System- und Formatkrieg?

Der Tagesspiegel titelt „E-Book ist nicht gleich E-Book“ und wenn man die Berichtserstattung rund um Bücher und E-Books betrachtet, möchte man meinen die Leipziger Buchmesse hätte diesesmal bereit auf der IT-Messe CeBIT in Hannover begonnen. Da wurden eine Unmenge von E-Book-Lesegeräten vorgestellt, z.B. der eSlick mit Foxit-Software auf Linux-Basis, der Berliner txtr Reader mit Open Source-Software und WLAN, das BeBook :engl: .

Diese E-Books werden sich auf den Literaturbetrieb auswirken. Einmal werden technikaffine Leser jetzt duch die erheblich größere Auswahl an E-Book-Lesegeräten doch eher zum Kauf eines solchen Gerätes animiert. Dafür muss aber auch ein enstprechende Angebot an E-Books geben. Die Entwicklungen in dieser Hinsicht sind vielversprechend. Leider konkurrieren auch seh unterschiedliche Formate um die Gunst der Leser.

In der Praxis heißt das: Wer einen Sony-Reader kauft, entscheidet sich zugleich gegen den digitalen Buchkauf bei Amazon – egal, wie attraktiv die Angebote sein mögen. Und wer sich nach dem Kindle-Start in Deutschland für das Amazon-Gerät entscheidet, hat bei den vielen anderen Shops das Nachsehen.

Die Bindung ist langfristig, denn man kann die einmal erworbenen Bücher nicht auf ein anderes Lesegerät eines anderen Herstellers einfach so umziehen. Damit werden wohl auch die Kosten für die Verlage erheblich gesteigert, da sie ihre E-Books, wenn sie nicht exklusiv für einen Lesegerätanbieter produzieren wollen, in verschiedenen Formaten anbieten müssen.
Der Tagesspiegelt hofft, dass die die Wahrheit vielleicht zwischen den beiden derzeit reellen Alternativen Kindle und Sony liegen, nämlich bei dem neuen E-Book- Lesegerät „txtr“ aus Berlin.

Gemeinsam ist den meisten Readern ein fast taschenbuchgroßes Sechs-Zoll-Monochrom-Display mit E-Ink-Technologie. Diese soll ein nahezu ermüdungsfreies Lesen ermöglichen. Beim Verzicht auf die Hintergrundbeleuchtung müssen die Akkus extrem selten geladen werden. Über zusätzliche Speicherkarten kann der Speicherplatz erheblich ausgebaut werden.

Thalia und Libri.de setzen auf den Sony PRS-505-Reader, der ab dem 11. März für 299 Euro zu kaufen sein wird. Er kann PDF-Seiten, Word-Dateien u.a. Textdokumente darstellen und untersützt das offene E-Book-Format Epub. Hörbar werden MP3- und AAC-Dateien. Betankbar is das Gerät über einen Windows-PC, nicht jedoch über einen Apple-Computer. E-Books im Epub-Format werden online über Libri und Internetbuchhändler mit dem Libri-Shopsystem angeboten.

Bislang hatte Libri das Format Mobipocket favorisiert. Das läuft zwar auf einem Kindle von Amazon, nicht aber auf dem Sony-Gerät.

Wer heute ein neues Gerät kauft, kann leider das E-Book nicht kostenlos in ein anderes Format “umtauschen”, denn ein anderes Format wird von den Verlagen wie eine andere Ausgabe des Buches.

Für den Kindle von Amazon ist so gut wie jeder US-Bestseller in den USA verfügbar. Seit dem 23. Februar ist der Kindle 2 in den USA für 359 Dollar erwerbbar, allerdings steht der Marktstart in Deutschland noch nicht fest.
Per Mobilfunknetz lassen sich die neuen E-Books aus dem Amazon-Shop direkt aufs Gerät laden, ohne dass dafür ein Computer benötigt wird oder Zusatzkosten für den Download anfallen. Auch die umstrittene Vorlesefunktion ist ein Vorteil des Gerätes.

Wie Apple mit seinem iTunes-Musikshop nutzt Amazon aber ein spezielles Kindle-Format (AZW). Bücher im Epub-Format des Sony-Readers lassen sich mit dem Kindle ebenso wenig aufrufen wie die Titel, die über die Libreka-Plattform des Börsenvereins des deutschen Buchhandels mit dem Start der Buchmesse angeboten werden.

Libreka wird vorerst mit dem PDF-Format und vor allem mit wissenschaftlicher Literatur starten. Erst in einigen Wochen wird man verstärkt Belletristik im Epub-Format anbieten.

Gerade wegen des derzeitigen Formatedurcheinanders und den demnächst zu erwartenden weiteren Lesegeräten auf dem Markt empfiehtl es sich, noch ein wenig Geduld zu haben und weeitere Entwicklungen abzuwarten. So wird bspw.der “txtr” im Herbst auf dem Markt erwartet.

Der txtr arbeitet ebenfalls mit dem E-Ink-Display. Das Gerät ist auf wenige Bedienelemente beschränkt. Bücher können über WLAN oder Mobilfunknetze heruntergeladen werden und das offene Linux-Betriebssystem ermöglicht auch anderen Programmierern das System anzupassen. Auch wesentlich mehr Formate sollen auf dem txtr-Reader darstellbar sein. Auch für die Inhalte gibt es verschiedene Vorstellen. So sollen Bücher entweder über die Community- Seite txtr.com getauscht oder im dort integrierten Shop gekauft werden können.

