicole Gohlke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE. – Drucksache 18/8518 – Drohende Verschlechterung des Zugangs zu medizinischem Wissen in Deutschland

Die Bundesregierung unterstützt den freien Zugang zu öffentlich finanzierten Forschungsergebnissen. Sie setzt sich für Open Access zu Literatur und anderen Materialien auf nationaler sowie EU-Ebene ein, da insbesondere die Wissenschaft vom freien Zugang zu Informationen im Internet lebt. Außerdem werden im Rahmen der Projektförderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) Publikationskosten in Open-Access-Zeitschriften übernommen. Insgesamt ist umfangreiches medizinisches Wissen für unterschiedlichste Nutzergruppen im Internet kostenfrei verfügbar. Sofern kein kostenloser Zugang gewährleistet werden kann, setzt sich die Bundesregierung für eine niedrigschwellige Informationsbereitstellung ein. Diese liegt sowohl im Interesse des Bundes als Forschungsförderer, in Verantwortung für den wissenschaftlichen Nachwuchs, die Qualität der ärztlichen Versorgung, die interessierte Öffentlichkeit als auch informierter Patientinnen und Patienten.

Parallel zum schrittweisen Rückzug des DIMDI aus dem Bereich der Literaturdatenbanken wurde die ZB MED systematisch beim Aufbau von Recherche- und Nachweissystemen unterstützt. Die ersten Systeme der ZB MED basierten weitestgehend auf den Datenbanken des DIMDI. Inzwischen sind viele dieser Datenbanken von der ZB MED selbst implementiert. Die für 2017 angekündigte Beendigung des Angebots von Literaturdatenbanken durch das DIMDI ist nur der letzte Schritt in einer langjährigen Entwicklung.

Mit den vorhandenen Informationsangeboten ist nach Ansicht der Bundesregierung ein ausreichend freier Zugang zu medizinischen Datenbanken und wissenschaftlicher Literatur gewährleistet, der den Akteuren im Gesundheitswesen eine unabhängige Informationsbeschaffung ermöglicht.


Pressemitteilung: Entscheidung über Zukunft der ZB MED, Deutscher Bundestag

Auch wenn die GWK entscheiden sollte, die ZB MED ab 2017 aus der Bund-Länder-Förderung herauszunehmen, würde die Bundesregierung gleichwohl die Weiterentwicklung der Einrichtung im Rahmen der dreijährigen sogenannten Abwicklungsfinanzierung unterstützen. Es wäre zu begrüßen, wenn es der Einrichtung in einer erfolgreichen Umstrukturierung gelänge, die Wiederaufnahme in die Leibniz-Gemeinschaft zu erreichen.



Dozier, Marshall: Open letter: Funding and role of ZB Med, EAHIL European Association for Health Information and Libraries

Libraries are not a luxury. Access to the biomedical knowledge base is increasingly important in supporting the best evidence-based health-care practice and research, but even in this Internet age, good quality information is not simply freely available and remains challenging to find and conserve. I therefore write to urge you to reverse the decision to remove funding, and instead to invest in ZB Med and to demonstrate leadership in shaping the future of biomedical information in Europe and beyond.


Bredemeier, Willi: Die gegen die Fachinformation gerichtete Gesamtpolitik der Leibniz Gemeinschaft muss auf den Prüfstand sowie: Der Senat der Leibniz Gemeinschaft und die Abwicklungsempfehlung gegen die ZB MED, Open Password Pushdienst, 14.06.2016

(…), die Mobilisierung der Informationsbranche (einschließlich der Informations- und Bibliothekswissenschaft und der Kunden von Fachinformation) wuchs am Ende zu einem reißenden Strom. Sie hat dazu beigetragen, wenn nicht bewirkt, dass eine Weiterförderung der ZB MED in der nächsten Woche durch die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz wahrscheinlich geworden ist. Soweit so gut.

