Ist DRM eine Stolperfalle oder eine Chance?

Der Beitrag Digital Rights Management — A Wrinkle or An Opportunity von Kassia Krozser hat mich dazu bewegt, mal wieder meine Gedanken, Ideen in einer recht unsortierten Art und Weise niederzuschreiben. Vielleicht lässt sich ja die ein oder andere Diskussion damit beginnen.

Wann immer ich von Digital Rights Management (DRM) spreche, höre ich nur Negatives. Behinderung der Benutzbarkeit, Problem für die Langzeitarchivierung, Gängelung des mündigen Nutzer… Geprägt durch die Musikindustrie hat DRM seinen negativen Ruf weg. Ist es nun nicht an der Zeit, einen Schritt zurück zu gehen und noch einmal einen Blick auf das Für und Wider zu werfen, da nun erste Erkenntnisse vorliegen?

Heute bereits absehbar ist, das die digitalle Verwaltung von Rechten eine zunehmende Rolle spielen werden, besonders in Bezug auf neue Geschäftsmodelle der Verlage. Die heute rudimentären und groben DRM-Systeme müssen weiterentwickelt werden. Die Verlagsbranche muss sich daher sehr genau überlegen, welche Produkte sie anbieten möchten und welche Rechte Nutzer benötigen und welche Rechte für zusätzliche Nutzungsmöglichkeiten Sinn machen könnten, d.h. sie müssen ihre Produkte und deren Nutzung in Rechte einpacken. Dabei sind Rechte nicht unbedingt aus juristischer Sicht gemeint, sondern z.B. das Recht eine Datei aufzurufen, anzeigen zu lassen, zwischenzuspeichern (auch wenn diese Rechte sich letztendlich immer auf eine juristisch formulierbare Rechte zurückführen lassen). Cleveres DRM beachtet dies. DRM muss nun den Spagat schaffen, die einzelnen Rechte (Regeln und Vorschriften) so zu gestalten, dass sie kundenfreundlich sind und die (digitalen) Verlagsprodukte kommerziell verwertbar zu machen.

Hier liegt aber auch gleichzeitig das Problem. Wenn alles kommerziell abgerechnet wird, was durch DRM abrechenbar wird, bleibt der Konsument auf der Strecke und wird zur Melkkuh. Davor haben die Verbraucher natürlich zurecht Angst.

Ein anderes Problem ist das fehlende Verstehen, wie DRM-Systeme und verschiedene DRM-Schemen funktionieren. Man kann mit systembedingten Unzulänglichkeiten besser umgehen, wenn man versteht, worauf sie beruhen und welche Alternativen gegeneinander abgewägt werden. Die Verlage und auch der Einzelhandel müssen hier das Gespräch suchen. Noch ist der Markt für digitale Verlagsangebote noch nicht so unüberschaulich, dass man hier nicht auf einen Nenner kommen könnte. Fachleute mögen mich an dieser Stelle korrigieren, aber Wettbewerb wird nur funktionieren, wenn man sich auf offene Standards einigt. Mit Gesprächen außerhalb der Enge der Verlagswelt signalisiert man außerdem den guten Willen.

Natürlich muss deutlich werden, warum DRM für Verlage und ihre Angebote notwendig ist. Allerdings ist es keine Lösung zu sagen, wenn wir kein DRM verwenden, fällt der Himmel auf die Erde und unser ganzes System bricht zusammen. Dann hat das System ein Problem und DRM wird es nicht retten. Das heißt, das Festhalten althergebrachter Bedingungen (z.B. 1:1-Angebote = 1 Lizenz für 1 Nutzung, Verschlechterung der Qualität der Kopie, bspw. durch Einbringung von Tattoos) wird den Möglichkeiten der Digitalisierung aber auch der flexiblen Rechtegestaltung durch DRM nicht gerecht. Beide Seiten wollen gewinnen oder zumindest gefühlt der Gewinner sein.

Levi Montgomery merkt im zweiten Kommentar an:

The physical nature of paper and ink make the book its own DRM, if you will.

Stimmt, das kann man so sehen. Ein begrenzender Faktor ist hier der Generationenverlust. Doch müssen wir an dieser Stelle stehenbleiben? Wohin wollen wir?

Eine Frage, die sicherlich auch gestellt werden sollte: Muss jede Handlung kontrolliert werden? Traditionell endet die Kontrolle von Autoren und Verlegern mit dem rechtsgültigen Verkauf des Buches (Erschöpfungsgrundsatz). Im digitalen Umfeld ist dies anders. Daher ist hier sicherlich eine gesetzliche Lösung notwendig, um den Otto-Normal-Konsumenten zu schützen. Nicht alles, was technisch abrechen- und kontrollierbar wäre an Rechten, sollte auch durch entsprechende DRM-Anbieter im Sinne eines fairen Handelns kontrolliert werden. Momentan muss der Kunde lernen, dass die digitalen Medien, die er erwirbt, nicht ihm gehören, sondern er nur verschiedene Rechte erworben hat. Er muss von geliebten Kulturtechniken Abschied nehmen, wie dem Verleihen an Freunde oder auch das Verschenken. Häufig ist nur über umständliche Wege möglich (Gutscheine, Lizenz auf Zeit, etc.). Eigentum scheint in der digitalen Welt immer bei den Verlagen zu bleiben, nicht jedoch bei demjenigen, der dafür löhnt. DRM manifestiert dies, denn es ermöglicht dem Eigentümer eine dauerhafte Kontrolle und bestehende Beispiele zeigen, wenn es dem Anbieter genug ist, schaltet er den Server ab und der Käufer bleibt auf unbrauchbaren Dateien sitzen.

E-Books werden den Markt verändern, sie werden unsere Wahrnehmung von Rechten nachhaltig beeinflussen – die Musikindustrie hat dies ja bereits bewiesen. Bei mir war ausschlaggebend, dass die MP3-Alben wesentlich preiswerter und sofort zu haben sind. Ich habe jetzt Interesse daran und zwei Minuten später habe ich das Ganze. Es fördert die Ungeduld und die kriegen Bibliotheken zu spüren. Hier besteht die Nachfrage nach E-Books und anderen elektronischen Medien mit einem Zugang von Zuhause aus.

Die neuen Möglichkeiten müssen von den Verlegern/Autoren wahrgenommen werden für ihre Geschäftsmodelle. Wird DRM nur eingesetzt, um alte Regeln festzuhalten – um “business as usal” zu machen, werden die Konsumenten selbst aktiv. Neue Mitspieler werden den Markt aufmischen. Es wird neue Herausforderungen für die Etablierten geben. Dass Bewegung in den Markt kommt, lässt sich bereits beobachten.

Porting the “book” mentality to digital limits the imagination.