Quelle:
Sagatz, Kurzt: „E-Book ist nicht gleich E-Book“ im Tagesspiegel

Der elektronische Groschenroman

Jetzt muss es sehr schnell gehen. Es müssen Plattformen für elektronische Bücher her, um rasch ein legales Angebot aufzubauen. Der Buchhandel befürchtet, dass die Nutzer von elektronischem Inhalt sich den sonst aus illegalen Onlineangeboten besorgen wird. Dass Nutzer von Inhalten sich ihre Quellen suchen, hat man ja bereits beim Musikhandel beobachten können. Und seit dort legale Angebote auf dem Markt aufgetaucht sind, zeigt sich, dass man elektronische Inhalte auch über das Internet verkaufen kann. Nun, gleichzeitig wird gedroht, dass die Branche verstärkt illegale Onlineangebote zivilrechtlich verfolgen will. Sinnvoller wäre wohl eine verstärkte Sensibilisierung für Urheberrechte. Das kann man wohl ohne Drohungen und mit geschickten Geschäftsmodellen besser befördern als mit Angst 😉

Auch große Belletristikverlage, wie bspw. die Verlagsgruppe Lübbe, bekannt durch ihre Jerry Cotton-Romanhefte, prüfen jetzt, ob ihre Angebote sich für ein E-Book anbieten. Bei Lübbe erwägt man, die Romanheft- und sonstigen E-Commerce-Aktivitäten in einer neuen Firma Bastei Entertainment zu bündeln. Probweise möchte man die Romanhefte aus dem Bereich Sciene-Fiction-Serien als E-Book anbieten, weil bei ihnen internetaffinere Leser als bei anderen Romanheftbereichen vermutet werden. Dies soll in Kooperationen mit anderen Firmen bzw. Verlagen geschehen, welche bereits jetzt ähnliche Produkte für jüngere Leserkreise anbieten.

Lübbe verlegt derzeit etwa 90 Hardcover- undd ca. 320 Taschenbücher pro Jahr. Man beochbachtet den E-Book-Markt in Amerika bereits seit etwas über einem Jahr und sieht dort einen wachsenden Markt. Die dortigen Erwartungen sind geringer, als es der Hype ums E-Book momentan erwarten lässt.

Man spekuliert dort, dass mit E-Books in den nächsten vier bis fünf Jahren rund drei, aber höchstens vier bis fünf Prozent des Gesamtumsatzes gemacht werden.

Lübbe hat dennoch bereits die ersten 100 Titel als E-Book lieferbar und plant, zukünftig auch ihre zu erwartenden Bestseller-Neuheiten als als E-Book anzubieten. Allerdings werden in der derzeitgen Jahresplanung des Verlages für die nächsten drei Wirtschaftsjahre keine nennenswerten E-Book-Umsätze eingeplant.

Nun, es werden wohl auch kaum entsprechende Umsätze generiert, wenn der Kunde den Hardcoverpreis bezahlen soll.

In den Kalkulationen sind Printprodukte trotz der Druckkosten preiswerter als E-Book-Produkte. Dies liegt unter anderem an der noch geplanten geringen Auflage der E-Books, aber auch an Zusatzkosten. So kostet das Konvertieren der Druckdateien in ein ausgabefähiges Format pro Buch circa 300 bis 1000 Euro. Zudem fallen beim E-Book 19 Prozent Mehrwertsteuer an, beim gedruckten Buch sind es nur sieben Prozent.

Ich denke, da greife ich dann beispielsweise doch lieber zum Taschenbuch oder gehe in die Bibliothek, weil sich auf diese Weise ein E-Book-Reader für mich nie “amortisieren” würde, um einmal in der Sprache weiterzureden. Wenn ich ein Buch kaufe, halte ich etwas in der Hand und habe nicht nur eine Nutzungslizenz erworben.

Quellen:
“Buch preiswerter als E-Book” – Herbert Olbermann im Interview mit Verlagschef Thomas Schierack, in: Wirtschaftswoche
Sawall, Achim: Deutscher Buchhandel plant E-Book-Offensive, via golem.de

Wer die Zeichen der Zeit verpennt…

Preise runter! fordert Helmut Merschmann von der Verlegerbranche, die ihre E-Books zum gleichen Preis anbieten möchte wie ihre gedruckten Pendents.

Am 11. März 2009, einen Tag vor Beginn der Leipziger Buchmesse vom 12. – 15 März, soll die E-Book-Plattform bei Libri.de starten und auch der Börsenverein des deutschen Buchhandels bringt mit Libreka eine eigene Plattform. Doch wie zukunftstauglich sind die Geschäftsmodelle eigentlich wirklich?
Als erstes zu bemängeln ist das E-Book-Lesegerät, dass man hier im Paket mit erhält. So wird es das langsam veraltete Sony-Modell PRS-505 sein, welches derzeit aktiv von Libri.de und Thalia vermarktet wird. Und wenn man derzeit einen Blick auf die E-Book-Lesegeräte wirft, die durch den Buchhandel unterstützt werden, kann man schnell zum Eindruck gelangen, außer dem Sony-Gerät und dem Kindle gäbe es keine Alternativen. Schauen Sie doch mal bei txtr (kommt erst noch auf den Markt), BeBook oder Illiad :engl: vorbei. Eine gute Übersicht zu E-Books und Readern gibt es in “Digitale Lesewelten” von PC News. Auch i- und G-Phone und so mancher PDA sind E-Book-tauglich.

Die Einführung des Sony PRS-505 wird durch eine passende Conten-Plattform-Offensive unterstützt. Libri.de startet am 11. März mit mehreren tausend Titeln der Bestsellersparte. Man setzt dabei bei auf den offenen Standard EPUB. Der Download wird kostenpflichtig angeboten. Beim Börsenverein macht man aus der Volltext-Suche Libreka ebenfalls ein E-Book-Portal. So will man eine Monopolbildung verhindern und schielt wohl dabei etwas neidisch und besorgtauf Amazon in den USA. Detlef Bluhm, Geschäftsführer der Landesstelle Berlin-Brandenburg im Börsenverein möchte, dass so alle Marktteilnehmer, Verlage wie Buchhandlungen, die Möglichkeit erhalten, am E-Book-Markt mitzuverdienen.

Nun, aus alten Fehlern hat man auch wohl zum Marktstart von Libreka nicht gelernt. Man möchte mit 5.000 digitalen Buchtiteln beginnen und zum Jahresende die Marke von 15.000 Titeln knacken. Das natürlich nur, wenn der Konsument genug Geld dafür ausgibt.
Wiedereinmal weiß man gar nicht im Vorfeld, ob ein ausreichender Markt vorhanden ist. Das mag Interessierte, die das Thema E-Book seit Jahren verfolgen, an alte Zeiten erinnern.

