Hilfetipps zur Onlinerecherche

Für manche ist es eine intuitive Selbstverständlichkeit, wie sie im Internet recherchieren. Geübte Googler gibt es genug, doch manchmal tut es gut, sich die Regeln der Recherche noch einmal bewusst zu machen. Eine erfolgreiche und effiziente Suche beginnt schon vor dem Moment, wo man die ersten Buchstaben in den Suchschlitz tippt.

1. Bereiten Sie die Suche sorgfältig vor.
Eine gut vorbereitete Suche erspart Ihnen viel Suchzeit. Besonders notwendig ist diese Vorbereitung, wenn Sie über einen zeitabhängigen Internetzugang verfügen.
Eine Ad-hoc-Suche kann zu Glückstreffern führen, aber Sie werden kaum die besten Suchtreffer erhalten. Bevor Sie sich durch Bildschirm und Tastur ablenken lassen, setzen Sie sich vorher einmal mit Stift und Papier hin und legen ein kleines Mindmap an.
Mindmap Schema (auf Flickr.com von ppip unter CC: BY-NC-SA)
Ausgehend vom Thema (a), sollte man sich überlegen, was zum Thema dazu gehört (b-d) und welche Stichwörter (e-f) sich diesen zuordnen lassen. Sie werden mehr im Vorfeld finden als Sie glauben und damit Ihre Suche erheblich verbessern. (Ergänzen Sie das Mindmap ruhig im Laufe Ihrer Recherche, damit Sie einen guten Überblck über Ihr Thema behalten.)

2. Verschaffen Sie sich einen ersten Überblick.
Sie sollten sich, wenn Sie in das Recherchethema erst einsteigen, erste grobe Informationen suchen. Nutzen Sie dazu Lexika, Online-Enzyklopädien, Lehrbücher oder auch Internet-Suchmaschinen.

3. Sammeln Sie passende Suchbegriffe.
Seien Sie kreativ bei der Sammlung von passenden Stichwörtern, um Ihre Suche einzugrenzen. Synonyme, d.h. andere Worte mit gleichem Sinngehalt, können ebenfalls zu relevanten Treffern führen. Notieren Sie die Stichwörter, damit Sie diese bei Ihrer Recherche zur Hand haben. Mit Hilfe des Mindmaps behalten Sie einen guten Überblick über Ihre Suchbegriffe und Ihre Zuordnung zu Ihren eigentlichen Fragen. Sollten Sie Hilfe brauchen, um weitere Suchbegriffe zu finden, kann Ihnen vielleicht der MetaGer-Web-Assoziator weiterhelfen.
Wordle: recherche

4. Überprüfen Sie Ihre Suchergebnisse.
Nach der ersten gründlichen Suche sollten sie die Qualität und Relevanz Ihrer Suchergebnisse überprüfen. Gegebenenfalls modifizieren Sie die Suchbegriffe für die nächste Rechercherunde und kombinieren Sie neu.

5. Variieren Sie Ihre Recherchemittel.
Recherchemittel sind beispielsweise Suchmaschinen, Bibliothekskataloge und Linklisten. Ihnen allen ist gemeinsam, dass Sie nur einen bestimmten Ausschnitt des möglichen Informationsangebotes abdecken. Nutzen Sie daher verschiedene Recherchemittel für Ihre Suche. Auch Google kann Ihnen nicht alle Informationen liefern, die es zu einem Thema gibt. Alles was zum Deep Web gehört, d.h. besonders tief verlinkt ist, ist für Google genauso unsichtbar wie passwort- und IP-Netz-geschützte Inhalte. Das heißt, Inhalte aus Datenbanken und E-Journals werden Sie nur sehr begrenzt finden.

6. Nutzen Sie Expertenwissen.
In vieler Hinsicht geht nichts über das Wissen von Experten. Nutzen Sie dazu Newsgroups, Blogs oder schreiben Sie einen Experten direkt an. Scheuen Sie sich nicht davor, denn auch Experten sind Menschen und sie freuen sich, wenn ihr Wissen geschätzt wird. 🙂 Mehr dazu

