Unglaubwürdige Gründe für die Preisgestaltung bei E-Books

Woran merkt man, dass es kurz vor der Frankfurter Buchmesse ist? E-Books werden zu einem beliebten Gesprächsthema. Es wird in den verschiedensten Kanälen der Presse über E-Books gesprochen und immer wieder merkt man die erfolgreiche Lobby- und Meinungsarbeit des Börsenvereins dabei.

Verkrampft versucht der Börsenverein ein gutes Bild aufzubauen, sowohl für Print-Bücher als auch für E-Books. Dies zeigt zum Beispiel folgende Meldung:
“Verlage und Buchhandel sehen E-Books nicht als Konkurrenz”. Da muss man fast sagen, ein Ergebnis, das in seiner Aussage gar nicht anders hätte ausfallen dürfen/können. Hätte man Kannibalismus erwartet, so wäre dies für die Umsetzung und Durchsetzung des E-Books auf Seiten der Verlage eher hinderlich gewesen, da die Verleger stark an ihren Print-Geschäftsmodellen hängen. Die Ergebnisse der Umfrage des Börsenvereins zur Bedeutung von Optik und Haptik bei gedruckten Büchern und E-Books, an der 785 Verlage und Buchhandlungen teilgenommen haben, dürften nicht groß überraschen, wobei sicherlich interessanter wäre, zu sehen wie die Verlage geantwortet haben und wie die Buchhandlungen. Ich vermute, da gehen die Meinungen schon gut auseinander, gerade bei Lehrbuchverlagen. Ob Eigenschaften wie “wertige, schöne und ansprechende” Print-Bücher gegenüber “trendy, modernen und praktischen” E-Books überzeugend genug für den Endverbraucher sind? Dies klingt nach wunderbarer Werbesprache, aber nicht nach Argumenten für und wider das eine oder andere Medium.

Als praktisch wird daneben auch das gedruckte Buch wahrgenommen – wenngleich wohl aus anderen Gründen als das E-Book. Ein hohes Ansehen weisen beide Formate auf: Ein gedrucktes Buch halten 46 Prozent der Befragten für prestigeträchtig, beim E-Book sind es immerhin 38 Prozent.

So mögen zwar derzeit drei Millionen Deutsche mit dem Gedanken spielen, sich ein E-Book möglichst noch dieses Jahr zuzulegen, aber bei den bestehenden Preisen werden sie sich das noch ein wenig intensiver bedenken. Anders sehen die Ergebnisse der PricewaterhouseCoopers-Studie aus, die davon ausgeht, dass in Deutschland bis 2015 gerade rund 2,5 Millionen spezialisierte E-Reader verkauft werden. Doch dazu müssen die Geräte auch entsprechende Funktionen wie einen Internetzugang und eine direkte Shopanbindung besitzen und vor allem billiger werden. Die Studie schätzt auch, dass bislang 50.000 bis 80.000 Kunden einen E-Reader besitzen.

E-Reader und Bücher

E-Reader und Bücher, von Jandro S., CC BY 2.0

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GBV Verbundkonferenz – Firmenvortrag Schweitzer Fachinformationen

Einer der ersten Firmenvorträge, die ich auf der 14. Verbundkonferenz des GBV in Berlin besuchte, war der von der Firma Schweitzer Fachinformationen. Ihr Referent Jörg Pieper stellte einen Ansatz der Demand-Driven Acquisition (DDA) vor, bei der Bibliotheksbenutzer aktiv in die Auswahl der zu erwerbenden E-Books einbezogen werden. Er erklärte dies am Beispiel der E-Book Library (EBL).

E-Books einzeln zu erwerben und dies über den ermittelbaren Benutzerbedarf zu steuern war vor zwei oder sogar einem Jahr noch kein wirkliches Thema, aber heute ist dies in Bibliotheken angekommen. Dazu benötigt man den richtigen Partner. Schweitzer Fachinformtionen arbeiten dafür eng mit der eBooks Corporation zusammen, einem australischen Unternehmen, welches seit 1997 im Bereich E-Book-Aggregation beschäftigt ist. Die EBL ist dabei die Plattform zum Online-Lesen mit dem Zugang über eine Bibliothek. Für Konsumenten bietet die eBooks Corporation mit eBooks.com auch eine Download-Plattform an. Auf der anderen Seite bietet die Firma auch eine Unterstützung für Verleger in Form von Publisher Services.