Bereits vor zehn Jahren, als überall euphorisch vom Rocketbook und Apples Newton die Rede war ([local] Das Zeitalter des elektronischen Buchs), blieb ein erhoffter Kaufrausch aus.

Sicherlich gabe es auch viele technische Gründe, wie eine unzureichende Lesefreundlichkeit durch zu kleine Bildschirme. Die ist mit dem heutigen E-Ink-Verfahren = flackerfreie Auflösung von bis zu 200 dpi einigermaßen gelöst sein. Allerding zu geringe Grauwertanzeige (Kindle 2 rühmt sich mit 16 Graustufen) und ein zeitverzögerter Seitenaufbau stören das gewohnte Lesevergnügen doch erheblich. Eine übliche Tageszeitung hat eine Auflösung von 120 dpi, ein Laserdrucker von 1200 dpi.1 Die Lesequalität ansich entspricht damit ungefähr der von herkömmlichen Papier in einem Buch.

Doch bei all der jetzigen Vorfreude auf die Einführung von E-Books stellt sich schon die Frage, warum Deutschland erst jetzt bedacht wird. Der Kindle 1 feierte seine Erfolge bereits seit November 2001 und nun ist seit dem 23. Februar auch der Kindle 2 auf dem Markt. Das liegt wohl vor allem an der sehr zögerlichen Haltung deutscher Inhalteanbieter. Wo man keine Inhalte erhält, macht das Angebot eines Lesegerätes keinen Sinn. So schnarchte der deutsche Markt lange dahin:

“In der Branche wird seit langem überlegt, ob und wie man mit dem Thema umgeht”, berichtet Detlef Bluhm. “Erst als in Amerika der Kindle herauskam, sind die deutschen Verlage richtig wach geworden. Bis man dann zu einer Strategie findet und eine Plattform wie Libreka aufbaut, vergeht eben viel Zeit.”

Mit einem Mal werden große Publikumsverlage und auch viele kleinere Fachverlage aktiv und befassen sich mit der Herstellung von E-Book. Es wird viel Geld in Serverarchitekturen, die Unformartierung von Büchern und auch in die Sicherheitsmechanismen, um so die Bücher vor elektronischen Diebstahl zu schützen. Dieses Geld will natürlich auch wieder eingespielt werden. Leider versucht man deshalb die Bücher zum gleichen Preis zu verkaufen wie Printbücher. Dabei gibt es für E-Books weniger anfallende Kosten, den Druck, Papier, Lagerung und ein Großteil Logistik enfallen. Vor diesem Hintergrund rechtfertigen Sie jetztmal die Preispolitik.

Detlef Bluhm gibt zu, dass E-Books eigentlich nicht unter die Buchpreisbindung fallen. Er begründet diese Art des Vertriebs aber wie folgt:

Man muss die Bücher jetzt erst mal einzeln verkaufen, weil die Investitionen so hoch sind. Betriebswirtschaftlich wäre es Wahnsinn, E-Books preiswerter anzubieten. Man spart zwar den Prozess der körperlichen Herstellung, hat aber ganz andere Vorlaufskosten. Von daher sind auch Subskriptionsmodelle preisbindungsrechtlich schwierig. Die Zeit ist auch noch nicht reif, um über solche Geschäftsmodelle nachzudenken.

Die Printbücher unterliegen in Deutschland einer hart verteidigten Buchpreisbindung. Der Börsenverein mahnt bei Verstöße ab und kündigte noch Anfang letzten Jahres an, die Verstöße jetzt wettbewerbsrechtlich zu verfolgen, was auch im Fall von E-Books getan werden soll, die Bücher reproduzieren oder ersetzen. Dieser Fall ist auch gegeben, wenn Bücher auf ein Lesegerät geladen werden.

Lizenzen für Netzwerke, Firmenkunden oder Bibliotheken sollen von der Preisbindung ausgenommen werden. Gleiches gilt auch für den Download einzelner Kapitel, wobei der Börsenverein ausdrücklich darauf hinweist, dass hier noch einige Fragen offen sind, die im Streitfall dann durch die Gerichte zu klären sind.

Die Rechtsabteilung des Börsenvereins wollte der Verlagsbranche bis Ende des Jahres 2008 eine Übergangsfrist einräumen, bis sich die Preisbindung für E-Books in der Branche rumgesprochen hat.
Ab Januar 2009 sollen nun jedoch Verstöße auf diesem Gebiet verfolgen.

Nun, die Buchpreisbindung ist aber, wie Herr Bluhm selbst darstellte, für E-Books und damit für die Verlage nicht bindend. Also könnten die Verlage die Bücher eigentlich preisgünstiger anbieten als ihre Print-Pendants, zumal man sich ja auch auf den Standpunkt stellen kann, dass es sich dabei um unterschiedliche Ausgaben handelt. Dazu braucht man wenig Einsicht und ein bißchen Willen, das so zu akzeptieren.

Dass man nicht bereit ist dazu zu lernen – die Musikbranche hat ja etliche Lehrbeispiele gebracht – will man im Verzicht auf einen Kopierschutz durch Digital Rights Management, d.h. Digital Rights Enforcement für deutsche E-Books beweisen. DRM würde den Umgang mit elektronischen Büchern verkomplizieren und den 100prozentigen Schutz gibt es nicht. Man setzt auf Forensisches Digital Rights Managment. Auf diese Weise soll es möglich sein, E-Books an Freunde zu “verleihen”, ohne dass man den gesamten Reader mitgeben muss. Die Sicherheit wird dabei mit einem Verlust von Anonymität bezahlt. Die eingebauten Wasserzeichen werden den Namen des Ewerbers, des Verkäufers und eine Vorgangsnummer in das E-Book integrieren.

In Sachen Piraterie gibt sich die Buchbranche traditionell abgeklärter als die Musikindustrie. Sie ist sich bewusst, dass bei Pirate Bay quasi alle gängigen Titel als handgescannte PDFs vorliegen. Als der Hörbuchverlag ein Jahr lang recherchieren ließ, wie viele illegale Exemplare eines Harry-Potter-Bandes im Netz kursieren, kam die stolze Zahl 256.000 heraus. Die Geschichte des Buchdrucks ist voller Beispiele für Piraterie: vom Jahrhunderte langen Abschreiben und Plagiieren bis zur Raubdruckszene in den 1968er-Jahren.