7. Validieren Sie gefundene Informationen.
Sie sollten gefundenen Informationen niemals einfach so vertrauen. Es gibt verschiedene Kriterien, mittels denen Sie die Qualität des Ergebnisses überprüfen können.
Ein erster Hinweis ist das Vorhandensein der gesuchten Begriffe im Titel, in der ggf. angezeigten Zusammenfassung oder dem Ausschnitt des Dokumentes. Bei Bibliothekskatalogen oder gut erschlossenen Datenbanken können auch angegebene Schlagwörter, die explizit den Inhalt beschreiben. Hilfreich kann es auch sein, bei Büchern einen Blick ins Inhaltsverzeichnis, die Einführung und das Schlusswort zu werden und bei Zeitschriftenaufsätzen Abstracts auf die Suchbegriffe durchzusehen. Viele Bibliothekskataloge bieten bereits die Möglichkeit, sich das Literaturverzeichnis zu einem aktuellen Buch herunterladen zu können.
Das nächste Kriterium ist die Qualität und Zuverlässigkeit. Sehen Sie auf den Internetseiten bereits erste grobe Rechtschreibfehler? Wirkt der Text zusammengestückelt? Sind weitere Quellen angegeben? Sind die Zitate ordentlich gekennzeichnet?
Ein weiterer Hinweis auf eine entsprechende Zuverlässigkeit der Quelle kann auch die Domain sein. Gehört die Seite einer Institution oder eher einem Privatmann. Informieren Sie sich über den Autor (Fachmann?). Ist er ein Experte, Student oder eine interessierte Privatperson?
Es gibt weitere Kriterien, die Sie für die Bewertung der Internetquellen heranziehen können. Mehr dazu

8. Speichern Sie die Dokumentenadresse ab.
Stimmen Relevanz und Qualität des gefundenen Dokumentes, speichern Sie die Onlineadresse in Ihren Bookmarks ab. Es gibt kostenlose Literaturprogramme wie Citavi oder Zotero, mittels denen Sie diese Links und erste weitere Informationen zu den Dokumenten abspeichern können. Zotero ermöglicht es Ihnen auch, einen Screenshot der Seite abzuspeichern.

9. Fragen Sie andere um Hilfe.
Manchmal hat man ein Brett vorm Kopf. Man hat sich auf bestimmte Suchbegriffe versteift, ist nicht mehr in der Lage, um die Ecke zu denken oder kennt einfach bestimmte Informationsquellen nicht, die für die Recherche geeigneter sind als Google. Fragen Sie deshalb andere, sei es im Internet oder im realen Leben. Wenden Sie sich an (Studien)Kollegen, Experten oder die Informationspezialisten Ihrer Bibliothek. Sie werden Ihnen sicherlich weiterhelfen können.

10. Geben Sie nicht auf!
Die Recherche ist ein aufwendiges Unternehmen. Sie benötigen Zeit und Geduld. Recherchen führen nicht immer sofort zum besten Ergebnis. Nehmen Sie sich Zeit und lassen Sie sich nicht entmutigen. Trial & Error gehört dazu. Suchbegriffe, die bei einem Recherchemittel funktionieren, können bei einer anderen Suchmöglichkeit zu einem Nulltreffer-Ergebnis führen.

Weiterführende Webadressen
Ostermann, Marcus: Die 12 Goldenen Regeln der Internet-Recherche auf WiWi-TreFF
Literatur suchen Lotse, Projekt der Universitäts- und Landesbibliothek Münster
Böhner, Dörte: Suchen & Finden – Recherche-Tutorium auf jere-mias.de
Recherchemittel und Recherchestrategien in Datenbanken der Universitätsbibliothek Bern
Neudecker, Andreas: Suchen im Internet

Themenhäufigkeit und Literaturlage

Ob dein Thema häufig bearbeitet wurde, hat Auswirkungen auf die Literaturarbeit und deine Eigenleistung.
Gründe für die unterschiedliche Bearbeitungshäufigkeit sind:

Du hast ein Modethema, mit dem sich zur Zeit sehr viele beschäftigen.

  • Es gibt sehr viel aktuelle Literatur bzw. Projekte dazu.
  • Du musst sehr viel lesen, um tagesaktuell zu sein.
  • Eine genauere Einschränkung/Spezifizierung des Themas kann sich als hilfreich erweisen.
  • Du kannst auf bestehende Konzepte zurückgreifen, die du aber kritisch auf ihre Eignung hin prüfen solltest.

Dein Thema wurde eine zeitlang aktiv bearbeitet, aber in letzter Zeit ist es wenig bearbeitet worden.

  • Es gibt viel ältere Literatur dazu.
  • Du musst viel lesen, aber auch nach ähnlichen aktuelleren Problemen/Lösungen suchen mit aktueller Literatur.
  • Eine Ausweitung/Einschränkung des Themas kann hilfreich sein.
  • Du musst bestehende alte Konzepte/Methoden daraufhin überprüfen, ob sie nicht durch neuere Konzepte/Methoden abgelöst werden können, um dein Problem/Thema effektiv und effizient zu bearbeiten.

Du hast ein Thema, mit dem sich bisher kaum jemand beschäftigt hat.

  • Es gibt wenig Literatur, die sich direkt mit deinem Problem beschäftig haben.
  • Du musst hier nach ähnlichen Problemen/Lösungen suchen, um Literatur zu finden.
  • Eine Ausweitung des Themas kann hilfreich sein.
  • Du musst bestehende Konzepte/Methoden auf ihre Anwendbarkeit auf dein Problem hin überprüfen oder ein eigenes Konzept/eine eigene Methode entwickeln.