Schweitzer Fachinformationen ist seit dem 01.01.2009 ein Vertragspartner der EBL. Leider sind in der EBL vor allem englischsprachige E-Books zu finden. Daher ist das Buch-Angebot gerade für kleinere Bibliotheken aus weniger auf internationale Forschung ausgerichteten Einrichtungen eher nicht attraktiv. Seit Mai diesen Jahres bemüht sich Schweitzer verstärkt um die Aggregation deutscher Inhalte und möchte bis Ende des Jahres die 10.000 E-Book-Marke knacken. Derzeit ist man im Gespräch mit vielen deutschen Verlagen. Dort ist man oftmals bereits kurz vor der Vertragsunterschrift und bedient werden dabei auch geisteswissenschaftliche Bereiche. Springer, die derzeit hauptsächlich englischsprachigen Content in der EBL anbieten, werden nun auch deutschsprachige Angebote dort einstellen.

Die EBL bietet zwei Modelle an. Bei beiden unterscheiden sich vor allem durch eines, dass bei vielen E-Book-Anbietern der Standard ist: Über EBL erwerben sie keine vorgefertigten E-Book-Pakete, sondern das Geschäftsmodell setzt auf eine individuelle Auswahl. Beiden Lizenzmodellen sind folgende Punkte gemeinsam: Weiterlesen

Kommt endlich Schwung in die Sache? – E-Book-Handel und Verleger

Seit einigen Jahren, besonders seit Anfang 2009 ist das E-Book in aller Munde. Wie in Wellen rauschte der Hype über uns hinweg und doch hat man seit dem immer wieder etwas über E-Books gehört. Auch hier im Blog gab es zahlreiche Diskussionen dazu.

Trotz der Euphorie war der Start des E-Book in Deutschland sehr schleppend. Einen E-Book-Markt gibt es noch nicht wirklich in Deutschland. Nach dem zähen Start in Deutschland soll jetzt jedoch Schwung in den Handel mit E-Books kommen, wenn auch nur ein wenig. Das Umsatzvolumen mit Belletristik soll bis 2015 insgesamt 352 Millionen Euro erreichen. Außerdem soll es bis dahin einen Absatzmarkt für 2,5 Millionen E-Book-Reader geben.

Das ist noch ein weiter Weg bis dahin, solen doch bisher gerade mal 50 000 bis 80 000 Geräte verkauft werden. Außerdem werden in diesem Jahr Buch-Erlöse von lediglich bei 20 Millionen Euro erwartet werden. So lassen sich zwar hunderte Romane auf einem Reader speichern, was einem immens viel Platz im heimischen Buchregal und Schlepparbeiten beim Umzug erspart. Die Texte können in sekundenschnelle nach Stichwörtern durchsuchen, wobei sich hier auch die Frage stellt, ob diese Erschließung auf Dauer ausreichend für die Nutzer ist. Natürlich hat man mit 500 Gramm E-Book (mal pauschales, geschätztes Gewicht eines durchschnittlichen Lesegerätes) auch alle seine Bücher im Urlaub mit dabei. Dennoch gibt es noch viele Contras und Hemmschwellen. Zwar halten die Akkus der Geräte inzwischen lange, aber Strom wird dennoch benötigt. Die Haptik gefällt auch nicht jedem, weil sie eben dem Papierbuch nicht ähnelt.

Die Verleger dürfen nicht jammern, schließlich ist ein großes Problem auch das zu geringe deutschsprachige E-Book-Angebot, das mit dem internationalen Verlgeich nicht mithalten kann. Auch die Preisgestaltung ist dem Verkauf von E-Books nicht besonders förderlich:

Derzeit koste die digitale Ausgabe eines Hardcover-Bestsellers im Durchschnitt rund 15,50 Euro und damit lediglich drei Euro weniger als das gebundene Buch. Bei Taschenbuch-Bestsellern betrage der Preisvorteil des E-Books bei einem Durchschnittspreis von rund 9,20 Euro sogar nur etwa 40 Cent.

Aber auch die hohen Kosten der E-Book-Reader sind momentan nicht dazu angetan, die Konsumenten zum “Mintahme”-Kauf zu verführen, denn noch sind sie eine Investition. Das ist jedoch nicht alles, was als Hemmnis für den deutschen E-Book-Markt zu gelten hat. So besteht eine große Furcht vor E-Book-Piraterie, so dass viele Anbieter auf direkte oder versteckte Formen von Digitalem Rechtemanagement setzen. Dies ist für den Käufer häufig nicht unbedingt sichtbar und verunsicht diesen zusätzlich. Noch ist das Verlagswesen dabei, die Chancen und Risiken des Handels mit E-Books abzuwägen. Neben den Fragen des Schutzes der E-Books stellen sich für die Verwertung genauso Fragen wie bei der Buchpreisbindung.