Als 1998 das DMCA (Digital Millenium Copyright Act) beschlossen wurde, war man gerade am Anfang einer Phase, wo die ganze Welt begann online zu gehen und der Begriff eCommerce geprägt wurde. Man wollte den elektronischen Handel unterstützen, doch der Verbraucher blieb damals weitesgehend unbeachtet. Auch konnte damals die rapide Veränderung des Verbraucherverhaltens, der technische Fortschritt und der Zugang zu Medien nicht richtig abgeschätzt werden. Dieses Gesetz beeinflusste auch maßgeblich die europäische Gesetzgebung. Im Ergebnis werden durch dieses Gesetz in den USA und durch die vom DMCA beeinflussten Gesetze in Europa mehr Menschen kriminalisiert, als es sein sollten. Ein Volk von Piraten…

In manchen Fällen achtet DRM nicht auf das reale Verhalten von Nutzern, wodurch diese entweder in Konflikte geraten, die vermieden werden könnten, wenn das DRM ihm Rechnung tragen würde. Teure Rechtsanwälte und Prozesse ließen sich so vermeiden. Auch das deutsche Urheberrechtsgesetz mit dem Schutz technischer Schutzmaßnahmen trägt nicht zum Schutz der Verbraucher vor ungerechtfertigten Beschränkungen urheberrechtlicher Schranken bei. Das Urheberrecht versucht einen Ausgleich zu schaffen zwischen berechtigten Interessen der Verleger und denen der Konsumenten. Das neue Leistungsschutzrecht für Verleger wird ein weiteres Mal die Grenzen zu Ungunsten der Nutzer verschieben.

Die Verlage haben Spielräume. Sie müssen nicht jede Nutzung kontrollieren wollen. Das Beispiel der Musikindustrie, die zunehmend auf forensische Methoden des DRM (z.B. Wasserzeichen) zurückgreifen, um Urheberrechtsverletzungen nachweisen zu können, zeigen, dass es nicht notwendig ist, jeden seiner Kunden zu kriminialisieren. Das Verlagswesen sollte daher diesem Beispiel folgen und nicht die millionenschweren Fehler der Musikgiganten wiederholen, die auf teure, aber nur nach der Holzhammermethode funktionierenden Sicherungsmethoden gesetzt haben. Damit rufen sie nur Widerstand und die Piraten auf den Plan.

Die Verleger werden gerade mit einer großen Herausforderung konfrontiert: Medien werden zunehmend digital konsumiert. Die Konsumenten haben verschiedene digitale Transformationen der Medien schon mitgemacht: Spiele, Musik, Nachrichten,Filme und nun auch Bücher. Sie reagieren sehr feinfühlig auf die neuen Herausforderungen.

Konsumenten verstehen, dass sich der Begriff “Eigentum” auch mit der Transformation der Medien verändert (und bestimmte Leute verstehen auch den Wert physischer Bücher besser). Die Konsumenten werden auch mit der Vergänglichkeit digitaler Werke klarkommen (Verlust beim Wechsel der Geräte, Versionswechsel, Einstellen von DRM-Services, etc.). Bis zu einem bestimmten Punkt werden sie auch akzeptieren, dass die Rechteinhaber den Zugang kontrollieren möchten, aber dann müssen letztere auch offen klarmachen, was man mit dem digitalen Medium machen kann und was nicht. Zusätzlich muss sich dies im Preis deutlich niederschlagen. Wenn ich beispielsweise ein Buch nur auf einem bestimmten Gerät lesen kann, dann darf es bei Weitem nicht so viel kosten wie ein Buch, welches ich erwerbe und danach der Kontrolle des Rechteinhabers ganz entziehe,weil nun ich das Eigentum daran besitze.

Ein weiteres Problem: Wer sich nicht intensiver mit dem Problem DRM auseinandersetzt, kann derzeit den Eindruck gewinnen, dass die Verleger glauben, mit DRM ein Allheilmittel für alle möglichen Probleme gefunden zu haben (Zugang, Nutzung, Nutzungskontrolle und Abrechnung).

It seemed like DRM was the only logical solution to a problem not clearly defined. At no point, did the idea of consumer use of digital media should be considered and accommodated. It makes no sense to sell a product people simply cannot use.

Das Problem ist: Jede Diskussion über DRM, die nicht die Wünsche der potentiellen Käufer mit einbezieht, kann nicht gewinnen. Die Konsumenten abzuschrecken kostet Entwicklungsgebühren für ein DRMS, welches abgelehnt wird. Die Wahre bleibt liegen und so entstehen weitere Verluste. Noch befinden sich Verlage ganz am Anfang einer Entwicklung. Jetzt ist genau die richtige Zeit, um das Gespräch zu suchen. Noch kann man eine Verhärtung der Fronten vermeiden. DRM scheitert nicht an der fehlenden Aktzeptanz nach Einführung, sondern an fehlendem Austauch aller betroffenen Parteien im Vorfeld.

The challenge is listening to what the other side says.

Onleihe verschärft das Zugangsproblem

Das E-Book setzt sich durch. Immer mehr wollen daran teilhaben. Es ist naheliegend, dass auch öffentliche Bibliotheken die Möglichkeit anbieten sollten, Zugang zu E-Books zu erhalten. Bis jetzt erschweren jedoch die Ängste der Rechteinhaber vor unerlaubten Kopien, die bestehenden Rechsprobleme und vor allem finanzielle Schwierigkeiten den einfachen Zugang zu elektronischen Verlagsprodukten.

Es scheint momentan ein Angebot zu geben, das aber für öffentliche Bibliotheken interessant ist. Immer mehr von Österreichs Büchereien nutzen digitale Dienst unter Namen wie “Onleihe”, “Digitale Stadt-Bibliothek” und “Bibliothek Digital”. Der Kampf um die Aufmerksamkeit der Kunden im digitalen Zeitalter hat begonnen und die Bibliotheken wollen mit ihren Online-Diensten dabei sein, Zugang zu E-Books, Hörbüchern, Filmen, Musik sowie elektronische Magazinen und Zeitungen in Form einer Online-Ausleihen ermöglichen.

Seit Frühjahr 2009 sammeln die Büchereien der Städte Salzburg und Graz Erfahrungen mit dem Onleihe-Angebot der deutschen ekz-Tochter DiViBib. 2010 wollen die Wiener Büchereien und die Stadt Linz die Onleihe ebenfalls anbieten. Innsbruck wartet nur noch auf eine Finanzierungszusage für dieses Angebots.
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Panzerung oder Mückennetz – Die DRM-Gretchenfrage von Matthias Ulmer

Die Ankündigung von libreka! in Zukunft auch hartes DRM anbieten zu können, hat wieder einmal die üblichen Milchtöpfe zum Überschäumen gebracht. Warum nur?

Warum sollten sich die Nutzer, die Leser, diejenigen, die damit arbeiten, nicht darüber aufregen? Warum sollen Menschen, die über ihren Tellerrand hinausschauen und gesehen haben, wie DRM gescheitert ist, nicht mit dem Kopf schütteln? Warum soll man nicht nach dem Geld fragen, dass da zum Fenster hinausgepulvert wird?

Ganz nüchtern betrachtet ist es doch ein Vorteil, wenn es bei DRM ein “mit” und ein “ohne” gibt. Dass also der, der “mit” DRM sein möchte “mit” sein kann, und der, der “ohne” sein möchte, “ohne”.