Die 7 W-Fragen

Hausarbeitsthema bzw. Abschlussarbeitsthema erhalten? Chaos im Kopf? Oh je, wie soll ich das schaffen?

Beispielthema:

Konfiguration einer digitalen Reglerbaugruppe mit Hilfe eines Assistenten

Schritt für Schritt ist die Lösung. Eine erste Gliederung und Sortierung der Gedanken ermöglichen die “7 W-Fragen”.

1. Was will ich herausfinden?

Formuliere eine Hauptfrage. Was ist ist das Hauptthema deiner Arbeit?
Bsp.:

Wie muss so ein Regler konstruiert sein, um eine einfache Handhabung zu gewährleisten?

2. Welche Unterfragen kann ich stellen?

Hier kannst du Fragen zu Einzelaspekten deiner Arbeit stellen. Was für Unterthemen musst du in deiner Arbeit beachten?
Bsp.:

Wobei soll der Assistent helfen?
Welche Schnittstellen benötigt der Assistent?
Welche Programmierrichtlinien muss ich beachten?
Welche Begrifflichkeiten muss ich defnieren?
Welche Programmierumgebung benötige ich?
...
Was für Literatur muss ich lesen?

3. In wie weit ist mein Thema mit anderen Themen ähnlich?

Wenn das Thema/Oberthema/Teilthema so schon mal bearbeitet worden ist, erleichtert es dir den Einstieg in deine Arbeit, da du

  • bereits verwendete Litertur zu deinem Thema finden kannst.
  • eine Hilfestellung zum möglichen Aufbau/zur möglichen Gleiderung deiner Arbeit erhältst.
  • auf vorhandene Erkenntnisse/Lösungen aufbauen kannst.
  • neue Aspekte/Fragen findest, die du unter anderen Umständen nicht bedacht/gestellt hättest.

Bsp.: Vorhandene Entwicklertools erleichtern dir die Programmierung von Ereignisroutinen.

4. Worin unterscheidet sich mein Thema von ähnlichen anderen Themen?

  • Ist es das Material?
  • Ist es die Art der Fragestellung?
  • Ist es die Verbindung von Aspekten?
  • Ist es das methodische Vorgehen?

Bsp.:

Ich wähle einen theoretischeren Ansatz.

oder:

Mein Schwerpunkt liegt auf einer verbesserten Bedienfreundlichkeit.

oder:

Der Assistent, den ich entwickle, enthält eine Plausibilitätsprüfung, die unsinnige Nutzereingaben verhindert.

oder: …

5. Was könnte sich an meinem Thema noch ändern?

In manchen Fällen ist das gegebene Thema zu weit gefasst, um dir genug Freiraum für deine Arbeit zu lassen. Hier kannst du dein Thema genauer beschreiben oder du kannst auch später während der Arbeit daran dein Thema einschränken.

Bsp.: Statt

Konfiguration einer digitalen Reglerbaugruppe mit Hilfe eines Assistenten

könnte dein genaues Thema

Konfiguration einer digitalen Reglerbaugruppe mit Hilfe eines Assistenten im Rahmen des Projektes XY

heißen.

6. Was soll an meinem Thema unbedingt so bleiben?

Du beginnst deine Arbeit meistens mit bestimmten Vorstellungen und Zielsetzungen. Dein Professor hat dir bestimmte Vorgaben gemacht, die du einhalten sollst. Diese Frage hilft dir dabei, die wichtigsten Aspekte nicht aus den Augen zu verlieren.

Bsp.: Nicht ändern darf sich:

    	
  • das Oberthema meiner Arbeit
  • die Zukunftsfähigkeit meines Assistenten
  • die serielle Schnittstelle
  • die Modularität
  • ...

7. Welchen Platz hat mein Thema ungefähr in der Forschungslandschaft?

Haben schon sehr viele das Thema/ ein ähnliches Thema bearbeitet oder sehr wenige. Das hat Auswirkungen auf den Erfolg deiner Literaturrecherche und deine zu erbringende Eigenleistung bei der Bearbeitung dieses Themas.
Bsp.:
Es gibt bereits verschiedene digitale Reglerbaugruppen, die jedoch nicht mit Hilfe eines Assistenten konfiguriert werden können. Bisherige Parameter wurden werksfertig mitgeliefert.
Literatur zu den Reglerbaugruppen gibt es und auch die benötigten Parameter kannst du entsprechenden Dokumentationen entnehmen, d.h. du erfährst relativ schnell, welche Parameter du für die Entwicklung deines Assistenten beachten musst.

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