Hier muss viel getan werden. Die Verlage müssen ihre Angst vor dem neuen Medium endlich überwinden. Hier nur Geschäftskalkullationen, den Aufbau neuer Workflows und rechtliche/technische Unsicherheiten als Hinderungsgrund bzw. Grund für das langsame Voranschreiten zu nennen, halte ich für Augenwischerei. Andere Verlage gerade im Ausland zeigen, wie es funktioniert. Das E-Books selbst ist spätestens seit 2000 immer wieder ein Thema. Was haben die Verlage (unabhängig von den Lesegeräten) in den letzen 10 Jahren im Bereich E-Books getan? Jetzt müssen sich die Verlage beeilen und einen Markt erobern, bevor dies ausländische Verlage oder branchenfremde Firmen tun.

Quellen:
Umsatz mit E-Books in Deutschland erreicht 2015 über 350 Millionen Euro, börsenblatt.net
Wissenswertes zum Thema E-Book, Südkurier.de
Pluta, Werner: E-Books haben in Deutschland Startschwierigkeiten, golem.de

Interessantes Lesematerial zum Thema:
Romy Peemüller: ›Chancen und Risiken des Handels mit E-Books für die Verlagsbranche‹
(Stuttgarter Beiträge zur Verlagswirtschaft 2). Stuttgart: Hochschule der Medien 2009
URL: http://www.mediapublishing.org/index.php?option=com_content&view=
category&layout=blog&id=69&Itemid=129

Wieviel Nebenbei braucht ein E-Book?

Das Buch ist ein Buch und bietet Informationen. Das E-Book ist ein elektronisches Buch und es bietet Informationen. Das ist momentan der Stand des E-Books, oder? Es ist meist genauso schwarz-weiß wie ein normales Buch, zumal wenn es für die bestehenden E-Book-Reader konzipiert wurde und für wissenschaftliche Belange oder Kinder kein buntes Material hinzugefügt werden musste.

Okay, dann kann ich auch das normale Buch kaufen, wenn ich auf eine Suchfunktion nicht angewiesen bin, oder?

In ihrem Kommentar stellt Börsenblatt-Redakteurin Sandra Schüssel zum E-Book-Roman nun folgende Behauptung auf:

“Multimediales Zusatzmaterial wird ein Grund sein, sich einen Roman als E-Book zuzulegen.”

Tatsächlich? Werden wir eine weitere Unterteilung der Bücher finden vom Trabbi bis zum Ferrari? Wird die Entwicklung so verlaufen, Ausgabenvielfalt statt Themenvielfalt? Momentan übertragen die meisten Verlage ihre Bücher doch eins zu eins ins Digitale und noch wird darüber gestritten, ob man das überhaupt tun sollte. Genau diesen Eindruck gewinne ich immer wieder bei den Diskussionen Print versus Elektronisch, besonders wenn es um die Argumente rund ums Urheberrecht geht.

Frau Schüssel sieht nun einige Verlage, die mittlerweile anders an die E-Book-Produktion herangehen und in das Zentrum ihrer Betrachtungen die Frage stellen, was einen echten Mehrwert für den Nutzer bietet. Hier an dieser Stelle verlässt sie dann jedoch ihre Argumentation für den Roman und wechselt eher in den Bereich der wissenschafts- und lernbezogenen Bücher, für die ein vorlesender Fremdsprachentrainer, ein interaktives Quiz bestimmt tolle Ergänzungen sind. Doch wie will man solche Mehrwerte bei Romanen schaffen? Ist das Zögern der Belletristikverlage nicht auch nur ein Zeichen für eine gewisse Ideenlosigkeit? Wie wäre es mit einem längeren Trailer für ein “Buch zum Film”, dreidimensionale Karten für Fantasy-Reiseromane und tolle Darstellungen der Charaktere?
Eine Frage hat die Verlage natürlich auch beschäftigt?

Braucht man Videos, wenn der Text doch das “Kino im Kopf” in Betrieb setzt?