Dieses wahrscheinliche Ergebnis, so wünschenswert es ist, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Fokus der Mobilisierung zur Rettung der ZB MED zu eng gewesen ist. Es wurde nicht gesehen, dass sich die Verwechslung von Forschungseinrichtungen und Einrichtungen der Forschungsinfrastruktur nicht nur auf die ZB MED bezog, vielmehr systemischer Natur war, sich also gegen alle angeschlossenen Fachinformationseinrichtungen richtete.

Wer erarbeitete die Abwicklungsempfehlung kontra ZB MED und warum? Sieht man sich die Abwicklungsempfehlung des Senates der Leibniz Gemeinschaft gegen die ZB MED im März 2016 näher an, so wird deutlich, dass auch in dieser Begründung der Forschung eine größere Aufmerksamkeit geschenkt wird als allen anderen Programmbereichen der ZB MED zusammengenommen.

Nach meiner Auswertung gehören dem “Senatsausschuss Evaluierung” 30 Mitglieder an, davon 22 der forschenden Wissenschaft, ein Mitglied dem Bibliothekswesen, ein Mitglied dem Museumsbereich und sechs den Ministerialverwaltungen (drei Bund, drei Länder). Demnach ergibt sich ein Verhältnis von Forschern zu Vertretern der Forschungsinfrastruktur von 12 : 1 oder, wenn man Museen der Forschungsinfrastruktur zuschlagen würde, von 12 : 2.

Dieses Verhältnis wäre nicht zu kritisieren, wenn die Wissenschaftler sich als Kunden der Einrichtungen der Forschungsinfrastruktur gesehen und ihre Rolle in der Leibniz Gemeinschaft entsprechend interpretiert hätten. Tatsächlich verwechselten sie jedoch, wie ihre Begründungen zeigten, Forschungsinstitute mit Einrichtungen der Forschungsinfrastruktur. Oder ihnen ging der Prestigewettbewerb der Leibniz Gemeinschaft mit Max-Planck-Gesellschaften, den Fraunhofer-Instituten und den Helmholtz-Einrichtungen über alles.


Feldwisch-Drentrup, Hinnerk: Geplante Kürzungen : Bundesregierung will auf Literatur-Datenbanken verzichten, DAZ.online

In Sachen ZB MED sieht die Bundesregierung auch keinen akuten Handlungsbedarf – sondern verweist darauf, dass sie die Weiterentwicklung zu einem modernen Fachinformationszentrum unterstütze. Wie sich aus den Anfragen der Linken-Politiker ergeben hat, gibt es auch keinen neuen Stand in Sachen der eigentlich ab Januar geplanten, dauerhaften Finanzierung des Deutschen Cochrane-Zentrums sowie des Deutschen Registers klinischer Studien.

Dem Ziel, die Bibliothek zu einem modernen Fachinformationszentrum auszubauen, komme die Bundesregierung laut Kroth nicht näher, wenn gleichzeitig den einfachen, digitalen Zugriffsmöglichkeiten auf zentrale Datenbanken ein „Riegel“ vorgeschoben werde. „Denn damit beendet man auch eine praktikable Möglichkeit insbesondere für kleine und mittelgroße Unternehmen, über ein zentrales Portal umfassende wissenschaftliche Recherchen durchzuführen, die beispielsweise in den Bereichen Arzneimittelsicherheit und Arzneimittelzulassung essentiell sind.“


Troni, Mimoza: Wer rettet die ZB Med?, apotheke adhoc

Geht es nach dem Bundesgesundheitsministerium (BMG), soll die überregionale Informationsversorgung in den Lebenswissenschaften weiterhin sichergestellt werden. Auch die Bundesregierung unterstütze „die Weiterentwicklung der ZB MED zu einem modernen Fachinformationszentrum.“ Wie genau diese Unterstützung aussieht, entscheidet sich jedoch erst nach der Sitzung der GWK.

