[Adventskalender] 20. Dezember 2010

Der Schneemann
(Quelle)

Steh, Schneemann, steh!
Und bist du auch von Schnee,
So bist du doch ein ganzer Mann,
Hast Kopf und Leib und Arme dran,
Und hast ein Kleid, so weiß und rein,
Kein Seidenzeug kann weißer sein:
Du stehst so stolz und fest und breit
Als wär’ es für die Ewigkeit. –
Steh, Schneemann, steh! –

Schneemann

Schneemann


Wenn ich dich recht beseh’:
So fehlt dir nichts auf weiter Welt
Du hungerst nicht, sorgst nicht um Geld.
Ich glaub’ auch, daß dich gar nichts rührt,
Und wenn es Stein und Beine friert;
Der Frost, der andre klappern läßt,
Der macht dich erst recht hart und fest –

Steh, Schneemann, steh!
Die Sonne kommt, Juchhe!
Jetzt wirst du erst recht lustig sein! –
Was ist denn das? Was fällt dir ein?
Du leckst und triefst ohn’ Unterlaß,
o Schneemann, Schneemann, was ist das?
Das schöne warme Sonnenlicht,
Der Menschen Lust erträgst du nicht?

Weh, Schneemann, weh!
Du bist doch nichts als Schnee!
Dein Kopf war dick, doch nichts darin,
Dein Leib war groß, kein Herz darin,
Und das, was andre fröhlich macht,
Hat dir, du Wicht, nur Leid gebracht.
Ich glaub’, ich glaub’, manch Menschenkind
Ist grade so wie du gesinnt:
Schnee, nichts als Schnee!

Von:
Robert Reinick (1805 – 1852)

[Adventskalender] 19. Dezember 2010

Der Schneemann
(Entstehung: 1833, In: Fünfzig Fabeln für Kinder, Quelle)

Schneemann-Gedichts-Domino

Schneemann-Gedichts-Domino


“Seht den Mann, o große Not!
Wie er mit dem Stocke droht
gestern schon und heute noch!
Aber niemals schlägt er doch.
Schneemann, bist ein armer Wicht,
hast den Stock und wehrst dich nicht.”

Freilich ist’s ein gar armer Mann,
der nicht schlagen noch laufen kann.
Schleierweiß ist sein Gesicht.
Liebe Sonne, scheine nur nicht,
sonst wird er gar wie Butter weich
und zerfließt zu Wasser gleich.

Von:
Wilhelm Hey (1789-1854)

Die Medienwerkstatt hat dazu ein wunderbares Domino-Spiel für Grundschüler entwickelt. Dort finden Sie auch das Domino zum Ausdrucken.

Ausflugsvorschlag für Bibliothekare zum Advent

Das Bibliotheken Adventskalender anbieten, habe ich ja schon nachgewiesen, aber eine Bibliothek in Thüringen geht noch einen Schritt weiter. Hier hat man den wunderschönen Brauch des Adventskalenders vor zehn Jahren neu interepretiert und den “schönsten Adventskalender Thüringens” gestaltet. Wichtigster Ort dafür ist die Meininger Stadt- und Kreisbibliothek “Anna Seghers”.

Es war ein Zufall, dass man auf diese Idee kam. Einer Meininger Bibliotheksbesucherin dass man in den Hausöffnungen der Bibliothek sehr gut 24 Kalenderfensterchen unterbringen könnte. 2000 erhielten die Fenster grüne Läden mit güldenen Nummern und die Haustür wurde zur großen Nummer 24. Die Oberlfäche des Kalenders war damit geschaffen. Edmond Garn, von Beruf Theatermaler, schuf Märchenmotive von Beschtein und Grimm auf Folien, die in die Fensteröffnungen eingebracht wurden. Von 16.00 – 24.00 Uhr werden diese aus der Bibliothek heraus angestrahlt. Für mehr Abwechslung gestaltee Garn für das darauffolgende Jahr einen zweiten Satz Fensterfolien mit weihnachtlichen Motiven, wie einem Schaukelpferd oder eine Weihnachtspyramide. Seit zehn Jahren pflegt er diese Folien und ergänzt farbliche Fehlstellen, so dass die Folien jedes Jahr in gleichem weihnachtlichen Glanz leuchten können.