An dieser Stelle muss man sein Zielpublikum genauer definieren als früher: Leser, die lieber Filme schauen würden, als den Roman zu lesen; Leser, die einen geschichtlichen Hintergrund genauer beleuchtet wissen möchten; Leser, die interaktiv den Erzählstrang beeinflussen wollen… Für einen Teil der Leser kann also ein Video, also Zusatzmaterial ein Grund sein, sich den Roman elektronisch zuzulegen. Ein gedrucktes Buch kann hier sicherlich nicht mithalten. Auf dieses Publikum zielen wohl die großen Verlage wie Bastei Lübbe und Rowohlt. Vorbilder sind wie immer in den USA zu finden, wo bereits heute angereicherte E-Books zu einem teureren Preis verkauft werden als Hardcover-Romane. Ich finde diese Idee unbefriedigend. Einfach nur etwas dazu packen kann jeder. Ich pack meine Texte auch online. Würde ich sie nicht mit Links versehen, mit Filmen verknüpfen, sie über viele Kanäle verteilen, könnte ich mich auch mit Freunden zusammensetzen und darüber diskutieren (was hier im Blog schriftlich ja jederzeit möglich ist) oder in meinem Kämmerchen auf ein Stück Papier schreiben… E-Books sollten das digitale Medium nutzen, Passagen vielleicht mit der passenden Musik untermalen, interaktive Erzählstränge ermöglichen, Methoden der Spieleführung einsetzen, Buchillustrationen mit animierten Szenen zeigen oder eine Wahl zwischen verschiedenen Buchversionen anbieten. Warum nicht die erste Ausgabe von Alice im Wunderland digital lesen oder eine mit modernen Bildern? Und bunte Schrift bei den Unterhaltungen …

An Ideen mangelt es vielleicht doch nicht, aber wohl wie in vielen Bibliotheken am geschulten Personal, welches das Know hat, neue Dinge zu gestalten, an Menschen, die bevorstehende Veränderungen anmahnen und darauf dringen, sie auch umzusetzen. Die Verleger müssen sich Experten suchen, wo sie diese vielleicht nichtmal vermuten. Sie benötigen Könner, die sich gleichermaßen mit Text, Video und Audio auskennen. Um bei der Autoanalogie zu bleiben:

Ein Kutschenbauer hatte andere Qualifikationen als ein Kfz-Mechaniker.

Quelle:
Schüssel, Sandra: Multimediale E-Books: Mehrwert bringt Umsatz, Börsenblatt.net

[Leseempfehlung] Medien für den Leser 3.0 – Gegenwart und Zukunft der E-Books

Zukunft ist etwas, das meistens schon da ist, bevor wir damit rechnen. Unsere klassischen Medien haben sich lange schwer damit getan, das Internet als wirklich neues Medium zu begreifen, das ganz eigenen Regeln folgt.

Bernd Sommerfeld, (Online-) Buchhändler in Berlin und Betreuer Informatik-Abteilung der Buchhandlung Lehmanns hat unter dem “Medien für den Leser 3.0 – Gegenwart und Zukunft der E-Books” eine lesenswerte und auch recht umfangreiche Bestandsaufnahme rund ums digitale Buch geschrieben. Den 36-seitigen Text gibt es nun im Rahmen des UPLOAD-Themenschwerpunkts “Das Buch der Zukunft” erstmals als kostenlosen Download.

Inhaltsverzeichnis:

  • Einleitung
  • Evolution der Technologie
  • Digitale Ästhetik, erweitert
  • Vorteile der E-Versionen
  • Lifestyle-Objekt oder Endgerät mit echtem Mehrwert?
  • Wie werden E-Books konsumiert?
  • Neuer Player: Apples iPad
  • Plattformen und Anbieter
  • Der Kampf um die Leser der Zukunft
  • Entstehung von digitalen Supermächten
  • Der gläserne Kunde
  • Formate und hilfreiche Tools
  • Formate: Verwirrende Vielfalt
  • Formatewelt: Neue Probleme für den Nutzer
  • Tool 1: E-Book-Converter Calibre
  • Tool 2: EPUB-Dateien bearbeiten mit Sigil
  • Tool 3: EPUB online lesen mit Bookworm
  • Tipp: Selbst erstellte E-Books auf dem iPad lesen
  • Texte selbst veröffentlichen
  • Die richtige Preisgestaltung
  • Digitaler Vertrieb
  • Fazit

Download:
Sommerfeld, Bernd: “Neue Medien für den Leser 3.0” : Gegenwart und Zukunft der E-Books (Format: PDF. Größe: 848 KB) unter einer BY-SA CC-Lizenz

Ich weiß, was du letzten Sommer gelesen hast…

Wer auf dem Kindle von Amazon liest, sollte drauf achten, dass der Inhalt des Kindle jugendfrei ist, denn Amazon schnüffelt auf seinen Lesegeräten.

Amazon und will Nutzer seines E-Book-Readers künftig vernetzen. Damit das klappt, schaut Amazon ihnen beim Lesen über die Schulter und merkt sich, welche Textpassagen Leser spannend finden.