Soviel ist klar: Sollte die Finanzierung Nordrhein-Westfalen (NRW) übertragen werden, werden Bund und GWK der Bibliothek bei der neuen Aufstellung zur Seite stehen. Will die ZB wieder in die Leibniz-Gemeinschaft aufgenommen werden, muss das Land NRW einen Aufnahmeantrag stellen. Das Gutachten wird dann vom Wissenschaftsrat erstellt und ist ausschlaggebend für die Aufnahme.


Am 24. Juni : Entscheidung über ZB MED – Kommt das Aus für die größte Medizinbibliothek in Deutschland? Bund und Länder entscheiden bald., ÄrzteZeitung.de

Im Falle eines Förderstopps würde die Bibliothek vom Bund durch eine bis 2019 angelegte “Abwicklungsfinanzierung” unterstützt. Die Zukunft der Bestände wäre aber unklar.

Ralph Lenkert, Sprecher für Forschungspolitik der Fraktion der Linken, kritisierte, die Regierung sei sich nicht über die Folgen einer Schließung für die medizinische Forschung im Klaren.

Anstatt wie im “Pakt für Forschung und Innovation” vereinbart die Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Infrastruktur voranzutreiben, “wird der Forschung eines ihrer Standbeine amputiert.”


Streitfall Medizinische Zentralbibliothek : Hüter des medizinischen Wissens, taz.de

Am Freitag entscheidet in Bonn die Gemeinsame Wissenschaftskommission (GWK) von Bund und Ländern, ob die Wissenschaftsminister dem Vorschlag der Leibniz-Gutachter folgen. Alle Zeichen deuten darauf hin – was aber auch in diesem Fall nicht das Ende der Medizinbibliothek bedeuten muss.

In der Konsequenz würde dies bedeuten, dass die ZB MED nach dem Ausscheiden aus der Leibniz-Gemeinschaft weiter existiert – in Trägerschaft des Landes NRW und mit Förderung aus dem Berliner Gesundheitsministerium. Wenn der „Transformationsprozess“ zur Digitalisierung Fortschritte gemacht hat, soll wieder ein Aufnahmeantrag bei Leibniz gestellt werden.



Lenker, Ralf: Rede : Wissenschaftliche Infrastruktur braucht eine sichere Finanzierung!

Sehr geehrte Frau Ministerin, Sie können morgen bei der gemeinsamen Kultusministerkonferenz die Schließung des Pflanzenforschungsinstituts in Erfurt verhindern und damit diese Forschung erhalten. Und Sie können eine dauerhafte Lösung für die medizinischen Datenbanken und das ZB MED veranlassen. Das ist Ihr Job.

Frau Ministerin, Herr Kollege Röspel, statt sich über die sinkenden Forschungsausgaben kleiner und mittlerer Unternehmen zu beschweren, kümmern Sie sich besser um die Infrastruktur, die diese Unternehmen benötigen.

Schöne Worte wurden genug gewechselt: Handeln Sie!


Der Bundestag debattiert in seiner Sitzung am 23.06.2016 über die staatlichen Bemühungen zur Förderung von Forschung und Innovation.

Im Rahmen der Debatte redeten:

  • Stefan Kaufmann, Obmann Ausschuss für Bildung und Forschung (CDU)
  • Gesine Lötzsch, Vositzende im Haushaltsausschuss (Die Linke)
  • René Röspel (SPD)
  • Kai Gehring, Obmann Ausschuss für Bildung und Forschung (B’90/Die Grünen)
  • Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung (CDU)
  • Ralph Lenkert (Die Linke)
  • Hubertus Heil, Stellv. Fraktionsvorsitzender (SPD)
  • Katja Dörner, Stellv. Fraktionsvorsitzende (B’90/Die Grüne)
  • Steffen Kampeter (CDU)
  • Saskia Esken, Mitglied Ausschuss für Bildung und Forschung (SPD)
  • Wolfgang Stefinger, Mitglied Ausschuss für Bildung und Forschung (CSU)
  • Heinz Riesenhuber (CDU)