Merschmann wundert sich, dass sie Verlage nicht gleich den Mut aufbringen und von den iTunes-Stores lernen, die beweisen, dass nur kostengünstige digitale Angebote auf dem Markt bestehen. Die Plattform dort ist so erfolgreich, weil sie die Downloads preiswerter anbieten als die fertigen CDs. Diese Lösung sollte daher auch für die Verlage gelten:

Für die Verlagsbranche muss die Losung daher lauten: Preise runter. Sonst wird das nichts.

Beim Printbuch gibt es etwas, was die höheren Preise rechtfertigen könnte: Manche wollen eben etwas reales in der Hand halten, ob Buch oder CD. Für diesen Mehrwert könnte man eben auch mehr verlangen.

Schon im Fall von digitaler Musik bezweifeln manche, ob es sich hierbei – mangels Tauschwert – um Waren handelt, für die ein Preis verlangt werden kann. Bei digitalen Büchern verschärft sich dieses Problem. Fast scheint es, als würden Verlage darauf setzen, dass ihre Klientel zu alt für die Tauschbörse ist, anstatt junge Leser durch attraktive Angebote ins Boot zu holen.

Ob allerdings jüngere Leute dem Trend des Zweitbuches folgen, weil er stylisch im E-Book-Lesegerät daher kommt, wage ich allerdings zu bezweifeln.

Quellen:
Richard, Johannes: E-Books unterliegen ab 2009 der Buchpreisbindung via Internetrecht-Rostock.de
Merschmann, Helmut: Die Verlagsbranche will elektronische Bücher genauso teuer anbieten wie gedruckte via Telepolis

  1. Mehr dazu: DolezalekWieviel Auflösung braucht ein Mensch?, Sonderdruck Nr. 7, Forschungsgesellschaft Druck, München 2002 []

Die Kindle-Konkurrenz wird munter

Der E-Book-Markt ist heiß umkämpft. Jeder will etwas davon abhaben. Da sind zu einem Gerätehersteller wie Sony, Online-Buchhändler wie Amazon und Verleger wie Hearst, die alle ein Stück vom großen Kuchen abschneiden wollen. Immer mehr Unternehmen setzen daher auf E-Book-Lesegeräte. Sie alle hoffen dabei auf einen schnellen Durchbruch auf dem Massenmarkt.

Hearst, das US-Medienunternehmen, das ziemlich von der Medienkrise gebeutelt ist, möchte nun selbst in den E-Book-Markt einsteigen. Man hofft durch das eigene E-Book-Lesegerät, welches an die Besonderheiten von Zeitungen und Magazinen angepasst werden soll, Druck-, Papier- und Auslieferungskosten einzusparen. Hearst-Manager Kenneth Bronfin der Interactive-Media-Sparte sieht darin einen wichtigen Teil der Zukunft. Details wurden nicht bekannt gegeben, aber die Firma sitzt sozusagen an der Quelle der zukunftsträchtigsten Display.

Bronfin hat einen Sitz im Vorstand von E Ink, einem Spin-off des Massachusetts Institute of Technology (MIT), an dem der Verlag vor über zehn Jahren Anteile erwarb.

Nur soviel wurde verraten: Das Display soll größer als das des Amzons Kindle 2 sein. Termin für den Marktstart ist 2010. Das erste Display soll Schwarz-Weiß sein. Vermutlich gräbt man sich aber selbst den Markt dafür ab, wenn man jetzt schon die nächste Generation mit hochauflösendem Farbdisplay ankündigt. Natürlich erhält das Gerät auch einen drahtlosen Internetzugang, mit dem sich Inhalte heraufladen lassen. Der Reader soll zudem faltbar sein, aber daran muss noch getüftelt werden.

Dieser Magazin-Reader soll auch von anderen Verlegern genutzt werden können. Sie sollen dieses Gerät mit eigenem Firmenlogo vermarkten können. Damit will man sich besser als Amazon mit dem Kindle auf dem Markt plazieren. Amzon.com wird die Möglichkeit der Mehrfachvermarktung ihrer Kindle-Technik in anderem Layout wohl eher nicht zustimmen.

The question now is, will readers give up their newspapers and magazines for these new readers?

Ob die Rechnung wirklich so aufgeht, muss sich erst noch zeigen. Sicherlich kann man auf diese Weise auf Dauer gesehen Kosten einsparen, aber erstmal wird man viel Geld in eine Entwicklung stecken müssen.

Of course, the cost of developing and then hiring manufacturers to build a device that’s given away may be too great to make a profit through a content subscription. No matter which direction Hearst takes, its approach will be closely watched.

Quellen:
Copeland, Michael V.: Hearst to launch a wireless e-reader:engl: via Fortune
Gonsalves, Antone: Hearst Planning Electronic Reader Alternative To Kindle:engl: via InformationWeek
Sawall, Achim: Cosmopolitan-Verlag plant E-Book-Reader mit Farbdisplay via golem.de

Der Kindle 2 lernt schweigen

Es gibt Streit um die Vorlesefunktion des Kindle 2. The Authors Guilde sieht darin Rechte der Autoren:engl: verletzt. Nun reagiert Amazon.com. Nicht jedes Buch soll vorgelesen werden.

Darüber sollen künftig Autoren und Rechteinhaber entscheiden können. Amzon betont allerdings, dass sie damit nicht bestätigt, dass die “experimentelle Text-zu-Sprache-Funktion” nicht illegal ist. So würde ja keine Kopie angefertigt, kein abgeleitetes Werk erstellt und eigentlich auch nichts vorgetragen. Man wolle aber den Urhebern das Recht zur Betimmung über die Verwendung ihrer Werke nicht aus der Hand nehmen.

Die Authors Guild:engl: vertritt jedoch die Meinung, dass die Vorlesefunktion aus Büchern Hörbücher macht und deshalb wären dafür Tantiemen fällig.