Kindle, "1984"

Big Brother is watching you

Graus, das spricht dagegen, dass ich mir einen Kindle anschaffe. Ich möchte meine Bücher allein lesen. Das ist ewas sehr Privates. Sicherlich unterhalte ich mich über Bücher und empfehle sie weiter: Für alle, die es genau wissen wollen, zur Zeit lese ich:

Morton, Kate: Der verborgene Garten. – Diana Verlag, München, 2010 – Taschenbuch mit der ISBN: 978-3-453-35476

Ich empfehle dieses spannende Buch, weil ich es toll finde, aber eines möchte ich nicht, dass Amazon mir dabei über die Schulter schaut und herausfindet, dass ich mich dabei mit einer Lesegeschwindigkeit von zweimal acht Minuten vorwärts bewege. Soviel dazu…

Also, was hat Amazon vor. Amazon will das Lesen in eine neue Stufe heben und den Leser aus seinem stillen Kämmerlein holen, um ihn mit anderen Lesern zu vernetzen: LESEN 2.0. Zukünftig soll man aus dem Kindle heraus andere mit Textstellen in Twitter oder bei Facebook bombardieren können. Außerdem soll sich jeder Kindle-Nutzer anzeigen lassen können, welche Textstellen durch andere hervorgehoben worden sind. Dazu wird der Kindle “nach Hause telefonieren“.

Technisch ist das kein Problem, da alle Kindle-Reader ja sowieso über Internet mit Amazon-Rechnern in den USA verbunden sind und die Gerätesoftware sowieso dafür sorgt, dass der Reader mit ihnen Kontakt aufnimmt. “Big Brother is watching you” trifft wohl zunehmend zu. Auf diese Weise kann Amazon bereits jetzt auslesen, welche Bücher man liest. Zukünftig filtert man einfach noch heraus, welche Textpassagen beim Lesen unterstrichen worden sind.

Natürlich sind die Daten nicht personalisiert, aber die Textmarkierungen sollen auf der Website des Online-Buchhändlers für Hitlisten ausgewertet werden. Dies zeit eine Betaversion der neuen Funktion:
Most Highlighted Passages of All Time

Auf der Seite kann man entdecken, dass mehr Kindle-Leser Dan Browns “Lost Symbol” intensiv lesen als die Bibel.

Die Kindle-Leser haben dies Möglichkeit des Spielens mit positiver Resonanz aufgefasst, weil viele sie für interessant und hilfreich halten? Ist sie das aber auch? Welchen Mehrwert bringt es mir, dass ich weiß, dass ca. 1800 Leser Passage XY unterstrichen haben? Den Mehrwert außer der Befriedigung einer Spanner-Neugier muss ich wohl noch entdecken.

Lesen ist für mich in vielen Fällen ein Rückzug in die Privatheit, ein Abgeschlossensein von äußeren Einflüssen, wenn ich da an das Lesen von Romanen denke. Bei wissenschaftlichen Büchern ist es vielleicht anders, aber da lese ich ein Buch unter einem bestimmten Aspekt. Kann es mir dabei weiterhelfen zu sehen, wie 20 andere ganz andere Passagen für wichtig erachteten? Kontakt zu diesen Lesern kann ich nicht aufnehmen, da aus datenschutzrechtlichen Gründen (vermutlich eine reine Frage der Zeit und des Geldes, bis wann dies unüblich ist) sämtliche Daten anonymisiert sind. Ganz im Opt-out-Verfahren von Datenkraken wie Facebook, Google & Co kann man die Funktion deaktivieren. Damit bestraft man sich aber selbst. Um andere nützliche Funktionen des E-Book-Readers nutzen zu können, muss man diese Funktion aktiviert haben.

Auch us-amerikanische Datenschützer, wie Larry Ponemon haben Bedenken, denn schließlich kann man mehr noch als an den gelesenen Büchern anhand der unterstrichenen Passagen Aussagen über einen Menschen treffen. Zwar sind die weitergegebenen Daten anonym, aber wie sieht das in der Datenbank des Online-Buchhändlers aus? Dort sind die Daten sicherlich und dem Namen des Kindle-Nutzers gespeichert und werden sicherlich auch ausgewertet.

Amazon erfährt so noch wesentlich mehr über seine Kunden, von denen er ja bereits jetzt weiß, welche Bücher und CDs er so kauft, um dann über sein Empfehlungssystem passende Informationen zu empfehlen. Der Onlinehändler merkt sich genauso, welche Suchanfragen sein Kunde gestellt hat, wo er kommentiert und rezensiert hat und natürlich wieviel Geld er bei Amazon gelassen hat. Dann wartet der Medienriese mit passenden Kaufempfehlungen für exakt diesen Käufer auf, um noch mehr Geld zu erhalten.