Das ist sicherlich von Vorteil für die Mutigen, die es wagen, sich ohne harte Panzerung den Mücken stellen. Die Panzerung wirkt ja oft abschreckend und ein Fliegengitter, z.B. in Form von forensischem DRM (personalisierte Wasserzeichen), hat auch einen schützenden Effekt. Es ist nur manchmal komfortabler. Eine Rüstung ist schwer, teuer und unflexibel. So ein Netzt stört wesentlich weniger, wenn das Ganze mal aus der Mode gekommen ist.
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Buchhandelsargumente gegen DRM

Das war ein Artikel, den man so an dieser Stelle nicht erwartet hat. Noch vor drei Wochen hieß es bei Börsenblatt.net: libreka! unterstützt ab sofort auch “harten” Kopierschutz [17.06.2009] Die Buchplattform libreka! versprach den teilnehmenden Verlagen ab sofort für ihre E-Books mit Hilfe des Adobe-DRM für einen Kopierschutz zusorgen. Klingen die eigenen Worte jetzt nicht wie Hohn?

„libreka! etabliert sich weiter als offene und universellste Plattform. Die Verlage haben jetzt die Wahl, ob sie ihre E-Books in libreka! mit einem psychologischen Kopierschutz oder mit einem ‚harten’ DRM versehen –oder ihre E-Books ungeschützt anbieten möchten“, sagt Ronald Schild, Geschäftsführer der MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH.

Offen und universell war die Plattform ab diesem Zeitpunkt garantiert nicht mehr. Inzwischen sieht Schild wohl ein: “Piraten lieben DRM”, glaubt man dem Titel dieses Blogbeitrags. Das was DRM-Experten seit langer Zeit sagen, scheint nun für Libreka! zur Erkenntnis geworden zu sein. Es ist kein Widerspruch, in Kopierschutz ein förderndes Element von Piraterie zu sehen.

Zum erstem Mal sieht jemand der Entscheidungsträger, was sie dem Kunden damit antuen. Bücher mit dem Adobe-Kopierschutz können bis zu sechs Mal vom eigenen Konto bei libreka! heruntergeladen werden. Aber dann beschränkt man auch die Möglichkeiten, Teile davon zu markieren, kopieren und auszudrucken. Diese drm-geschützten E-Books können auf allen E-Book-Readern und Computern gelesen werden, welche die Software die Software Adobe Digital Edition unterstützen, die kostenlos im Internet heruntergeladen werden kann. Es gibt genug Computer, die nicht aktuell genug sind, genug Nutzer, die Linux nutzen, und damit auch nicht anzeigen können. Hat man hier von Ciando nix gelernt?

Was heißt das, wenn man DRM in die Welt der gedruckten Bücher überträgt. Sie kaufen ein Buch im Hardcover in der kleinen Buchhandlung um die Ecke und die nette Buchhändlerin muss Sie dann darüber aufklären, dass sie dieses Buch höchstens an drei Familienmitglieder weitergeben dürfen. Ausgeschlossen sind andere Verwandte, ihre Freunde oder Bekannte. Außerdem wird bestimmt, dass Sie das Buch auch noch nicht während ihrer Heimfahrt gleich anlesen dürfen, weil sie sich erst über eine kostenfreie Hotline registrieren müssen. Und damit Sie das Buch mit seinen 700 Seiten nicht kopieren können, wurden die Seiten in einem Spezialdruckverfahren gefüllt. Das ist auch der Grund, warum Sie das Buch nicht im Sonnenlicht odder direkt unter einer Lampe lesen können, weshalb Sie das Buch nicht direkt am Strand lesen können oder Ihre Leselampe dimmen müssten.

Mit den Kopiereinschränkungen könnten ja die Kunden noch leben und sie beim E-Book vielleicht auch noch verstehen, aber der dafür notwendige technische Aufwand ist ihnen nun wirklich nicht zuzumuten. Wenn sogar computeraffine Leser Probleme haben, die kopiergeschützten E-Books zu nutzen, was passiert dann mit denen, die da eigentlich überhaupt keine Ahnung haben (mal abgesehen, dass diese wohl sich kein E-Book kaufen würden)?

Schild stellt außerdem fest:

Und wir sollten uns darüber klar sein, dass nach wie vor nur eine verschwindend geringe Zahl an Lesegeräten Kopierschutz überhaupt unterstützt.

Es gibt Geschäftsmodelle, so die von Apple (???) und Amazon (Kindle), die scheinbar gut mit Kopierschutz funktionieren. Die Anbieter sind momentan erfolgreich, was aber an auch den geschlossenen Systemen liegt. Bei ihnen kommen Shop-System, Inhalte und E-Reader aus einer Hand.

Nur in einem solchen Ökosystem funktioniert DRM problemlos – und hat für die Anbieter den nicht uninteressanten Nebeneffekt, dass nicht nur die Inhalte, sondern auch die Kunden geschützt sind.

Damit werden aber die Kunden an den Anbieter (und seine Frenchaise-Nehmer) gefesselt, da sich die E-Books nicht auf Endgeräte anderer Hersteller übertragen lassen.

Das war jetzt eine sehr deutliche Darstellung dessen, was DRM für den zu umwerbenden Kunden bedeutet. Doch, was zieht nun die Raubkopierer an und wie profitieren sie von DRM?

Das Hauptargument seines Beitrages, erwähnt Schild nur kurz und eher nebenbei.
DRM hat Lücken. Raubkopierte E-Books gibt es bereits flächendeckend, wobei diese Kopien nie von den originalen E-Books sondern von eingescannten gedruckten Ausgaben stammen. Diese Kopien unterliegen natürlich keinerlei Kopierschutz. Da gibt es keine Beschränkungen, keine Installations- bzw. Kompatibilitätsprobleme, jedes Lesegerät kann verwendet werden und außerdem sind die Bücher dazu noch kostenlos.

Nicht erwähnt wird der Sportsgeist, der bei so manchem Hacker besteht. Je mehr Nutzer drangsaliert werden, desto eher findet sich auch ein Robin Hood, der sie davor bewahren will und das DRM-System knackt. Den Sport konnte man sowohl bei DVD-Schutz oder bei der Premiereverschlüsselung bemerken.

Nun erwartet man von seinen treuen, rechtmäßig handelnden Kunden, dass sie für ein Produkt mit signifikanten Einschränkungen auch noch fast den gleichen Preis wie für die gedruckte Ausgabe zahlen.

Die Verleger und der Buchhandel sehen wohl jetzt ihre Kundschaft davonlaufen. Wie sollten sie auch dieses Mißverhältnis zwischen Vertrauen und Kosten und der fehlenden Benutzbarkeit und den qualitativen Mängel ihres Handelsgutes erklären? Ziel müsste es sein, die Kunden zu überzeugen, ihnen Vorteile von E-Books näher zu bringen, ihnen einen Vertrauensvorschuss zu geben.