Nach Amazons Kehrtwendung ist Aiken noch nicht rechtlos [sic!] überzeugt. Man müsse abwarten “wie das genau implementiert wird”, sagte er dem Tech Blog der “L.A. Times”.

Nun ja, da ist wohl noch einiges zu klären, auch auf rechtlicher Ebene, denn der Kindle ist bei weitem nicht das einzigste Gerät, welches Schrift in Ton umwandelt. So weist Apples Betriebssystem Mac OS X beispielsweise eine solche Funktion auf. Bei der “Text to speech”-Software gibt es in unterschiedlichen Versionen und Qualitätsstufen. Außerdem gibt es bereits solche Software als Freeware.

Durch den Rückzug von Amazon wird es wohl noch eine Weile dauern, bis auch gerichtlich geklärt wird, ob diese Vorlesesoftware illegal ist. Dabei muss man vor allem an jene Nutzer denken, die Sehbehindert sind und die durch die Vorlesefunktion weit mehr Informationen relativ schnell und unkompliziert erhalten können.

Quelle
Bei manchen Büchern soll Kindle stumm bleiben via Spiegel online

Sonys E-Reader in Deutschland

Da zur Leipziger Buchmesse der erste E-Reader in Deutschland erscheint, widmet sich heute die Welt Kompakt diesem Thema. Im Artikel wird die Frage auf geworfen ob der Sony E-Reader das gedruckte Papier verdrängen kann. Laut Welt Kompakt spricht folgendes dagegen das er das physische Buch verdrängt:

1. Diebstahlfaktor:  Der Verlust des Readers ist für den Besitzer wesentlich teurer als wenn man ein Buch verlegt, verliert oder es einem gestohlen wird.

2. Badewannenfaktor: Wer kennt das nicht man liegt gemütlich in der Wanne und plötzlich entgleitet einem das Buch. Papier kann man trocknen, beim E-Reader hat man danach nur noch Schrott und auch in diesem Fall wird es teuer.

3. Freundefaktor: Man liest ein gutes Buch und will es an einen Freund verleihen. Dies ist mit dem E-Reader nicht möglich.

4.  Nostalgiefaktor:  Das stöbern im Buchladen und dabei das ein oder andere Buch in die Hand zunehmen, um rein zu lesen.  Und auch der typische Geruch des Buches geht verloren.

Diese Faktoren ließen sich mit Sicherheit noch ergänzen.  Doch wenn man den Preis des E-Readers bedenkt, sollte  man vielleicht erst mal abwarten wie sich  der Umsatz entwickelt bevor man vom Tot des Buches spricht.

Kindle 2 – ein perfekter Start

Der Kindle 2 hat einen super Start hingelegt. In den USA seit dem 6. Februar nur vorbestellbar, ging das E-Book-Lesegerät wegen der sehr starken Nachfrage bereits am 23. Februar in den Verkauf. Das ist ein Tag früher als angekündigt. In den Amazon-Verkaufscharts im Produktbereich Elektronik liegt das Lesegerät an der Spitze, aber was das genau in Zahlen heißt, verrät der Anbieter nicht.

Die erste Version des E-Book-Readers war seit November 2008 ausverkauft, nachdem die Talkshowmoderatorin Oprah Gail Winfrey den Kindle im Fernsehen vorgestellt hatte. Im Handel war der Kindle seit November 2007.

Kindle 2 – Daten für Technikbegeisterte:
Display: Diagonale 6 Zoll, Auflösung von 600 x 800 Pixeln, E-Ink-Technik, 16 Graustufen (statt vorher 4 beim Kindle 1)
Gewicht: ca. 300 g
Dicke: ca 1 cm
Speicherkapazität: 2 GB, davon 1,4 GB für Inhalte
Audioformate: .mp3, .aa – für Musik bzw. Hörbücher
Features: urheberrechtlich umstrittene:engl: Text-to-Speech-Software

Der E-Book-Reader entwickelt sich zu einem Hype-Produkt wie der iPod. Amazon arbeitet daran, dass aus einem Zusatzprodukt wird ein Nice-to-have-Angebot und da man es in die Trendszene schafft, alle darüber schreiben und nur begrenzt Zugang dazu da ist, könnte der Sprung zu einem “Must-have” geschafft werden.

Quelle:
Kindle 2 meistverkauftes elektronisches Produkt bei Amazon via golem.de

Was sind gedruckte Bücher und was sind E-Books wert?

Noch ein bißchen was für die Diskussion Buch vs. E-Book, allerdings wirklich neue Argumente konnte ich nicht finden.

Buch E-Book
– man muss in einen Laden gehen + bequem Zuhause herunterladbar
+ gut ausgebaute Infrastruktur für den Vertrieb – monopolistische Strukturen für den Vertrieb
– Mehraufwand durch Schaffung von Mehrwerten: Autorenlesungen, Buch-Communities hosten, Autoren-Blogs, E-Mail-Kontaktpflege + maßgeschneidertes Marketing, direkte Verlinkbarkeit
+ bessere Archivierbarkeit – keine Sammelfähigkeit durch Probleme der Langzeitarchivierung
+ etablierte Formate und Hardware – inkompatible Formate und Hardware
+ verleihbar, verschenkbar, wiederverkaufbar – Abhängigkeit von Lizenzen – damit nicht verleihbar, verschenkbar oder wiederverkaufbar (rechtliche Unsicherheit)
+ etablierte Rechtsstandards (Urheberrecht, Erstverkaufsdoktrine, Gewohnheitsrechte) – jedes Recht muss explizit eingeräumt werden – kann Urheberrechtliche Schranken und Gewohnheitsrecht aushebeln, Erstverkaufsdoktrine umstritten
+ hohe Titelanzahl – geringe Titelanzahl
– keine besonderen Nutzerfeatures + Volltextsuche
+ einfache Bedienbarkeit – komplexere Nutzungsmodalitäten als beim Buch
+ keine technische Abhängigkeit – technische Abhängigkeit
+ keine Soft- und Hardware-Upgrades notwendig – notwendige Soft- und Hardware-Upgrades
– Umweltbelastung durch Papierherstellung – Umweltbelastung durch Elektroschrott, Stromgewinnung, Akkus
+/- höhere Kosten für neue Bücher (Vervielfältigung, Lagerung, Vertrieb), sehr geringe Kosten für gebrauchte Bücher +/- geringere Kosten als für neue Bücher (geringer Vervielfältigungs- und Lageraufwand) – keine Ersparnis gegenüber Gebrauchtbüchern