Nun möchte man eigentlich meinen, Amazon wäre lernfähig. Sein E-Book-Reader geriet erst Juli letzten Jahres ins Visier der Datenschützer, als Amazon ohne große vorherige Ankündigung E-Books (George Orwells Klassiker “Farm der Tiere” und “1984”) auf den Lesegeräten seiner Kunden aus “urheberrechtlichen” Gründen löschte :video: . Die Electronic Frontier Foundation (EFF) steht daher dem Kindle wie jedem anderen funkgesteuerten E-Book-Reader krititsch gegenüber. Solche Geräte räumen E-Book-Anbietern wie Amazon die Macht ein, sich via Internet in die elektronischen Lesegeräte einzuklinken und dort dem Besitzer bei etwas sehr Privatem über die Schulter zu schauen und Daten über ihn zu sammeln, ohne dass dieser sich ernsthaft dagegen verwehren kann. Die Geräte sind teuer genug erworben worden, ohne dass man dafür noch dauerhaft mit privaten Daten bezahlt. Und ganz ehrlich, wer würde sich gerne bei einem Techtelmechtel mit mit dem Bergdoktor oder den gehauchten Liebesbeteuerungen von Hedwigs Courths-Mahler erwischen lassen? 😉

Aufgepasst: Big Brother Is Watching You!

Quelle:
Krüger, Alfred: Amazon liest mit, ZDF heute.de

Bild: derecholaeer bei Flickr.com unter CC-BY

Mehr:
Ingram, Mathews: Amazon Starts Sharing What You’ve Highlighted on Your Kindle, Gigaom (03.05.2010)
[Hugendick, David]: Contra Amazon: Du liest nicht allein!, Zeit online
[Klopp, Tina]: Du bist nicht allein! Du bist einer von ihnen, Zeit online

DRM für E-Books – Risiken und Nebenwirkungen des elektronischen Lesens

Unser Alltag wird zunehmend von Digitalen Gütern beherrscht, die uns zumeist per Download erreichen, wozu eben auch Software, Musikdateien und E-Books gehören. Doch man muss sich an der Stelle bewusst machen, dass man mit dem Download in der Regel auch einen Vertrag abschließt. Häufig jedoch sind die Regeln, die durch die Allgemeinen Geschäftsbedingen (AGB) der Inhalte-Anbieter aufgestellt werden, anders als die gewohnten für materielle Ware. iRights.info versucht die Online-Nutzer solcher Medien über die Veränderungen in Sachen Recht auf allgemeinverständliche Art zu informieren. Aber auch der kreative Prozess und seine rechtlichen Aspekte werden beachtet, u.a. im von Matthias Spielkamp und seinen Kollegen herausgegebenen P-/E-Book “Urheberrecht im Alltag: Kopieren, bearbeiten, selber machen” (2008), das ist persönlich auch heute noch als Einstieg in die Materie nur empfehlen kann.
E-Book-News hat mit Matthias Spielkamp über Kopierschutz und Digital Rights Management (DRM) in bezug auf das Lesen elektronischer Bücher.

Kopierschutz, DRM und Wasserzeichen

Interview mit Matthias Steinkamp, Teil 1 des Video bei YouTube
Kopierschutz selbst ist ein rotes Tuch bei den Lesern. Eigentlich müsste jeder Autor, der auf Kopierschutz setzt fürchten, dass ihm seine Leser das negativ auslegen. So gesehen haben in den seltensten Fällen die Autoren ein Interesse an
einem technischen Kopierschutz, sondern es sind die Firmen. Der Autor möchte seine Rechte durchsetzen, aber dies in dem bereits bestehenden rechtlichen Rahmen. Meist sind sie jedoch an ihre Verträge gebunden. Dabei Die Verlage gehen mit dem Einsatz von DRM viel weiter als Kopierschutz. Sie können sehr viel detaillierter Rechte abbilden. So kann heute bereits festgelegt werden, auf welchen Geräten die Dateien genutzt und wie oft sie kopiert werden dürfen. Dabei hebeln sie unter Umständen auch bestehende Gesetzesausnahmen aus. So können auch gemeinfreie Texte, die als E-Book angeboten werden, plötzlich nicht mehr ausgedruckt werden. Das Ganze wird technisch unterbunden und gehen eindeutig zu weit. Hier melden sich auch immer wieder Verbraucherschützer zu Wort. “Ausnahmen” wie die Möglichkeit, Auszüge im Rahmen der urheberrechtlichen Schranken zu kopieren, technisch umzusetzen, ist zum Teil jedoch noch gar nicht möglich.