Verlage konnten ab Mitte Juni ihre E-Books an MVB liefern, damit libreka! diese ab 15. Juli mit dem Adobe-DRM-Schutz vertreiben kann. DRM-geschützte Bücher werden dabei um 20 Cent teurer. MVB übernimmt die Server- und Einrichtungskosten für die Rechteverwaltung.

Fast verschämt wies man damals auf die schon bestehende Möglichkeit hin, die E-Books im PDF- und EPUB-Format mit einem digitalen Wasserzeichen zu versehen, welches als psychologischer Kopierschutz dienen soll, denn in dem Watermark sind persönliche Angaben des Käufers hinterlegt.

Schild behauptet im heutigen Beitrag, dass Verlage gezwungen werden, DRM zu verwenden. Er schiebt den schwarzen Peter der Natur der Titel zu, den Autoren oder Agenten.
Nach seinen ganzen Ausführungen bestätigt er, dass wie Anfang des Jahres angekündigt, libreka! den Verlagen auch ab Mitte Juli anbietet, deren Titel DRM-geschützt zu verkaufen. Schilds eindeutige Empfehlung an die Verlage lautet jedoch:

Verzichten Sie auf DRM und versehen Sie Ihre E-Books mit einem psychologischen Kopierschutz, dem Wasserzeichen.

Eine Erkenntnis eines Anbieters, die sich hoffentlich in der Verlegerwelt genauso als Flächenbrandt verbreitet wie sie dies bereits in der Musikindustrie getan hat.

Quellen:
DRM-System von Adobe : libreka! unterstützt ab sofort auch “harten” Kopierschutz
Schild, Ronald: Piraten lieben DRM via libreaka! Blog

Zukunftsvision – DRM anhand von Papiermustern?

Wann merken Sie, dass die Zukunft schon angebrochen ist? Spätestens, wenn der Kopierer ihnen sagt, dass er das Original nicht kopieren will bzw. darf. Kennen Sie diese Codes schon?
2d-codes wikipedia
Hier können wichtige Informationen hinterlegt werden, z.B. URLs oder auch Berechtigungen. Sollten Scanner diese “standardisierten” Rechte aus den Codes auslesen können, kann es auch passieren, dass hier die Funktion nicht ausgeführt wird oder die Qualität extrem eingeschränkt wird. Aber zukünftig bedarf es hier vielleicht nicht mal mehr solcher auf den ersten Blick sichtbaren Zeichen.

Auf den ersten Blick unterscheiden sich unbedruckte Papierblätter nicht voneinander, außer vielleicht mal ein dunklerer Fleck, der eingelagert worden ist. Aber wer handgeschöpftes Papier kennt, weiß, dass sich da jedes Blatt durch seine Faserstruktur voneinander unterscheidet. Dies ist bei heute maschinell hergestelltem Papier nicht anders. Man benötigt jetzt nur ein Mikroskope, um es zu erkennen. Diese Einmaligkeit macht sich eine Gruppe von Wissenschaftlern der Universität in Princeton, der Universität von Michigan in Ann Arbor und vom University College in London zunutze. Sie haben die Papiere mit einer guten Auflösung von 1200 dpi gescannt. Das können ganz normale handelsübliche Scanner bereits.

Zur Vorgehensweise:
Das Blatt wird 4x um jeweils 90° gedreht eingescannt. Diese Scans werden von einer Software analysiert und aus den so gewonnenen Daten wird ein digitaler Fingerprint erstellt, der jedes Blatt einzeln identifizierbar macht.

With a well-preserved sheet of paper, the researchers said that their fingerprints are pretty close to 100% accurate. If the paper is soaked or marked up, things become trickier, but with error-correction software, it’s still easy to make a definitive ID, Clarkson said. “You have to significantly modify the document to make it become unidentifiable.”

Der Einsatz dieser Technik kann interessant sein für Geldscheine, Kunstwerke oder auch Arzneimittelverpackungen. Man könnte somit wertvolle Originale vor Fälschungen schützen. Ähnlich wie bei digitalen Wasserzeichen und Fingerprints von Dateien, lassen sich so Original und Fälschung unterscheiden und Fälschungswege nachvollziehen, aber ein Verstoß kann dadurch nicht grundlegend verhindert werden. Hier kann man von forensischen Mitteln sprechen.
Mit leistungsstärkerer Technik und einem dauerhaften, zwangsweisen Online-Anschluss, kann jedoch in Zukunft eine solche Technik auch eingesetzt werden, um das Einscannen oder Ausdrucken dieser Papiere zu verhindern. Original und Kopie könnten so auch voneinander unterscheidbar gemacht werden.

Oder:

More troubling, however, the technique could be used to track anonymous surveys or to monitor voting done on paper ballots. Ballot tracking wouldn’t be easy. Someone would have to scan the ballots before Election Day and then have a way of tracking the order in which these ballots were given out.

Unkritisch darf man also diese neue Entwicklung nicht sehen. Noch ist der Aufwand zu hoch, aber entsprechende Verfahren werden sicherlich entwickelt, sollte es dafür Bedarf geben.

Diese Technik soll von ihren Entdeckern im Mai auf der Sicherheitskonferenz des Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) :engl: vorgestellt werden.

Quellen:
Researchers: Cheap scanners can ‘fingerprint’ paper :engl: via Computerworld.com
Pluta, Werner: Scanner erkennt Papier an seiner Struktur via golem.de

Ökonomische und kulturelle Effekte des File Sharing

Die niederländische Studie “Ups and downs – Economic and cultural effects of file sharing on music, film and games”:engl: gibt die Ergebnisse des gemeinsamen Projects der wissenschaftlichen Forschungsinstitute TNO, SEO und des Institutes für Informationsrecht der Universität von Amsterdam wider. Auftraggeber war das Niederländische Ministerien für Wirtschaft, Justiz und Bildung, Kultur und Wissenschaft.
Die empirische Untersuchung basiert auf einer repräsentativen Umfrage bei 1500 Internetnutzern in den Niederlanden.

Diese Studie macht deutlich, dass ökonomische und kulturelle Effekte nicht nur kurzfristig zu betrachten sind. Das Ergebnis der Wissenschaftler, die das File Sharing primär unter Copyright-Aspekten betrachtet haben, wird nicht allen Verfechtern von Urheberrechten gefallen.

The research shows that the economic implications of file sharing for welfare in the Netherlands are strongly positive in the short and long terms. File sharing provides consumers with access to a broad range of cultural products, which typically raises welfare. Conversely, the practice is believed to result in a decline in sales of CDs, DVDs and games. Seite 3

So stehen 200 Millionen Euro “Wohlfahrtsgewinne” einem geschätzten Gewinn von 100 Millionen Euro der Musikindustrie gegenüber. Die Vorwürfe der Musikindustrie sind wohl jetzt eindeutig entlarvt als “aus der Luft gegriffen”. Eher versuchte man damit Zeit zu gewinnen, um eine verfehlte Firmenpolitik zu verschleiern.