Aber das hat man in anderen Gebäuden auch schon gesehen, nichts besonderes, aber der Adventskalender der Meininger Bibliothek geht über die reine Optik hinaus. Täglich 16.30 Uhr holt die Kinderbibliothekarin und Märchenerzählerin Silvia Prüfer im Kleid der Frau Holle die Kinder vom Weihnachtsmarkt ab, der nicht weit weg liegt. Kinder, Eltern und Großeltern können in der Märchenhöhle der Bibliothek den von Frau Holler erzählten Märchen und Geschichten lauschen. Zur vollen Stunde können das die kleinen und großen Märchenfreunde vor dem Haus staunend zusehen, wie Frau Holle ein Kalendertürchen öffnet. Sie erklärt das aktuelle Motiv. Und bis jetzt waren immer Kinder da, die neugierig auf Märchen und Kalendertürchen warteten, auch wenn es in der Märchehöhle fast zu eng war.

“Kalender gibt es viele. Aber zu sagen: Die Bibliothek ist ein Adventskalender – das ist etwas Besonderes. Die Leute finden das toll, nicht nur die kleinen”, weiß Leiterin Sylvia Gramann.

Die Tür mit der goldenen 24 wird kein statisches Bild zeigen, sondern wenn sie sich Heiligabend als letzte Tür öffnet, dürfen sich die kleinen und großen Neugierigen auf ein Märchenstück freuen. Letztes Jahr begeisterte die Meininger Jugendtheatergruppe Tohuwabohu mit ihrer Version des Märchens von Frau Holle. Dieses Jahr verkürzt der Puppenspieler Falk Pieter Ulke von “Manuart” mit seinem Stück “Die verschwundenen Wunschzettel” die Wartezeit all derer, die ungeduldig auf die Bescherung warten.

Termine:
So-Do: 16.30 Uhr auf dem Weihnachtsmarkt. Frau Holle holt Sie dort ab und begleitet die Kinder zur Märchenhöhle.
Fr, 24.12.: 10.00 Uhr, Treffpunkt Bibliothek. Puppentheaterstück hinter Türchen Nr. 24.

Quelle:

Eine Bibliothek macht sich zum Adventskalender
, Freies Wort

[Adventskalender] 13. Dezember 2010

Der Mann von Schnee
(Quelle)

Schneemann dort am Gartenzaune
Hat gar eine üble Laune.
Steht er da voll Trutz und Groll,
Weiß nicht, was er reden soll.
Und die Sonne blinkt und blitzt,
Daß er wie ein Kranker schwitzt.
Weil der Himmel ist so blau,
Ärgert er sich braun und grau;
Weil die Wiesen werden grün,
Ärgert er sich schmal und dünn.

Schneemänner Coole Schneemänner von Janetmck, CC-BY

Schneemann ist in großer Not,
Denn es winkt ihm schon der Tod.
Noch ein Schnapper, noch ein Schnauf
Und er steht nicht wieder auf.
Kommen dann die schwarzen Raben,
Seine Leiche zu begraben.
Und Schneeglöcklein will vor Freuden,
Ihm die Sterbeglocke läuten.
Und die Lerch’ vor allen Dingen
Ihm ein Schlummerliedchen singen.

Aber wo ist er zu finden?
Vornen nicht, und auch nicht hinten.
Freilich, weil ihm ganz zerbrochen
An der Sonne seine Knochen,
Weil zu Wasser er zerronnen
An dem Glanz der goldnen Sonnen.
Kommt der Storch dazu geflogen,
Und die Schwalbe hergezogen,
Fragen nach dem toten Mann,
Niemand von ihm sagen kann.

Wälzt der Storch mit seinem Bein
An den Zaun hin einen Stein;
Und die Schwalbe mit dem Schnabel
Schreibt darauf die ganze Fabel:
Hier liegt Einer, der im Leben,
Weiter keinen Taug gegeben;
Der sich faul und sehr verstockt,
Lebenslang daher gehockt;
Und damit er doch nicht länger
Bleiben soll ein Müßiggänger,
Und ein Griesgram und ein Hasser,
Schmolz der Frühling ihn zu Wasser;
Und damit will er begießen
All’ die Blumen auf den Wiesen,
Dass sie weiß und gelb und grün
Euch zur Lust und Freude blüh’n.

Von:
Friedrich Wilhelm Güll (1812-1879)

1 38 39 40 41 42 46