Quellen:
Printed Books vs. Digital Books:engl: via Squidoo.com
Booksellers Discuss the Value of E-books and Print Books:engl: via LISNews
E-book X-change:engl: via ShelfAwareness

[Diskussion] – Buch oder E-Book – Fortsetzung

Das ist wieder ein sehr lesenswerter Beitrag bei Tobias Zeumer auf Veweisungsform.de. Eigentlich wollte ich diesen Post als Kommentar hinterlassen, habe aber festgestellt dass dieser dann aber viel zu lang ausgefallen wäre. Ich werde hauptsächlich auf ein paar Punkte eingehen, wo ich denke, dass es da in meiner Argumentation Unverständlichkeiten gab.

[…] kann aber nicht das paralle Lesen in verschiedenen Artikeln oder Büchern (es sei denn man hat mehrere Lesegeräte 😉 ) ersetzen.

Die bezog sich auf die Wahrnehmungmöglichkeit von Texten. Die technische Lösung, die Herr Zeumer vorschlägt, klingt machbar:

Vielleicht gibt es auch noch so eine Art Tab wie im Browser bzw. der Taskleiste bei Windows, damit ich schnell zwischen mehreren Dokumenten hin- und herschalten kann und damit so paralell lesen kann, wie es einem Menschen überhaupt nur möglich ist (es sei denn, dass man Speedreading mit dem Linken und Rechten Auge getrennt beherrscht) 😉

Technisch lässt sich das ein oder andere sicherlich lösen. Neulich habe ich bei einem Anbieter einen Bildschirm entdeckt der aus einem durchgehenden Display in der Länge von drei Bildschirmen bestand und auf dem man verschiedene Dokumente “nebeneinander legen” konnte. Das wird bei den Displaygrößen derzeitiger Reader schwierig werden, aber vielleicht rollen wir ja demnächst den Reader wieder zusammen wie früher Papyrus und hätten somit ein größeres Display immer dabei, auf dem man zwei Seiten nebeneinander betrachten kann.

Die Fragen, die sich mir dabei stellen sind beispielsweise: Wie weit kann die Wahrnehmung und Wahrnehmungsphysiologie (des Gehirns) sich verändern? Wieviel hat Warnehmung auch mit dem zu tun, was wir fühlen? Dass Wahrnehmung sich ändern kann, zeigt das Wort “begreifen”. Mussten unsere Vorvorfahren die Dinge im wahrsten Sinne des Wortes anfassen und befühlen, ist “begreifen” heute eher im Sinne von verstehen aufzufassen. (Upps, das nächste haptisch-gelagerte Wort 😉 )

Die Begriffe Technikaffinität, Trend und Mainstream sind aus einer entwicklungsorientierten Sicht zu verstehen. Auch der Begriff “lohnen” muss sich dieser Entwicklung anpassen.
In der Werbung läuft derzeit ein Spot für den Renault Megan, worin es heißt:

“Weißt du noch? Mädchen fandest du immer total blöd. Du dachtest Handys sind nur was für Angeber. Du wolltest niemals Kinder haben. Und du konntest dir nicht vorstellen, einen Renault zu fahren.” (Quelle)

Zuerst kommen die sehr technikaffinen Nutzer, die von den neuen Möglichkeiten eines Produktes begeistert sind. Für sie ist das Gerät eine Art Spielzeug und sie loten die Möglichkeiten aus, die eine Verbesserung des Produktes vorantreiben. Aufgegriffen werden die so entstehenden Trends von den Trendsettern, die bereit sind, richtig viel Geld dafür auszugeben, nur um an der Trendfront dabei zu sein. Sie nehmen zwar den hohen Preis in Kauf, haben aber auch entsprechend steigende Ansprüche an Bedienkompfort und Möglichkeiten. Erst wenn diese Punkte stimmen, wird das Produkt vom Mainstream aufgegriffen und hier werden dann andere Kriterien angesetzt (wie beispielsweise der Preis oder der Nutzen für den Einzelnen), um zu sehen, ob es sich “lohnt”. Ob iPod oder Handy dieser Weg lässt sich auch bei ihnen nachvollziehen. Der iPod ist ein Zusatzprodukt, welches sich trotz hohem Preis und z.T. eingeschränktem Nutzungsumfang im Vergleich zu anderen Angeboten sehr gut verkauft. Apple hat es geschafft, weil man aus ihm einen Trend gemacht hat und als Mehrwert für Otto-Normalverbraucher dieses exklusive Gefühl, ein Trendsetter zu sein, gleich mit verkauft.
Dieser Spot greift auf, was bei dieser Entwicklung vom zweiten zum dritten Punkt passiert. Etwas, was man abgelehnt hat wird zum Normal- und Gebrauchsgegenstand. Waren wir mit der ersten Generation der E-Books im Stadium der Technikaffinität, kommen wir nun zum zweiten. Zur Zeit wird das E-Book zums Trend aufgebauscht. Es ist chic, ein E-Book zu besitzen, man ist “up-to-date” und es ist etwas, was noch nicht jeder hat. Wenn das E-Book und sein Reader jetzt den “Gebrauchstest” übersteht, ist es bald ein Produkt, dass wir – d.h. der Mainstream – auch besitzen möchten. Clevere Werbestrategien wie beispielsweise beim iPod führen mit dazu, dass sich das E-Book-Lesegerät durchsetzt und eine Anschaffung mit rein subjektiven “lohnenden” Werten wie einem guten “Bauchgefühl” verknüpft werden. Das “Lohnend” der Anschaffung liegt also sehr stark im Auge des Käufers und ist stark gefühlsabhängig.
Damit komme ich wohl zum gleichen Ergebnis wie Herr Zeumer:

Nun, ich glaube, dass es nicht so unwahrscheinlich ist, dass es mit den Readern auch so kommen wird (und wenn nicht, dann klage ich bei Google, Archive.org etc. die Löschung dieses Beitrags aus dem Archiv ein!). Allerdings könnt ich mir gut vorstellen, dass am Ende eher Preis, Bauchgefühl und der Trend in der “Nachbarschaft” ausschlaggebend sind und weniger andere “objektive” (naja, auch sein Bauchgefühl versucht man meist spätestens beim Griff zum Portmonnaie zu rationalisiseren) Gründe entscheiden werden.