Außerdem ist es technisch betrachtet nahezu unmöglich, mit DRM eine 100prozentige Kontrolle zu erlangen, aber die Nutzbarkeit wird erschwert. Für 90 Prozent wird ein Umgehen des DRM-Schutzes unmöglich sein, aber es wird immer Leute geben, die sich einen Sport daraus machen werden, diesen Schutz zu knacken und dafür ein Programm zu erstellen, welches es anderen, weniger technisch versierten Menschen einfach macht, eine Kontrolle über die Dateien wiederzuerlangen.

Das Digitale Wasserzeichen ist vielleicht eine Alternative, aber bei E-Books kennt Spielkamp noch keine prominenten Beispiele, wenn es sich bei Hörbüchern aber auch bereits bewährt hat. Er hat Zweifel an einem wirklichen Erfolg, aber erkennt auch den Vorteil an, dass das Wasserzeichen dem Digital Rights Enforcement (hartes DRM) insoweit überlegen ist, dass keine Geräte-/Plattformabhängigkeit geschaffen wird. Die Wasserzeichen ermöglichen dabei zwar ein Zurückverfolgen der Dateien zum Besitzer, aber dann folgen Beweisschwierigkeiten. Kann man dem Besitzer nachweisen, dass er persönlich bewußt oder stark fahrlässig gehandelt hat, so dass die Dateien in einer Tauschbörse auftauchen konnten. Man kann sicherlich den schwachen Punkt finden, aber man kann ihm eine rechtliches Vergehen damit noch nicht nachweisen. Was passiert mit der Nachweispflicht, wenn die Dateien mit einem mobilien Endgerät verloren gehen und dann in einer Tauschbörse auftauchen? Hier fehlen Erfahrungswerte und Rechtssicherheit.

Umgehen eines technischen Kopierschutzes, Beschränkung der Nutzungsdauer, Erschöpfungsgrundsatz

Interview mit Matthias Steinkamp, Teil 2 des Video bei YouTube
Alles was technisch getan wird, um Dateien urheberrechtlich zu schützen, darf auch für den privaten Gebrauch nicht umgangen werden. Dies ist urheberrechtlich verboten. Ein wirksamer technischer Kopierschutz darf nicht durch irgendein anderes Programm umgangen werden. Bei Musik-CDs ist das häufig ohne große Probleme möglich. Ich lege die CD ein, starte beispielsweise den MediaPlayer und wandle die Dateien der CD in MP3s um, ohne dabei etwas vom Kopierschutz zu merken. In diesem Fall ist der “Kopierschutz” technisch wirksam. Bei einem E-Book wird das momentan eher unwahrscheinlich sein, d.h. ich werde dafür ein spezielles Programm benötigen. Dies bedeutet wiederum, dass der technische Kopierschutz wirksam ist und somit nicht umgangen werden darf.

Es werden wohl zunehmend Angebote auf den Markt kommen, bei denen die Nutzungsdauer beschränkt wird. Wenn E-Books dabei für den gleichen Preis wie ein gedrucktes Buch verkauft werden, wird wohl kein Gericht der Welt eine solche Beschränkung als rechtmäßig ansehen. Problematisch wird es in dem Augenblick, wenn die Nutzungsdauer nach 5 Jahren, 10 Jahren, 30 Jahren endet (wenn technisch gesehen das Format noch funktioniert), muss man sich oder die verklagte Firma erstmal an die entsprechenden Geschäftsbedingungen von damals erinnern und in der heute sehr schnelllebigen Zeit existiert die Firma unter Umständen gar nicht mehr. Auch hier sind noch Unmengen ungelöster rechtlicher Probleme zu bewältigen.

Auch der Weiterverkauf von E-Books ist ein Problem. Unter den Bedingungen der Lizenzierung ist ein Weiterverkauf des E-Books nicht erlaubt. Der Erschöpfungsgrundsatz, der im Urheberrecht verankert ist und der besagt, dass ein Verlag bestimmen kann, dass sein Buch nicht weiter vervielfältigt werden darf, aber er darf nicht verbieten, dass das Buch weiterverkauft, verschenkt oder zerstört wird. Für digitale Bücher ist dies nicht gegeben. Hier fällt hoffentlich bald eine rechtliche Entscheidung.

Stellen sie sich vor, sie kaufen sich eine Bibliothek aus E-Books zusammen, die ist dann vielleicht mehrere tausend Euro wert. Und die dürfen Sie nicht verkaufen? Also noch nicht mal zum Zeitwert, noch nicht mal für einen Euro, den man auf dem Flohmarkt dafür bekommen würde? Das ist eigentlich schwer vorstellbar.