The industry’s defensive strategy has not succeeded in stemming the swelling tide of music sharing and has failed to come up with an early answer to today’s new digital reality. Seite 5

Auch in Zukunft werden die Musikfirmen nicht mehr allein mit dem Verkauf von Musik überleben können. Neue Geschäftsmodelle sind hier in Entwicklung.

In der Filmindustrie sind konstante Einnahmen zu verzeichnen. Kino-Besuche und DVD-Verkäufe nehmen zu, aber andere Marktbereiche wie der DVD-Verleih nehmen ab. File Sharing ist hier weniger zu verzeichnen, da viele einen Film einmal ansehen.

Auch bei Games sind keine negativen Effekte des File Sharing zu verzeichnen. Hier ist noch ein großes Wachstum zu verzeichnen.

The specific platform-restricted hardware-software-content marriage makes the official game release so attractive – compared with a music CD – that this industry might well be able to better prevent or sidestep the file sharing that besets the music business. The hardware-software-content combine also gives large producers and distributors in the industry more scope to ensure profitable operations. Seite 5

Die Einbrüche der Musikindustrie liegen vielleicht auch darin begründet, dass ein Großteil der Jugendlichen ihr Geld, das sie nur einmal verteilen können, lieber in Filme und Games investieren.

Eine deutliche Erkenntnis ist:

Yet we now know that the music industry’s initial defensive strategy of legal measures and DRM protection has not succeeded in stemming the swelling tide of music sharing and that the industry has failed to come up with an early answer to today’s new digital reality. And so it has seen other players, such as Apple, claim key market positions in marketing and delivering digital music files. Seite 116

Die Autoren wenden sich gegen eine Verschärfung des Urheberrechtes. Die rechtliche Situation in den Niederlanden stellt sich anders als in Deutschland dar:

Downloading copyrighted content from file-sharing networks, websites and other sources for one’s own use is permitted by law in the Netherlands. Games – being computer programs – are an exception as they enjoy wider protection. Seite 117

Derzeitige Entwicklungen in Europa, den Endnutzer zu kriminalisieren, kritisieren sie stark. Gerade Rolle von Zwischenakteuren wie Internetprovider, Serviceanbieter, die bei P2P-Vorgängen zwangsweise beteiligt sind, werden in der europäischen Debatte immer stärker diskutiert. Sie sollen herangezogen werden, um sowohl diejenigen ausfindig zu machen, die unauthorisierte Inhalte anbieten, als auch um dann entsprechende Maßnahmen gegen diese zu ergreifen.

Die Autoren sehen hier bereits ausreichende Möglichkeiten im Gesetz verankert, um gegen entsprechende Urheberrechtsverletzungen vorzugehen.

The law provides right holders with a range of enforcement measures, in particular with respect to unauthorised uploading on a commercial and large scale – preferably in line with, or after new business models have been developed, thus creating real alternatives. In the case of civil enforcement against large-scale uploaders, right holders and other parties in the distribution chain could join forces. This should not, however, be undertaken at the expense of the basic principles of justice such as proportionality, legal certainty and the protection of fundamental rights and procedural justice. Criminal enforcement should serve only as an ultimate remedy – which is in keeping with current government policy in the Netherlands. S. 117 – 118

Ihre Forderungen sind unter anderem:
Innovation in the music industry – Die Musikindustrie sollte neue Geschäftsmodelle entwickeln und differenziertere Vertriebsmöglichkeiten bereitstellen.

A strategy that focuses solely on law suits and DRM is not the best response, in particular as it remains to be seen whether a fully authorised, paid-for downloading market would generate sufficient revenues to revive the music industry. Seite 121

Don’t ‘criminalise’ individual end users – educate them
File Sharing und P2P-Networks sind Innovationsmotoren gewesen. Es wäre dumm, Nutzer zu kriminalisieren, nur weil die Inhalte aus einer illegalen Quelle kommen oder sie auf Grundlage von Peert-to-Peer weitergegeben werden.

said, the provision of information and education is still
vital, if only because research has shown that there is still much uncertainty among both users and suppliers about what is – and is not – permitted. We also saw that many consumers are ill-informed about the techniques used and unaware of the fact that they are often downloading and uploading at the same time. A better awareness of what is and is not lawful is also important in relation to the acceptance of new business models.
There is a role to play here for government – and for the industry itself. Seite 122-123

Enforcement – Bevor es zu einer zwanghaften Durchsetzung von Rechten oder der Verschärfung von Gesetzen kommt, muss die Industrie in Vorleistung gehen und passende Alternativen zum Filesharing anbieten. Außerdem reichen die vorhandenen Gesetze aus.

Criminal enforcement should serve only as an ultimate remedy – which is in keeping with current government policy in the Netherlands. S. 123

Monitoring and research
Die Autoren sehen einen weiterhin bestehenden Bedarf an Beobachtung und Forschung. Zukünftig werden nicht nur die Musik-, Film- und Spieleindustrie vom Feilsharing betroffen sein, sondern auch TV-Sender und E-Books.

Die Studie bezieht sich zwar in vielen Punkten auf den spezifisch niederländischen Rechtsbereich, aber grundlegende Erkenntnisse lassen sich sicherlich auch für Deutschland verallgemeinern.

Quellen:
Huygen, Annelies et al.: Ups and downs : Economic and cultural effects of file sharing on music, film and games:engl: des IVIR
Keller, Paul: Ups and Downs: File-Sharing ist gut für die Ökonomie via Netzpolitik.de

Gefahr fürs E-Book: DRM und Formatestreit

Über DRM bei Musik haben sich die Konsumenten beschwert, besonders, wenn sie die CD dann nur auf einem bestimmten Gerät abgespielt werden konnte.
Aber genau damit konfrontiert Amazon.com zur Zeit seine E-Book-Konsumenten. Sie können dank DRM ihr Buch nur auf einem einzigen Gerät, dem Kindle nutzen. Der Einsatz dieses Bereichs des Digital Rights Enforcment1 soll einen Mißbrauch der DRM-Technik verhindern.

Hier zeigt sich vielleicht der größte Nachteil digitaler Bücher. Ein Buch kann ich lesen, ohne dass ich dafür eine spezielle Brille benötige. Warum wird dem Leser dann auf der anderen Seite vorgeschrieben, mit welcher Software er ein Buch zu lesen hat.
In der Musikindustrie verabschiedet sich man von Digital Rights Enforcement, da es zu teuer ist und geradezu zu einer Umgehung auffordert.
Andererseits setzt man noch immer auf DRM als Schutz vor Raubkopien bei Software2, DVDs und E-Books.

Im Bereich des E-Books ist der Markt noch nicht gefestigt. Im letzten Jahr wurden 52,4 Millionen Dollar erwirtschaftet:engl: und nur wenige der führenden Verleger sind im Markt aktiv.

Sales of dedicated e-book readers such as Amazon.com Inc.’s Kindle or Sony Corp.’s Sony Reader were slightly better. Last year, just 538,000 e-book readers worth $154 million were shipped, according to the Consumer Electronics Association.