An der Stelle hier nun mein Fazit:
Ein Hype ums E-Book ist nicht das Schlechteste, was den Readern passieren kann. Im Vergleich zum E-Book-Hype um das Jahr 2000 ist etwas dazu gekommen. Die Modelle haben ihr Klobigkeit verloren, sie sind technisch weiterentwickelt, einige Formatprobleme konnten gelöst werden und wichtig und entscheidend meiner Meinung nach ist die Weiterentwicklung der Displays. Nicht alle der damals festgestellten Probleme konnten entgültig gelöst werden, aber jetzt besteht die reelle Chance “massenmarkt-tauglich” zu werden.

Noch ein anderer Punkt, auf den ich gerne eingehen möchte. Ich habe mich dem Thema E-Books im Jahr 2000 aus einer rechtlichen Sicht heraus genähert. Nicht umsonst ist ein wichtiger Punkt in diesem Blog das “Digital Rights Management”:x: .

Sehr interessant finde ich daher die folgende Idee:

Dabei fällt mir (wieder einmal) mein altes Referat zu Digital Talking Books (DAISY) ein. Bei der Forderung nach einem einheitlichen Format (mit DRM bzw. rechtlicher “Sicherheit”) sind Frau Böhner von bibliothekarisches.de wahrscheinlich mit der Mehrheit zunächst einer Meinung. Vielleicht würden Bibliothekare sogar dazu neigen DAISY:engl: als einen solchen Standard zu empfehlen (insofern sie ja nicht unwesentlich daran mitgewirkt und darüber nachgedacht haben).

In der Spezifikation vn DAISY heißt es dazu:

14. Digital Rights Management

(This section is informative.)

Protection of intellectual property will continue to be an important issue for national libraries and other agencies serving people with print disabilities. How this responsibility is met in Digital Talking Book distribution programs, however, will vary from country to country due to differences in the legal environment surrounding the distribution of alternative format materials. It will also vary by item depending on whether the material is under copyright or in the public domain. When applicable, however, it is critical that agencies use reasonable administrative and technical measures to protect copyright holders’ rights. It is equally important, though, that agencies ensure access to alternative format materials by their target populations. Thus, DTB producers and distributors that implement DRM systems must do so in a manner that does not limit or prevent access to compliant DTBs by eligible users.

Ob DAISY sich für den rechtlichen Schutz geistigen Eigentums wirklich eignet, kann ich nach den wenigen Informationen der Spezifikation nicht sagen, aber die damit verbundene Forderung, dass niemand aufgrund seiner Behinderung zusätzlich durch DRM-Maßnahmen ausgeschlossen werden darf, muss ich nochmal hervorheben.
Ich halte es nicht für eitel oder falsch, sollten Bibliothekare sich dafür aussprechen, DAISY als ein Teilstandard für E-Books zu etablieren, zumal E-Book-Reader wie der Kindle2 auch Vorlesefunktionen besitzen.

Persönlich hoffe ich und finde es wichtig, dass sich die Bibliothekare, egal ob sie sich bei DAISY beteiligt haben oder nicht, bei E-Books und ihren DRM-Bestimmungen stark machen.

Bibliotheken [sind] gefordert, an der Weiterentwicklung der Rechtebeschreibungssprachen und ihrer Standards mitzuwirken, um Lösungen zu finden, bei denen sich die Schranken des Urheberrechts in den durch Rechtebeschreibung eingeräumten Rechten widerspiegeln.1

Bezug genommen auf das Posting von
Zeumer, Tobias: Kindle 2 und noch ein paar E-Reader Gedanken auf Verweisungsform.de

  1. Böhner, Dörte: Chancen und Risiken Digitaler Rechtebeschreibung für wissenschaftliche Bibliotheken in Deutschland, 2008, S. 97. []

[Diskussion]: Buch oder E-Book

Einen weiteren sehr interessanten Beitrag zu E-Books hat Tobias Zeumer in seinem Blog Verweisungsform.de geschrieben.
Er kommt in seinem Fazit zu folgenden Erkenntnissen:

Prinzipiell scheint das alles [die benötigten Funktionen, Anm. d. Verf.] nicht unmöglich oder besonders unwahrscheinlich (am “unwahrscheinlichsten” scheint derzeit eine echte Lösung von Format und Urheberrechten). Aber wenn diese machbaren Dinge geschafft wären…

Eine Programmierung neuer Funktionen dürfte nie das Problem sein. Neue Funktionen lassen sich sicherlich immer implementieren und alte Funktionen aktualisieren oder Funktionen des Buches nachbilden. Eine Gefahr ist sicherlich eine Überladung an Möglichkeiten. Das Handy von heute kann nicht nur zum Telefonieren genutzt werden, man kann damit auch Textnachrichten ersenden, im Internet surfen, fernsehen und Fotos schießen, aber die Handhabung wird immer komplizierter und umständlicher. Außerdem stellt sich die Frage, wie viele der Funktionen man im tagtäglichen Gebrauch dann wirklich nutzt.

Schwieriger gestaltet sich die Frage nach den Formaten. Hier werden die erfolgreichsten Anbieter entsprechende Spezifika diktieren und der, der mit seinem Format die meisten Geräte verkauft, hat da wohl die besten Chancen. Hier sind vor allem die Nutzer der Geräte gefordert, ihre Wünsche durchzusetzen. Offene Formate sind auf jeden Fall proprietären E-Book-Formaten vorzuziehen. Zumindest sollte von Anfang an die Forderungen nach einer hohen Interoperabilität einen der obersten Stellenwerte innehaben. Hier ist der Kindle im Vergleich zum Sony-Reader sehr schlecht aufgestellt.