Dieser Erschöpfungsgrundsatz ist noch nichtmal für Dateien auf gekauften Datenträgern geklärt. Der Streit um den Verkauf von Gebrauchtspielen läuft auch bereits seit Jahren. Für Dateien, die rein immateriell erworben wurden, wird eine Entscheidung wohl noch viel schwerer fallen.

Was bleibt: Es gibt viel rechtliche Unsicherheit, weil uns rechtliche und technische Erfahrungenswerte fehlen. Als Nutzer kann man sich nur vorsichtig bewegen, gegen ungerechtfertigte (technische) Einschränkungen klagen oder wenn möglich, ganz auf den Erwerb drm-geschützter Daten verzichten.

Quelle:
Warner, Ansgar: “Urheber wollen niemanden verprellen”: irights-Experte Matthias Spielkamp im Gespräch über DRM&Kopierschutz, e-book-news.de

Wieviel Buch sollte in E-Books enthalten sein?

Dieser Beitrag bezieht sich als Kommentar zum Blogbeitrag von Wenke Richter des Meine-Verlags: Diskussion: sind E-Books eine eigene Medienform?.

Viele Dinge beim E-Book heute funktionieren nicht, weil sie zu nah am Buch gehalten werden. Wir brauchen im wissenschaftlichen Bereich bestimmte Punkte, die Bücher liefern, auch weiterhin:

  1. Unveränderbarkeit – elektronische Medien lassen sich einfacher und schneller manipulieren/verändern als gedruckte. Derzeitige Sicherungen (Fingerprint usw.) sind derzeit umständlich und selbst für technisch Versiertere – ich zähle mich jetzt mal dazu – nur bedingt nachvollziehbar und einsetzbar.
  2. Zitierbarkeit – ob die sich an Seitenzahlen festmacht, weiß ich nicht, aber ich muss jemandem anderen genau sagen können, in der Version XY an der und der Stelle steht der Beleg für mein Gesagtes. PDF-Dokumente, die diese Möglichkeit bieten (Druckform, unveränderbar), besitzen andere Nachteile.
  3. Lesbarkeit – Texte müssen gut lesbar sein. Bücher haben eine gute Auflösung. Um die Texte jedoch zu vergrößern oder zu verkleinern benötigt man Hilfsgeräte (Lupe, Kopierer). Die elektronischen Texte sollten auf vielen verschiedenen Lesegeräten darstellbar und lesbar sein. Der Vorteil digitaler Texte ist, dass sie in ihrer Schriftgröße anpassbar sind. Ihre skalierbaren Größen kolidieren aber immer wieder mit feststehenden Zeilenumbrüchen und Seitenanzeigen (alles, was auf ein Display passt). Was passiert jedoch mit Bildern?
  4. Randnotizen, Anmerkungen zwischen einzelnen Zeilen, Hervorhebungen mittels Marker sind in im Gedruckten jederzeit möglich (wenn z.B. in Bibliotheksbüchern auch nicht unbedingt gewollt). Diese Möglichkeiten sind bei derzeitigen e-Books nur umständlich oder gar nicht nutzbar. Beim Buch greife ich zum entsprechenden Stift, beim E-Text muss ich erst die Funktion aufrufen, eventuell eine Tastatur bedienen. Hier wird ein unmittelbarer Gedankengang erstmal unterbrochen.
  5. Querverweise – sie können bei E-Books per Link hergestellt werden. So ließe sich, wenn die Lesegeräte/Arbeitsgeräte es zulassen, direkt auf den entsprechenden Text verlinkt werden (mind. zur Einsicht der entsprechenden Passage). Das geht mit dem Buch nicht.
  6. Einbindung andere Medienformen: Versuchen Sie einmal einen Film in ein Buch einzubinden! Das funktioniert nicht. Interviews, z.B. können nur in schriftlicher Form wiedergegeben werden oder es kann auf eine externe Quelle verwiesen werden. Beim E-Book jedoch ist das kein Problem. Ton und bewegte Bilder beginnen eine Einheit zu bilden. Intentionen, die durch Gestiken unterstützt werden, können genau so gezeigt und wahrgenommen werden, ohne sie umständlich schriftlich umschreiben zu müssen.

Das sind nur einige Dinge, die mir spontan eingefallen sind. Das E-Book hat manchmal nicht genug Eigenschaften von Papier und manchmal zu viele Eigenschaften des digitalen Mediums. Es wäre aber fatal, sich beim E-book zu sehr am buch zu orientieren, da man damit die digitalen Eigenschaften und Möglichkeiten zu stark beschränkt.

Lesenswert sind dazu glaube auch immer wieder die Diskussionen, die vor einiger Zeit hier im Blog stattgefunden haben:

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