Die Kritiker der erfolgreichsten Mitspieler (Amazon.com und Adobe Systems Inc.) auf dem E-Book-Markt sehen im Einsatz und der starken Unterstützung von DRM eine Gefahr für das Langzeitwachstum der Branche. Sie kritisieren auch die geringe Unterstützung für den “open e-book publishing standard” .epub, nur um ihre eigenen proprietären Formate aufzubauen. So bevorzugt Amazons Kindle das restriktive AZW E-Book-format, d.h. die Nutzer des Kindles können ihre gekauften E-Books weder auf ihrem PC noch auf ihrem Smartphone lesen, auch wenn Amazon verprach, das zukünftig möglich zu machen.

Auch Adobe empfiehlt Verlegern weiterhin eher drm-geschützte PDF- als die die drm-freien EPUB-Formate für ihre Bücher zu nutzen.

“I’m wary of Adobe,” said Mark Coker, CEO of independent e-book publisher Smashwords Inc.:engl: “Do they really support .epub, or do they want to get people to do .epub within the PDF environment or simply move all of their e-books onto PDF?”

“Nothing beats PDF if you want to print out an e-book on your home computer,” said Coker. “But for most electronic books, PDF is overkill. It’s like driving a tractor to work when a regular car or bicycle would do just fine.”

Begeisterung klingt in einem Interview von Tom Preh, Senior Product Manager von Adobe, im letzten Herbst nur wenig. Dort äußerte sich der Manager zur späten Aufnahme von .epub in den neuen Adobe Content Server 4. Es wäre ein Irrtum gewesen, das PDF alles gewesen wäre, was sie benötigten. DRM würde zudem angeboten, weil diese Option von den Verlegern erwartet wird. Prehn betonte dabei, dass Adobes DRM für .epub es den Lesern erlaubt, das E-Book auf bis zu 6 PCs und sechs mobilen Geräten zu installieren. Das würde es erlauben, den Inhalt auch zu tauschen, ohne dass sich da Restriktionen:engl: bemerkbar machten.

Diese Art einen Mittelweges hilft Adobe Geschäftspartner zu gewinnen.

Although Neelan Choksi, chief operating officer at Lexcycle, has made many public statements against DRM:engl: , the company agreed to support Adobe’s DRM technology to gain access to the e-books that use it.

Coker befürchtet, dass die Amazons Ablehnung von .epub und die starke Unterstützung von DRM die Entwicklung auf dem E-Book-Mark hemmt. Würden die Handyhersteller zusammenarbeiten, könnten sie innerhalb weniger Monate den Kindle vom Markt verdrängen.

Als eine Lösung des Problem mit DRM wird “Social DRM” angesehen. In diesem Rahmen sollen die E-Books ähnlich wie in der Musik digitale Wasserzeichen erhalten, die kein Digital Rights Enforcement beinhalten. Die Wasserzeichen schrecken viele bereits davon ab, diese Dateien illegal weiterzugeben.

Coker favors a total shareware approach, arguing that a pure honor system can work. “Consumers, on the whole, do want to support artists and writers,” he said. “The brave publishers who get rid of DRM will see greater returns from it. So I do think it’s inevitable that it will go away.”

Quelle:
Lai, Eric: DRM a drag on e-book growth, say critics:engl: in Computerworld Security

  1. Unter Digital Rights Enforcement versteht man das Erzwingen der Einhaltung von Rechten, die mit digitalen Inhalten verknüpft sind. Digital Rights Management ist die digitale Verwaltung von Rechten, beinhaltet aber meines Erachtens nicht das technische von Rechten. Siehe dazu auch meine Magisterarbeit:pdf: , S. 26. []
  2. Gerade im Bereich Games wird das zur Zeit kritisch hinterfragt. []

DRM unterstützt Raubkopierer

So sieht es zumindest Gulli.com.

Gester wurde die Design Innovate Communicate – kurz DICE – Konferenz eröffnet. Dort erklärte Valve-Chef Gab Newell in seiner Eröffnungsrede, dass DRM die Raubkopierrate nach oben treiben würde. Klingt so, als da das Ziel von DRM weit verfehlt wird.
Newell sieht dabei nicht nur Geldnot oder Gier als Motivation, Spiele, Filme oder Musikalben illegal herunterzuladen oder zu kopieren. Ein Grund ist,

die irregulären und nicht-kommerziellen Releaser viel besser auf die individuellen Wünsche der Abnehmer eingehen. So laden Raubkopierer beispielsweise sehenswerte Inhalte von TV-Sendungen binnen weniger Minuten nach der Ausstrahlung ins Internet hoch, um die Sendungen auch in den Ländern zugreifbar zu machen, in denen das Anschauen der Inhalte normalerweise verboten ist.

Diese soziale Haltung ist für viele kommerzielle Anbieter nicht denkbar. Raubkopien bieten offensichtlich mehr Vorteile als die puren DRM-Titel.

Laut Newell haben die Anbieter der Unterhaltungselektronik in diesem Zusammenhang die wichtige Aufgabe, durch direkten und hemmungslosen Kundenkontakt auf die die Wünsche der wichtigen Kunden einzugehen.

Mehrwerte, die durch die Unterhaltungselektronikanbieter angeboten werden könnten sind z.B. kostante Updates, regelmäßige Kontrollen vor der Veröffentlichung. Auch die Diskriminierung treuer Kunden, einschränkende Kopierschutzmechanismen und steigende Kosten steigern eher die Beliebtheit von Raubkopien.

Am Beispiel der Valve-Spiele “Team Fortress 2” (63 kostenlose Updates seit Erscheinen steigern Verkaufszahlen) und “Lef 4 Dead” (mit Halbierung des Preises Verkaufssteigerung um 300%) zeigen, dass sich Großzügigkeit rechnet.

Quelle:
Immer mehr Raubkopien durch DRM via gulli.com
Leahy, Brian: Live Blog: DICE 2009 Keynote – Gabe Newell, Valve Software:engl: via Live Blog

[Diskussion] – Buch oder E-Book – Fortsetzung

Das ist wieder ein sehr lesenswerter Beitrag bei Tobias Zeumer auf Veweisungsform.de. Eigentlich wollte ich diesen Post als Kommentar hinterlassen, habe aber festgestellt dass dieser dann aber viel zu lang ausgefallen wäre. Ich werde hauptsächlich auf ein paar Punkte eingehen, wo ich denke, dass es da in meiner Argumentation Unverständlichkeiten gab.

[…] kann aber nicht das paralle Lesen in verschiedenen Artikeln oder Büchern (es sei denn man hat mehrere Lesegeräte 😉 ) ersetzen.