Die rechtliche Seite wird wohl die schwierigste sein, da hier weit mehr Interessen mitspielen, als man auf den ersten Blick glauben mag. So werden neben technischen Patenten immer mehr Beteiligte des Content-Angebots ihre Rechte beachtet sehen. Die Rechte lassen sich im elektronischen Bereich wesentlich detaillierter darstellen (mal ganz abgesehen davon, dass sie auch dargestellt werden müssen, weil sonst die Inhalte überhaupt nicht angezeigt werden können) und können daher auch viel genauer abgerechnet werden. Dies wird neben den Unsicherheiten, die momentan durch das Urheberrecht verursacht werden, zu einer Verkomplizierung der Rechtesituation führen und sicherlich auch zu einer Verteuerung des Produktes “E-Book”.

Für das DRMS sollte ein offenes System wie OMA für die Handysparte Pflicht werden, um für eine entsprechende Interoperabilität der Geräte sorgen zu können. Durch offene Standards kann so eventuell die Monopolisierung des E-Book-Marktes verzögert oder gar verhindert werden und somit eine flexible Preisgestaltungsmöglichkeit für E-Books erhalten.

Und trotzdem will keiner das Ding haben, weil er keinen (relevanten) Nutzen darin sieht und seine Gewohnheit ihm den Griff zum Buch diktiert? Der entscheidende Wert eines Buches liegt doch nicht in seiner “physischen” Form. Es hat sich durchgesetzt, weil es erheblich Vorteile gegenüber Mund-Gehirn/Gedächtnis-Ohren-Informationsüber/-vermittlung hat, aber nicht weil dann Stille herrscht (die vielleicht zuächst als sehr unangenehm, weil abweichend vom Gewohnten, empfunden wurde. Schließlich konnte man vorher einfach nachfragen, statt blöd rumzublättern).

Eine längere Gewöhnung an E-Book-Reader ist sicherlich notwendig. Zu untersuchen ist die Frage, wie sich das Rezeptionsverhalten des Nutzers verändern muss. Wir haben das Internet als die Informationsquelle entdeckt. Auch keine Informationsfachleute können dort sehr schnell mehr oder weniger hochwertige Informationen finden. Es ist Teil des Alltags geworden und verdrängt inzwischen auch alte Medienformen, wie die Zeitung oder das Lexikon. Informationsaffine haben ihr Nutzerverhalten entsprechend angepasst, aber wieviele Nutzer haben das Internet nicht wirklich als Informationsquelle für sich entdeckt.

Naja, ich [Tobias Zeumer, Anm. d. Verf.] bin jedenfalls gespannt, ob das Buch aufgrund so herausragender Eigenschaften wie der haptischen Qualität und des ästhetischen Regalfüllwerts (wohl die zwei entscheidenden Eigenschaften, die ein E-Book Reader nie wirklich haben kann), wahrhaft das optimale und praktischste Informationsmittel – Information im allerweitesten Sinne – bleiben wird. 😉

Wir werden uns sicherlich an immer weitere technische Neuerungen gewöhnen, werden gerne technische Veränderungen in Kauf nehmen, die einen Vorteil bedeuten, allerdings glaube ich nicht, dass dies auf Dauer akzeptiert werden wird. Neben haptischen und ästhetischen Gesichtspunkten spielt noch etwas eine Rolle, die man nicht unterschätzen sollte. Die Handhabung eines Buches ist sehr einfach. Selbst das einfachste, technische Gerät stellt höhere Anforderungen an das technische Können des Lesers und die richtige Pflege. Ein Buch zerkratzt nicht wie ein Display, besitzt keine Akkus, die veralten, es beinhaltet keine Software, die regelmäßig upgedatet werden muss und … und …und … Wer will darauf dauerhaft achten?

Warum oder besser wann sollte man sich dennoch für das Produkt E-Book entscheiden?
Die Anschaffung eines Readers kann sich für diejenigen lohnen, die eine hohe technische Affinität besitzen und viel unterwegs sind. Auch im wissenschaftlichen Bereich kann es mit entsprechenden Funktionalitäten (z.B. Unterstreichung, Annotation, Lesezeichen, Verlinkung von Querverweisen) ein Ersatz für die Zettelwirtschaft sein, kann aber nicht das paralle Lesen in verschiedenen Artikeln oder Büchern (es sei denn man hat mehrere Lesegeräte 😉 ) ersetzen.
Über das E-Book können sehr teure Werke im Rahmen von DRM vielleicht sehr günstig für einen bestimmten, aber realistisch ausreichenden, Zeitraum zugänglich gemacht werden.

Gibt es weitere Pro- oder Contra-Argumente für oder wider das E-Book? Sicherlich. Nach meiner gerade sehr spontanen “Bestandsaufnahme” überwiegen momentan deutlich die negativen Aspekte, die mich vom Kauf eines E-Book-Lesegerätes abhalten. Neben der Vielfalt der Lesegerät-Alternativen, die es momentan noch gibt, gibt es genug Nutzungsaspekte, mit denen ich nicht zufrieden wäre.
Das E-Book-Lesegerät wäre ein additives Gerät zum PC, Netbook und Handy, welches ein Gerät mit eingeschränktem technischen Nutzungsspektrum wäre (akzeptabel auf jeden Fall) und vor allem mit seinem sehr stromsparenden E-Paper-Display punkten würde. Für jemanden, der sich schlecht entscheiden kann, welches Buch er gerade lesen möchte, hätte so ein Gerät natürlich auch einen großen Vorteil… Allerdings Anschaffungspreis, schnelles Veralten der Hardware und die Dateiabhängigkeit von Formaten der Anbieter sind meiner Meinung nach das größte derzeitige Problem, das eine Anschaffung eines E-Book-Readers unrealistisch macht.

Die derzeitigen Nutzungsfunktionalitäten eines Print-Buches kombiniert mit einer Vollzeitsuche und den Möglichkeiten der digitalen Verknüpfung zu Querverweisen wäre mein E-Book 😉

Zur Diskussion siehe auch Ben Kadens Beitrag und die dazugehörigen Kommentare im IBI-Weblog vom 28.05.2008.

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