Die bezog sich auf die Wahrnehmungmöglichkeit von Texten. Die technische Lösung, die Herr Zeumer vorschlägt, klingt machbar:

Vielleicht gibt es auch noch so eine Art Tab wie im Browser bzw. der Taskleiste bei Windows, damit ich schnell zwischen mehreren Dokumenten hin- und herschalten kann und damit so paralell lesen kann, wie es einem Menschen überhaupt nur möglich ist (es sei denn, dass man Speedreading mit dem Linken und Rechten Auge getrennt beherrscht) 😉

Technisch lässt sich das ein oder andere sicherlich lösen. Neulich habe ich bei einem Anbieter einen Bildschirm entdeckt der aus einem durchgehenden Display in der Länge von drei Bildschirmen bestand und auf dem man verschiedene Dokumente “nebeneinander legen” konnte. Das wird bei den Displaygrößen derzeitiger Reader schwierig werden, aber vielleicht rollen wir ja demnächst den Reader wieder zusammen wie früher Papyrus und hätten somit ein größeres Display immer dabei, auf dem man zwei Seiten nebeneinander betrachten kann.

Die Fragen, die sich mir dabei stellen sind beispielsweise: Wie weit kann die Wahrnehmung und Wahrnehmungsphysiologie (des Gehirns) sich verändern? Wieviel hat Warnehmung auch mit dem zu tun, was wir fühlen? Dass Wahrnehmung sich ändern kann, zeigt das Wort “begreifen”. Mussten unsere Vorvorfahren die Dinge im wahrsten Sinne des Wortes anfassen und befühlen, ist “begreifen” heute eher im Sinne von verstehen aufzufassen. (Upps, das nächste haptisch-gelagerte Wort 😉 )

Die Begriffe Technikaffinität, Trend und Mainstream sind aus einer entwicklungsorientierten Sicht zu verstehen. Auch der Begriff “lohnen” muss sich dieser Entwicklung anpassen.
In der Werbung läuft derzeit ein Spot für den Renault Megan, worin es heißt:

“Weißt du noch? Mädchen fandest du immer total blöd. Du dachtest Handys sind nur was für Angeber. Du wolltest niemals Kinder haben. Und du konntest dir nicht vorstellen, einen Renault zu fahren.” (Quelle)

Zuerst kommen die sehr technikaffinen Nutzer, die von den neuen Möglichkeiten eines Produktes begeistert sind. Für sie ist das Gerät eine Art Spielzeug und sie loten die Möglichkeiten aus, die eine Verbesserung des Produktes vorantreiben. Aufgegriffen werden die so entstehenden Trends von den Trendsettern, die bereit sind, richtig viel Geld dafür auszugeben, nur um an der Trendfront dabei zu sein. Sie nehmen zwar den hohen Preis in Kauf, haben aber auch entsprechend steigende Ansprüche an Bedienkompfort und Möglichkeiten. Erst wenn diese Punkte stimmen, wird das Produkt vom Mainstream aufgegriffen und hier werden dann andere Kriterien angesetzt (wie beispielsweise der Preis oder der Nutzen für den Einzelnen), um zu sehen, ob es sich “lohnt”. Ob iPod oder Handy dieser Weg lässt sich auch bei ihnen nachvollziehen. Der iPod ist ein Zusatzprodukt, welches sich trotz hohem Preis und z.T. eingeschränktem Nutzungsumfang im Vergleich zu anderen Angeboten sehr gut verkauft. Apple hat es geschafft, weil man aus ihm einen Trend gemacht hat und als Mehrwert für Otto-Normalverbraucher dieses exklusive Gefühl, ein Trendsetter zu sein, gleich mit verkauft.
Dieser Spot greift auf, was bei dieser Entwicklung vom zweiten zum dritten Punkt passiert. Etwas, was man abgelehnt hat wird zum Normal- und Gebrauchsgegenstand. Waren wir mit der ersten Generation der E-Books im Stadium der Technikaffinität, kommen wir nun zum zweiten. Zur Zeit wird das E-Book zums Trend aufgebauscht. Es ist chic, ein E-Book zu besitzen, man ist “up-to-date” und es ist etwas, was noch nicht jeder hat. Wenn das E-Book und sein Reader jetzt den “Gebrauchstest” übersteht, ist es bald ein Produkt, dass wir – d.h. der Mainstream – auch besitzen möchten. Clevere Werbestrategien wie beispielsweise beim iPod führen mit dazu, dass sich das E-Book-Lesegerät durchsetzt und eine Anschaffung mit rein subjektiven “lohnenden” Werten wie einem guten “Bauchgefühl” verknüpft werden. Das “Lohnend” der Anschaffung liegt also sehr stark im Auge des Käufers und ist stark gefühlsabhängig.
Damit komme ich wohl zum gleichen Ergebnis wie Herr Zeumer:

Nun, ich glaube, dass es nicht so unwahrscheinlich ist, dass es mit den Readern auch so kommen wird (und wenn nicht, dann klage ich bei Google, Archive.org etc. die Löschung dieses Beitrags aus dem Archiv ein!). Allerdings könnt ich mir gut vorstellen, dass am Ende eher Preis, Bauchgefühl und der Trend in der “Nachbarschaft” ausschlaggebend sind und weniger andere “objektive” (naja, auch sein Bauchgefühl versucht man meist spätestens beim Griff zum Portmonnaie zu rationalisiseren) Gründe entscheiden werden.

An der Stelle hier nun mein Fazit:
Ein Hype ums E-Book ist nicht das Schlechteste, was den Readern passieren kann. Im Vergleich zum E-Book-Hype um das Jahr 2000 ist etwas dazu gekommen. Die Modelle haben ihr Klobigkeit verloren, sie sind technisch weiterentwickelt, einige Formatprobleme konnten gelöst werden und wichtig und entscheidend meiner Meinung nach ist die Weiterentwicklung der Displays. Nicht alle der damals festgestellten Probleme konnten entgültig gelöst werden, aber jetzt besteht die reelle Chance “massenmarkt-tauglich” zu werden.

Noch ein anderer Punkt, auf den ich gerne eingehen möchte. Ich habe mich dem Thema E-Books im Jahr 2000 aus einer rechtlichen Sicht heraus genähert. Nicht umsonst ist ein wichtiger Punkt in diesem Blog das “Digital Rights Management”:x: .

Sehr interessant finde ich daher die folgende Idee:

Dabei fällt mir (wieder einmal) mein altes Referat zu Digital Talking Books (DAISY) ein. Bei der Forderung nach einem einheitlichen Format (mit DRM bzw. rechtlicher “Sicherheit”) sind Frau Böhner von bibliothekarisches.de wahrscheinlich mit der Mehrheit zunächst einer Meinung. Vielleicht würden Bibliothekare sogar dazu neigen DAISY:engl: als einen solchen Standard zu empfehlen (insofern sie ja nicht unwesentlich daran mitgewirkt und darüber nachgedacht haben).

In der Spezifikation vn DAISY heißt es dazu:

14. Digital Rights Management

(This section is informative.)

Protection of intellectual property will continue to be an important issue for national libraries and other agencies serving people with print disabilities. How this responsibility is met in Digital Talking Book distribution programs, however, will vary from country to country due to differences in the legal environment surrounding the distribution of alternative format materials. It will also vary by item depending on whether the material is under copyright or in the public domain. When applicable, however, it is critical that agencies use reasonable administrative and technical measures to protect copyright holders’ rights. It is equally important, though, that agencies ensure access to alternative format materials by their target populations. Thus, DTB producers and distributors that implement DRM systems must do so in a manner that does not limit or prevent access to compliant DTBs by eligible users.

Ob DAISY sich für den rechtlichen Schutz geistigen Eigentums wirklich eignet, kann ich nach den wenigen Informationen der Spezifikation nicht sagen, aber die damit verbundene Forderung, dass niemand aufgrund seiner Behinderung zusätzlich durch DRM-Maßnahmen ausgeschlossen werden darf, muss ich nochmal hervorheben.
Ich halte es nicht für eitel oder falsch, sollten Bibliothekare sich dafür aussprechen, DAISY als ein Teilstandard für E-Books zu etablieren, zumal E-Book-Reader wie der Kindle2 auch Vorlesefunktionen besitzen.

Persönlich hoffe ich und finde es wichtig, dass sich die Bibliothekare, egal ob sie sich bei DAISY beteiligt haben oder nicht, bei E-Books und ihren DRM-Bestimmungen stark machen.

Bibliotheken [sind] gefordert, an der Weiterentwicklung der Rechtebeschreibungssprachen und ihrer Standards mitzuwirken, um Lösungen zu finden, bei denen sich die Schranken des Urheberrechts in den durch Rechtebeschreibung eingeräumten Rechten widerspiegeln.1

Bezug genommen auf das Posting von
Zeumer, Tobias: Kindle 2 und noch ein paar E-Reader Gedanken auf Verweisungsform.de

  1. Böhner, Dörte: Chancen und Risiken Digitaler Rechtebeschreibung für wissenschaftliche Bibliotheken in Deutschland, 2008, S. 97. []

DRM – geht auch anders?

Es gibt Alternativen zu den klassischen Maßnahmen von Digital Rights Management, so die Forscher des Internet Centre am Imperial College London:engl: .

Die neuen Ansätze, die mit digitalen Wasserzeichen und einer servergestützten Simultan-Nutzungskontrolle übers Internet arbeiten, sollen einige als besonders nutzerfeindlich empfundene Auswirkungen von gängigen Konzepten wie etwa Verfallszeitpunkten, Nutzungszählern, gerätebezogenen Lizenzdateien und Ähnlichem vermeiden.

Dieser Ansatz soll Anwendern die Herstellung von Pirvatkopien sowie die Wiedergabe auf verschiedenen Abspielgeräten weiterhin erlauben, die unerlaubte Weitergabe der Inhalte und ihre massenhafte illegale Verbreitung aber unattraktiv machen

Es wurden zwei verschiedene Spielarten von “nutzerfreundlicher” Kontrolle vorgestellt, die mit robusten individuellen Erkennungscodes (Wasserzeichen) arbeiten. Bei der Vervielfältigung der betreffenden Dateien durch den Nutzer, inclusive des Komprimieren und Dekomprimieren, sollen diese erhalten bleiben. Bei der ersten Variante wird verhindert, dass die Datei eines so gekennzeichneten Stücks gleichzeitig auf zwei Geräten abgespielt wird.

Wenn der Kontrollserver entdeckt, dass ein zum Abspielen vorgesehenes Dateiexemplar bereits irgendwo läuft, sperrt er die neue Abspiel-Anfrage.

Eine Weitergabe der Dateien wird unattraktiv, weil der Nutzer befürchten muss, dass die jeweilige Datei bereits woanders läuft, wenn er sie abspielen will. Damit ist die Weitergabe unattraktiv für ihn.
Der Vorteil dieser Methode, so Rayna, sei die Anonymität, da bei jeder Prüfung nur der SchutzcodBei dieser Methode würden nur die Wasserzeichen übermittelt. Allerdings werden dabei keine personen- oder gerätebezogenen Daten weitergegeben. In diesem Sinne gäbe es wohl kaum Probleme mit dem Datenschutz.

Die zweite Variante schaut beim Shareware-Konzept ab, das vielen aus dem Bereich der Computerprogramme bekannt ist. Verknüpft wird das DRM-Angebot mit Elementen des Pay-per-Use-Modells. Verwendet werden hier Ideen des Potato-DRMs, bei dem der Nutzer aktiver Teilnehmer der Vertriebs-, Verbreitungs- und nicht zuletzt auch der Promotion-Kette wird.

Nach der Vorstellung der Forscher soll man die betreffenden Unterhaltungsdateien oder Programme zunächst frei herunterladen und auch abspielen beziehungsweise anwenden dürfen, wobei jeder Einsatz online protokolliert wird.

Zukünftig soll nach Ablauf einer Testphase, in der die bisherige Art und Dauer der Nutzung ermittelt wird, ein Preis berechnet, der künftig dafür gezahlt werden muss. So würde man für selten abgespielte Musik weniger als für oft gehörte bezahlte. So würde der Kunde geringere Beträge für Produkte bezahlen, die er sonst gar nicht ausprobieren oder nur illegal beziehen würde.

Das mag manche Nachteile von DRM kompensieren, aber dennoch enthalten beide Methoden weiterhin denselben Nachteil, der für viele Nutzer DRM-geschützte Medien inakzeptabel macht. Um die Medien zu nutzen, benötigt man einen ständigen Internetzugang, der bei kleinen MP3-Playern und anderen mobilen Abspielgeräten nicht vorhanden ist. Der Datenverkehr bei mobilen Endgeräten ist noch sehr teuer und viele Kunden sind nicht bereit, Zusatzkosten für die Datenübermittlung beim Abspielen von Musik oder Videos zu berappen.
Das Argument der Befürworter dieser modifizierten DRM-Konzepte, dass die klassischen Methoden wesentlich stärkere Einschränkungen für rechtmäßige Nutzer digitaler Inhalte bedeuteten, etwa die Plattformabhängigkeit und Interoperabilität der Systeme, sind letztendlich nicht überzeugend genug.

Wasserzeichen als Teil von DRM sind nix Neues, und wer Wasserzeichen verwendet, sollte nicht drm-frei auf sein Label setzen. Noch ist die Nutzung von Wasserzeichen personalisiert. Die neuen Methoden entpersonalisieren zwar die Wasserzeichen, aber sie verhindert nicht, dass Massen von Daten gesammelt werden, die dann für eine zielgerichtete Werbung mißbraucht werden können bzw. für ungerechtfertigt hohe individualisierte Bezahlung. Außerdem steigen die Kosten für den Endverbraucher, der nun neben den Dateien auch nachträglich noch ihre Benutzbarkeit bezahlen müssten. Hier sollten die Tüftler nachbessern, denn so ist DRM mit Wasserzeichen keine wirkliche Alternative zum klassischen DRM (sofern Wasserzeichen keine klassischen Bestandteile von DRM sind).

Quelle:
Opitz, Rudolf: Suche nach neuen Wegen für digitales Rechtemanagement via heise online

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